Es sind nicht nur ästhetische Gründe, die gegen das sogenannte „Gendern“ sprechen. Ihm wohnt vor allem die Gefahr inne, auch sprachlich den Abbau von Demokratie und Freiheit voranzutreiben.
Sprache dient u.a. dazu, Informationen weiterzugeben, soziale Kontakte zwischen den Kommunizierenden aufzubauen und zu halten, die Stellung der Sprecher zum Gesagten zu verdeutlichen, Kommunikanten zu beeinflussen, Dogmen und ganze Ideologien zu verbreiten. Sprache ist ein hochkomplexes Werkzeug, welches von den Angehörigen der Sprechgemeinschaft permanent und unbewusst, also nicht bewusst und zielgerichtet, gelernt und zugleich mitgeformt wird.
Sprachwissenschaftler analysieren nun die Sprache und ihre Entwicklung in ihrem jeweiligen historischen Kontext. Sie beobachten und analysieren ein natürlich entstandenes und evolutionär sich entwickelndes Phänomen und ziehen Schlussfolgerungen. So gesehen, betreiben sie Naturwissenschaft, auch wenn manch einer glaubt, Linguistik wäre Teil der – oft zu Recht geschmähten – Geschwätzwissenschaften.
Grammatischer Unfug
Die so genannte „gendergerechte Sprache“ ist keine Sprache. Sie greift einzelne Begriffe gezielt heraus. Würden die gewünschten Prinzipien auf alle Worte der Sprache konsequent angewendet, müsste eine historisch entstandene und durch alle Sprachnutzer sich verändernde Sprache komplett verändert werden. Das bekannteste Beispiel sind die Generika. Sie beziehen sich nicht auf das natürliche Geschlecht des Sachverhalts der Realität, auf den sich das Wort bezieht. Der „Säugling“, der „Fan“, der „Leichnam“ bezeichnen das Objekt der Realität ohne Bezug auf das natürliche Geschlecht. Die „Leiche“, die „Waise“, die „Koryphäe“ bezeichnen ebenfalls Objekte der Realität ohne Bezug auf das Geschlecht. Sprachgeschichtlich betrachtet, stammen viele Substantive häufig von Verben und beziehen beide Geschlechter mit ein.
Die Endung -er dient dazu, um aus Verben Substantive zu bilden. Unsere Vorfahren suchten eine Möglichkeit, um Menschen zu bezeichnen, welche eine Tätigkeit durchführten. Wie soll ich also jenen bezeichnen, der bäckt? Unsere Vorfahren nahmen dazu, weil vorhanden, die lateinische Endung -arius. Diese wiederum wurde über die Zeit verkürzt und abgeschwächt zu -er. Sie bezeichnet also kein natürliches Geschlecht des Handelnden. Sie umfasst all jene, die diese Handlung durchführen, unabhängig von ihrem natürlichen Geschlecht. Menschen, die glauben, dass die Endung -er nur männliche Personen meint, sind dem Phänomen der Homonymie, dem Gleichlaut, auf den Leim gegangen. Ein Wort bzw. eine Silbe, aber unterschiedliche Bedeutungen: Strauß/Strauß, Bank/Bank, auslaufen/auslaufen, bar/bar, er/-er.
Wenn ich also beim geschlechtsneutralen Substantiv „Bäcker“ hervorheben wollte, dass es sich um einen Mann handelt, müsste ich „Bäckerer“ sagen oder den Artikel verwenden. Wenn ich hervorheben möchte, dass die Person weiblichen Geschlechts ist, sage ich Bäckerin. Pluralformen wie „Studenten“ bezeichnen beide Geschlechter, ihren Status und ihre Tätigkeit. Formen wie „Studierende“ sind gekünstelte Partizipialformen und beziehen sich lediglich auf die Tätigkeit. Sie haben mit einer etwaigen Geschlechterzuordnung nichts zu tun. Hier wird also mitnichten auf beide Geschlechter, sondern auf die Tätigkeit, nicht den Status referiert. Es kommt also zu einer Bedeutungsverengung, weil Fokussierung auf die Tätigkeit.
