Gastautor / 14.10.2015 / 06:30 / 29 / Seite ausdrucken

Zur Flüchtlingskrise: Gott hilft nicht - weder der noch der ...

Von Peter Heller

Je größer die Aufregung, desto mehr steigt auch die Neigung zu Übertreibungen.  Ihren Amtseid habe Angela Merkel durch die Öffnung der Grenzen verletzt, lese ich derzeit häufig in den sozialen Medien. Der Satz vom Wohle des deutschen Volkes, den es zu mehren gelte, und vom Schaden, den man abzuwenden hätte, wird mit dieser Behauptung inhaltlich vergewaltigt. Denn man setzt “Islam” mit “Schaden” gleich. Beschwört wird das Bild von Horden gewaltbereiter, fundamentalistisch ideologisierter muslimischer junger Männer, die uns überrollen. Die zunächst unseren Wohlstand aufzehren, bevor sie uns die Freiheit nehmen.

Da kommt mir die ehemalige Kollegin in den Sinn, die vor einigen Monaten die Chance für einen beruflichen Aufstieg nutzte und dazu bei einem anderen Unternehmen anheuerte. Sie ist Türkin. Oder besser gesagt: „Deutsche mit türkischem Migrationshintergrund“. Mich betrifft eigentlich nicht, was in ihrem Ausweis steht, wo sie geboren wurde und welches Land sie als Heimat ansieht. Ich bin Deutscher. Was ja auch niemanden außer mir betrifft oder betreffen sollte.

Die Ex-Kollegin versteckt ihre Attraktivität nicht unter einem Kopftuch oder hinter einem Schleier. Sie ist Akademikerin. Hat irgendwas mit Marketing gelernt und beherrscht mehrere Sprachen. Auch hat sie bislang während der Arbeitszeit – zumindest soweit ich das mitbekommen habe – noch nie einen Teppich herausgeholt und sich gen Mekka verbeugt. Obwohl sie sich – Achtung, jetzt kommt der Knackpunkt – als gläubige Muslima versteht. 

Sie isst kein Schweinefleisch. Sie nimmt nicht einmal Rindfleisch zu sich, wenn es (wie im Grillrestaurant einmal geschehen) auf einem gemeinsamen Teller mit Schweinefleisch serviert wird. Denn dann ist nach ihrer Meinung auch das Rindfleisch kontaminiert. Womit genau, konnte sie mir nicht erklären. Der Prophet hat es so bestimmt, es steht im Koran und damit basta. Ob sie wohl eine mögliche Düngung von Brotgetreide mit Schweinegülle auch berücksichtigt? So tief ging unser diesbezüglicher Austausch nicht. Ich wollte sie nicht durch bohrendes Nachhaken beleidigen. In Deutschland gilt Religionsfreiheit. Nicht nur der Staat hat auf diesem Auge zu erblinden, sondern jeder Bürger.

Tatsächlich aber reißen viele Menschen zurzeit die Augen ganz weit auf und starren mit Angst, Wut und Entsetzen auf die vielen Muslime, die zumindest vorübergehend, wenn nicht für immer auch bei uns leben wollen. Warum eigentlich? Manche Moschee ist mit ihren Kuppeln und Türmchen doch hübsch anzusehen. Die heilige Sophia hat nach 1453 architektonisch durchaus gewonnen. Der Muezzin ruft hierzulande auch nur von wenigen Minaretten eher selten zum Gebet. Wo es erlaubt wurde, ist es sehr leise, denn anderes verbieten diverse Lärmschutzverordnungen. Wenn diese im Sinne der Gleichbehandlung auch auf das Läuten von Kirchenglocken angewendet würden, ich würde es begrüßen. Ginge es nach mir, würden Ausrufer und Glocken gleichermaßen verstummen.
Wer sich hingegen nur zum Gebet nach Mekka verbeugt, dem Alkohol und dem Schweinefleisch entsagt oder auch den Ramadan einhält, der stört mich im Gegensatz zum vermeidbaren Lärm nicht in meiner Lebensgestaltung. Es soll doch jeder nach seiner Fasson glücklich werden. Das wäre ein Deutschland, in dem ich mir zu leben wünsche. Ein Land, in dem jeder jedem Aberglauben anhängen kann. Solange er dabei niemanden beeinträchtigt. Solange eben feststeht: Aberglaube ist Privatsache, die nur im Rahmen der freiheitlich demokratischen Grundordnung und der aus ihr abgeleiteten Gesetze ausgelebt werden darf.

