Manfred Haferburg / 22.12.2023 / 13:10 / 49 / Seite ausdrucken

Wende rückwärts: Klammheimlicher Ausstieg aus dem Kohleausstieg

Nun kommt es genau so, wie von Achgut.com schon 2020 vorhergesagt. Die Bundesregierung verabschiedet sich durch die kalte Küche vom Kohleausstieg und untersagt deren vorzeitige Stilllegung. Und das wird erneut teuer, denn die Oldie-Kraftwerke müssen in vielfacher Hinsicht nachgerüstet werden.

Vollmundig haben die letzten drei Bundesregierungen erst den Kernenergieausstieg und dann den Kohleausstieg verkündet und dem Steuerzahler bzw. Stromkunden dafür eine Billion Euro (1.000.000.000.000 Euro) aus der Tasche gestohlen – immer mit dem Hinweis auf das Verbrennen der Welt durch den CO2-Ausstoß der „schmutzigen“ Kohlestromerzeugung, der spätestens 2030 unbedingt gestoppt werden müsse. Eine Hundertschaft von Bischöfen und Politikwissenschaftlern begründete in Ethikkommissionen unsinnige politische Entscheidungen zur Zerstörung der energetischen Basis der deutschen Wirtschaft und des Angriffs auf Wohlstand und Wohlergehen der Bürger, immer flankiert von einer Journalisten-Phalanx in der eigenen Schleimspur der grünen Politikverherrlichung. 

Merkels Allzweck-Kalfaktor Peter Altmaier verkündete am 3. Juli 2020 großmäulig den Endsieg der Inkompetenz über die Vernunft: 

„…wir sind das einzige Industrieland dieser Größe, das gleichzeitig aus der friedlichen Nutzung der Kernenergie und dann 15 Jahre später aus der Nutzung der Kohleverstromung aussteigt. Das sind die historischen Aufgaben und die Leistung, die wir zu vollbringen haben…Wir wollen erreichen, dass die Strompreise in Deutschland im Laufe des nächsten Jahrzehnts wieder auf ein europäisches Durchschnittsniveau zurückgeführt werden können – in die richtige Richtung, Schritt für Schritt. Dafür stellen wir im Konjunkturprogramm 11 Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung.“ 

Die Industriebosse schwiegen dazu duckmäuserisch, wenn sie nicht gar aktiv mitmachten, die Eurozeichen der fetten Subventionen in den Augen.

Wir haben es gesagt

Wer es wagte, zu sagen, dass dies ein ökonomischer und physikalischer Wahnsinn wäre, wurde niedergebrüllt, verunglimpft, gecancelt, mundtot gemacht und wirtschaftlich mit Vernichtung bedroht. Wir auf der Achse können ein Lied davon singen. 

Und heute, 17 zerstörte hervorragende Kernkraftwerke und Dutzende verschrottete modernste Kohle- und Gaskraftwerke später, sind die rotgrüngelbschwarzen Energiewender von der Realität umzingelt und versuchen, mit dem bewährten Tricksen und Täuschen ihr Komplettversagen der letzten 20 Jahre zu vertuschen. Sie steigen klammheimlich aus dem Kohleausstieg aus, weil sonst der Blackout unvermeidlich wird. 

Die Welt: „Verbot der Stilllegung – Bundesnetzagentur überrascht mit Veto gegen Kohleausstieg. Die Ampelkoalition wollte den Kohleausstieg auf 2030 vorziehen. Doch wie WELT jetzt erfuhr, untersagt die Bundesnetzagentur die vorzeitige Stilllegung von Kohlekraftwerken.“

Focus zum gleichen Thema ohne Bezahlschranke hier.

Niemand hat die Absicht, den Kohleausstieg zu verschieben

Wenn das die Carla, die Luisa und der Louis erfahren! Und natürlich, ganz klar, es ist nicht die Regierung, die nun den Kohleausstieg stoppt, sondern die Bundesnetzagentur. Die ist zwar eine dem Bundes-Wirtschaftsministerium direkt nachgeordnete Behörde, aber wer weiß das schon. Und es wird in dem Artikel auch kräftig abgewiegelt:

„Die Anlagen werden für die Netzstabilität benötigt“, sagte ein Sprecher der Bundesnetzagentur: „Sie werden nur selten laufen und deswegen keine spürbaren Auswirkungen auf unsere CO₂-Bilanz haben.“

Ein Blick auf den realen Erzeugungsmix im Dezember 2023 entlarvt diese Aussage als freche Lüge.

Er betonte, dass die Anlagen nur als Reserve auf Abruf durch Netzbetreiber fungieren sollen: „Es ist weiter beabsichtigt, dass nach 2030 kein Kohlekraftwerk mehr am Markt tätig ist.“

Aha, deshalb wird die Laufzeitverlängerung auch bis März 2031 gewährt – interessant. Es handelt sich übrigens nicht um eine Laufzeitverlängerung, sondern um ein „Stilllegungsverbot“, das auch gilt, wenn die teilweise Uraltblöcke von den Betreibern zur planmäßigen Stilllegung angemeldet wurden. Sie müssen jetzt dafür aufwändig nachgerüstet werden, zum Beispiel mit neuer Leittechnik, weil es für die aus den 1970er Jahren keine Ersatzteile mehr gibt – natürlich auf Steuerzahlerkosten. 

