Peter Grimm / 22.06.2019 / 11:00 / Foto: Pixabay / 32 / Seite ausdrucken

Zum Festmahl einen Klimateller?

Der deutsche Klimateller ist ein offizielles Label, das als Beitrag zum „leckeren Klimaschutz“ vermarktet wird, obwohl der Geschmack der damit prämierten Speisen für dessen Verleihung eher unerheblich zu sein scheint. Wer beim Essen vorbildlich CO2 sparen möchte, soll sich daran orientieren können. Restaurant- oder Kantinenbetreiber, die ihren Gästen beim CO2-Sparen helfen möchten, dürfen Gerichte, die für besonders wenig CO2-Ausstoß gesorgt haben, mit dem „Klimateller“ bewerben. Die Auszeichnung bekommen Speisen, „wenn sie mindestens 50% weniger CO2 als der Durchschnitt aller Gerichte verursachen“, wie es auf der Homepage des Klimatellers heißt.

Eine solche Initiative ist natürlich auch einigen hochmögenden Institutionen das nötige Fördergeld wert. Doch ehe wir uns mit dem ortsüblich spöttischen Unterton darüber mokieren, für welche Varianten der Weltenrettung hier öffentliche Gelder verprasst werden, lassen wir lieber die Klimateller-Initiatoren selbst mit ihrer Vorstellung im Pressebereich ihrer Seite zu Wort kommen:

„Mit dem KlimaTeller können die ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen deutlich reduziert und aktiv etwas für den Klimaschutz getan werden. Mit der KlimaTeller App lassen sich schnell und einfach die CO2-Emissionen von Speisen auf dem Desktop oder Tablet berechnen: Zutaten und deren Menge in den Rechner eingeben und in Echtzeit die Information, wie viel Emissionen das Gericht verursacht hat erhalten. Entspricht der Emissionswert des Gerichts weniger als 50% des Durchschnitts herkömmlicher Gerichte, kann es als KlimaTeller ausgezeichnet werden. Damit zeigen Gastgeber Ihren Gästen ihr Umweltengagement und geben ihnen wertvolle Orientierung. Der KlimaTeller ist ein Verbundprojekt der Non-Profit-Organisationen NAHhaft e.V. und Greentable e.V. und wird im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) aus Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert.“

Angesichts des Raumes, den der Klimaschutz, die Rettung der Welt, „Fridays for future“ als auch die Auftritte von Greta in den deutschen Medien einnehmen, erwartet man selbstverständlich auf klimateller.de eine endlose Liste mit Empfehlungen von Klimateller-Restaurants und Gastwirtschaften überall in Deutschland. Die Klimateller-App kam schließlich schon im Januar 2018 auf den Markt.

Also schaue ich auf der Klimateller-Seite unter dem Menüpunkt „Restaurants“ nach, wohin man denn vielleicht die Liebste zu einem CO2-reduzierten Festmahl einladen könnte. Doch was muss ich sehen? In der Heimatstadt meiner Liebsten gibt es kein einziges Klimateller-Restaurant. Überhaupt zieren gerade einmal drei rote Punkte die Deutschlandkarte auf der Seite: Einer in Berlin, einer in Hamburg und einer in Münster. Dies also sind die drei Vorreiter bei klimagerechten Speisen. Immerhin, ich könnte ja auch bei mir daheim in Berlin zum klimafreundlichen Diner einladen. Doch leider verbergen sich hinter den Punkten in Hamburg und Berlin nur zwei Werkskantinen. In Hamburg ist es ein Maschinenbauunternehmen und in Berlin sind es die Berliner Wasserbetriebe, die ihren Beschäftigten einen Klimateller anbieten. Schön, dass die dortigen Mitarbeiter mit besserem Gewissen als andere speisen dürfen.

Aber in Münster immerhin könnte ich, falls ich mal dort sein sollte, von einem Klimateller naschen. Hier hat man mit dem Großen Kiepenkerl ein traditionelles Restaurant gewonnen, das auch Klimateller anbietet. Allerdings, wenn man sich die Speisekarte des Restaurants anschaut, scheint es da so viel Leckereres als die leckeren Klimateller zu geben, dass ich jedenfalls der Versuchung, weniger klimagerecht zu speisen, sofort erliegen würde.

