Auch wenn man hinter Pediga andere Motive vermutet als die proklamierten, darf man den Demonstranten nicht einfach Hass unterstellen, denn man entmenschlicht sie damit. Darin liegt der kaum verzeihliche Fehler von Merkel. Hier ging sie zu weit. Natürlich spaltet sie damit die deutsche Gesellschaft und sie treibt den Keil, den die Einwanderung sowieso schon darstellt, immer fester hinein. Für sich selbst nimmt sie das recht heraus, auf das gescheiterte Multi-Kulti hinzuweisen, wenn ihr das opportun erschent.
Sehr geehrter Herr Miersch, gegen welche Grundwerte verstoßen denn die dort (bei Pegida) artikulierten Forderungen? Ist etwa die Forderung, daß die Gesetze eingehalten werden müssen und für alle gleich gelten müssen, ein Verstoß? Oder wissen sie mehr als in dem Grundsatzpapier der Pegida steht?
Oh, Herr Miersch, da gehen Sie aber ein bisschen weit. Herr Rietzschel hat ja nicht verlangt, dass sich die Regierung dem Druck der Straße beugt (obwohl Frau Merkel das doch gerne tut, wenn es ihr in den Kram passt, z.B. beim Atomausstieg). Ob die Forderungen tatsächlich gegen Grundwerte verstoßen, wäre zu diskutieren. So pauschal würde ich das jedenfalls nicht sehen. Dass ein Kanzler jedoch davon abrät, vom Grundrecht der Demonstrationsfreiheit Gebrauch zu machen, das scheint mir schon eher ein Verstoß gegen Grundwerte zu sein. Wohlgemerkt nicht von einer einfachen Bürgerin, sondern für jemanden, der einen Amtseid geleistet hat. Wer die antisemitischen Demos vor Kurzem völlig ignorierte, sollte doch diese Demos unabhängig von ihrem Inhalt ertragen können. Dass Merkel zu diesem Mittel greift, lässt aufhorchen. Wann wurde je eine Demo von gerade einmal 17.000 Menschen zum Inhalt einer Neujahrsansprache?
Zu meinen schlimmsten Erfahrungen in der DDR gehörte die selbstauferlegte Doppelzüngigkeit. “Das kannst Du aber in der Schule so nicht sagen”, war ein prägender und oft geäußerter Hinweis meiner Eltern. Im Jahr 89’ bin ich selbst, für die Zukunft meiner Kinder, auf die Straße gegangen um ihnen diese “Selbstverleugnung” zu ersparen. Der Hinweis des sächsischen Gleichstellungsbeauftragten Martin Gillo, dass sich in 20 Jahren die Mehrheitsverhältnisse zu Gunsten der “Zukunftsdeutschen” ändern werden, bereitet mir Sorgen. Ich lebe gern in unserem aufgeklärten, freiheitlichen und in jeder Hinsicht fortschrittlichen Deutschland. Ich möchte mir nicht vorstellen, dass unsere Errungenschaften bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau in 20 Jahren durch demokratische Wahlen zunichte gemacht werden. Bisher hatte ich nur Sympathie für den Forderungskatalog der PEGIDA-Bewegung. Seit der Ansprache von unser Bundeskanzlerin bin ich entschlossen meine Sorgen unmissverständlich und offen zu äußern. Deshalb werde ich am Montag zum ersten Mal mit spazieren. Das bin ich meinen drei Mädchen als Vater schuldig. Danke Frau Merkel, Sie haben mir die Augen geöffnet.
Welch ein seltsames Demokratieverständnis, von einer Regierungschefin zu erwarten, dass sie sich sich „der Stimme des Volkes“ anpasst, die von ein paar Tausend Rietzschels auf der Straße verkündet wird. Es liegt im Gegenteil im Wesen einer parlamentarischen Demokratie, dass eine Regierung sich nicht der Straße beugt, wenn die dort artikulierten Forderungen gegen Grundwerte verstoßen. Pseudolegitimität durch einen angeblichen Volkswillen, der sich per Akklamation auf Massenveranstaltungen ausdrückte, war ein Merkmal der sozialistischen Volksdemokratien. Wenn man so gehässig wie Rietzschel wäre, könnte man jetzt spekulieren ob seine Herkunft aus so einer Volksdemokratie ihn fürs Leben prägte. Dieses hämetriefende Elaborat zeigt, dass der Autor genau zu jenen sich bürgerlich gebenden Hasskappen gehört, die er in Dissidenten-Pose verteidigt.
Herr Rietzschel, woher wussten Sie eigentlich, was ich bei der Neujahrsansprache der Kanzlerin gedacht habe? Antworten Sie! :-) Im Ernst, vielen Dank für diese pointierte Reaktion auf diese unsägliche Zumutung von Frau Merkel!
Sehr geehrter Herr Rietzschel, vielleicht wäre es besser, wenn Sie nochmals eine Nacht drüber schlafen würden, bevor Sie solche emotionale Artikel veröffentlichen. Sippenhaftung gilt selbst für die Kanzlerin nicht und laut der Selbstauskunft von Frau Merkel war sie in der FDJ Kulturbeauftragte. Als Politik-Propagandistin ist sie auch nur schwer vorstellbar. Frau Merkel als “Politkommissarin” hinzustellen, ist jetzt auch nicht gerade die feine Art. Ganz unrecht haben Sie mit Ihrer Kritik nicht, dass Recht zu demonstrieren muss für alle gelten. Aber hat sie was gesagt, dass die Rechte von PEGIDA einschränkt? Die Kanzlerin bat darum, Leuten wie ” Lutz Bachmann” nicht zu folgen und das darf sie als Kanzlerin auch tun. Möglicherweise muss sie es sogar tun. Ich jedenfalls will in keinem Land leben, in der Leute wie ” Lutz Bachmann” anerkannte Politiker sind oder werden können.
Hervorragender Artikel! Sie schreiben, was immer mehr von uns (manchmal nicht einmal zu) denken (wagen)! Vielen Dank und ein gutes Jahr 2015!
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