Gastautor / 28.10.2021 / 06:08 / Foto: P.B. / 78 / Seite ausdrucken

Wollt Ihr den totalen Kulturkampf?

Im Kulturkampf 1.0 debattierten Religiöse und Liberale – kontrovers, aber auf Augenhöhe. Im Kulturkampf 2.0 sorgen woke Aktivisten dafür, dass Kritiker gar nicht erst vorkommen.

Von Peter Boghossian.

Seit mehr als sechs Jahrzehnten ist die politische Geschichte der USA von einem Kulturkampf geprägt. Vielfach wird dies auf die sozialen Revolutionen der 1960er Jahre zurückgeführt, aber die Anfänge des Konflikts liegen noch weiter zurück. Der Kulturkampf 1.0 begann in den 1950er Jahren, als religiöse Kräfte versuchten, in einer Gesellschaft, die sich rasch liberalisierte und säkularisierte, Herzen, Köpfe und Seelen für Christus zu gewinnen. Dieser Kampf fand erst 2013 ein wimmerndes Ende, als der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten kulturell bedeutsame Urteile fällte, die die Argumente für die gleichgeschlechtliche Ehe untermauerten. Im Jahr 2015 gab der Gerichtshof der gleichgeschlechtlichen Ehe seine volle Unterstützung und entschied in der Rechtssache Obergefell gegen Hodges, dass Beschränkungen für gleichgeschlechtliche Ehen verfassungswidrig sind. Zu diesem Zeitpunkt war der Kulturkampf 1.0 vorbei.

In diesem ersten Kulturkampf ging es vor allem um Fragen des religiösen Glaubens und der Moral, zu Beispiel um die Frage, ob der Kreationismus eine brauchbare Alternative zur biologischen Evolutionstheorie darstellt und ob der Institutionalisierung christlicher Werte im öffentlichen Raum Grenzen gesetzt werden sollten. Im Kulturkampf 2.0 sind das Übernatürliche, die Metaphysik und sogar die Religion im weiteren Sinne irrelevant geworden. An die Stelle der Anforderungen des christlichen Glaubens und der Moral ist etwas getreten, das für eine auf den Grundsätzen der Aufklärung beruhende Gesellschaft weitaus bedrohlicher ist.

Der Kulturkampf 2.0 dreht sich um drei Achsen: 1) die neuen Spielregeln, 2) die Korrespondenztheorie der Wahrheit und 3) die Rolle, die die Intersektionalität in jedermanns Weltbild spielen sollte. Untersuchen wir jedes dieser Merkmale, um zu sehen, wie der Kulturkampf 2.0 aus ehemaligen ideologischen Feinden Verbündete gemacht hat. Nennen wir es die große Neuordnung.

Rowdyhafte Kampagnen

Die Spielregeln beziehen sich darauf, wie wir mit Meinungsverschiedenheiten umgehen. Wenn etwa im Kulturkampf 1.0 ein Evolutionsbiologe einen öffentlichen Vortrag über das Alter der Erde auf der Grundlage geologischer Datierungsmethoden hielt, reagierten kreationistische Gegner darauf, indem sie darauf bestanden, dass solche Datierungsmethoden voreingenommen sind. Vielleicht forderten sie den Wissenschaftler zu einer Debatte heraus und stellten während der Fragerunde spitzfindige – wenn auch ungerechtfertigte – Fragen.

Im Kulturkampf 2.0 wird Meinungsverschiedenheiten mit einem Redner manchmal mit Versuchen des De-Platformings begegnet: rowdyhafte Kampagnen zur Aufhebung der Einladung, bevor die Rede überhaupt gehalten werden kann. Bleibt dies erfolglos, können Kritiker dazu übergehen, den Redner zu stören, indem sie schreien und brüllen, Lärmmacher wie Trillerpfeifen einsetzen, den Feueralarm auslösen oder die Lautsprecherkabel herausreißen. Das Ziel ist nicht, dem Redner bessere Argumente entgegenzusetzen oder gar auf einer alternativen Sichtweise zu bestehen, sondern zu verhindern, dass die Rednerin ihre Ansichten überhaupt vorträgt.

