Stefan Frank / 29.04.2022 / 16:00 / Foto: Cassowary Colorizations / 15 / Seite ausdrucken

Wenn einen „Antirassisten“ der Kampf gegen Antisemitismus stört

David Miller, Autor der anti-israelischen Website „Electronic Intifada“, sieht in einem britischen TV-Drama eine zionistische Verschwörung, die „Pro-Israel-Rassisten“ weiß wasche.

„Das swingende London der 1960er, wie Sie es noch nie gesehen haben. Eine junge Jüdin wird in eine Welt der Täuschung hineingezogen und befindet sich in einem Kampf mit hohem Einsatz gegen die extreme Rechte. Basierend auf einer wahren Geschichte.“

So bewirbt die britische BBC das vierteilige Fernsehdrama Ridley Road, das am 3. Oktober 2021 auf dem Fernsehsender BBC One Premiere hatte. Es thematisiert den jüdischen Widerstand gegen die britische faschistische Bewegung der 1960er Jahre (auf unserem Bild: Sir Oswald Mosley, der bekannteste Anführer der britischen faschistischen Bewegung, der bis in die 1960er Jahre politisch aktiv war).

Die Protagonisten gehören zu der militanten 62 Group, die gewaltsam gegen Personen vorging, die sie beschuldigte, Organisatoren rassistischer oder antisemitischer Gewalt zu sein. Das Drehbuch basiert auf Jo Blooms gleichnamigem Roman von 2014.

Ich muss offenlegen, dass ich weder die Serie gesehen noch das Buch gelesen habe. Doch vielleicht sollte ich das nachholen – denn David Miller, Stammautor der reichweitenstarken anti-israelischen Website „Electronic Intifada“, ist ziemlich wütend darüber, wittert eine zionistische Verschwörung, die erst das Buch und dann auch noch die Serie hervorgebracht habe.

„BBC-Drama wäscht Pro-Israel-Rassisten weiß“, lautet der Titel des Beitrags, in dem er u. a. die These aufstellt, dass das Ausmaß des Antisemitismus in der Gesellschaft völlig übertrieben werde – allgemein und auch in der Serie. Weitere Thesen: Das Reden über Antisemitismus sei ein jüdisches Ablenkungsmanöver. Israel als ein normales Land darzustellen – womöglich gar als Ausweg für Juden, die vor Antisemitismus fliehen –, sei rassistisch und islamophob.

Über den Bezug der Serie zu Israel schreibt Miller: Die Serie sei „weithin gelobt“ worden, „nicht zuletzt von der Israel-Lobby“. Wer diese Lobby ist, sagt er nicht – wahrscheinlich jeder, der den jüdischen Staat nicht vernichten will.

Die „Schwäche im Herzen der antirassistischen Bewegung“, die „von der Fernsehserie und tatsächlich von allen historischen Berichten dieser Zeit übersehen“ worden sei, so Miller weiter, sei ihre „Durchdringung mit Zionismus“. Es sei darum ein „falscher Antirassismus“ gewesen, „einer, der uns noch heute begleitet, ein Antirassismus, der nicht bereit ist, sich dem Rassismus zu stellen, der dem Zionismus, Israels Staatsideologie, innewohnt“.

Wer also Juden zubilligt, eine nationale Heimstätte zu haben wie andere Völker auch, der sei Rassist. Es wird hier nicht etwa nur der Staat Israel in seiner gegenwärtigen Form als rassistisch verunglimpft, sondern der Rassismus fängt in den Augen Millers bereits damit an, dass Juden überhaupt auf die Idee gekommen sind, einen eigenen Staat zu errichten – während natürlich nichts rassistisch daran sein soll, dass es arabische und islamische Staaten gibt und die PLO-Charta erklärt, dass das gesamte ehemalige Mandatsgebiet Palästina „das Heimatland des arabischen, palästinensischen Volkes“ sei und dieses „ein untrennbarer Teil des gesamtarabischen Vaterlandes“.

Kein Antisemitismus, nirgends

Miller hat weitere Beschwerden. Die Serie, in der es um die faschistische, rassistische, antisemitische Bewegung im Großbritannien der 1960er Jahre geht, mache zu viel Aufhebens um Antisemitismus. Er spricht von einer „Überbetonung des Antisemitismus in der Gesellschaft“ und kann keinen Antisemitismus entdecken, weder in der damaligen Gesellschaft noch in der heutigen.

