Roger Letsch / 13.06.2023 / 12:00 / Foto: Mateussf / 46 / Seite ausdrucken

Vor dem Strafgericht der Moral

Der Begriff der Strafbarkeit wird heute pauschal in den Bereich der Strafwürdigkeit, also einen subjektiv moralischen Kontext ausgedehnt, und in erster Instanz sprechen Aktivisten und Journalisten das Urteil. Allerdings nur im Fall „umstrittener“ Zeitgenossen, während tatsächliche Kriminelle mit der „richtigen“ Gesinnung polit-mediale Rückendeckung genießen.

Die Gerichtshöfe der Moral kennen keine Prozessordnung, so heißt es. An Angeklagten, Richtern, Bütteln und Henkern mangelt es ihnen jedoch nie. Kann es deshalb erstaunen, mit welcher Wut und Wucht sich die mediale Öffentlichkeit auf den Frontmann von Rammstein wirft? Die Vorwürfe sind in der Tat monströs und werden gern bebildert mit den diabolisch-durchgeknallten Bühnenoutfits von Lindemann. „Wer so aussieht“, lautet die Botschaft der Bilder, „muss einfach schuldig sein!“. Der „Orange Man“ Trump lässt grüßen. Die moralischen Urteile sind gefällt. Die kleine deutsche Welt (und nur diese) ist gerade an einer weiteren Bruchlinie auseinandergefallen und teilt sich nun in Rammsteinianer und Rammsteinophobe, tertium non datur. Ich will hier gar nicht spekulieren, ob sich am Ende nicht tatsächlich strafrechtlich Relevantes wird finden lassen, sofern doch noch jemand sich die Mühe macht, danach vor Gericht zu suchen. Außerdem bin ich selbst nicht ganz frei von moralischer Entrüstung. Jedoch im Unterschied zu den selbsternannten Richtern und Staatsanwälten halte ich meine überschießenden moralischen Wertungen für völlig irrelevant in dieser Sache. Ich weiß schlicht zu wenig, und die Vorwürfe gegen Lindemann deckten sich zu gut mit meinen Vorurteilen, als dass ich ihnen trauen dürfte.

Mag sein, dass der Linde- wie vor ihm schon der Kachelmann im Sternbild Arschloch geboren wurde. Kann sein, dass beider Vorstellung von Beziehungen nicht die meinen sind. Sicher ist, dass ich das eine oder andere Lied vom Till und den einen oder anderen Kommentar vom Jörg treffend fand, andere Verlautbarungen eher weniger. Das macht mich weder zum unkritischen Fan noch zum Fanatiker. Und, wie gesagt, in der Causa Lindemann ist juristisch noch gar nichts entschieden. In der Causa Kachelmann bekanntlich schon, und wie dieses mediale Autodafé ausging, ist hinlänglich bekannt. Im Fall Till gegen den Feminismus steht noch nicht mal etwas zur Entscheidung an.

Wie dem auch sei: Nichts qualifiziert mich dazu, Karrieren und Köpfe zu fordern. Ebenso wenig allerdings die lautstarken Vertreter des Kommentariats auf Twitter, Instagram, Facebook und im moralisch-politischen Komplex. Ich will mich auch nicht zu sehr an diesem Fall festbeißen, mir geht es um etwas anderes, einen allgemeineren Trend, der hier schlaglichtartig sichtbar wird: Der in allen Aspekten der Gesellschaft um sich greifende säkulare Neopuritanismus, der von einer Intoleranz und Blindheit den eigenen Verfehlungen gegenüber ist, wie wir es historisch bereits aus der Schlussphase der Herrschaft von „Tugend und Terror“ während der Französischen Revolution kennen.