Wenn man sich darauf verständigen könnte, dann wäre ein wichtiger Schritt getan. Wer hier leben will, hat sich unseren Regeln zu unterwerfen. Von der Schulpflicht mit allem, was dazugehört, ob Klassenfahrt, ob Schwimm- oder ob Sexualkundeunterricht, darf man niemanden ausnehmen, keine christliche Sekte und auch keinen strenggläubigen Moslem. Eine Vorschrift, nach der Frauen beim Baden einen Bikini zu tragen hätten, gibt es jedoch nicht. Es mag die Nonne ihre Tracht als Ausdruck ihrer Haltung verstehen, soll sie doch damit herumlaufen, wie es ihr gefällt. Das Kopftuch haben wir dann aber ebenfalls zu akzeptieren. Die Burka dagegen hätte ihren Platz nur im Karneval, in dem eine Vermummung eben nicht als Indiz für böse Hintergedanken gesehen wird.

Auch ist niemand gezwungen, Schweinefleisch zu verzehren. Manche mögen es vielleicht einfach nicht. Manche sehen ihre Abstinenz vielleicht auch als politische Botschaft. Wer aber kein Schweinefleisch zu sich nimmt, weil der Prophet es so sagte, der handelt albern. Können Albernheiten unser Gemeinwesen gefährden?

Die anfangs beschriebene Ex-Kollegin ist aufgeklärt, hat Abitur, hat studiert. Trotzdem hält sie sich an ein Gebot, das zu mittelalterlichen Zeiten einmal sinnvoll gewesen sein mag. Wenn es eben im Klima der arabischen Halbinsel im Frühmittelalter keine Möglichkeit gab, Schweinefleisch ohne gefährliche Keime zu produzieren und zu lagern, dann hat man es auch besser nicht verzehrt.

Die großen religiösen Schriften bestehen zu einem großen Teil aus solchen Anweisungen und Anleitungen, die den Zusammenhalt und die Resilienz einer vorindustriellen Gesellschaft sichern sollten. In der man einer überwiegend nicht alphabetisierten Bevölkerung diese Grundregeln nur mittels einer respektierten Priesterschaft von der Kanzel herab predigen konnte. Göttliche Offenbarung steckt nicht dahinter, sondern nur Realpolitik. Der Männerverbrauch in den zahlreichen blutigen Schlachten Mohammeds und seiner Nachfolger hat beispielsweise die Vielweiberei als soziale Maßnahme zur Absicherung der Witwen und Waisen schlicht notwendig werden lassen. Polygamie ist übrigens auch im Hier und Jetzt gestattet. Man darf nur nicht mehr als einen Partner heiraten.

Wer dagegen glaubt, mittelalterlichen Regeln in der heutigen Zeit noch wortwörtlich folgen zu müssen, an dem ist die Aufklärung folgenlos vorbeigezogen.Aber wird man deswegen gleich zu einem potentiellen Selbstmordattentäter?

Man kann Angela Merkel in der Flüchtlingskrise vieles vorwerfen. Mir persönlich ist ein Satz aufgestoßen, der bislang zu selten thematisiert wurde, obwohl ihn prominente Protagonisten wie Margot Käßmann und Katrin Göring-Eckardt dankbar aufgegriffen und wiederholt haben. Wer Angst habe vor dem Islam, so der Ratschlag, der solle halt wieder mehr in die Kirche gehen.