„Ist ja nur Geld“ 

Erinnert sich noch jemand an den Achse-Artikel „Im Sumpf von Moorburg“ aus dem Jahre 2020? Hier wurde eines der modernsten Kohlekraftwerke der Welt verschrottet, das hätte nicht nachgerüstet werden müssen. Unser damaliges Urteil: „Nur komplett Irre machen so etwas". Und: „Es wurden gerade erfolgreich drei Milliarden Euro vernichtet". Aber: „Ist ja nur Geld“, jedenfalls für den Philosophen und Kinderbuch-Coautor in der Rolle eines Wirtschaftsministers im Nimmerland. Stimmt, es ist das Geld unserer Kinder und Enkel, Sondervermögen genannt.

Es ist also genau so gekommen, wie von uns gesagt, dass es mit dem Bau von 80 Stück 300 MW mit staatlich geplanter Leistung von 21 Gigawatt wasserstofffähigen Gasturbinen bis 2030 mit Sicherheit nichts wird. 

Die Bundesnetzagentur hat bislang die Stilllegung von insgesamt 26 Kraftwerksblöcken untersagt, um die Netzstabilität nicht zu gefährden. Jetzt bleiben also beispielsweise die alten Kohleblöcke B und C des Steinkohle-Kraftwerks Scholven bei Gelsenkirchen und vom Großkraftwerk Mannheim der Block 8 oder EnBW Blöcke am Standort Altbach in Betrieb.

Ab Januar werden wohl die Bauern wieder mit ihren Treckern gegen den Ampel-Politikirrsinn demonstrieren. Es wäre wohl angemessen, wenn sich auch die um ihr sauer erarbeitetes Geld geprellten Bürger mit ihren PKWs anschließen würden. Auch die um den Kohleausstieg geprellten grünen Lastenfahrrad-Muttis und sogar die Karla, die Luisa und ihr Partner, der Louis von den Öffentlich-Rechtlichen, wären willkommen.

 

Manfred Haferburg wurde 1948 in Querfurt geboren. Er studierte an der TU Dresden Kernenergetik und machte eine Blitzkarriere im damalig größten AKW der DDR in Greifswald. Wegen des frechen Absingens von Biermannliedern sowie einiger unbedachter Äußerungen beim Karneval wurde er zum feindlich-negativen Element der DDR ernannt und verbrachte folgerichtig einige Zeit unter der Obhut der Stasi in Hohenschönhausen. Nach der Wende kümmerte er sich für eine internationale Organisation um die Sicherheitskultur von Atomkraftwerken weltweit und hat so viele AKWs von innen gesehen wie kaum ein anderer. Im KUUUK-Verlag veröffentlichte er seinen auf Tatsachen beruhenden Roman „Wohn-Haft“ mit einem Vorwort von Wolf Biermann.

Foto: Pixabay

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Fritz Dieterlein / 22.12.2023

Gestern hat Nuhr in seinem Abendprogramm wieder kräftig gegen die AfD ausgeteilt. Das Publikum dort erinnerte mich an den CDU Parteitag in Leipzig, 11 Minuten Standing Ovations der 1000 Delegierten. Man will die AfD-Wähler nicht verstehen, sondern verdammen. Je länger diese korrupte Ampel u. ihre ÖRR Schranzen an der Macht sind,desto schlimmer wird es.Und die Bevölkerung schluckt alles.Bin gespannt,wann es knallt!. Solange unsere naiven Mitwähler diese gigantische Verarsch….. durch das Altparteienkartell unter Führung der Grünen nicht erkennt, wird es bis zum Kollaps so weitergehen. In diesem Land stimmt seit Merkel nichts mehr, gar nichts mehr! M.f.G.

Wilfried Cremer / 22.12.2023

hi, über die Symptome lässt sich vieles sagen. Gründe aber gibt 2: Das falsche Rom im Club of Rome und zweitens dessen Balg, der Klimafunk. Die Pharmaindustrie macht nur ihr Übliches.

M. Buchholz / 22.12.2023

Das nicht nur die Energiepolitik sondern alle Themen der H_Ampel Regierung absolut dumm und unprofessionell sind, ist das Eine. Das Andere ist, dass sie mich dabei verarschen, für dumm verkaufen wollen und auch noch verhönen. Die Wortwahl (über Sondervermögen, Erwirtschaften statt Steuerhöhungen bis zur Klimakrise) und der Inhalt (Subventionen hin und her, Kernenergie brauchen wir nicht) macht mich mittlerweile aggressiv. Diese Regierung und die Pateivorsitzenden derer Parteien haben das unterste Niveau erreicht, eine Schande für das einst wirtschaftlich gesunde Deutschland. Schämt euch und geht einfach!