Die linken Kulturkrieger von heute lassen sich nicht nur von Rednern, deren Ansichten gegen die neue moralische Orthodoxie verstoßen zum Handeln erwecken. Sie bekämpfen „problematische“ Ideen überall, wo sie zu finden sind, auch in akademischen Fachzeitschriften. 2017 veröffentlichte etwa Bruce Gilley, Professor für Politikwissenschaft an der Portland State University, einen peer-reviewten Artikel mit dem Titel „The Case for Colonialism“ (Das Argument für Kolonialismus) in der Fachzeitschrift Third World Quarterly.

Lange Geschichte der Zensur

Viele Kollegen in der akademischen Welt waren erzürnt, aber anstatt eine Gegendarstellung zu schreiben oder Gilley zu einer öffentlichen Debatte herauszufordern (wie sie es vielleicht in der Ära des Kulturkampfs 1.0 getan hätten), verbreiteten sie eine Petition, in der sie forderten, dass die Portland State University seine Festanstellung aufhebt, ihn entlässt und ihm sogar den Doktortitel entzieht. „The Case for Colonialism“ wurde schließlich zurückgezogen, nachdem der Herausgeber der Zeitschrift „ernstzunehmende und glaubhafte Androhungen von Gewalt gegen seine Person“ erhalten hatte.

Christliche Organisationen haben eine lange Geschichte der Zensur, und diese hat sich bis zu einem gewissen Grad auch in den letzten Jahrzehnten fortgesetzt. Dennoch wäre so etwas wie obiger Versuch, einen akademischen Artikel zu unterdrücken, während des Kulturkampfs 1.0 fast undenkbar gewesen. Es gab einige vergleichbare Versuche von Seiten der Christen während der Vorläufer dieses Kulturkampfes, wie zum Beispiel bei den Vorfällen im Zusammenhang mit dem 1925 in Tennessee in Kraft getretenen Butler-Gesetz und dem anschließenden „Scopes-Affenprozess“.

Und religiöse Möchtegern-Zensoren haben während des Kulturkampfs 1.0 gelegentlich versucht, Romane und Filme zu unterdrücken, die sie als blasphemisch oder obszön ansahen, wie etwa „Die letzte Versuchung Christi“ (1988). Aber im Großen und Ganzen wollten die Kreationisten im ersten Kulturkampf nicht, dass Evolutionsbiologen ihre Anstellung und ihren Doktortitel verlieren. Sie wollten mit ihnen diskutieren und sie widerlegen.

Ein roter Faden, der sich durch den Kulturkampf 2.0 zieht, ist die von vielen wohlmeinenden Aktivisten vertretene Vorstellung, dass Sprache Gewalt sei. Und wenn Sprache Gewalt ist, so die Überlegung, dann müssen wir Sprache mit derselben Entschlossenheit bekämpfen, mit der wir physische Gewalt bekämpfen. Das bedeutet, dass wir vermeintlich gewalttätigen Äußerungen, manchmal wahllos als „Hassrede“ gebrandmarkt, nicht einfach nur mit Worten begegnen können.

Wenn jemandem ins Gesicht geschlagen wird, ist es zwecklos zu sagen: „Würden Sie damit bitte aufhören?“ oder „Das ist keine ethische Verhaltensweise“. Sie müssen handeln. Die Spielregeln ändern sich, wenn Rede nicht mit Rede beantwortet werden kann – mit schriftlichen Gegenargumenten, Debatten und Fragerunden. Wenn Sprache Gewalt ist, muss sie mit etwas anderem als Sprache verhindert oder gestoppt werden, zum Beispiel indem man Nazis boxt, Milchshakes wirft oder institutionelle Mechanismen einsetzt, um unerwünschte Äußerungen zu unterdrücken.