Dass in London schon mal ein Convoy durch die Straßen fährt, deren Insassen „Fickt die Juden, vergewaltigt ihre Töchter“ brüllen, hat sicherlich ebenso wenig etwas mit Antisemitismus zu tun wie der Fall des Mannes, der kürzlich in einem Londoner Kaufhaus auf einen anderen Mann einschlug, ihn mit einem gezückten Messer verfolgte und rief „Ich will meinen ersten Juden töten!

Die Zahl der antijüdischen Hassverbrechen habe 2021 einen Rekordstand erreicht, titelte die britische Tageszeitung The Guardian im Februar. Der Community Security Trust (CST), eine gemeinnützige Organisation, die Fälle von Antisemitismus registriert, verzeichnete laut dem Bericht im vergangenen Jahr 2.255 solcher Vorfälle, „darunter immer mehr Menschen, die aus vorbeifahrenden Autos Beleidigungen riefen, sowie 173 gewalttätige Übergriffe“.

Es sei der „höchste Jahresstand an antisemitischem Hass, den CST jemals verzeichnet hat, und stellt einen Anstieg von 34 Prozent gegenüber den 1.684 Vorfällen dar, die im Jahr 2020 registriert wurden“.

Diesen gewalttätigen Antisemitismus muss der „Electronic-Intifada“-Autor leugnen, weil viele der Täter aus dem BDS-Mob kommen, mit dem er sympathisiert.

2016 griffen BDS-Schläger die Veranstaltung einer pro-israelischen Gruppe am Londoner King’s College an, prügelten auf Besucher ein, warfen Stühle, zerstörten Fensterscheiben und betätigten den Feueralarm. In Deutschland sieht es nicht besser aus: Bei Demonstrationen in Berlin und Dortmund, die von der BDS-Gruppe „Palästina spricht“ organisiert wurden, wurden kürzlich Journalisten als „Drecksjuden“ beschimpft und mit Tritten und Schlägen verletzt.

Dafür braucht sich BDS aber nie zu rechtfertigen, seine Aktivisten kennen nur den Angriffsmodus. Die „Überhöhung“ des Antisemitismus, heißt es in Millers Beitrag weiter, habe sich auch „in den Angriffen auf die Labourpartei gezeigt, als sie unter dem Vorsitz von Jeremy Corbyn war“.

Zur Erinnerung: Es ging bei jenen „Angriffen“ um Labour-Politiker, die in etwa geäußert hatten, Juden wählten nicht Labour, „weil sie reich sind“. Oder Labour-Politiker, die auf Twitter geschrieben hatten: „Der Tod von Arbeitern im Ausland wird durch erschreckende Arbeitsbedingungen in jüdischen Unternehmen verursacht.“ Miller folgert:

„Die offensichtlichste Funktion von Ridley Road besteht darin, die Vorstellung zu fördern, dass Antisemitismus im Vereinigten Königreich auch heute noch eine Bedrohung darstellt.“

Aufruf zur Dingfestmachung zionistischer Infiltration

Besonders übel sei ihm aufgestoßen, dass in der Fernsehfassung von Ridley Road, anders als in der Romanvorlage, auch ein Holocaustüberlebender vorkomme, der am Ende der Serie nach Israel auswandere:

„Beide Hinzufügungen normalisieren auf subtile Weise den Zionismus als Antwort auf den Antisemitismus.“

Es sei „nicht überraschend“, so Miller, dass sowohl die Fernsehproduzentin Nicola Shindler als auch Drehbuchautorin Sarah Solemani „zionistische Verbindungen“ hätten. Worin bestehen diese? Miller schreibt:

„Shindler war Mitglied der zionistischen Gruppe B’nai-B’rith-Jugendorganisation oder BBYO. Sie gab auch bekannt, dass sie wegen des angeblichen Problems des Antisemitismus (vorübergehend) aus der Labour Party ausgetreten sei.

Solemani heiratete bei einer großen Hochzeit in Petah Tikva, das weithin als die erste jüdische Siedlung in Palästina angesehen wird. Es wurde 1878 gegründet und mithilfe von Baron Edmond de Rothschild entwickelt, einem wichtigen Geldgeber der zionistischen Kolonialisierung.“

Der Beitrag auf der Website „Electronic Intifada“ macht also klar: Jene Juden, die vor mehr als 140 Jahren mit Genehmigung des türkischen Sultans auf gekauftem, malaria-verseuchtem Sumpfland eine landwirtschaftliche Siedlung gründeten, seien genauso verächtlich und hassenswert gewesen wie jene, die heute dort heiraten, oder solche, die einen Film drehen, in dem es um Antisemitismus in der faschistischen Bewegung im Großbritannien der 1960er Jahre geht.

