Zu wenig Planet

Vor rund 70.000 Jahren schrumpfte die Weltbevölkerung aufgrund eines Temperatursturzes auf einige tausend Exemplare. Nach der erneuten Klimaerwärmung hatte der Mensch die Möglichkeit, sesshaft zu werden, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben, Vorräte anzulegen und sich fleißig zu vermehren.

Als Julius Cäsar die Helvetier bei Bibracte zur Umkehr zwang, lebten bereits rund 250 Millionen Menschen auf der Erde, zu Beginn des 17. Jahrhunderts waren es 500 Millionen. Ernteausfälle, Hungersnöte, Seuchen und Kriege verhinderten einen weiteren Zuwachs. Das änderte sich im 19. Jahrhundert dank der industriellen Revolution, Fortschritten in der Medizin und Ertragssteigerungen in der Landwirtschaft.

Als Winston Churchill 1965 starb und die Rolling Stones die Berliner Waldbühne zertrümmerten, hatte sich die Weltbevölkerung auf rund 3,3 Milliarden mehr als versechsfacht. Heute zählt die UNO 7,7 Milliarden und sagt für 2050 9,7 Milliarden voraus.

Es versteht sich von selbst, dass alle umwelt- und klimapolitischen Massnahmen verpuffen, wenn die Weltbevölkerung in diesem Tempo weiterwächst. Mehr Menschen verbrauchen mehr Ressourcen. Ein Mangel führt zu Krieg. Ein Überschuss an jungen Männern sowieso.

Die Taschen korrupter Regierungen werden gefüllt

Weltweit hat eine Frau im Schnitt 2,5 Geburten, in Afrika sind es 4,4. Hätten diese Frauen die Wahl, schreibt die Gates-Stiftung, wäre das Bevölkerungswachstum um dreissig Prozent reduziert. Doch wegen Armut, mangelnder Bildung und weil in etlichen Drittweltländern Kinderreichtum ein Statussymbol ist, sind viele Bemühungen vergebens. Während in Grossbritannien 92,6 Prozent aller Frauen Verhütungsmittel benutzen, sind es im Südsudan lediglich 4 Prozent. Bill Gates sagt: „Kein Geld dieser Welt kann Afrika retten, nur Geburtenkontrolle.“ 

Im Gegensatz zur privaten Entwicklungshilfe zerstören staatliche Hilfsmaßnahmen aus dem Westen oft das einheimische Gewerbe, füllen die Taschen korrupter Regierungen und besänftigen das schlechte Gewissen der Geberländer. An der demografischen Entwicklung ändert sich nichts. Ein UNO-Botschafter nennt sie deshalb eine „tickende Zeitbombe“. Das ist nicht Science-Fiction, das ist Mathematik.

Claude Cueni (63) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag in der Schweizer Wochenzeitung BLICK, wo dieser Artikel zuerst erschien. Ende des Jahres erscheinen seine dort veröffentlichten Kolumnen als E-Book. Mehr unter der web.adresse www.cueni.ch.

Foto: Sebastian Magnani CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Rolf Menzen / 29.09.2019

Kleine Korrektur, die Waldbühne wurde nicht von den Rolling Stones zertrümmert, sondern von den Zuschauern.

Roland Müller / 29.09.2019

Der Fall ist hoffnungslos. Wenn der Zipfel steht, ist der Verstand im Allerwertesten.

E. Albert / 29.09.2019

Wo Sie recht haben, haben Sie recht. (Bill Gates auch.) Aber wehe, Sie sagen so etwas in D öffentlich…damit steht man sofort ganz klar “räähäächts”...

sybille eden / 29.09.2019

WOW !  -  “Als Winston Churchill 1965 starb und die Rolling Stones die Berliner Waldbühne zertrümmerten…..” Atemberaubender Vergleich, der ist NOBELPREISVERDÄCHTIG ! ( Es waren aber nicht die STONES, sondern ein paar hundert angetrunkene Randalierer, nur so nebenbei…..)

Klaus Biskaborn / 29.09.2019

Seltsam, jeder weiß das ungezügeltes Bevölkerungswachstum die größten negativen Auswirkungen auf die Umwelt diese Planeten hat. Trotzdem wird ausgerechnet die wichtigste Stellschraube zur Zügelung des Ressourcenverbrauchs auf dieser Welt komplett ausgeklammert. Stattdessen wird täglich abstruser werdende Klimahysterie betrieben. Man opfert lieber den Wohlstand Europas, genauer Deutschlands, die anderen Kontingente und Länder machen in Sachen vermeintlicher Klimarettung , offensichtlich wissend das man das Klima nicht beeinflussen kann, gar nicht erst mit. Warum bitte ist das so?