Korrespondenztheorie der Wahrheit

Die Korrespondenztheorie der Wahrheit besagt im Wesentlichen, dass es eine objektive Wahrheit gibt und wir durch Beweise und Vernunft etwas über diese objektive Wahrheit wissen können. Das heißt, es gibt objektive Wahrheiten, die wir kennen müssen, über die wir zuverlässiges Wissen erlangen, wenn unsere Überzeugungen mit der Realität übereinstimmen. Die Theorie wird als „Korrespondenztheorie der Wahrheit“ bezeichnet, weil eine Aussage als wahr gilt, wenn sie mit der Realität korrespondiert, und als falsch, wenn dies nicht der Fall ist.

Im Kulturkampf 1.0 wurde die Korrespondenztheorie der Wahrheit von beiden Seiten als selbstverständlich erachtet. Im Jahr 2014, als der Kulturkampf 1.0 sich seinem Ende näherte, debattierte Bill Nye „the Science Guy“ mit Ken Ham von der kreationistischen Organisation „Answers in Genesis“ über das Alter der Erde, wobei Nye argumentierte, dass die Beweise zeigten, dass die Erde wesentlich älter sei als von Ham behauptet. Trotz ihrer Meinungsverschiedenheiten glaubten beide, dass es „da draußen“ eine Wahrheit gibt und dass wir sie durch Wissenschaft, Vernunft und – in Hams Fall – durch Glauben und die Heilige Schrift erkennen könnten. Und wie im Kulturkampf 1.0 üblich, waren sich Nye und Ham auch, was die Spielregeln anging, einig: eine strukturierte Debatte, auf die sie sich mit Respekt vor dem Prozess einließen.

Im Kulturkampf 2.0 ist die Korrespondenztheorie der Wahrheit – mit ihrem Bekenntnis zu der Vorstellung, dass es bessere und schlechtere Wege gibt, um zu Erkenntnissen über eine objektiv erkennbare Welt zu gelangen – keine gemeinsame Grundlage mehr. Eine der Seiten in diesem jüngsten Kampf hat die Korrespondenztheorie der Wahrheit durch subjektivere Wege der Erkenntnis ersetzt. Es handelt sich jedoch nicht nur um eine Abkehr von der Objektivität hin zur Subjektivität. Der Kulturkampf 2.0 ist gekennzeichnet durch die Hinwendung der einen Seite zu einem Verständnis von Wissen, das von Identitätsmerkmalen wie Rasse, Geschlecht, Behindertenstatus und sexueller Orientierung bestimmt wird. Und – so die Theorie – je mehr „Unterdrückungsvariablen“ die eigene Identität umfasst, desto klarer wird das eigene Verständnis der Realität.

Sie können sich das in etwa so vorstellen: Weiße cis-hetero Männer sehen die Welt in Graustufen. Jedes Unterdrückungsmerkmal gibt einem Zugang zu einer weiteren, zusätzlichen Farbe. So sehen schwarze cis-hetero Männer die Welt in Graustufen und Blau. Cis-lesbische schwarze Frauen sehen die Welt in Graustufen, Blau und Orange. Transsexuelle, nicht-binäre, behinderte, ungebildete schwarze Einwanderer sehen die Welt in einer Vielzahl von Farben und haben daher eine genauere Vorstellung von der Realität. Im Kulturkampf 2.0 sind Korrespondenztheorien der Wahrheit nicht nur tot: Die Wahrheit selbst ist für Menschen, die nicht die richtigen Identitätsmerkmale besitzen, unzugänglich.

Intersektionalität spaltet derzeit die Christenheit

Kimberlé Crenshaw, Rechtsprofessorin an der Columbia Law School und der University of California, Los Angeles, hat den Begriff der Intersektionalität definiert und popularisiert. Im Wesentlichen ist Intersektionalität die Idee, dass sich scheinbar getrennte Identitäten wie schwarz, homosexuell oder weiblich überschneiden und die Erfahrung der Unterdrückung verstärken. Schwarze Frauen werden beispielsweise in einer Weise unterdrückt, die sich erkennbar von derjenigen unterscheidet, die für weiße Frauen oder schwarze Männer gilt. Nach Ansicht der Intersektionalisten ist dies die unverzichtbare Einsicht, um die soziale und politische Realität zu verstehen. Sie ist der beste Weg, um zu verstehen, wie verschiedene Identitätsmerkmale die öffentliche Wahrnehmung prägen und einigen Gruppen (vor allem weißen heterosexuellen Männern) unverdiente Vorteile oder „Privilegien“ verschaffen, während andere unterdrückt bleiben.

