Leider ist es nicht nur Thorben mit dem Jutebeutel. Die meisten, die kein Auto benötigen arbeiten in einer größeren Stadt im öffentlichen Dienst von nine to five und wohnen in Rad oder Straßenbahnreichweite. Es ist schon ein Kreuz mit diesen Leuten, die meist mit einem überausgeprägtes kritischen Eltern-Ich als Piefke in der Welt herumlaufen und anderen ihre kleine Moral aufzwingen wollen.
Aber, aber Frau Schunke, es gibt zur Moral noch ein ganz wichtiges “Argument”. Wir wollen doch mit unserem Verhalten nicht das neue (Untertanen) kollektiv schaedigen und als “neuer” Volksschaedling durch die Gegend fahren. Wollen Sie wirklich andere Menschen, wo auch immer, durch Ihr egoistisches Verhalten schaedigen oder gar toeten? Wohl kaum. Es genuegt, wenn die Funktionäre und Helfer des Systems fahren, die muessen das aber, weil sie wichtige Aufgaben zu erledigen haben. Natuerlich geht es in totalitaeren Systemen um den totalen Eingriff in das Allerprivateste und vor allem um den Eingriff in die Willensbildung selbst, Konditionierung genannt, in der Regel mittels Reize ueber die Belohnung (Dopamin) oder Bestrafung. Das funktioniert beim Hirn der meisten (Deutschen) perfekt, zumal die Pawlowobjekte auch noch glauben, sie wollten es selbst und es diene ja einem guten Zweck. So kommt man in das Paradies und fuehlt sich bereits auf Erden gut. Rational ist da nichts zu machen, weil andere Hirnbereiche dominieren und leicht zu triggern sind. Entweder Sie bieten einen (stärkeren) Gegenreiz an, eine konkrete Aussicht auf Lustgewinn und Befriedigung, dann “vergisst” man/frau sogar “corona” , oder es laeuft bei 90 % wie zu beobachten. Die Reizalternativen bestehen aktuell in den bekannten 3 K. Erst bei Kollision mit einem oder gar zwei K wird der postmoderne, regredierende Mensch ungehalten. Das gilt es fuer Machthaber beim Machterhalt zu beachten.
Ein Auto ist Bewegungsfreiheit und individuelle Freiheit. Und individuelle Freiheit in jeder Form ist den Vergrünten ein Dorn im Auge. Die religiöse Überhöhung der Weltrettung durch die lächerliche Forderung nach Verzicht aufs Auto ist bloßes Mittel, um die Leute unter die Knute zu kriegen. Und als Alternative verkaufen sie einem die technologische Totgeburt E-Auto, die verdreckten, überfüllten, unpünktlichen und nachts gefährliche Bahnen und indische Fahrradrikschas. Die sind allesamt Heuchler, unsozial, autoritär-religiös, spießig und zutiefst menschenverachtend. Grün halt.
Auto ist Freiheit, Auto ist Selbstbestimmung und Auto ist Lebensqualität! Und für Frauen - da haben Sie vollkommen Recht, liebe Frau Schunke - ist Auto = Sicherheit und körperliche Unversehrtheit. Letzten Endes tragen Jute-Taschen Thorben und seine trans-cis positionierte, binäre und vegane Birthe einen Großteil der Verantwortung dafür, dass sich keine geistig halbwegs normale Frau unter 99 nach Einbruch der Dunkelheit in ein öffentliches Verkehrsmittel traut. Kein halb gebildeter Studienabbrecher, oder verkrachte Erzieherin ohne Abschluß werden über mein Leben bestimmen!!!
Meine Urgroßmutter (1,55 m groß) bekam in der Nazizeit eine Vorladung auf´s Rathaus. Da sie gerade bei der Feldarbeit war, nahm sie ihre Mistgabel mit. Die Mistgabel stand lange Zeit im Keller. Jetzt haben wir sie als symbolische Geste an die Eingangstüre gestellt. Wir bleiben friedlich, aber wir werden uns nicht alles gefallen lassen.
Naaa, das ist das Neue, liebe Anabel Schunke: Wir werden jetzt dauernd aufgefodert, uns für unseren Lebensstil zu rechtfertigen. Don Alphonso hat aus dieser neuen “Gemengelage” (Peter Glotz) einen schönen Beruf gemacht, übrigens: Er ist gleichsam der Lebensstilrechtfertigungs-Beauftragte der weLT für die etwas bessergestellten Autofahrer und Zweitwohnugsbesitzer und italophilen Escort-Service Fans usw.!
‚Lebensstil‘ kann legitim oder illegitim sein. Nur aussuchen kann man ihn nicht. Auch wenn zahlreiche Menschen glauben, sie hätten sich ganz bewusst für ihren entschieden. Und im Unterschied zum Glauben bleibt Ideologie ebenfalls unbewusst. Sie lässt sich nicht wechseln oder ablegen.
Genau deswegen pinkel ich im Stehen.
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