Gastautor / 19.04.2021 / 10:30 / Foto: Tomlin / 64 / Seite ausdrucken

Wir schützen uns zu Tode

Von Prof. Dr. Tobias Unruh.

Meine Mutter ist im 2. Weltkrieg in Deutschland zur Schule gegangen. Erst nach dem Krieg, vor der Flucht in den Westen, konnte sie ein Jahr lang nicht zur Schule gehen. Danach, im Westen, ging es gleich wieder weiter. Unter schwierigsten Bedingungen.

Mein Sohn geht jetzt seit über einem Jahr nicht mehr in die Schule – wegen der Corona- Maßnahmen der Regierung. Distanz- und – wenn es mal in einer Woche klappt – Wechselunterricht sind kein Ersatz und können es nicht sein. Da hilft das Lernen zu Hause mit Eltern, Großeltern und Geschwistern mehr, wenn Zeit und Personen verfügbar sind.

Und es wird nicht besser. Nein, sie wird immer schlimmer, die Pandemie. Sie wird am Leben gehalten mit Masken als Symbol und Zahlen aus der Wissenschaft. Ja, es sind die „Fallzahlen“, mit denen nun auch die kleinsten Provinzfürsten Panik machen. Sie sind wohl selbst von den Zahlen überwältigt. So große Zahlen: 49 neue positive Tests im Landkreis Forchheim (nach RKI 116.203 Einwohner) am 7. April. Diese 49 „Fälle“ sind es im Wesentlichen, die die 7-Tage-Inzidenz laut Angabe des Landratsamtes Forchheim von 93.8 (09.04.2021) über sage und schreibe 114 (11.04.2021), 112 (12.04.2021) auf 116 (13.04.2021) haben steigen lassen. Klingt das nicht wirklich bedrohlich? Und die Zahlen des RKI vom 15.04.2021 liegen nun für die gleichen Tage sogar noch etwas höher. (Siehe Abbildung hier.)

(Die verlinkte Abbildung enthält die Darstellung der 7-Tage-Inzidenzwerte und täglichen Meldungen positiver Corona-Tests im Landkreis Forchheim nach Daten des Robert Koch Instituts (RKI) vom 15.04.2021. Die Fehlerbalken entsprechen den Quadratwurzelwerten der jeweiligen Inzidenzwerte beziehungsweise Fallzahlen. Sie schätzen den statistischen Fehler der Messwerte unter der Annahme ab, dass die einzelnen positiven Tests unabhängige Ereignisse darstellen und die Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens einen existierenden Erwartungswert für die Messgröße (den Inzidenzwert beziehungsweise die Fallzahl) repräsentiert.)

Kollateralschäden laufen weiter und werden immer schlimmer

Und dieser Anstieg des 7-Tage-Inzidenzwertes ist es nun, der von Dienstag, 13.04.2021, auf Mittwoch, 14.04.2021, die Schüler im Landkreis Forchheim nach ganzen zwei Tagen Wechsel wieder in den Distanzunterricht zwingt. Durch Allgemeinverfügung des Landratsamtes Forchheim. Dort liest man: „... Der Inzidenzwert ist im Vergleich zum Stichtag Freitag deutlich angestiegen von 93,8 über 114 und 112 auf 116. Aus diesen Gründen hält das Landratsamt Forchheim eine weitere Öffnung der genannten Einrichtungen für nicht mehr vertretbar ... Aus Sicht des Landratsamtes Forchheim ist unter Abwägung aller dargestellten Argumente hier dem Schutz der Gesundheit der Vorrang zu geben.“

Am 12.04.2021 durften einige Kinder in Forchheim nach Wochen erstmals wieder in die Schule. Da war es nach Ansicht der Experten nicht zu gefährlich. Nun aber schon, obwohl die Kinder seit dieser Woche diese ebenso unwürdigen wie sinnfreien Antigen-Schnelltests machen müssen, um – mit Abstand und Maske – auf dem Schulgelände bleiben zu dürfen. Schauen Sie sich die Kurve in verlinkter Abbildung an. Man muss kein Wissenschaftler sein, um zu erkennen, dass die Inzidenzwerte seit Wochen konstant sind.

