Positiv aufgeladen sind gefühlvolle Wörter wie Weideliebe und Landglück, Schnupperpreise und Treuepunkte. Die empfindsame deutsche Hausfrau schreckt hingegen vor Namen zurück, die allzu technologisch klingen. Nach der einstigen Cholesterin-Panik sorgen heute Gluten und Glukose, Glyphosat und Glutamat für allgegenwärtige Angriffe auf das Wohlbefinden. Bislang eher unterschätzt wird freilich die Gefahr, die von Hydrogenmonoxid und Sauerstoffhydrid ausgeht. – In der guten alten Zeit hat man noch ganz ohne Chemie gelebt, damals im Neolithikum. Kurz, aber dafür im Einklang mit der Natur.
Vor mehr als dreißig Jahren habe ich mal in einer Dorfgaststätte zwischen Bremen und Stade erlebt, dass ein Scherzkeks “Grünkohl und Pinkel, aber bitte ohne Grünkohl und Pinkel!” bestellte und die Wirtin diese Bestellung ohne Wimpernzucken annahm. Er bekam dann ein paar Bratkartoffeln.
Was in dieser “wunderbaren” ohne-Liste noch fehlt: “ohne Pass”. Das ist so ungefähr der größte “ohne Luxus”, den unser Staat sich leistet und den er sich von den BürgerInnen finanzieren läßt. Vielleicht sollte man noch “ohne Strafverfolgung” hinzufügen?! Denn, soweit ich weiß, ist Einreise “ohne Pass” und “ohne Visum” illegal. Ein Straftatbestand, der, neben anderen, ganz einfach (fast immer) “ohne Folgen” bleibt. Das ist politisches Handeln “ohne Verantwortung”. “BürgerInnenschutz” hat augenscheinlich weniger Verfassungsrang als “Tierschutz”.
Nicht zu vergessen, alles wird langsam! Wir fahren langsam(Auto), wir essen langsam ( Gegenbewegung fast food), werden langsam erwachsen ( bis 40 bei Muttern), arbeiten langsam( Beamte sowieso), denken langsam ( siehe grüne Jugend), wenn überhaupt. Neudeutsch wird das Wort ‘langsam’ gerne mit der Vokabel ‘nachhaltig’ umbesetzt. Bei einer Umfrage wurde in der Fußgängerzone einer Großstadt Fragen an Passanten zur Ernährung gestellt. ” Würden Sie mehr Geld für glutenfreie Milch bezahlen? Und auch für lactosefreies Brokkoli?” 70-80% waren dazu bereit! Ohne Worte, ohne Großhirn.
Nach elf aufreibenden Monaten der Bio-, Klima- und sonst alles Weltenrettung durch inbrünstig gelebte Betroffenheit - ab in den Urlaub, weg aus dem Köterrassenland - am Besten MIT dem Flieger?
Ein Land im Tugend- und “Natürlichkeit"swahn wünscht sich den Zusammenbruch der eigenen Lebensgrundlagen.
Ich denke, unser gesellschaftliches Problem lässt sich gut mit dem Prinzip beschreiben “Wasch mich, aber mach mich nicht nass”, was letztlich sehr schön und amüsant in obigem Artikel beschrieben wird. Dies gilt es zu überwinden, sonst wird das nichts mehr mit diesem Land. Ob es nun um Ernährung, Autofahren, Blümchenmedizin oder einen rationalen, sinnhaften und damit begrenzten Humanismus geht, die ÖR-Meinungsbildner diktieren dem Rest des Landes ihre kranke Pippi-Langstrumpf Ideologie auf und andersartige Meinungen werden stigmatisiert bzw. tabuisiert, nach dem Motto „es kann nicht sein was nicht sein darf“.
Sehr geehrter Herr Leciejewski, danke für diesen tollen Artikel. Einzig zum Thema Konservierungsstoffe muss ich Ihnen widersprechen: Einige Konservierungsstoffe KANN man schmecken - und ich bekomme z.B. von diversen Konservierungsstoffen Ausschlag. Ich kaufe aber keine Salate ohne Konservierungsstoffe, sondern ich mach die einfach selbst!
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