Die Akzeptanz oder Ablehnung einer intersektionalen Denkweise ist eine Bruchlinie im Kulturkampf 2.0. Die Trennlinie, die die Seiten in diesem Konflikt definiert, verläuft entlang der Antworten auf die Frage, welche Rolle die Intersektionalität für unser Verständnis der Realität und die Gestaltung von Rechts-, Wirtschafts- und Bildungssystemen spielen sollte. Für Intersektionalisten ist ein intersektionales Verständnis der Welt unabdingbar für soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und die Beseitigung vergangener und aktueller Ungerechtigkeiten wie Rassismus und Homophobie. Und warum?

Weil zuverlässiges Wissen an Identität gebunden ist. Für andere mögen Ideen wie die von Crenshaw hilfreich sein, um zu verstehen, wie eine Person bestimmte Formen der Unterdrückung erleben kann, aber das war es dann auch schon. Es gibt für sie keinen moralischen oder erkenntnistheoretischen Imperativ, den ideologischen Interpretationsrahmen der Intersektionalität zu verwenden – im Gegensatz zu einer traditionell liberalen Perspektive, die Individualität und universelle Prinzipien betont – um die Gesellschaft und ihre Systeme neu zu gestalten.

Die Frage, welche Rolle Intersektionalität bei der Formierung des eigenen Weltverständnisses und der Schaffung von Systemen spielen sollte, führt zu Spaltungen in der gesamten Gesellschaft – von Strickclubs bis zur klinischen Medizin und sogar innerhalb der stark konservativ geprägten Southern Baptist Convention. Intersektionalität spaltet derzeit die Christenheit: Viele jüngere Millennial-Christen glauben, dass man die Heilige Schrift durch eine intersektionale Linse betrachten muss, während andere ältere Christen der Baby-Boomer-Generation die Notwendigkeit einer zusätzlichen Linse zur Auslegung der Bibel kategorisch ablehnen.

Die große Neuordnung

An dieser Stelle wird es ziemlich seltsam.

Diejenigen, die die Korrespondenztheorie der Wahrheit akzeptieren (auch wenn sie vielleicht den Begriff nicht kennen), sind sich über die traditionellen Spielregeln (Diskurs, Debatte, Dialog) einig, und betrachten die Intersektionalität nicht als notwendiges Modell für die Suche nach der Wahrheit. Akademiker dieser Gruppe übernehmen oft eine Variante der Standpunkttheorie. Diese Personen stehen auf der einen Seite des Kulturkampfs 2.0, und zu ihnen gehören viele linksliberale Atheisten und konservative Christen.

Diejenigen, die auf der anderen Seite des Kulturkampfs 2.0 stehen, glauben nicht an die Korrespondenztheorie der Wahrheit, sind der Meinung, dass Sprache unterbunden werden sollte, wenn sie verletzend oder potenziell schädlich ist, und denken, dass intersektionale, transformative Ansätze notwendig sind, um Systeme neu zu gestalten. Diese Menschen sind ebenfalls überwiegend Atheisten und Christen: intersektionelle „woke“ Atheisten und intersektionelle „woke“ Christen.

Damit Sie mich einordnen können: Ich bin ein nicht-intersektioneller, linksliberaler Atheist. Wenn eine konservative Christin glaubt, dass Jesus über Wasser gelaufen ist – und glaubt, dass dies entweder für jeden wahr ist oder für niemanden, unabhängig von Rasse oder Geschlecht – und wenn sie den Diskurs schätzt und sich an die grundlegenden Spielregeln diskursiver Auseinandersetzungen hält, dann ist sie meiner Weltanschauung näher als eine Atheistin, die glaubt, dass Rasse und Geschlecht bei der Bestimmung der objektiven Wahrheit eine Rolle spielen und dass es ihren Gegnern nicht erlaubt sein sollte, das auszusprechen, was sie für schädliche Ansichten hält.