Während Miller seine rassistische Ansicht ausbreitet, dass Juden überall und zu allen Zeiten ein Problem seien, versucht er den Eindruck zu erwecken, es gebe eine mächtige zionistische Verschwörung, die TV-Serien produziere, die „rassistisch und islamophob“ seien – wobei dieser Rassismus und diese Islamophobie nur darin bestehen, dass in dem Drehbuch ein Holocaustüberlebender nach Israel auswandert. Millers Forderung:

„Die Rolle der zionistischen Bewegung beim Eindringen in britische antirassistische Gruppen wirft ein neues Licht auf die Nachkriegszeit und erfordert sicherlich mehr Forschung darüber, wie weit der Einfluss des Zionismus seitdem gegangen ist.“

Erste Forschungsergebnisse werden sicherlich schon bald vorliegen.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Mena-Watch.

Foto: Cassowary Colorizations CC BY 2.0 via Wikimedia Commons

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S. Marek / 29.04.2022

Schau auf IsraelUnwired.com “WATCH: French Journalist Is Censored For Reporting The Truth About The Russia-Ukraine Conflict”  Während die meisten Amerikaner und die in Westeuropa lebenden Menschen das Russland-“Bösewicht”-Narrativ übernommen haben, schalteten die meisten Menschen erst Tage nach dem offiziellen Beginn des Konflikts ein - also als Russland in die Ukraine einmarschierte. Die Medien und die politische Klasse verlassen sich darauf, daß die wenig informierte, stark abgelenkte Bevölkerung keine Ahnung von den tatsächlichen Ereignissen und der tatsächlichen historischen Entwicklung hat.  Seit 2014 gibt es einen ukrainischen Krieg im Donbass, in dem Berichten zufolge fast 13.000 Menschen in dem mehrheitlich russischsprachigen Gebiet der Ostukraine gestorben sind. Diese Menschen wurden nicht von Russland, sondern von der Ukraine getötet. Jeder, der die Nachrichten aus dem Donbass in den letzten Jahren verfolgt hat, hat verstanden, daß es bis zum Beginn des aktuellen Konflikts eine Kampagne des Terrors und der Aufwiegelung gegen die russischsprachige Bevölkerung im Donbass gegeben hat.  Die ukrainische Regierung, selbst unter Zelensky, hat dieses Gebiet als lebenswichtig für die Ukraine angesehen und war bereit, russischsprachige Zivilisten zu töten, um die Unruhen in diesem Gebiet zu unterdrücken.  Das ist letztlich der Grund, warum die NATO die Ukraine militärisch aufrüsten wollte. Der Westen wollte die Ukraine als vorgeschobenen Stützpunkt gegen Putins Russland nutzen, sich aber direkt aus dem Konflikt heraushalten - ein klassischer Stellvertreterkonflikt. Diese Strategie ist jedoch offenbar nach hinten losgegangen, denn der Krieg droht die ganze Welt zu erfassen.  Da für den Westen im aktuellen Krieg so viel auf dem Spiel steht, erleidet jede Bewegung, die von der offiziellen Darstellung abweicht, das gleiche Schicksal wie diejenigen, die die korporatistische Medienerzählung über COVID-19 in Frage gestellt haben - vollständige Zensur.

Jana Hensel / 29.04.2022

Sorry, aber dieses TV-Drama klingt nach einem feuchten Antifa-Traum und Gesinnungsporno. Gewalt gegen Menschen, deren Meinung man ablehnt, Faschisten die man nach Laune umbringen darf und dazu mit gutem Gewissen. Denn sie sind das absolut Böse. Eine Botschaft der superwoken BBC so ganz ohne aktuelle politische Bezüge und manipulierende Hintergrundgedanken, natürlich. Der Kampf gegen rechts ist Staatsdoktrin, auch in UK.  Da muss ich mir die Ergüsse dieses elektronischen Intifadafuzzies nicht antun, um dennoch mit ihm auf der “Daumen runter” Seite zu stehen. Werde ich mir sicher nicht antun.

S. Marek / 29.04.2022

@ A. Ostrovsky, gut gekontert. Die Fakten sind klar, aber in D, vor allem die schwachköpfige Politclique und deren Medienvasallen, wollen es diese, und sich ausschließlich an denen orientierenden Deutschen, nicht sehen.  Nach den katastrophalen Ergebnissen der Regierungsmaßnamen zur falschen “Pandemie” muß halt eine dramatische Ablenkung kommen und da bietet ein Krieg in der Ukraine die beste Gelegenheit dazu.