Die Vokabeln des Ungefähren

Es ist die scheinbar widerspruchsfreie Gleichzeitigkeit von schwindender tradierter gesetzlicher Klarheit und unklarer neuer Moralität, die Stück für Stück für rechtlich bindend erklärt wird. Vor dem Gesetz mögen noch alle gleich sein, doch darauf kommt es gar nicht mehr an. Es ist die Moral, die Tugend, wie sie sein sollte, wenn sie sich ihrer selbst bewusst wäre, mit der Vorurteile begründet werden. Rousseau und Robespierre sprachen hier von der „volonté générale“, dem allgemeinen Willen, der sich nicht dem Volk an sich, sondern dem gedachten Idol „Volk“ und seinen Hohepriestern in einem Willensakt zur Anschauung bringt. Und weil die Tugend Feindbilder produziert, um sich abzugrenzen und zu definieren, ist Groupie-Kult mit Zuführung für Tokio-Hotel kein Aufreger, während bei Rammstein ab sofort Gouvernanten in „Row zero“ die Länge der Röcke vermessen werden und auf Diversität, Inklusion und korrekte Pronomen achten.

Es geziemt sich für den alten weißen Till nicht, mit Zwanzigjährigen rumzumachen, während Al Pacino, der mit 83 nochmal Vater wird, mit Sympathie und gereckten Daumen rechnen darf. Ist das illegal? Beides nicht. Ist es unmoralisch? Offenbar weder für Till Lindemann, Al Pacino noch für dessen 29-jährige Freundin noch für das Gesetz. „Aber aber die K.O.-Tropfen und schlimmere Dinge!“ höre ich da, und das ist ein gutes Argument. Und zwar eines, über das man weniger mit den Medien als dringend mit Anwälten und vor einem ordentlichen Gericht sprechen sollte. Mögen die Handschellen klicken, wenn es so war!

Der Begriff der Strafbarkeit wird heute pauschal in den Bereich der Strafwürdigkeit, also einen subjektiv moralischen Kontext ausgedehnt, und in erster Instanz sprechen Aktivisten und Journalisten das Urteil, dem die „zweite“ Instanz, unsere regulären Gerichte, aufgestachelt von NGOs, Medien und Parteien, leider oft folgen. Sogenannte Klimaleugner, Querdenker, Impfgegner, Ausländerfeinde und transphobe Umvolkungsverschwörer und allen, denen das das Adjektiv „umstritten“ angeheftet ist, wurden und werden ja nicht wegen strafbarer Handlungen, sondern moralisch-medial verworfener Haltungen niedergemacht, verfolgt, gecancelt und wirtschaftlich vernichtet. Wäre es anders, würden ja nicht die Medien, sondern die Justiz diese Arbeit erledigen. Noch allgemeiner wäre natürlich die Injurie „Nazi“, hätte man diese nicht durch inflationären, geschichtsvergessenen Gebrauch entwertet.

Milde oder ausbleibende Strafen für echte Kriminelle

All den moralisierenden Anwürfen gemein ist die Hilflosigkeit, mit welcher die Gescholtenen reagieren. Kein Wunder, befindet man sich doch zumeist niedergebrüllt in Unterzahl. Also in jenem Zustand, den die selbsternannten Volksrichter bei Rammstein als „Machtgefälle“ beschreiben, welches sie selbst aber nur zu gern für sich nutzen, wenn es ihren Zwecken dient. Gegen Schwefelbuben, Klimaskeptiker, Freiheitsfanatiker und Gendermuffel tritt man medial nur an, wenn man ihnen zahlenmäßig mindestens 4:1 überlegen ist.

Womit wir zu den Parallelen zu 1793/94 und der Frage kommen, wie moralische Überwölbung von Recht und Gesetz sich vollzieht, wie das Kriminelle zu revolutionärem Recht und das gesetzlich statthafte zur moralischen – und irgendwann auch zur rechtlichen – Verfehlung wird. Einvernehmlicher Sex zwischen Erwachsenen jedweden Geschlechts und Alters, der Verzehr von Fleisch, Autos mit Verbrennungsmotor fahren, in den Urlaub fliegen, traditionelle Landwirtschaft betreiben, entlang von klassischen Renditeerwartungen statt ESG-Regeln investieren, Wohnungen vermieten, Kinder in die Welt setzen oder Haustiere haben… – alles das befindet sich in völliger und tagheller Übereinstimmung mit Recht und Gesetz, während hingegen die sexuelle Indoktrination von Kindern, das Beschmieren von Flugzeugen mit Farbe, das Festkleben auf Straßen, die Sabotage von Strom- und Bahnanlagen, das „Tieferlegen“ von SUVs, das Einschlagen von Scheiben von Ministerwohnungen oder das illegale Eindringen in unser Staatsgebiet durch eine ganzen Reihe von Paragraphen verschiedenster Gesetze strafbewehrt ist. Eigentlich.