Und dabei muss man gar nicht wissen, dass der den Werten zugrunde liegende Test völlig ungeeignet ist, eine mögliche Gefährdung von Personen anzuzeigen oder die Auslastung von Kliniken und deren Intensivstationen vorherzusagen. Die Gefahrenlage, wenn es denn eine gäbe und wenn sie sich aus den RKI-Zahlen ablesen lassen würde, hat sich in den letzten Wochen im Rahmen des statistischen Fehlers nicht geändert. Aber alle Kollateralschäden laufen weiter und werden immer schlimmer. Das sieht auch der Landrat, das sieht jeder, der es sehen will.

Es ist ein komplettes Versagen der verantwortlichen Personen auf allen Ebenen in unserem Land, das nicht zu erkennen beziehungsweise nicht entsprechend gegen die ausufernden Maßnahmen vorzugehen. Es ist die Bundesregierung, die für das organisatorische Desaster der Impf- und Test-„Strategie“ verantwortlich ist und nun durch einen unmäßigen zentralistischen Kontrollwahn flächendeckend und pauschal bis in die persönlichsten Details der Privatsphäre hineinregieren will. Und das mit einem Bundesgesetz zum vermeintlichen Schutz der Volksgesundheit oder wie würde es Frau Merkel nennen? Aber auch die Länder sind nicht besser: Grenzkontrollen, Beherbergungsverbote, Test- und Maskenpflicht, Lockdown, Ausgehverbote, innerdeutsche Einreiseverbote, alles wegen einer gleichbleibend nicht vorhandenen epidemischen Lage von nationaler Tragweite. Und da darf ein Landratsamt nicht hinten anstehen. Da werden Schulen ohne Grund geschlossen. Für Tage – Wochen – Monate – ein Jahr ...

Meine Mutter könnte meinen Sohn unterrichten. Sie kennt ja diese Situation. Aber sie traut sich leider seit einem Jahr nicht mehr aus ihrem Altersheim heraus und kann es nun auch nicht mehr, da sie so gut wie zu Tode geschützt wurde.

 

Tobias Unruh hat in Saarbrücken Chemie studiert und in der Physikalischen Chemie promoviert. In der Pharmazeutischen Technologie an der Uni Jena hat er sich mit Arzneistoffträgersystemen beschäftigt, an der TU München im Fach Experimentalphysik habilitiert und hauptverantwortlich das Neutronenspektrometer TOFTOF gebaut und betrieben. Heute ist er Professor am Physik Department der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, verheiratet und Vater von sechs Kindern.

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Leserpost

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Martin Ruehle / 19.04.2021

Dieser irrwitzige Pandemiewahn kann nur durch die Kulturrevolutionäre in den Mainstream-Medien inszeniert werden. Diese ideologisch vernagelten Gesinnungstäter, von denen wir den relevantesten Teil im Regierungsfernsehen auch noch alimentieren, treibt die opportunistische Parteien-Kleptokratie wie einen Hühnerhaufen vor sich her und gibt damit den Ton vor, der aus den Parteizentralen von Gelb bis Dunkelrot widerhallt. Nicht, dass diese das nicht größtenteils auch von sich aus täten - nur, um den vollständigen Abbau der alten Republik in eine “Schöne neue Welt” voranzutreiben, bedarf es der Trommler, Standartenträger und Einpeitscher, die “Roten Garden” der Revolution, die unserem Land den Garaus machen.

Dr. Inge Frigge-Hagemann / 19.04.2021

@Jutta Lehmann: ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist es, vor allem den Kindern gegenüber, denen alles genommen wird, was zu einer zwingend notwendigen physischen, psychischen und sozialen Entwicklung gehört Um die Unbeschwertheit, die doch nur im Kindesalter möglich ist, werden sie betrogen. Das ist kriminell. Lassen sich die Urteile aus Weimar und Weilheim, nach denen Masken, Tests und Abstandsbeschränkungen in Schulen nichts zu suchen haben, nicht bundesweit für alle Schulen durchsetzen? Wenige erfolgreiche Einzelfälle helfen doch nicht weiter. Präventives Gurgeln (z.B. mit Betasidona, Lysterin) wäre eine sinnvolle Alternative (vgl. dazu Prof. Dr. Klaus Zastrow). Die Gurgellösungen töten Virusmaterial und verhindern so das Anstecken anderer durch Husten oder Niesen. Politik und Medien ignorieren das Gurgeln weitgehend, vermutlich weil es schon lange nicht mehr um Volksgesundheit geht. Riesige Kosten für eiligst entwickelte Impfstoffe (ohne 5-10jährige Erprobung), wenig sinnvolle Tests und kaum wirksame Masken müssen legitimiert werden. Big Pharma läßt grüßen.