Harald Unger / 29.04.2022

@A. Ostrovsky - Dafür, daß Sie sich mit meinem “Text nicht auseinandersetzen” können, ist Ihr Kommentar ziemlich lang, aber leider auch arg wirr geraten. Wenn Sie meinen Kommentar nochmals mit etwas Abstand lesen, werden Sie feststellen, daß von “leugnen” darin keine Rede sein kann. Im Gegenteil. - - - Ich kann Ihre Gereiztheit insofern verstehen, als Putin sich mit seinem Überfall auf die Ukraine, in mehrfacher Hinsicht gründlich verrechnet hat. Zuallererst mit dem Widerstandswillen der Ukrainer bei der Verteidigung ihrer Heimat. Eine Verteidigungsbereitschaft, die nunmehr in Mittel, Nord und Südosteuropa auf einem neuen Allzeithoch ist. Der Schaden, den Putin Russland mit seinem kranken, verbrecherischen Größenwahn zufügt, wird dieses angebrochene Jahrtausend überdauern. Nie wieder werden Menschen einen feuchten Dreck auf das geben, was russische Politiker versprechen oder unterschreiben. Daß sich Putin zum Narren bzw. nützlichen Idioten der Biden-Junta macht, verstärkt meinen Eindruck, daß sein Urteilsvermögen Vergangenheit ist. Der entscheidende Grund, weshalb Schweden und Finnland, nach Jahrzehnten der Neutralität, nun die Nato-Mitgliedschaft beantragen.

Arne Ausländer / 29.04.2022

@A. Ostrovsky: Gelten Ihre historischen Maßstäbe gegen durch schwerste Verbrechen belastete Symbole und politische Bezugnahmen auch für Hammer und Sichel, für den Bolschewismus im allgemeinen? Dann, aber nur dann gelten Ihre Argumente gegen Asow. Relativiert man die Bolschewisten, v.a. im Westen, wofür es durchaus Argumente gibt - dann muß man dasselbe auch bei Asow tun. Denn auch da ist die Motivation und reale Agenda in den allermeisten Fällen weitaus differenzierter. Ich habe in Spanien und Italien Kommunisten getroffen, oder eben auf der Krim russische (ja - aus Rußland!) Nationalbolschewisten (die Hakenkreuze verwenden). Wenig Unterschiede, nicht das, was man sich zu recht unter Faschisten vorstellt. solche sah ich auch, in Deutschland und Rußland, in der Ukraine nicht (auch wenn es sie definitiv gibt). - Falls das Argument der Unvergleichbarkeit kommt: Beginnen wir doch nur mit Trotzkis “Rotem Terror” seit 1918, zum dem es gehörte nach dem Einmarsch in eine Stadt erstmal eine (nicht kleine) Zahl von Bürgern zu erschießen, beliebige Menschen, rein prophylaktisch, um “sich Respekt zu verschaffen”. Von da könnte man weiter durch die dokumentierten Untaten gehen, auch Antisemistismus, massiv und mörderisch z.B. beim Verbot des Jüdischen Antifaschistischen Kommittees durch Stalin 1948. Michoels hieß der Vorsitzende, auf Wikipedia sollten die Details stehen… Und Kollaborateure? Da war ja wohl Stalin bis Juni 1941 einer der größten. Seit Ende 1939 hieß es schließlich “sowjetisch-deutsche Freundschaft”, ganz offiziell. - Mir geht es darum, daß ein kleineres Land und seine Bewohner verzweifelt gegen eines der größten der Welt verteidigen. Politischen Streit kann man danach austragen. Oder hätte es längst getan, denn was wäre Asow, ohne die beständige russische Aggression seit 2014? — Hammer und Sichel “zieren” seit Jahren auch hier wieder die Wände, von manipulierten Kinder geschmiert. Das kündigt ernste Probleme an. Nur die Politniks freut es.