Möglicherweise bekommt aber der eine oder andere Stammgast irgendwann ein schlechtes Gewissen, wenn er stets die weltrettenden Klimateller ignoriert und lässt sich deshalb gelegentlich einen kommen. Aber vielleicht auch nicht, solange dieses Label ansonsten kaum bekannt ist und man fast überall noch ohne schlechtes Gewissen und ohne Rücksicht auf die CO2-Bilanz essen kann, ohne dass ein Klimateller mahnend auf der Speisekarte steht. Da ist noch brachliegendes Potenzial für den Klimaschutz, wie man wahrscheinlich im Umweltministerium längst erkannt hat. Warum kann man denn nicht jedem, der Speisen anbietet, per Gesetz auferlegen, auch mindestens einen Klimateller auf die Speisekarte zu bringen? Dann wären auch die Steuergelder für das Projekt letztlich gut angelegt gewesen. Aber halt, solche Vorschläge sollte man heutzutage nicht einmal im Scherz niederschreiben. In Zeiten wie diesen kann ja selbst der größte satirisch gemeinte Irrsinn binnen kürzester Zeit ernsthaft umgesetzt werden. Wenn Sie also demnächst plötzlich vor einem Zwangs-Klimateller sitzen müssen: Das habe ich nicht gewollt! Ehrlich! Also Schluss jetzt, ich glaube, es ist Zeit, sich einen Platz am Grill zu suchen.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Frank Holdergrün / 22.06.2019

Absurditäten aus der Grünküche erlaubter Genüsse! Irgendwo findet sich immer ein Start-up, das dem Herdentrieb folgt und dem Mainstream Zucker gibt. Es wird nicht lange dauern, bis die Schlemmerpolizei unterwegs ist, so wie in München ein Sicherheitsdienst im Englischen Garten, der Oben-Ohne-Baden verbietet. Verbote und Islam, Grüne und Kontrolle, Bücken und Hüpfen vor dem Gretagott, alles kommt aus einer gleichen Quelle: lustfeindlich und despotisch. Die Grünen sollen ihren Hype genießen, morgen schon ist er vorbei: wenn ihre Träume harte Realität werden.

Thomas Taterka / 22.06.2019

Amüsantes gedanklich -taktisches Ausfall -Manöver mit beinahe unmerklichem Horror der Feindberührung. Bitte keine schlafenden Hunde wecken ! Sonst sitzen die bald am Tisch und zählen jede Erbse mit .

Marc Blenk / 22.06.2019

Lieber Herr Grimm, da wird wieder getan, als könnte man wissenschaftlich genau sagen, wo und in welchen Mengen bei welcher Zubereitungsart, wieviel CO2 drin steckt. Aber auch schön, dass da wieder Leute mit Staatsknete alimentiert werden. Vom Kochen und Essen verstehen die Leute natürlich auch nicht das geringste. Es fehlt allenthalben an kulinarischem Können, Kreativität und sinnlichem Vermögen. Die Leute ernähren sich von veganem Fertigfraß und Karotten. Die selbstgerechten Kleinklimageister haben nur in den seltensten Fällen noch einen Bezug zum Kulturgut des Essens. Mehr als Nahrungsaufnahme ist da nicht drin. Und so sieht dann auch die zukünftige ‘ökologische’ Lebensweise aus. Hätte ich ein Restaurant (kochen kann ich), dann würde ich auch einen ‘klimaneutralen’ CO2 - Teller anbieten. Mit Astronautennahrung und Vitamin B12 Pillen. In einer Welt der Alibis zur Abschreckung. Wohl bekomms.