Ökonomisch und historisch falsch
Sprache folgt auf allen Ebenen dem Ökonomie-Prinzip. Wenn Sprecher mit minimalem Aufwand ein Ziel effektiv erreichen können, setzt sich dieser minimale Aufwand meist durch. Wir sagen „Auto“ statt „Automobil“ und „Kannste ma“ statt „Kannst du mal“. Einzelzeichen innerhalb historisch entstandener Worte wie *, _, : widersprechen diesem Prinzip ebenso wie Doppelungen wie „Lehrerinnen und Lehrer“, wenn in „Lehrer“ die Gesamtheit der Gemeinten enthalten ist.
Historisch gesehen folgt Sprache nicht dem Prinzip Revolution, sondern Evolution. Sprache wandelt sich ständig, auf allen Ebenen. Sie verliert Begriffe, nimmt neue aus anderen Sprachen auf, wenn Bedarf dafür besteht, etwas Neues zu bezeichnen, und passt diese neuen Begriffe den eigenen lautlichen und schriftlichen Besonderheiten der eigenen Sprache an. So wurde aus der „Kanzlei“ das „Bureau“ und daraus das „Büro“. Alte Begriffe sterben aus oder bekommen eine neue Bedeutung, wenn sich die zu bezeichnende Realität oder die Nutzungsbedingungen oder beides ändern. So verwenden wir zum Beispiel „hoffärtig“ als Synonym für „stolz“, „anmaßend“, „dünkelhaft“ nicht mehr, weil der höfische Kontext nicht mehr existiert. „Marketenderin“ sagen wir nicht mehr, weil die Nutzungsbedingungen und die Personen an sich nicht mehr existieren.
Es sind die Sprachnutzer selbst, welche diesen Prozess unbewusst vorantreiben, keine Institutionen, schon gar nicht ideologiebasierte. Andere Phänomene, die zeigen, dass sich unsere Sprache permanent ändert, sind Begriffserweiterungen („Nachhaltigkeit“), Neuschöpfungen/Neologismen („Handy“), Aufwertung oder Abwertung. So wurde zum Beispiel aus dem althochdeutschen „marahscalc“, dem Pferdeknecht, im Laufe der Zeit der „Marschall“. Im Althochdeutschen bezeichnet die „dierne“ ganz neutral eine unverheiratete, junge Frau. Später wird daraus die „Dirne“ im Sinne von Prostituierte.
Wenn Sprache revolutionär von oben nach unten verändert und gesteuert werden soll, ist die Grundlage Ideologie, welche das Denken der Menschen mittels Worten verändern soll. Umgekehrt jedoch funktioniert der Prozess: Realität verändert die Sprache. Gleichberechtigung wird also Realität, wenn Frauen und Männer gleiche Rechte realiter besitzen und durchsetzen können. Dass die Steuerung der Sprache scheitern muss, zeigt das Beispiel der sogenannten Sprachpfleger. Sie wollten nicht neue Elemente implementieren, sondern den zu einer bestimmten Zeit gegebenen Zustand aufhalten und damit konservieren, also auch von oben einwirken. Alle Sprachpfleger scheiterten und scheitern, aktuell Bastian Sick. Und so wird es letzten Endes auch den „Genderisten“ ergehen.
Teil politischer Korrektheit
Das sogenannte „Gendern“ ist Teil der ebenfalls gelenkten Bewegung der so genannten politischen Korrektheit, die aus den USA kommt. Interessen Einzelner oder Weniger definieren, was für alle korrekt, also angemessen, richtig sei. Der sogenannte Feminismus wirkte und wirkt dabei federführend, ebenfalls aus den USA kommend. Dass Feminismus mit wirklicher Gleichberechtigung nichts zu tun hat, ist offensichtlich. Es geht um die sprachlich flankierende Unterstützung der Etablierung einer neuen Herrschaftsform, das Diktat der Wenigen über die Mehrheit. Dass Sprache, wie beschrieben, beide Geschlechter bereits bezeichnet, wird ausgeblendet, weil es dem übergreifenden Ziel diametral zuwiderläuft.