A. Ostrovsky / 22.12.2023

Mein Eintreten für einen schrittweisen Ausstieg aus der Nutzung der Atomkraft kannte das Wort “sofort” nicht. Da war ich mir mit verschiedenen Grünen, die ich kannte einig. Es ging darum, die Bestrebungen zu einem ungebremsten Ausbau der Atomkraft - wie in Frankreich - abzuwehren, weil Atomkraftwerke zwar grundlastfähig und schwarzstartfähig sind, aber um jeden Preis die tägliche Leistungsregelung in Anpassung an den Verbrauch vermieden werden sollte. Diese fortwährende Änderung der Leistung ist ein Hauptrisiko. Es ging mir weiterhin darum, dass sowohl das Risiko, als auch die erbrütete Plutoniummenge mit der Zahl der KKW (bzw. der Gesamtleistung, die selber wieder mit der Zahl proportional geht) proportional steigt. Und nach 1000 Tonnen erbütetem Plutonium war auch mal langsam der Punkt erreicht, wo die Frage, wie es weiter gehen soll, doch LANGSAM mal geklärt werden muss. Leider ist das alles für den Max Mustermann viel zu kompliziert und es kam auf die Einsicht der “Fachleute” an, aber da war Dunkelflaute. Das sofortige Moratorium Merkels 2011, habe ich mit den Worten kommentiert “Erwartet die jetzt, dass wir ihr widersprechen und sagen so war es nicht gemeint?” Ich glaube auch heute noch, dass das eigentlich Merkels Absicht war, weil für eine Physikerin diese überstürzte Reaktion, weit abseits der statistischen Bewertung der Gefahren, völlig unsinnig war. Die Festlegung eines eindeutigen Endedatums ist auch keine Erfindung der Grünen, sondern der CDU! Das ist eine Folge bürokratischer Regierungsvorgänge. Es ist unsachlich, das jetzt einer Ideologie zurechnen zu wollen, dass ohne genau festgelegtes Datum sonst überhaupt niemand etwas gemacht hätte. Die Uneinsichtigkeit der Nuklear-Lobby zeigt sich doch darin, dass sie erst die Neuentwicklung “sicherer” Kraftwerke, die kein Plutonium erbrüten, herbeischwätzen, um dann mit Macht die Inbetriebnahme der KKW-Typen zu fordern, deren Entwicklung schon in den 60-ern abgeschlossen war. Das ist Demagogie.

Dr. Klaus Schmid / 22.12.2023

“Eine Hundertschaft von Bischöfen ...” - passt ins Bild dass die Bischöfe sich als zuständig für Energiepolitik sehen aber schweigen wenn christliche Traditionen geschleift werden weil sich Neubürger “unwohl” fühlen könnten.

Stefan Riedel / 22.12.2023

@A. Ostrovsky / 22.12.2023 : ” …Ich habe, seit ich denken kann, immer nur mit Falschmünzern und Etikettenschwindlern zu tun gehabt. Aber die lernen nicht aus ihrer Enttarnung, die versuchen es einfach (dummfrech) immer wieder…).”.  Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Selbstbesserung?

A. Ostrovsky / 22.12.2023

@M. Corvinus : >>Und Kohlekraftwerke stoßen Quecksilber aus. In den USA muss es rausgefiltert werden, bei uns nicht. Und das ist mal eine echte Gesundheitsbelastung, im Gegensatz zur bösen Kernkraft ...<< Meine Güte, Quecksilber! Kommt das ncht aus alten Zähnen? Viel schlimmer ist das Radium aus der “Pechkohle”/Glanzkohle. Da hat man wenigstens noch spät, aber nicht zu Spät, die Kurve gekriegt und den Abbau beendet. Seitdem sinken die Lungenkrebs-Zahlen. Deshalb, damit niemand den Zusammenhang erkennt, wurde ja auch das Rauchen in der Öffentlichkeit und in Gaststätten verboten. Es geht meistens nur um Fälschung der Statistik, selten um Gesundheit und schon gar nicht um die Gesundheit des “kleinen Mannes”. Der ist überflüssig, und das zeigt man ihm auch, weil er alt und weiß ist und ein anständiges Leben geführt hat. So kann man keine Sympatie erwarten, wenn man nicht messert, nicht vergewaltigt und nicht Israel ins Meer wünscht, oder noch wo ganz anders hin, kann man keinen Respekt erwarten. Und dann noch nicht mal schwul und nicht arbeitsscheu. Lächerlich, da zu erwarten, dass deren Gesundheit .... Deutschland ist so ein reiches Land, aber doch keine Bahnhofsmission der Heilsarmee.

Roland Völlmer / 22.12.2023

Ich habe eine Idee wie wir da rauskommen: Wir behaupten einfach, es liegt an den Miesenpetern, die diese Sache zerreden. Und an der Ölindustrie, die ihre Einnahmen nicht verlieren will. Wenn wir nur alle wollen, dann schaffen wir das. Ist doch logisch.

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