Ralf Schmode / 22.06.2019

Am schönsten finde ich “KlimaTeller App”. Ein Deppen Leerzeichen und eine DumpfbackenBinnenVersalie in einer Phrase, das muss man erst mal hinbekommen. Die Schulschwänzer der Freitags demonstrierenden Jugend (FDJ) und ihre Bildungsverweigerung werden sicher dazu beitragen, dass derartiges “Deutsch” künftig immer öfter als “progressiv” und “stilbildend” ausgekotzt wird. Ein Weg, den möglicherweise auch das eine oder andere als Klimateller angepriesene Gericht gehen wird…

Dr. Inge Frigge-Hagemann / 22.06.2019

Ein Restaurant, das ernsthaft ‘Klimateller’ anbietet, würde ich nie wieder aufsuchen, das ist des Schwachsinns einfach zu viel. Was glauben diese Klima-Hysteriker eigentlich, wovon sich Bäume, Pflanzen, Blumen ernähren und woher der lebensnotwendige Sauerstoff kommt??? Australien hat eine gute Lösung gefunden: eine Milliarde Bäume werden gepflanzt, die CO2 gut gebrauchen können. Bei uns geht es umgekehrt: Wald absägen ist angesagt (für mehr Windmühlen und Zappelstrom) , siehe Reinhard-Wald mit 1000jährigen Eichen. Noch Fragen??

Karla Kuhn / 22.06.2019

Das mit dem Klimatelle wurde schon vor Wochen propagiert. Jetzt stelle ich mir ein Edel- Restaurant vor, in dem mehrheitlich SEHR reiche Ausländer speisen und schon bekomme ich einen Lachkrampf ! Wir gehen so gut wie gar nicht mehr essen, nicht wegen dem lächerlichen Klimateller, den ignoriere ich und falls ich doch mal Essen gehen sollte und ein Wirt würde mich darauf hinweisen, würde ich aufstehen und gehen !!  Nein, wir gehen deshalb nicht mehr essen, weil-wie in einer Doku gezeigt und auch auf einer Messe und auch selber erlebt,  daß ACHTZIG Prozent der angeboten Speisen aus Convenience Nahrungsmitteln (für mich keine Lebensmittel)  sein sollen ! Ein KOCH hat gezeigt, wie praktich man aus vorgefertigten Kartoffeln Bratkartoffeln machen kann. Nee danke, meine Bratkartoffeln mache ich selber, dauert auch nicht lange und sie schmecken auch nach Bratkartoffeln. Der Koch meinte noch, daß es immer weniger gelernete Köche geben wird und darum sind die CONVENIENCEN sehr praktisch, weil dazu keine besonderen Kenntnisse nötig wären !  Allerdings die PREISE für ein Essen werden nicht gesenkt. Dann kann sich jeder ein Fertiggericht aus der Tiefkühltruhe kaufen und wesentlich PREISWERTER zu Hause essen. Die Italiener, die Franzosen, die Spanier aber auch in Arabischen Ländern wird die EßKULTUR GANZ GROß geschrieben und genau wie in diesen LÄNDERN machen wir es und die meisten meiner Freunde und Bekannten ebenfalls ! KLIMATELLER -NEIN DANKE !!  Übrigens, für solche Mätzchen fehlt mir absolut das schlechte Gewissen.

Volker Kleinophorst / 22.06.2019

Wieviel CO2 verbrauchen denn App, Webseite, Organisation von diesem Framing-Windei. Wieviele Klimateller müssen gegessen werden, damit man das wieder reinholt? Zu schwierig? NRW-Abitur? Frag deine Eltern. Ach: CO2 von “Klimanern” kann Greta nicht sehen. Weisst du, ist wie, wenn Allah nicht guckt. Dann kann man ja auch als Moslem mal ein Gläschen… Die Ähnlichkeit in der bigotten Weltsicht ist rein zufällig, nicht zufällig.

Volker Kleinophorst / 22.06.2019

Vorbereitung auf die Mangelwirtschaft. Nicht mehr “Hungern für den Weltfrieden/Sozialismus/Winterhilfe…” jetzt “Hungern fürs Klima.” Klima hat da übrigens die gleiche tolle Eigenschaft wie der Krieg gegen den Terror. Es sind Kämpfe, die nie enden werden. Weil ja der Gegner vollkommen diffus, nicht greifbar ist, kann man ihn ja auch nicht besiegen. Ist also wie Geld rucken, zumindest für Einige. Dass die Masse zahlt,  was Wenige feiern, scheint ja das wirklich immer gültige Ordnungsprinzip zu sein. Nur die “Verkaufe” ändert sich.

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