Viele konservative Christen verstehen dies intuitiv, so wie viele linksliberale Atheisten. Und das ist es, was diese große Neuordnung des Kulturkampfs 2.0 so seltsam macht. Es geht nicht mehr um Linksliberale und Atheisten gegen Konservative und Christen. Es gibt einige Atheisten, die sich mit einigen Christen verbünden, und andere Atheisten, die sich mit anderen Christen verbünden. Und jede dieser beiden Seiten glaubt, dass es um nichts weniger als die Zukunft der westlichen Zivilisation geht. Wie dieser Konflikt sich entwickeln wird, hängt davon ab, wer den Kulturkampf 2.0 gewinnt.

Ein letzter Gedanke

Es kann sein, dass es mehr zu diesem Bild gibt, als wir bisher sehen können. Obwohl dieser Artikel meine derzeitigen Überlegungen zu diesem Thema widerspiegelt, ist er vielleicht dennoch unvollständig, weil er als das Ganze betrachtet, was sich nur als ein Teil herausstellen könnte. Letztlich könnte der aktuelle Kulturkampf auf einen Konflikt zwischen denjenigen hinauslaufen, die versuchen, die kognitive Freiheit zu bewahren, zusammen mit den Praktiken und Institutionen, die diese unterstützen oder stärken sollen, und denjenigen, die versuchen, die kognitive Freiheit stillzulegen oder zumindest ihren Niedergang passiv akzeptieren. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es jedoch vielleicht noch zu früh für ein abschließendes Urteil – und außerdem ist das ein Thema für einen anderen Tag.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei The American Mind, eine Publikation der US-amerikanischen Denkfabrik Claremont Institute.

 

Peter Boghossian (*1966) wirkte zehn Jahre als Philosophieprofessor an der Portland State University. 2017–2018 veröffentliche er zusammen mit James A. Lindsay und Helen Pluckrose zahlreiche bewusst unsinnige Arbeiten in Fachzeitschriften der Kulturwissenschaften, Queer-Studies, Rassismusforschung, Genderstudien, Sexualitätenforschung und Fat-Studies, um zu beweisen, wie einfach es ist, linksideologische Nonsens-Beiträge zu veröffentlichen (Sokal Squared Affäre). Daraufhin schränkte die Portland State University seine Forschungstätigkeit ein. Im September 2021 trat Boghossian von seiner Professur zurück und begründete dies mit Schikanen und einem Mangel an intellektueller Freiheit.

Aus dem Amerikanischen übersetzt von Kolja Zydatiss.

Foto: P.B.

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Leserpost

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Corinne Henker / 28.10.2021

Ist dieser Kulturkampf wirklich so neu? Mir kommt das Ganze aus der DDR ziemlich bekannt vor.  Auch dort gab es die EINE, von bestimmten Leuten definierte Wahrheit, über die nicht diskutiert werden durfte. Wer es dennoch versuchte, war ein “Klassenfeind” und sollte auf die eine oder andere Weise ausgeschaltet werden. Okay, es gab keine komplizierte Intersektionalität, sondern einfach nur “Die Partei hat immer recht.” Wie es ausging, wissen wir alle. Und somit bestimmt doch eine Hoffnung für den “Kulturkampf 2.0”: Am Ende gewinnt immer die Realität!

Thomas Schmied / 28.10.2021

Wir haben hier derzeit keinen Kulturkampf zwischen leicht spinnerten Kreationisten und Progressiven, wir erleben eine fast widerstandslose Niederwalzung unserer gewachsenen christlich abendländischen, durch Aufklärung geprägten Kultur. Die Walze ist eine kulturrelativistische, globalistische, grün getünchte, mit sehr viel Geld befeuerte neosozialistische Agenda, die alles infiltriert und aufweicht, was Widerstand bieten könnte und die, ungewollt oder gewollt, die Expansion des Islam mit sich bringt.