Wenn nun unser Staat oder Vertreter bestimmter Parteien oder sonstiger Interessengruppen für die Gesamtheit der Bevölkerung Sprache und Denken definieren, ist dies ein Willkürakt, der freie Meinungsäußerung per se ausschließt. Mit anderen Worten: Ein natürlicher Von-unten-nach-oben-Prozess wird umgedreht zu einem herrschaftlichen Von-oben-nach-unten-Prozess. Institutionen, welche dies mittragen, machen sich also zu Akteuren staatlicher Willkür. Dazu zählen in Bezug auf die sogenannte „gendergerechte Sprache“ Medien wie ZDF und ARD, Schulen, Ämter, Behörden, Universitäten.
Besonders verwerflich ist hierbei das Agieren letzterer, die ihrem Anspruch nach freier Lehre und Forschung schon lange nicht mehr gerecht werden. Wenn Abschlussarbeiten von Studenten bei nicht-„gendergerechtem“ Schreiben abgewertet werden, erinnert das an die Praxis im Nationalsozialismus und in der DDR. Waren regimekonforme Einleitungen – Bewunderung des Nationalsozialismus bzw. „Begründung“ für das richtige Handeln der sog. Partei- und Staatsführung – nicht vorhanden, wurden die entsprechenden Arbeiten nicht gewertet und den Verfassern drohten Sanktionen. Formale Aspekte bestimm(t)en also die inhaltlichen, was letzten Endes zu Konformismus, einem Stillstand des freien Denkens und damit einer Zementierung des Status quo führte. Entwicklung wurde somit verhindert.
Stigmatisierend und ausgrenzend
Insgesamt soll also gezielt und bewusst gesteuert das Denken und folgend das Handeln mittels Sprache beeinflusst werden, was der freiheitlichen Grundordnung einer Demokratie, dem Artikel 5 Grundgesetz und v.a. den Grundzügen der Sprache und ihrer natürlichen Entwicklung diametral zuwiderläuft. Da ist es egal, um welches Ziel es sich handelt: Wenn eine Minderheit das Denken der Gesamtheit beeinflussen will, ist dies Ausdruck autokratischen Handelns. Daraus wiederum ergeben sich mehrere, nicht zu unterschätzende Gefahren: Mitglieder der Gesamtheit, die sich dem gewünschten Diktat der Minderheit nicht beugen, werden im ersten Schritt stigmatisiert und im zweiten ausgegrenzt. Dies kann dann weit über sprachliche Aspekte hinausgehen. Die freie Berufsauswahl wird eingeschränkt, wie das Beispiel AUDI lehrt.
Da gezielte Beeinflussungsversuche einer Minderheit immer durch übergreifende Interessen dieser Minderheit motiviert sind, folgen – bei Übernahme der von oben vorgeschriebenen Neuerungen von der Gesamtheit – weitere Schritte. Psychisch gesehen, ist der gesamte kleinschrittige und scheinbar harmlose Vorgang hochgefährlich. Menschen werden mittels Gewöhnung, Habituation, an scheinbare Kleinigkeiten gewöhnt. Wer aber die Sprache totalitärer Systeme gedankenlos übernimmt, übernimmt auch schrittweise deren Ideologie.