H. Krautner / 19.04.2021

Zitat aus dem Artikel oben: “Es ist ein komplettes Versagen der verantwortlichen Personen auf allen Ebenen in unserem Land, das nicht zu erkennen beziehungsweise nicht entsprechend gegen die ausufernden Maßnahmen vorzugehen” Es ist kein Versagen der “verantwortlichen” Personen, denn sie wissen genau was sie tun, sie tun es mit Absicht, sie tun es, weil es für sie wie eine Droge wirkt, und sie wollen, wie es bei Drogensüchtigen üblich ist, immer mehr von dieser Droge. Bezeichnet man das, was diese Personen machen als Versagen, dann ist das ja praktisch schon eine Entschuldigung für das, was sie anrichten. Apropos “verantwortliche Personen”:  Verantwortliche Personen gibt es hier doch gar nicht.  Wer Verantwortung hat, der ist dann, wenn er einen Schaden verursacht schadensersatzpflichtig. Das trifft hier für keine dieser Personen zu. Deshalb sind diese Personen keine verantwortliche Personen, sondern verantwortungslose Personen und sie können so locker jeden Irrsinn veranstalten.

Hans-Joachim Stern / 19.04.2021

Zum Testen der Kinder: Auf der Startseite von corona-ausschuss.de ist ein von Rechtsanwälten erarbeitetes Musterschreiben für Eltern zu finden, die den Schulleitungen das Testen ihrer Kinder untersagen wollen. Je mehr Eltern sich auch in dieser Form für ihre Kinder engagieren, desto größer ist die Chance, den ganzen Irrsinn zu beenden. Ebenfalls dort gibt es auch für Lehrer ein Musterschreiben, mit dem sie sich verwahren können gegen die Zumutung, in ihren Klassen die Tests durchzuführen.

Torsten Hopp / 19.04.2021

Wir hatten am Samstag (freiwilligen) Arbeitseinsatz im Sportverein. Früher standen wir nur zu fünft, eher nie mehr als 10 Personen. Es kamen zwischen 40 bis 50 Leute. Einfach mal raus. Was macht man, wenn man sich im Schnee festgefahren hat? Noch mehr Vollgas? Das machen nur Trottel. Ich bin so froh, dass meine Kinder nicht mehr in die Schule müssen. Ich wüsste aber, was ich zu tun hätte. Nicht einen Wattestab würde ich meinem Sohn in die Nase stecken. Da ginge ich lieber in den Knast.

Markus Hahn / 19.04.2021

Die Notwendigkeit dieser Art von “Schutz” wird systematisch übertrieben, ein Diskurs über die Verhältnismäßigkeit ist tabuisiert. Womöglich geht es vorrangig um die Etablierung der “Maßnahmen” und das zu schützende Subjekt ist den vermeintlich Schützenden völlig egal.

Joerg Machan / 19.04.2021

Dumme lassen sich leichter beherrschen als Kluge. Schauen wir uns die Entwicklung im deutschen Bildungssystem einmal kurz an. Mathematik als einziges Logik - Fach kann weitgehend im Abitur abgewählt werden. Auswendiglernen von Gedichten ist verpönt, die Rechtschreibung irrelevant, Grammatik ist ausgrenzend. Unter diesen Aspekten ist es für mich nur folgerichtig, dass man jeden erdenklichen Grund benutzt, um Schulen komplett zu schließen. Was man nicht weiß, macht einen nicht heiß.

Silas Loy / 19.04.2021

In Frankreich führt Macron Bonaparte ganz autoritär und zentralistisch ein hartes Regiment. Das ist natürlich völlig inakzeptabel. Aber in Frankreich waren und sind die Schulen nicht geschlossen. Keinen einzigen Tag. In Deutschland sitzen die rechenschwachen evidenzlosen Coronahysteriker*innen selbstverständlich auch in den Kultusministerien und Lehrergewerkschaften. Die Verblödung der “Eliten” ist bei uns wirklich lückenlos flächendeckend. Warum sollte da ein/e deutsche/r Landrät:in eine/n Hinter:in in seiner/Ihrer Hos/e/r suchen? Zumal wir das ja mehrheitlich alles mitmachen. Mit Tests, Masken und Verordnungen werden hier die normalen Grippewellen, an denen auch ein neues Virus beteiligt ist, politisch zu einer Pandemie hochgejazzt und kaum einer guckt richtig hin. Das Virus ist unser Unglück. Heil Merkel.

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