In der Praxis sieht das nämlich längst anders aus. Wir sehen immer häufiger milde oder ausbleibende Strafen für offensichtliche Kriminalität und politische Rückendeckung für Straftaten aller Art und Polizeischutz für Kriminelle vor und während der Tat vor aufgebrachten, geschädigten Bürgern statt umgekehrt. Rechtspflege und Verwaltung sind ratlos, weil Tradition und Revolution gleichzeitig an ihnen zerren. Logisch erklärbar ist es nämlich nicht, dass es zum Beispiel bei einer verspäteten Ummeldung nach Umzug – und zwar weil man beim Einwohnermeldeamt keinen früheren Termin bekam – zu einem Ordnungsgeld wegen eines Meldevergehens führen kann, während illegale Einwanderung (das Meldevergehen ist hier noch das kleinste Problem) regelmäßig zur amtlichen Duldung und Alimentierung durch die Sozialsysteme führt. Von Klebeaktionen, Nötigung, Freiheitsberaubung, sexueller Indoktrination und Verwirrung von Kindern durch den aktivistischen Teil der Buchstabensuppe und der anti-biologischen Novellierung des Selbstbestimmungsgesetzes ganz zu schweigen.

Zur After-Show-Party bei Rammstein gehen, aber Roland Kaiser beim Kamillentee erwarten

Das Gleichheitsprinzip wird verletzt, und zwar ausgerechnet von jenen, die sich „Equity“, also die Gleichheit der Ergebnisse, auf die Fahnen geschrieben haben. Die Parallelitäten sind verblüffend. Wenn Dragqueens mit lustigen Bühnen-Namen in öffentlichen Bibliotheken Kindern queere Lesestunden geben oder öffentlich-rechtliche Formate den Kids auf Instagram erklären, wie man korrekt „Rimming“ betreibt, nennt man das „Empowering“. Wenn erwachsene „Groupies“ sich für After-Show-Partys von Rammstein rekrutieren lassen, dort aber Roland Kaiser beim Kamillentee erwarten, ist das unmoralisch und Machtmissbrauch. Wenn grüne Politiker das allgemeine Wahlalter auf 16 senken möchten, ist das progressiv, wenn „gewisse Männer“ Frauen unter 25 abschleppen, weil deren „Gehirn noch nicht ausgebildet ist“, steht das widerspruchslos und gleichzeitig im Raum, ohne dass es Frösche regnet.

Weitere Beispiele für logische Brüche finden sich, wohin man auch schaut, und man fragt sich, wo genau im Lebenszyklus dieser Rewokelution wir uns gerade befinden. Die Revoluzzer der ersten Stunde (F4F) werden bereits von ihren noch radikaleren Erben (Letzte Generation) abgelöst, die berechtigte Forderung nach Anerkennung und Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen in einen schrillen Erziehungsaktivismus abgedriftet, der sinnvolle und allgemein akzeptierte Schutz von Umwelt und Ressourcen zu einer apokalyptischen Endzeitsekte verkommen. Die alten Gesetze sind noch in Kraft, haben aber ihre Verbindlichkeit und vor allem ihre Schutzwirkung verloren.

Immer neue Bestimmungen, Zielvorgaben und revolutionäre Beschlüsse laufen durchs erschütterte Land. Die aufgestellte Guillotine vernichtet Kinderseelen, Ideen, Mut, Karrieren und Kapital. Das Fest des „höchsten Wesens“ wurde bereits gefeiert, das Parlament, die Gerichte und die gleichgeschalteten Kirchen dekretieren die unveränderliche Existenz und Unverletzlichkeit der Götter „Klima“ und „LGBTQ+-*/“. Auf der anderen Seite des großen Teichs sieht es auch nicht besser aus: Die CIA, dieser üblicherweise eher zugeknöpfte Geheimdienst, feiert den Pride Month und ihre „Openess“ und wird ihre Agenten als „Village People“ verkleiden, während Rüstungsgigant Lockheed Martin sicher bald Bomben mit Regenbögen bemalen wird. Doch für jede Revolution, welche über die Menschen hinweg immer nur den Menschen als Idee betrachtet und dessen Natur nicht in Rechnung stellt, kommt irgendwann der 9. Thermidor.