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass autokratische Herrschaftsformen sich immer wieder des Mittels gezielter Beeinflussungsversuche mittels Sprache bedienten. Es ist nicht schlimm, statt „Guten Morgen“ „Heil Hitler“ zu sagen. Es ist nicht schlimm, Kollegen mit „Genosse“ anzusprechen. Es ist doch nicht schlimm, zu „gendern“. Und was folgt danach, Schrittchen für Schrittchen für Schrittchen? Da Sprecher auch nach dem Ende einer Herrschaftsform meist immer noch vorhanden sind, endet nicht automatisch die versuchte Einflussnahme. Dass die aktuell durch das „Gendern“ versuchte Einflussnahme willkürlich und interessengelenkt geschieht, zeigt sich u.a. daran, dass Begriffe wie „Mörder“, „Terrorist“, „Verschwörungstheoretiker“, nicht verändert werden. Das moralisch Verwerfliche ist also ausschließlich männlich, was wiederum zeigt, welche Ideologie/Moralvorstellung die Basis bilden. Diese Beispiele beweisen zugleich, dass es mitnichten um Gleichberechtigung, sondern Hervorhebung und Fokussierung auf ein Geschlecht auf der einen Seite und parallel dazu laufender Diskriminierung des anderen natürlichen Geschlechts geht.
Psycholinguistisch kontraproduktiv
Wenn jemand sagt „Ich gehe zum Arzt“, dann fokussiert der Sprecher auf den Heilberuf, nicht auf das Geschlecht, die Hautfarbe oder das Alter. Das Ziel besteht für den Sprecher darin, von einer fachkundigen Person Hilfe bei der Heilung zu erlangen. Das Geschlecht spielt also beim Erreichen des Ziels keine Rolle, ebenso wenig wie die anderen Merkmale dieser Person. Sie sind dem Sprecher auch egal, er will gesund werden. Grundlage ist die Tatsache, dass das Gehirn evolutionsbiologisch auf das Sparen von Ressourcen ausgerichtet ist und demnach die Verbindung Denken-Sprechen ebenfalls energiesparend abläuft.
Wäre das Geschlecht für die Qualität der Heilung eine unabdingbare Voraussetzung, eine Conditio sina qua non, dann würde der Sprecher dies auch mittels Sprache materialisieren. Wenn also der Arzt im Sprachgebrauch gleichbedeutend wäre mit „mäßig qualifizierte Person, die Heilung verspricht“ und die Ärztin mit „hochqualifizierte Person, die Heilung verspricht“, würde der Sprecher durch die Wahl von der „Arzt“ oder die „Ärztin“ diesen Aspekt auch betonen wollen. Sprecher wählen Worte also nach jenen Aspekten aus, die ihnen wichtig sind. Wenn ihnen wichtig ist, dass ihr Kind von einer qualifizierten Fachkraft unterrichtet wird und ihnen zugleich das Geschlecht dieser Fachkraft zum Erreichen des Ziels unwichtig erscheint, sagen sie „Lehrer“.
Das permanente Hervorheben des Sexus rückt einen Sachverhalt ins Bewusstsein, der in den meisten Fällen den Zielen des Sprechenden nicht entspricht. Ein Nebenaspekt, der häufig mit dem eigentlich zu kommunizierenden Inhalt nichts zu tun hat, rückt ins Zentrum. Es kommt also zu einer Fokusverschiebung, hin zu einem Neben- oder völlig zu vernachlässigenden Teilaspekt. Wer sagt: „Ich benutze den Fahrstuhl statt der Treppe“, lässt zu Recht die stoffliche Beschaffenheit der Treppe außer Acht, da dieser Aspekt völlig uninteressant ist. Der Sprecher fokussiert auf Bewegung vs. Nicht-Bewegung.
Die in „gendergerechter Sprache“ ungerechtfertigte Fokussierung auf das natürliche Geschlecht sollte v.a. in Texten besonders aufmerken lassen, die Kinder lesen. Kinder werden nicht nur vom eigentlichen Inhalt permanent abgelenkt, ihnen wird auch das Geschlecht einer Person ins Bewusstsein gehoben, auch wenn dies für die Kinder keine Rolle spielt. Birgit Kelle hat in ihrem Buch „GenderGaga“ ausführlich dargelegt, wie weit dieser Prozess schon vorangeschritten ist. Hinzu kommt, dass Verfechter der „Gender-Sprache“ eines ihrer Ziele selbst torpedieren: Gleichbehandlung der Individuen. Wer also in der Kindheit und in der Jugend permanent darauf hingewiesen wird, dass es unterschiedliche Geschlechter gibt, fokussiert seine Wahrnehmung nicht auf das Individuum mit seinen Besonderheiten.