Wer sich vor fundamentalistischen Strömungen im Islam fürchtet, weil diese illiberalen, menschenverachtenden und voraufklärerischenThesen anhängen und diese auch noch gewalttätig durchsetzen wollen, der also bekämpfe am besten den einen Aberglauben mit dem anderen?

Auch das Christentum ist nicht frei von dummen Ideen. Jungfräuliche Geburt? Auferstehung von den Toten? Wunder außerhalb der durch die physikalische Struktur des Kosmos gegebenen Optionen? Wenn wir im Westen die blutigen und totalitären Zeiten einer sich als tragendes Element eines Staatswesens verstehenden Religion hinter uns gelassen haben, dann nicht, weil wir glücklicherweise alle Christen waren und keine Moslems. Sondern weil wir es durch Wissenschaft und Technologie, durch die Eröffnung neuer Blickwinkel und Perspektiven auf die Welt und auf den Menschen geschafft haben, das Christentum von seinem Thron zu stoßen. Wir sind heute nicht deswegen den Despotien der arabischen Welt zivilisatorisch voraus, weil das Christentum der bessere Glaube ist. Sondern weil wir aufgehört haben, uns über den Glauben zu definieren. Zumindest weitgehend.

Die Integration der Flüchtlinge aus islamischen Kulturkreisen gelingt nur, wenn wir ihnen einen säkularen und pluralen Staat vorleben, der weltliche Freiheiten gegen religiöse Beschränkungen verteidigt und durchsetzt. Manches wird man erzwingen müssen. Vieles aber wird von den Menschen sicher auch bereitwillig und dankbar aufgenommen. Wer aus Kriegsgebieten zu uns kommt, in denen sich verschiedene Kulte aus spiritueller Uneinigkeit die Köpfe einschlagen, für den ist heidnischer Hedonismus eine Wohltat. Gebt ihnen Sex, Drugs und Rock’n Roll, gebt ihnen Hollywood, die Fußball-Bundesliga und meinetwegen sogar Vince Ebert. Irgendwann haben die keine Lust mehr auf Moscheen, bärtige Prediger und Ramadan. Oder kennen Sie einen heimischen Katholiken, der sich noch streng an die Fastenzeit hält? Ich nicht.

Auf keinen Fall aber darf man die hier schon lebenden Muslime und die nun zu uns kommenden in einen kreuzzüglerischen Wettbewerb um die bessere Religion treiben. Ein aufgeklärter, moderner Islam ist schlicht nicht möglich, ein aufgeklärtes und modernes Christentum aber auch nicht. Jede Religion fußt auf überkommenen Vorstellungen und esoterischen Ritualen. Die können sie nicht aufgeben, die Priester und Imame, ohne die Rechtfertigung für ihr Tun zu verlieren. Ein Deutschland, in dem ein Wettbewerb um die Besucherzahlen in Kirchen und Moscheen tobt, wäre ein gescheitertes Deutschland. Die Integration ist dann vollendet, wenn die Menschen lieber auf Schalke gehen, denn ins Gotteshaus. Für manche ist das ja auch schon heute gleichrangig.

Meine Ex-Kollegin ist ethnische Türkin und Muslimin. Ich bin ein eingeborener Atheist. Beide aber sind wir kulturell gesehen Deutsche. Weil dies für uns nicht mit einem religiösen Bekenntnis, sondern mit einer liberalen Lebenseinstellung verbunden ist. In der niemand gezwungen wird, etwas aufzugeben, aber jeder die Möglichkeit bekommt, etwas hinzuzugewinnen.

Das Problem der Kanzlerin ist nicht eine Verletzung ihres Amtseides. Eine solche ließe sich ohnehin erst mit einem großen zeitlichen Abstand feststellen. Das Problem der Kanzlerin ist die Formel, mit der sie ihren Eid beendete: So wahr mir Gott helfe. Genau daran scheint sie sich zu klammern, wenn sie formelhaft beschwört, wir würden das schon schaffen. Dabei hat sie ganz allein einen Weg aus dem Schlamassel zu weisen, in den sie Deutschland gebracht hat. Weder helfen ihr ein nicht spezifizierbares „wir“, noch ein Jesus, der alle Mühseligen und Beladenen zu sich nimmt, noch dessen transzendierter Vater im Himmel. Von Allah und seinem Propheten kann sie auch nichts erwarten.

