Henryk M. Broder / 30.05.2013 / 14:24 / 0 / Seite ausdrucken

Würze in die Sülze

Bis zu den nächsten Bundestagswahlen am 23. September dieses Jahres sind es noch einige Wochen, der Wahlkampf hat noch nicht begonnen, aber man hört schon die Pferde mit den Hufen scharren.

Der Spitzenkandidat der SPD, Peer Steinbrück, dessen Chancen, der nächste Kanzler zu werden, etwa so groß sind wie die Aussichten von Uli Hoeneß, Ehrenmitglied im Bund der Steuerzahler zu werden, stellt nach und nach sein „Kompetenzteam“ vor, eine Art Schattenkabinett, in das er entweder No-Names oder ausgebrannte Alteisen beruft. Sogar treue SPD-Anhänger fragen sich, welche Strategie Genosse Peer damit verfolgt. Die Antwort ist einfach: Keine. Steinbrück findet keine besseren Leute. Wer noch etwas in der Politik werden möchte, will sich nicht ohne jede Aussicht auf Erfolg verheizen lassen.

Bei der CDU gibt es keine Debatten; wer gegen Angela Merkel antreten würde, könnte gleich Harakiri in einer Karaoke-Bar begehen. Bei der FDP denkt man darüber nach, ob die Aussichten, unter die 5%-Marke zu fallen, mit oder ohne Guido Westerwelle besser sind. Die eben noch jungen Grünen altern vor sich, für viele, die noch nicht nach Brüssel entsorgt wurden, sind die kommenden Wahlen die letzte Chance auf eine ordentliche Pension. Dafür würden sie sogar mit der CDU koalieren, was sich von den Programmen her ohnehin anbietet. Die Schwarzen werden immer grüner und die Grünen immer schwärzer.

Trotzdem kann es noch spannend werden, denn seit kurzem gibt es einen neuen Mitbewerber auf dem Markt, der die Altparteien das Fürchten lehrt: Die „Alternative für Deutschland“. Obwohl sie in den Umfragen derzeit bei zwei bis drei Prozent liegt, also gleichauf mit den Piraten, ist sie medial sehr präsent.

Ihr Gründer, der Hamburger Ökonom Bernd Lucke, ist kein Politprofi, macht aber gerade deswegen in den Talk-Shows eine gute Figur. Er artikuliert, was alle anderen bestreiten: Dass die EU nicht die Lösung, sondern die Ursache der europäischen Krise ist. Die politischen Eliten wollen diesen Gedanken nicht einmal zulassen, geschweige denn darüber diskutieren. Das „dumme“ Fußvolk aber, das bis jetzt jede Politik, die ihm als „alternativlos“ erklärt wurde, brav mitgemacht hat, fängt an, Fragen zu stellen - nach den Kosten und dem Nutzen der „Vereinigten Staaten von Europa“. - So kommt Würze in die Sülze.

Erschienen in der Weltwoche vom 30.5.13

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