Nicht legitimiert
In einer wie auch immer konkret ausgestalteten Demokratie bestimmt die Mehrheit. Die sog. „gendergerechte“ Sprache ist weder vom Bundestag noch vom Bundesrat beschlossen worden. Das wäre auch nicht möglich, weil sich Sprache durch das tägliche sprachliche Handeln der Mitglieder der Sprachgemeinschaft verändert. Andererseits greifen immer mehr Institutionen der Öffentlichen Hand und sogar Unternehmen mittels Leitfäden und Handlungsanweisungen in den evolutionären Prozess der Sprachentwicklung ein.
Dies ist autokratisch. Wer sich als Mitarbeiter dem entzieht, läuft zunehmend Gefahr, sozial geächtet und ausgegrenzt zu werden, wie das Beispiel des VW-Managers zeigt, der erfolglos gegen AUDI vor Gericht zog. Dies ist staatliche und institutionelle Willkür. Nebenbei: Wenn die Ex-Kanzlerin mehrfach von einer „alternativlosen Politik“ bzw. „alternativlosen Entscheidung“ gesprochen hat, ist dies ebenfalls autokratisch und somit zutiefst undemokratisch. In einer Demokratie gibt es immer Alternativen. Um mit Faeser zu sprechen: Merkel agierte delegitimierend.
Von Sprechern nicht akzeptiert
Nach verschiedenen Untersuchungen lehnen mehr als zwei Drittel der Sprecher „Gender-Deutsch“ ab. Die kaum vorhandene Akzeptanz beruht vor allem darauf, dass die künstlich erzeugten Merkmale der „Gender-Sprache“ den oben genannten Grundprinzipien der Sprache zuwiderlaufen: natürliche Entwicklung durch die Sprecher und Sprachökonomie. Es ist alltagssprachlich eben einfacher und ökonomischer, von Journalisten und nicht von Journalistinnen und Journalisten zu sprechen. Wenn nun der DUDEN die Partikularinteressen einer Minderheit aufgreift und Teile der „Gendersprache“ legitimiert, begeht die Redaktion in doppelter Hinsicht einen ideologischen Tabubruch.
Sie verkehrt ihre originäre Aufgabe ins Gegenteil: Sie hat im ersten Schritt zu beobachten, wie sich Sprache verändert. Im zweiten Schritt hat sie erst dann Veränderungen aufzunehmen und damit zur Norm zu erheben, wenn sie von der Mehrheit der Sprecher bereits im Alltag verwendet werden. Im Fall „Gender“ geht sie genau umgekehrt vor: Sie legitimiert sprachliche Entitäten, die von einer Mehrheit abgelehnt werden. Somit macht sie sich – wissentlich oder unwissentlich – zum Werkzeug von Minderheiten. Aktuell nachzulesen ist dies online unter dem Begriff „Gendern“. Die DUDEN-Redaktion schreibt: „Bei Bezeichnungen wie die Antragsteller; alle Schüler; Kollegen ist sprachlich nicht eindeutig, ob nur auf Männer referiert wird oder ob auch andere Personen gemeint sind.“ Diese Aussage ist schlicht und ergreifend falsch, denn Pluralformen schließen beide Geschlechter ein.
Nicht unwichtig ist die weitgehende Ablehnung durch Leser für jene, die schreiben. Autoren verfolgen bestimmte Ziele. Wenn mehr als die Hälfte der angesprochenen Leser/Hörer die von einer Minderheit verordneten sprachlichen Absurditäten ablehnen, wirkt dies auf Autoren und deren Institution zurück. Wer also die überwiegende Mehrheit der Leser gegen den Inhalt des Textes und sich selbst bzw. die aussendende Institution aufbringen will; wer möchte, dass seine Texte von vielen NICHT gelesen werden, sollte „gendern“.