Nein, liebe Frau Bundeskanzlerin, Gott hilft nicht. Er hat auch noch nie geholfen. Gottes Wirken ist, da Gegenstand menschlicher Phantasie, ziemlich häufig ziemlich kontraproduktiv. Dies wäre meine erste Botschaft an alle Flüchtlinge: Wer kommt, hat sich nicht an ein christlich/jüdisches Abendland anzupassen. Vielmehr darf er jede religiöse Vorschrift ignorieren, die ihm nicht gefällt.

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Emma Broakulla / 14.10.2015

Richtig ist, dass Religion Privatsache ist . Dem ist zuzustimmen. Allerdings ist Atheismus auch Privatsache und sollte ebenfalls kein Dogma sein. Wer sich , wie sie schreiben, nur zum Gebet nach Mekka verbeugt, dem Alkohol und dem Schweinefleisch entsagt oder auch den Ramadan einhält, der stört mich ebenfalls nicht. Eine Religion deren Ziel es ist alle “Ungläubigen” zu vertreiben oder zu töten mit einer Religion zu vergleichen deren Grundsatz heisst seinen Mitmenschen zu lieben wie sich selbst, ist eher ein Zeichen fuer sehr oberflächliches Wissen. Ueber dass, was im Namen von allen Religonen veruebt wurde wäre an anderer Stelle zu diskutieren. Wer die Gewaltgeneigtheit des Islams nicht thematisiert und abstreitet ist mindestens naiv. Die Attentäter von Paris z.B. verstanden sich als besonders glaubenstreue Fromme auf den Spuren Mohammeds. Vor diesem Faktum verblasst jede Frage, inwieweit sie sich zu Recht oder zu Unrecht auf diese oder jene Sure beriefen. Wer das Glockenläuten als “vermeidbaren Lärm” bezeichnet und es mit dem Ruf des Muezzins vergleicht hat nichts begriffen. Kirchenglocken rufen nonverbal zum Gottesdienst oder zum Gebet . Der Ruf des Muezzin aber ist weniger „Religionsausübung“ als Herrschaftsanspruch. Er ist das gesungene Glaubensbekenntnis der Muslime. Das Läuten der Glocken gehört zum kulturellen Erbe, genau wie Sonntage und kirchliche Festtage, Kirchenmusik und religiöse Kunst in allen Formen. Das Läuten der Glocken bedeutet fuer viele Menschen ein Gefuehl von Heimat, ein Wort was heutzutage, wenn auch völlig zu Unrecht, leider negativ besetzt ist. Der britische Historiker Niall Ferguson nennt die „vielleicht schlimmste Bedrohung des Westens“ nicht den radikalen Islamismus oder „eine andere von außen kommende Kraft, sondern unser mangelndes Verständnis für und fehlendes Vertrauen in unser eigenes kulturelles Erbe.“ : Welche geistigen Gründungsurkunden des Westens man auch zu Rate zieht, ob Voltaire, John Locke oder die Bibel: Überall ist Toleranz eine Übung in Standhaftigkeit und nicht ein gleichförmiges Desinteresse an allem. So aber hat sich der Westen in weiten Teilen in den letzten Jahren entwickelt: zur Vereinigung der Menschen, denen alles egal ist, solange niemand sie beim Lebensgenuss und dessen Verdauung stört. Toleranz aber ist ohne Haltung nicht zu haben.: Wie bunt und durchmischt der Westen heute sein mag: Er ist es, weil in griechischer und römischer Antike, im erst jüdischen, dann christlichen Monotheismus die Menschheit jenen Geschmack für die Verschiedenheit entwickelte, ohne die heute Toleranz kein flächendeckendes Phänomen sein könnte. Er wird nicht mehr sein, wo er sein Gedächtnis verwirft. Sie schreiben: ” Es mag die Nonne ihre Tracht als Ausdruck ihrer Haltung verstehen, soll sie doch damit herumlaufen, wie es ihr gefällt. Das Kopftuch haben wir dann aber ebenfalls zu akzeptieren.” Das ist ein weiterer Beweis für die Oberflächlichkeit ihres Kommentars. Die Tracht der Nonne ist Berufsbekleidung, also Uniform. Mit dem Tragen des Kopftuchs nur dann zu vergleichen wenn das Tragen der Tracht ein Gebot der christlichen Religion für alle Frauen wäre. Gott hat noch nie geholfen? Woher wissen sie das? Das ist ein Aberglaube ihrerseits! Aus welchem Grunde hat dieser einen höheren Stellenwert als andere “Aberglauben”? Es geht nicht um einen kreuzzüglerischen Wettbewerb um die bessere Religion aber es geht sehr wohl um die Anpassung an ein christlich/jüdisches Abendland die von zentraler Bedeutung ist. Wer das, am Ende sinnlose Dasein von “Lebensgenuss und dessen Verdauung vorzieht”, mag das gerne tun. Das ist seine ureigendste Freiheit. Diesen Zustand fuer alle Menschen als einzig sinnvoll dazustellen - denn das tun Sie - ist Missionierung. Dazu sage ich ” Nein danke!” PS: Ich habe Auszüge aus einem Kommentar von A.Kissler bei Focus in meinen Kommentar einfliessen lassen.        