 

Roger Letsch ist aufgewachsen in Sachsen-Anhalt, als dieses noch in der DDR lag und nicht so hieß. Er lebt in der Nähe von und arbeitet in Hannover als Webdesigner, Fotograf und Texter. Sortiert seine Gedanken in der Öffentlichkeit auf seinem Blog  unbesorgt.de“, wo auch dieser Beitrag zuerst erschien.

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sybille eden / 13.06.2023

Thomas SZABO, - ” ..... der gute Grundgedanke ” Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.” Was bitte soll daran GUT sein ? Die wirklich ursprüngliche Losung hieß ” Freiheit, Eigentum und Sicherheit”. Die wurde aber von den Jakobinern schnell entsorgt. Mal schlau machen. Gruß - S.

Sam Lowry / 13.06.2023

Ich erinnere mich gerade an die Szene, als Arnie in Terminator naggisch in die Kneipe geht… geht heute gar nicht mehr… nichts geht mehr…

Thomin Weller / 13.06.2023

Nutzt die Marie-Agnes Strack-Zimmermann als Weltmeisterin der persönlichen Strafverfogung im Internet die Software der Medienaufsicht? Und auch andere Politiker? Die Software KIVI durchforstet das gesamte Internet nach Majestätsbeleidigungen. “Bereits doppelt so viele Strafanzeigen durch KI” Siehe Netzpolitik “Medienaufsicht will Internet mit KI-Tool überwachen”. bpb “KIVI identifiziert potenzielle Rechtsverstöße, die dann von Juristinnen und Juristen geprüft und im Falle eines Rechtsverstoßes zur Anzeige gebracht werden.” Na, das gibt ja mal richtig viel Geld für die Abmahn-Rechtsanwälte. Und ich dachte die damalige Praxis der massenhaften Abmahnung wurde als rechtswidrig geurteilt.

Burkhart Berthold / 13.06.2023

Clausewitz schreibt, dass jeder Angriff die Tendenz habe, bis zu seinem Kulminationspunkt vorwärtszugehen, dann aber zusammenzubrechen, sofern der Verteidiger nicht seinerseits zuvor zusammenbricht. Dieser Kulminationspunkt ist der Augenblick, in dem der Vormarsch nicht mehr funktioniert (vor allem wegen Nachschubproblemen und Erschöpfung). Ins Politische übertragen heißt das: Die revolutionäre Ideologie, die bislang unaufhaltsam schien, wird lächerlich. Lächerlich wird sie vor allem, wenn eine breite Mehrheit offenbar ihre Widersprüche und Spinnereien erkennt und lautstark ablehnt. Die Demo in Erding könnte so ein Moment gewesen sein - oder das Scheitern dieses “Volksbegehrens” in Berlin. Jedenfalls: Der Tag wird kommen, an dem den Grünen das Grünsein peinlich gewesen sein wird. Und wir werden ihn erleben.

Sam Lowry / 13.06.2023

Wikipedia: “Als Moral wird der Teil der Handlungskonventionen bzw. -regeln bezeichnet, deren Befolgung im zwischenmenschlichen Miteinander als “gut”/“richtig” und deren Nichtbefolgung als “böse”/“falsch” bewertet wird.” Ich finde es richtig, meinem schwerbehinderten Vermieter (herzinfarkt nach dem Booster) und seiner behinderten Lebensgefährtin (zu wenig Sauerstoff bei der Geburt?) grad eben mal ihre Lieblingsfrikadellen zu machen. Hätte ich das nicht gemacht, wäre es nicht falsch, sondern egal. Aber in diesem Leben dürfen sie doch mal die besten Frikadellen im Universum schmecken, auch wenn ich es nicht mehr kann. Nach Einsatz eines Billig-Nasensprays vor 6 Monaten ist mein Geruch und Geschmack tot. Solange ich mein Hörvermögen habe und gute Musik auf 105 dB (Kopfhörer) genießen kann, geht das noch ´ne Weile weiter. “Leben ist halt Leiden!”