Gegen den natürlichen Lesefluss
Menschen lernen mühsam Lesen und Schreiben. Wir lernen schrittweise, anfangs Buchstabe für Buchstabe, zunehmend Worte als Bild zu lesen. Wir benötigen viele Jahre, um relativ flüssig Inhalte von Texten aufzunehmen. Ansonsten würde unsere Lesegeschwindigkeit auf dem Stand der Grundschule verharren. Willkürlich eingeschobene Zeichen unterbrechen diesen gelernten und habitualisierten Leseprozess und verhindern, dass sich das Gehirn mit dem Inhalt beschäftigt. Die Folge: Menschen hören auf zu lesen, wenn sie nicht gezwungen sind, weiterzulesen. Hinzu kommen Emotionen wie Frust und Ärger, die mittels Limbischem System unser Denken und Handeln maßgeblich steuern und sich v.a. auf die Autoren und den Inhalt richten.
Fokusverschiebung, um abzulenken
Politiker und Medien bestimmen, welche Themen in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Dieses sogenannte Agenda-Setting geschieht zum Beispiel durch die Auswahl der Themen. Was medial berichtet wird, existiert und ist bedeutsam, was nicht gemeldet wird, existiert nicht und ist unbedeutend. Sprache unterstützt durch mindestens zwei Werkzeuge: Mittels Framing wird ein Deutungsrahmen vorgeben. Steht in der Überschrift „rechtsextrem“, ist die gewünschte Lesart vorgegeben. Durch Quantifizierung gewinnt oder verliert ein Thema an Bedeutung. Die Menge der Informationen zu einem Thema ist also scheinbar direkt proportional zu ihrer Bedeutung.
Agenda-Setting zeitigt zwei Folgen: Fokussierung auf das Thema + gleichzeitiges Ausblenden anderer. Durch die Fokussierung auf ein Nebenthema, das lediglich einer kleinen Interessengruppe dient, werden zentrale Themen, welche gesamtgesellschaftliche Relevanz besitzen, negiert. Somit kann von Versagen bzw. vom Nichthandeln bei wichtigen Themen abgelenkt werden. Im Zusammenhang mit „Gender“ sei hier an die Bildungspolitik erinnert. Qualifizierte Bildung im inhaltlichen Sinne als absolut notwendige Basis für den Wohlstand und die Entwicklung Deutschlands insgesamt wird demnach nicht mehr thematisiert, da das Versagen der Länder sowohl an den Schulen als auch Hochschulen nicht mehr zu kaschieren ist. Mit anderen Worten: „Gender“ bekommt in der Wahrnehmung der Rezipienten eine hohe Bedeutung, die Qualität der Lehre eine marginale, da letztere nicht mehr diskutiert wird.
In Kurzform: Gender ist keine Sprache, läuft wesentlichen Gesetzen der natürlichen Sprachentwicklung zuwider, ist der Versuch sprachlicher Beeinflussung der Mehrheit durch eine Minderheit, ist demokratisch nicht legitimiert, wird von den meisten abgelehnt, ist ein Mittel des Agenda-Setting… und wird sich aus all diesen Gründen nicht halten können.
Bleibt am Ende die Frage, warum Linguisten nicht Sturm laufen und diese Form ideologischer Indoktrination sogar befördern? Weil vielen, nicht allen, der Lehrstuhl, die erworbenen Pfründe wichtiger sind als Wahrheiten, die sie natürlich kennen. Diese „Wissenschaftler“ handeln wissentlich konträr zu ihren eigenen Erkenntnissen und machen sich letztlich mitschuldig an der schleichenden Installierung eines neuen totalitären Systems. Das sie natürlich nicht haben kommen sehen.
Dr. Jens Kegel ist in der zweiten deutschen Diktatur aufgewachsen. Seit zwanzig Jahren ist er selbstständig und trainiert und coacht Führungskräfte. Zugleich arbeitet er als Autor, Texter und Ghostwriter.