Fritz Blumer / 14.10.2015

Dass hierzulande jeder, der Autor Heller miteingeschlossen, (Zitat) “jede religiöse Vorschrift, die ihm nicht gefällt, ignorieren darf”, ist eine Errungenschaft des christlich/jüdischen Abendlandes. Es ist darum durchaus gerechtfertigt, von den Ankommenden zu verlangen, sich dieser christlich/jüdischen Kultur anzupassen, wobei das Anpassen mit dem Respektieren beginnt. Sonst finden Sie sich vielleicht demnächst in der Lage, Ihrem Atheismus abschwören zu müssen, Herr Heller.

Henry Winter / 14.10.2015

Schon zu sehen - auch hier auf der Achse wird herum geeiert und die Vorzeigemuslima bemüht. Das bereits die Integration hier geborener und aufgewachsener Muslime kaum gelingt hat der Autor anscheinend ebenfalls noch nicht realisiert.

Wolfgang Behr / 14.10.2015

Sie schreiben: ” Aberglaube ist Privatsache,.....”. Auch der Religionsglaube ist Privatsache. Dabei ist es nun nicht zu leugnen,daß die Islamgläubigen, ihre Religion ,in einer freiheitlich demokratischen Grundordnung,nicht so ohne weiteres “ausleben” können. Ansonsten scheinen Sie ein großer Träumer zu sein ,der sich abseits der Realität bewegt. Was haben sie denn gegen den Amtseid. Denn wo die unkontrollierte ” Zuwanderung ” hinführt,ist ja wohl mittlerweile jedem klar. Was darüber hinaus sich entwickeln wird, wissen ja selbst die so genannten Experten noch nicht. Aber die Geschichte,aus der man ja lernen kann und sollte,gibt doch genug Anlass,eher vorsichtig zu sein,als blauäugig.