Peter Meyer / 28.10.2021

Der Wahnsinn der Intersektionellen wird noch dadurch gesteigert, daß man sich lieber zusammenschlagen und vergewaltigen läßt, als zuzugeben, daß es ein Problem geben könnte. Die woke Sänderin Jennifer hat ihre Vergewaltigung durch “Geschenkte” nicht angezeigt, “weil das nur Wasser auf die Mühlen der AfD wäre”- das ist der bekannteste, aber kein Einzelfall. In Weimar werden Belegungszahlen der Intensivstation nicht mehr differenziert, weil “das nur Coronaleugner und Querdenker bestärkt”, die Regierung verweigert in der BPK Antworten, weil diese - Zitat aus dem Zusammenhang gerissen! - “einen Großteil der Bevölkerung verunsichern könnten”. Was denken sich Menschen wie J. Rostock? Daß sie irgendwie Martyrer der “großen Woke-Einheitsreligion” sind, die den ganzen Planeten erlösen soll?————- Zu den im Artikel genannten Beispielen möchte ich noch ergänzen: der Autor und viele Kommentatoren betrachten bei vielen Positionen der Aufklärung die “science” als “settled” und nicht mehr diskutierbar. Das ist aber genau das, was dieselben Personen den Klima- und Intersektionellenreligioten vorwerfen. Blinder Fleck? Der “Kulturkampf 1.0” ist nämlich nur scheinbar entschieden, neue Erkenntnisse aus Elementarteilchenphysik, Chemie, Mikrobiologie u.ä. rütteln gewaltig an der “settled science”; wenn man sich tatsächlich einigen Themen unvoreingenommen nähern würde, könnte man erkennen, daß “Evolution” als Generalerklärung keine Anwendung findet, alternative Erklärungen aber mittlerweile “Teufelszeug” sind, auch wenn sich hier die Diskutanten respektvoll begegnen. So ist das mit den Sackgassen, in die man sich selbst hineinmanövriert…

Bryan Hayes / 28.10.2021

“dass Beschränkungen für gleichgeschlechtliche Ehen verfassungswidrig sind. Zu diesem Zeitpunkt war der Kulturkampf 1.0 vorbei.”: Das ist eine vollständig falsche Darstellung. Denn es gibt keine gleichgeschlechtliche “Ehen”, da eine Ehe unabänderlich nur zwischen genau einem Mann und genau einer Frau geschlossen werden kann. Was Sie beschreiben, ist nur, dass dieses Gericht auf Basis linksextremer Ideologie und damit ein nichtiges Fake-“Urteil” gefällt hat, welches keine Rechtskraft hat und zur sofortigen Amtsenthebung aller beteiligten Richter geführt hat. Dass diese rechtsordnungsbrechend dem nicht nachgekommen sind, ändert nichts an dieser Tatsache. Durchaus kann ein Gemeinwesen Regelwerke auch für rechtlich regulierte Beziehungen auch jenseits einer Ehe im echten Sinne des Wortes definieren. Sie darf dafür aber nicht das Wort Ehe missbrauchen, denn strukturell verschiedene Kontexte müssen zwingend auch verschieden bezeichnet werden. Diese Art der Begriffskaperung ist vollständig unzulässig.

Jan des Bisshop / 28.10.2021

Es ist nicht nur ein Kulturkampf, sondern es ist auch ein Kampf um Geld und Macht. Dien Intersektionalen nutzen ihre Macht in den sozialen Medien aus, um das Märchen zu verbreiten, dass der Wohlstand der westlichen Welt nur auf die Ausbeutung der unterdrückten MInderheiten beruht und langfristig durch den menschengemachten Klimawandel zum Untergang der Welt führt. Dass sowohl die eine als auch die andere Behauptung auf Lügen beruht, ist egal, denn durch die Umwidmung der Wahrheit, wird die Lüge zur Wahrheit und jeder, der den Sektierern nicht auf den Leim geht ist per se böse. So kommt es zu einer Koalition aller, die sich durch irgendwelche Merkmale diskriminiert vorkommen, dem weißen Lumpenproletariat, das hofft durch eine Revolution nach oben gespült zu werden und eine opportionistische, machtgierige Pseudoelite, um ihre Unfähigkeit zu kaschieren ihre Seele an die Macht verkauft hat. Das Ziel ist eine Umverteilung des Wohlstands zu ihren Gunsten, dafür benutzen sie die Kinder, die ihnen freiwillig ihr Geburtsrecht für ein bisschen Wohlgefühl verkaufen sollen.