U. Langer / 29.09.2019

Wenn man über ein mathematisches Thema spricht, sollte man wenigstens ein wenig Ahnung von Mathematik haben. Dass der Autor diese Grundkenntnisse nicht besitzt, hat er eindrucksvoll in wenigen Zeilen gezeigt. Ich versuche es da mal mit Aufklärung: Bei einer weltweiten Geburtenrate pro Frau von 2,5 ist der Wert nahezu erreicht, bei dem es kein weiteres Wachstum der Weltbevölkerung gibt. Allerdings hinkt die Zahl der Weltbevölkerung der Geburtenrate um mehr als eine Generation hinterher, da heute Geborene erst nach einer Generation selber Kinder bekommen (Biologie :)). Das bedeutet, dass es derzeit nur noch in Afrika ein massives Problem mit dem Bevölkerungswachstum gibt, welches sich aber von alleine auflöst, wenn dort wie in den letzten Jahren in Südamerika und Asien der Lebensstandard steigt - es sei denn, die Arroganz der westlichen Industriestaaten verhindert durch ihren Kampf gegen das Klima eine solche positive Entwicklung in Afrika (welche in vielen afrikanischen Ländern aber schon im Gange ist).

Wolfgang Kaufmann / 29.09.2019

@Quentin Quencher – Wo Bären fliegen, fallen am Ende Menschen.

Wolfgang Kaufmann / 29.09.2019

Von 3 auf 9 Milliarden in nur 60 Jahren, das kann nicht gutgehen, und wer halbwegs denken kann, weiß das. – Doch noch nie hatten Illusionisten einen so großen Anteil am Weltgeschehen. Völlig faktenbefreite Social Justice Warriors gefallen sich in großer Pose, zelebrieren aber nur das eigene Ego. – Am Ende wird man sehen, wer härter ist, die Träume oder die Fakten. Dann kommt das große #mimimi und Männer müssen aufräumen, was Luftpumpen verbockt haben.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Claude Cueni, Gastautor / 09.08.2023 / 16:00 / 11

Als die Schweiz Söldner exportierte

Vor rund 600 Jahren exportierte die Schweiz weder Flugabwehrsysteme nach Katar noch gepanzerte Fahrzeuge nach Botswana, sondern Zeitsoldaten aus Fleisch und Blut. Man nannte sie…/ mehr

Claude Cueni, Gastautor / 13.07.2023 / 16:00 / 14

Es gab schon einmal eine „Letzte Generation“

Die kolossalen Steinskulpturen der polynesischen Osterinsel im Pazifischen Ozean kennt jeder. Aber nur wenige erkennen in ihrem Niedergang eine Metapher für den ökologischen Suizid einer…/ mehr

Claude Cueni, Gastautor / 05.04.2023 / 14:00 / 29

Die WHO probt den Great Reset

Die Aushebelung des Rechtsstaates durch Ausrufung des Notrechts wird populär. Besonders in demokratisch nicht legitimierten Organisationen wie der WHO. Bisher rief die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fünfmal…/ mehr

Claude Cueni, Gastautor / 03.02.2023 / 11:00 / 45

Kurzkommentar: Umweltschutz-Prinzessinnen

Erfolg als Umweltaktivist hat, wer jung, attraktiv und eine Frau ist. Kolumnist Claude Cueni über weiblichen Klimaschutz. Greta Thunberg, das Original, Dramaqueen Luisa Neubauer, die deutsche Kopie, und…/ mehr

Claude Cueni, Gastautor / 28.11.2022 / 11:00 / 16

Jeder will Star sein, keiner Publikum

Heute ringt jeder um Aufmerksamkeit, will ein Star sein wie damals im Hotel Mama, als Quengeleien vor den Schokoriegeln an der Ladenkasse zum Erfolg führten.…/ mehr

Claude Cueni, Gastautor / 26.11.2022 / 13:00 / 23

Beruf: Asphaltkleber

Den politischen Weg lehnen Klimaextremisten ab. Ob aus Faulheit, Ungeduld oder fehlenden Möglichkeiten zur Selbstdarstellung, sei dahingestellt. Da sie mit ihren Aktionen nicht das Klima…/ mehr

Claude Cueni, Gastautor / 19.11.2022 / 16:00 / 27

Prosecco-Moralismus

Für Einfachgestrickte ist Putin Russland und Russland ist Putin. Folgerichtig nötigen sie Bäckereien, ihren Russenzopf umzubenennen. Was für ein undifferenzierter, opportunistischer Prosecco-Moralismus zur täglichen Imagepflege.…/ mehr

Claude Cueni, Gastautor / 23.10.2022 / 16:00 / 21

Blackout: Die Nacht der Verbrecher

Was passiert, wenn tatsächlich der Strom ausfällt? New York hat die Erfahrung gemacht – sie war nicht gut. Nicht einmal Superman konnte die Bürger vor…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com