A. Ostrovsky / 29.04.2022

@Harald Unger : Ich kann mich mit Ihrem Text nicht auseinandersetzen, weil ich darin keinen Sinn erkenne. Sie leugnen, dass das Regiment Asov bekennend rechtsradikal und halb-verdeckt faschistisch ist SEIT VIELEN JAHREN UND OHNE JEDEN ZWEIFEL. Sie erkennen nicht, dass die “Kämpfer” im Stahlwerk in Mariupol ALLE die Uniform des Regiments Asov tragen, dass sie, obwohl sie in aussichtsloser Lage sind, die Kapitulation ablehnen und Zivilisten auch Kinder, in ihren Untergang hineinziehen? Sie erkennen nicht, dass sich BILD, eine Publikation des Springer-Konzerns (mit speziellen Bekenntnis-Regeln), vollständig mit den “Kämpfern” des Regiment Asov IDENTIFIZIERT, deren Vize-Kommandeur eine Plattform für seine theatralischen Hilferufe bietet und ansonsten fortwährend eine Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine fordert und damit einer völlig ungeeigneten “Verteidigungs”-Ministerin Deutschlands ermöglicht, sich gegen die vorherige Verlautbarung des Bundeskanzlers des selben Deutschlands zu stellen? Und dann haben Sie die Frechheit mir irgendwas mit “moralisch” zu schreiben? Und sie meinen also das hätte nichts mit dem Thema des Artikels zu tun? Für mich ist es unverständlich, wieso ukrainische Faschisten, die sich mit ihrer Symbolik und ihren Vorbildern auf den deutschen Faschismus der 30-er und 40-er Jahre beziehen, bzw. auf faschistische polnische Kollaborateure, plötzlich kein Problem sind, nur weil sich zwischenzeitlich die Frontlinien verschoben haben.

Hans Meier / 29.04.2022

Herr Stefan Frank, ich weiß nicht ob meine Vorfahren als Verfolgte aus Frankreich nach König Friedrichs Preußen zogen, um nach ihrer Facon selig zu werden. Mein Vater hat gewartet bis ich erwachsener und beherrschter war, um mir zu erzählen, warum „Wir Außenseiter im Dorf“ waren. Mein Großvater, hat dem Dorfvorsteher erklärt, er habe sich seinen eigenen Herrn selber ausgewählt. Auch seinen Arbeitgeber, bei dem er als Kesselschmied industriell tätig war. Das hat den national-sozialistischen Dorfvorsteher auf die Palme gebracht, mein Großvater hat sich konsequent geweigert „Heil Hitler“ salutierend zu rufen, um sich zum zeitgenössischen Affen zu machen. Und oh Grausen, dann sind die „Drecksäcke gekommen“ und haben den Großvater ins Lager gesteckt. Einzig durch das Geschick, meiner Tante und meines Vaters, haben die einen Mediziner aufgetan, der „dem Großvater bescheinigt hat“ der hätte mal ne „Hirnhaut-Entzündung“ gehabt und sei ganz harmlos, und seine Kinder würden ihn als Vormund besser wieder nach Hause holen. Da wusste ich endlich Bescheid, und das hat meine Perspektive nachhaltig verändert. Was nun die Anglikaner und deren Politik betrifft, haben die das historische Primat für concentrations-camps für die Minderwertigen und Forts für die Höherwertigen. Insofern entspricht Britische Politik, Britischer Tradition. Die haben schlicht kein Fable, in Sachen Respekt und Selbstbestimmung auch gegenüber Israel als souveränem Staat.

Arne Ausländer / 29.04.2022

Antisemitismus ist ebenso real wie seine Instrumentalisierung. Das ist auch nicht anders zu erwarten. Im politischen Machtkampf ist vielen jedes Mittel recht. So werden bei den einen “die Juden” zum Kristallationspunkt allen Übels stilisiert, andere versuchen z.B. jeder Kritik an Machtstrukturen und übergroßem Reichtum in das Label des Antisemitismus anzuhängen, um sie dann ignorieren und verteufeln zu können. Um reale Menschen und vernünftige Ziele geht es dabei den wenigsten, bzw. die leiseren, ehrlichen Stimmen gehen im Getöse unter. Man kann m.E. darauf nur reagieren, indem man grundsätzlich einen ganz anderen Stil der politischen Auseinandersetzung pflegt. Wenn nicht die Lautstärke entscheidet, stellen selbst abwegige Positionen kaum eine Gefahr dar, weil die von ihnen Gegenstimmen provoziert werden und - idealtypisch - letztlich das Vernünftige zur Geltung kommt. Ob das so gelingt? Warum nicht? Bei den jetzigen Verhältnissen gewinnt stets der Lautere, Mächtigere. Kann es da nicht nur besser werden? - [Die 62 Group scheint mir der stalinistischen Antifa doch allzu ähnlich zu sein. Ob es da wirklich um reale Probleme von Juden ging? Und worum es dann wiederum David Miller gehen mag? Die Zeit reicht schlicht nicht, sich mit jedem einzelnen Streit dieser Art hinreichend zu beschäftigen.]

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