Ludwig Luhmann / 28.10.2021

@Vera Meißner “Ich habe den Verdacht, daß dieses Woke* Ding nicht von selbst entstanden ist, sondern eine Methode der psychologischen Kriegsführung. (...) Vielleicht liege ich falsch, vielleicht ist was dran.”—-—- Sie liegen richtig. Sie sind jetzt eine Verschwörungsrealistin. Wichtige Zeichen, anhand derer man momentan erkennen kann, dass eine Sache “top down” geplant ist: Sie tritt nahezu gleichzeitig (primär) in der westlichen Welt auf. Die Sache stinkt nach irgendeiner Marxismusversion. Kritiker werden massenmedial vernichtet. Eine fundamentale Diskussion gegensätzlicher Ansichten wird nicht geführt. Die Massenmedien verbreiten die Propaganda der Politiker - und vice versa -, wobei es oft schwierig ist, zu unterscheiden,wer Takt- und wer Ideengeber ist. —-—- Dieses Woke Ding hängt eng mit der Critical Race Theory - CRT - zusammen, die letztlich eine Anwendung marxistischer Ideen ist. Dazu gehört auch Black Lives Matter - BLM -. Die Gründerinnen von BLM sind bekennende Marxisten. Hier kann man dann an Antifa und LGBTQ denken und dann natürlich auch an George Soros und seine großzügigen Spenden an den Abschaum, der nichts anderes kann als zu zerstören.

Boris Kotchoubey / 28.10.2021

Schon der Begriff “Kulturkampf” ist Unsinn. Wer die gegenwärtige Lage “Kulturkampf” nennt, hat den Kampf bereits verloren! Es ist kein Kultur- sondern ein Machtkampf. In einem Kulturkampf kämpft eine Kultur gegen eine andere, hier kämpfen die letzten Reste der Zivilisation gegen eine absolute, unverhohlene Barbarei. Ich wiederhole, was ich in diesem Forum schon gesagt habe: Unsere Gegner sind KEINE Menschen wie wir; sie sind menschenähnliche Roboter, programmiert auf Macht und Gewalt. Sie wollen im Gegensatz zu Kulturkämpfern NICHT,  mit Hilfe der Gewalt eine andere (je nach Ansicht, bessere oder schlechtere) Kultur durchsetzen - nein, sie wollen nur Gewalt über uns als ZIEL und nicht als Mittel zu etwas Anderem. Das ist etwas Neues, Niedagewesenes, weil sogar Kommunisten und Nazis, die unzählige Verbrecher begingen, (angebliche) positive Ziele hatten, eine klassenlose oder reinrassige Gesellschaft. Die Totalitaristen von heute haben gar kein positives Ideal, nicht mal ein unsinniges; sie sind die Kräfte des absolut Bösen, sie wollen nur zerstören, vernichten und unterdrücken, nicht um etwas zu erreichen, sondern als Selbstzweck. Deswegen haben die Totalitären von gestern ein bestimmtes Feindbild definiert, z.B. die Juden bei Nazis oder die Kapitalisten bei den Bolschwiken; das Feindbild der Totalitären von heute ist DER MENSCH überhaupt, und ihr Ziel ist die Vernichtung nicht einer bestimmten nationalen oder sozialen Gruppe, sondern der gesamten Menschheit. Diesen Kampf um das Überleben des Menschengeschlechts als “Kulturkampf” zu bezeichnen ist eine ungeheure Bagatellisierung, als wenn man Holocaust als “Verstoß gegen die öffentliche Ordnung” bezeichnet hätte.

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