Mike van Dyke / 14.10.2015

Die beschworene, nicht beschwörte, Kollegin, die hier als Beispiel für eine an Naivität kaum zu übertreffende Verallgemeinerung herhalten soll, ist fast sicher Alevitin. Diese eher der Mystik zugehörige Spielart des Islam ist nicht bildungsfeindlich wie große Teile des Mainstreamislam, der jedes unverdächtige Wissen exklusiv im Koran verortet. Gelehrsamkeit ist dort meist gleichbedeutend mit Korangelehrsamkeit. Deshalb ist es leider auch so, dass Aleviten in der islamischen Welt als Kuffar gelten. Wenn man also jemand beeindruckend findet, wie zB ich die Journalistin Güner Balci, die ebenfalls Alevitin ist, dann heißt das für die Integrationsfähikeit und -willigkeit von sunnitisch oder schiitisch geprägten Muslimen zunächst einmal gar nichts. Genauso wie Adolf Hitler und Mutter Theresa wenig gemeinsam haben, außer dass die eine ihren katholischen Glauben ernstgenommen hat, der andere nicht. Wahrscheinlich wähnt der Autor voller atheistischer Glückseligkeit zusammen mit dem ebenfalls seligen John Lennon und dem noch nicht ganz seligen Richard Dawkins, dass weniger Religion mehr Glück und Frieden bedeutet. So wie Mao Tse Tung, Pol Pot und Stalin das dachten. Komischer Weise genießen die modernen atheistischen Menschheitsparadiese wie Nord Korea, China oder Myanmar nur eine sehr begrenzte Attraktivität. Das Glück will dort einfach nicht massenhaft ausbrechen. Auch hört man in Zeiten des IS vermehrt von der Glückseligkeit, die uns die Aufklärung gebracht hat. Vergessen wird dabei meistens, dass der IS die Aufklärung bezüglich der Enthauptungen längst nicht eingeholt hat. Wahrscheinlich verhindert das Traditionsbewusstsein die Verwendung von Enthauptungsmachinen. Fazit: Ich verlasse mich bei der Problemanalyse lieber auf Leute, die wissen, wovon sie sprechen wie einen Hamed Abdel Samad als den Schreiber dieses Artikels, dem ein Einzelfall genügt, um seine intellektuell genügsame Sicht auf das Problem islamische Einwanderung zu publizieren

Gert Morales / 14.10.2015

‘Denn man setzt “Islam” mit “Schaden” gleich.’ Dieser Zusammenhang ist durchaus berechtigt. Mir ist keine Evidenz bekannt für den Fall, das Islam keinen Schaden verursacht. Je nach unterschiedlichen Graden der Durchdringung des Islam sind die Schäden auch größer und kleiner. Wir bewegen uns auf einer Skala von Saudi-Arabien bis Indonesien oder vielleicht Türkei. Den einzigen Zusammenhang, dem ich ebenfalls entschieden widersprechen würde, wäre “Muslim = Schaden” und das. Das wäre ja gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, und das ist wie jeder weiß nur für ‘die Nazis’ legitim. Im größeren Zusammenhang sind 8-10 Millionen Menschen, die aus den Sozialkassen leben, durchaus ein Schaden, oder? Außerdem ist der jugendliche Männerüberhang durchaus zum Nachteil für die innere Sicherheit, nicht wahr? Vom sexuellen Aspekt möchte ich gar nicht erst sprechen. GM

Peter Zangerl / 14.10.2015

Welch ein kulturrelativistischer Unsinn, für dessen Glaubwürdigkeit dann auch noch die bescheidenste aller Kompetenzformeln herangezerrt wird: “Ich weiß da eine Muslimin…”. Das kennen wir von den Israel"kritikern”, die auch alle einen Juden kennen, der Israel ganz schlimm findet. Und wie alle Guten Ideologieblind für die Realität. Zitat: “Wer aus Kriegsgebieten zu uns kommt, in denen sich verschiedene Kulte aus spiritueller Uneinigkeit die Köpfe einschlagen, für den ist heidnischer Hedonismus eine Wohltat” Was momentan bereits hundertfach bundesweit tatkräftig in den Flüchtlingsunterkünften demonstriert wird. Aber um das wahrzunehmen, muss man nicht nur wahrnehmen können, sondern auch wollen.

Manfred Müller / 14.10.2015

Ich empfehle dem Autor die Predigten des Pfarrers Tscharntke. Vielleicht erkennt er schlussendlich, dass erst der von ihm propagierte Abfall vom Glauben, die Gottlosigkeit und spirituelle Leere uns in die Lage gebracht haben, in der wir uns befinden.  

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