Jürgen Fischer / 13.06.2023

Wikipedia schreibt (ausnahmsweise korrekt) über K.O.-Tropfen: „Nach Erwachen können sich die Opfer häufig aufgrund von Gedächtnislücken für die Wirkungszeit nicht mehr an die Tat oder den Tathergang erinnern.“ Da dachte ich, oh, Herr Scholz ... waren Sie etwa Dauergast beim Lindemann? Und haben sich als Groupie identifiziert? Weit sind wir gekommen in diesem Land.

Peter Meyer / 13.06.2023

Frau Bode, niemand hat Herrn Lindemann als „ehrenwert“ bezeichnet. Aber in einem Rechtsstaat gilt nun einmal die Unschuldsvermutung, egal, was die eigene oder öffentliche Moral dazu sagt. Und es geht nicht darum, daß die Mädels irgendwelche falschen Erwartungen hatten, wie von Ihnen - und anderen - fälschlicherweise insinuiert, sondern für die Groupies ist es das Ziel, von ihrem Star vernascht zu werden. So lange das unter Erwachsenen abläuft, hat sich da niemand einzumischen. Ja, es ist eine Hetzjagd, und das ist vollkommen unabhängig davon, ob man Herrn Lindemann für einen Unsympathen hält. Wir stehen hier ohnehin kurz vor dem endgültigen Dammbruch des Rechtsstaats, eine Vorverurteilung von unliebsamen Personen durch Medien und ideologisch motivierte NGOs ohne Gegenstimmen wird über kurz oder lang zu Selbstjustiz führen, wie der Fall Lina Engel gezeigt hat; „Rechte“ sind bereits vogelfrei. Man muß den alternativen Medien danken, daß sie die Kirche im Dorf lassen und sich nicht an der Hexenjagd beteiligen, immerhin waren etliche von ihnen auch schon Ziel solchen Irrsinns.

Ralf Pöhling / 13.06.2023

Und jetzt zum letzten Kommentar: Extremistisches Randgruppendenken und durch Fördergelder angeschobene Karriereambitionen führen zum Zwang, permanent “liefern” zu müssen, damit das Geld weiter fließt. Da wird der persönliche Lebensentwurf dann zum Geschäftsmodell, mit dem man sein Leben finanziert. Und das sorgt nicht nur für den genannten Zwang zu “liefern”, sondern in Folge dessen auch für immer mehr Kollateralschäden, die sich dann in die andere Richtung radikalisieren. Und das ist überall zu beobachten: Selbst normale konservativ-liberale Ansichten werden seit Jahren als “rechts” diskreditiert. Ganz normale “Heteros”, die ihre eigene Familie gründen und ihr eigenes Leben leben wollen, werden zum aussätzigen Establishment degradiert. Dabei ist genau dieses klassische Familienleben der Kern des menschlichen Daseins. Wenn dieser Kern nun in die Ecke gedrängt wird, dann radikalisiert er sich natürlich, weil er sich existenziell bedroht fühlt. Et voila: Der bisher nicht vorhandene Rechtsdrift, wird zur Realität quasi herbeigeredet. Die sich selbst erfüllende Prophezeiung also. Und nun nochmal zu Rammstein: Musiker und ihre Fans tendieren zu einem hedonistischen Lebensstil. Kein Wunder: Musik wie auch Film sind Eskapismus vom eintönigen Alltag. Da werden bewusst von allen kurzzeitig die Grenzen des Alltags verschoben, um mal etwas anderes zu erleben. Trifft dieser Eskapismus nun auf einen zur Karriere gemachten Aktivismus, landet er natürlich auf dessen Agenda, weil man damit seine zum Geschäftsmodell erhobene Weltanschauung weiter monetarisieren kann. Die Rammstein-Affäre wäre also ein Kollateralschaden dieses zum Businessmodell mutierten Aktivismus, der überall “Schandtaten” herbeiredet, um sich selbst zu bestätigen und so weiter zu finanzieren. Das entwickelt dann parasitäre Züge, die unweigerlich an Krebs erinnern. Es geht nicht mehr um die Sache, sondern ums Geld verdienen. Und das führt dann dazu, dass überall Probleme gesehen werden, wo gar keine sind.

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