Dank der Urwaldabholzung für die Fleischesser und die Veganer, die gierig auf Palmöl sind, ohne es zu wissen, wird der Planet bald auch ohne Wald auskommen müssen. Dann würde ich vorschlagen, für die Eliten, die immer nach Dingen gieren, mit denen sie sich von den Proleten absetzen können, eigene Verkaufsläden zu öffnen, wo nicht alles besser, aber alles viel teurer ist. Ich kenne einen Weinhändler, der zu berichten weiss, dass alle Weine im Hochpreissegment schon verkauft seien, bevor sie überhaupt in seinem Laden stünden: Tausende Euroletten für eine einzige Flasche. Und übrigens, last but not least: Bald sind die Deutschen auch ohne Deutsche, so wie sich das ein Herr namens Deniz Yücel gewünscht hat.
Der von Herrn Leciejewski so köstlich beschriebenen Ohne-Welt steht freilich eine nicht minder fragwürdige Mit-Welt gegenüber. Ja, eine solche gibt es auch! Ach, was wird nicht alles mit “Mit” beworben: Fruchtsäfte mit zugesetzten Vitaminen, Kosmetikprodukte mit Q 10 und anderem Gedöns, zahllose Produkte (Lebensmittel u. a.) mit Garantien oder Siegeln für Umweltverträglichkeit, mit Prüfzeichen usw., Schuh-Innensohlen mit Gedächtnis, Luftpolster oder auch Gel-Einlage, Flaschenwasser mit O2 (Sauerstoff), et cetera pp. Eine auch nur annähernd vollständige Zusammenstellung aller Ohnes und Mits würde diesen Rahmen hier sprengen. Man fragt sich allerdings, welche Wesenszüge eine Gesellschaft wohl aufweisen muss, in der sich ein allgegenwärtiger Ohne- und Mit-Fetischismus so erstaunlich viel Raum greifen konnte.
Positiv aufgeladen sind gefühlvolle Wörter wie Weideliebe und Landglück, Schnupperpreise und Treuepunkte. Die empfindsame deutsche Hausfrau schreckt hingegen vor Namen zurück, die allzu technologisch klingen. Nach der einstigen Cholesterin-Panik sorgen heute Gluten und Glukose, Glyphosat und Glutamat für allgegenwärtige Angriffe auf das Wohlbefinden. Bislang eher unterschätzt wird freilich die Gefahr, die von Hydrogenmonoxid und Sauerstoffhydrid ausgeht. – In der guten alten Zeit hat man noch ganz ohne Chemie gelebt, damals im Neolithikum. Kurz, aber dafür im Einklang mit der Natur.
Vor mehr als dreißig Jahren habe ich mal in einer Dorfgaststätte zwischen Bremen und Stade erlebt, dass ein Scherzkeks “Grünkohl und Pinkel, aber bitte ohne Grünkohl und Pinkel!” bestellte und die Wirtin diese Bestellung ohne Wimpernzucken annahm. Er bekam dann ein paar Bratkartoffeln.
Was in dieser “wunderbaren” ohne-Liste noch fehlt: “ohne Pass”. Das ist so ungefähr der größte “ohne Luxus”, den unser Staat sich leistet und den er sich von den BürgerInnen finanzieren läßt. Vielleicht sollte man noch “ohne Strafverfolgung” hinzufügen?! Denn, soweit ich weiß, ist Einreise “ohne Pass” und “ohne Visum” illegal. Ein Straftatbestand, der, neben anderen, ganz einfach (fast immer) “ohne Folgen” bleibt. Das ist politisches Handeln “ohne Verantwortung”. “BürgerInnenschutz” hat augenscheinlich weniger Verfassungsrang als “Tierschutz”.
Nicht zu vergessen, alles wird langsam! Wir fahren langsam(Auto), wir essen langsam ( Gegenbewegung fast food), werden langsam erwachsen ( bis 40 bei Muttern), arbeiten langsam( Beamte sowieso), denken langsam ( siehe grüne Jugend), wenn überhaupt. Neudeutsch wird das Wort ‘langsam’ gerne mit der Vokabel ‘nachhaltig’ umbesetzt. Bei einer Umfrage wurde in der Fußgängerzone einer Großstadt Fragen an Passanten zur Ernährung gestellt. ” Würden Sie mehr Geld für glutenfreie Milch bezahlen? Und auch für lactosefreies Brokkoli?” 70-80% waren dazu bereit! Ohne Worte, ohne Großhirn.
Nach elf aufreibenden Monaten der Bio-, Klima- und sonst alles Weltenrettung durch inbrünstig gelebte Betroffenheit - ab in den Urlaub, weg aus dem Köterrassenland - am Besten MIT dem Flieger?
Ein Land im Tugend- und “Natürlichkeit"swahn wünscht sich den Zusammenbruch der eigenen Lebensgrundlagen.
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