Pax, meine Herren, Pax!
Und wieder ein Stück das mit meiner Kindheit und Jugend untrennbar verbunden ist unwiederbringlich weg… Sowas kommt nicht wieder… Wir konnten tage- und wochenlang über kleine Details oder Redewendungen aus dem “neuen Asterix” ausgiebigst lachen… Seltsamerweise nur die Jungs in der Clique - ich habe bis heute kein weibliches Wesen getroffen das an Comics und Cartoons so viel Vergnügen hat wie wir damals… Den “kleinen Nick” kann ich ebenfalls jedem nur wärmstens empfehlen… Obelix würde sagen: “Die spinnen diese Erwachsenen” und recht hätte er…
Idefix wurde für mich zum Namensgeber einer in Deutschland sehr weit verbreiteten Erscheinung: Das Idefix-Symptom. Bekanntlich ist Idefix immer, wenn Obelix mal wieder einen Baum samt Wurzeln ausgerissen hat, um damit meist mehrere Römer zu vermöbeln, stinkesauer und beleidigt und guckt Obelix allenfalls noch mit dem Hintern an. So und nicht anders reagiert der Germane, wenn einer der ungezählten Bäume in unserem Land (seriöse Schätzung: über eine Milliarde) gefällt werden muss, sei es, um einer Straße oder einem Tagebau zu weichen, sei es, weil er so krank ist, dass er umzufallen droht und dabei alles und jeden totschlägt. Das ist wurscht! Der Baum hat für den vom Idefixsymptom befallenen eine Aura des Unersetzlichen, Heiligen und Unantastbaren. Klare Favoriten sind natürlich die armen Piraten. Und der einfache römische Legionär (“Komm zum Militär, da erlebst du was, hieß es”), der weniger durch Tapferkeit als durch desillusionierten Sarkasmus glänzt, insbesondere diejenigen, die schön länger in Kleinbonum, Aquarium, Babaorum oder Laudanum Dienst schieben und wissen, dass der Krieg hauptsächlich aus Lagerfrust und Langeweile (“willst du Frieden - vermeide den Krieg!”) besteht und ab und zu kriegt man eben von verrückten Galliern - meistens nur zum Spaß - ordentlich die Fresse poliert, ohne zu wissen, warum eigentlich. Übrigens verdankt Asterix (“Das Sternchen”) seine Entstehung dem Verbot amerikanischer Superheldencomics in Frankreich. Er ist aber daneben auch eine Parodie auf Superman und co. Und auf den chauvinistischen Franzosen (“Ich habe nichts gegen Fremde, meine besten Freunde sind Fremde, aber diese Fremden sind nicht von hier!”). Daneben unsterblich der kleine Gote, der beim Druidentreffen einem herbeigezauberten Blumenstrauß heftig applaudiert und dafür von seinen Mitgoten in den Senkel gestellt wird: “Na, man kann doch Barbar sein und trotzdem Blumen lieben!” Ruhe in Frieden, Monsieur Uderzo.
Sehr geehrter Herr Ackermann, dieses lustige Lied stammt aus, “Das Geschenk Caesars”. Auch schoen die Reaktion des Genannten, als ihn ein Offizier ueber den Saufbold informiert. Der Offizier fragt Caesar (diabolisch grinsend), “Wirst du ihn den Loewen zum Frass vorwerfen lassen, Oh Caesar?” Letzterer, laut lachend, “Viel schlimmer! Ich werde ihm was schenken!” Ach ja. Meine Reise in dieses schoene Land der Fantasie begann mit Axterix und den Goten; da waren mein Bruder und ich noch klein (sieben, glaube ich), und mein Vater nutzte die Gelegenheit, uns Frakturschrift beizubringen. Der Anreiz war da, denn unser Vater “weigerte” sich, uns jedesmal die Saetze der Goten vorzulesen. Dieser didaktische Streich hat mir spaeter noch sehr genuetzt!
Lupo, Knox, Eusebia, Mischa und Conni, Professor Turbino, sie gehörten zu meinen besten Freunden. Später entdeckte ich Tim und Struppi (tintin), mit denen ich französisch lernte (Danke, Fräulein Weber, rip!) und über die mir absolut nichts ging und geht. Das ewige Römer verdreschen war mir nach einigen Ausgaben etwas langweilig geworden, wenngleich mein Leben ohne diese Gallier kaum denkbar scheint.
Hallo Bernd Ackermann, das Zitat stammt aus Band 21, Das Geschenk Cäsars. Den nubischen Piraten gibt es mittlerweile wieder - in “Asterix bei den Pikten” haben sich die neuen Autoren Didier Conrad und Jean-Yves Ferri noch nicht getraut, ihn darzustellen, aber bereits im Nachfolgeband “Das Papyrus des Cäsars” kommen mehrere Numider mit den signifikanten Merkmalen vor - und auch Baba, der Afro-Pirat. Im neuesten Band “Die Tochter des Vercingetorix” spielen die Piraten wieder eine größere Rolle. Diese sind im Übrigen eine Parodie auf die französische, hierzulande kaum bekannte Comicreihe “Der rote Korsar”. Ich selbst bin Jahrgang 1977 und konnte in meiner Kindheit bereits auf einen gewaltigen Fundus an Asterix-Bänden zurückgreifen, die ich mit Begeisterung auswendig lernte. Irgendwann erschien dann “Morgenland”, und mit “Maestria” ging´s qualitativ bergab. Es folgten die Schwachpunkte “Obelix auf Kreuzfahrt” und “Asterix und Latraviata” (letzterer mit furchtbarer Klamaukübersetzung), ehe Uderzo selig nach der absoluten Frechheit “Gallien in Gefahr” das Ruder übergab - danach wurd´s wieder besser - mit Vorbehalt. “Nicht mehr zeitgemäß”? Stimmt wohl, was die alten, aber durch die Bank genialen Bände angeht. Das macht die allerneuesten Bände dann doch wieder recht langweilig, weil sich die beiden Neuen zu wenig trauen. Es werden zwar pflichtschuldigst Gags abgespult und es gibt tatsächlich einige tolle Ideen (“Das Papyrus des Cäsars” hat eine geniale Grundidee), doch das Wesentliche der Reihe wird übersehen oder bagatellisiert: Das kleine gallische Dorf steht nämlich gegen Zentralisierung, Gentrifizierung (“Trabantenstadt”) und Fremdbestimmung, es ist ein Hort der Freiheit, fortschrittsfeindlich zwar, aber die Skepsis wurde stets als begründet dargestellt. Hier müssten die neuen Autoren Flagge zeigen. Aber aus Angst, in die rechte Ecke gestellt zu werden, gehen sie lieber kein Risiko ein. Schade!
Meine Lieblingszitat ist aus Asterix bei den Briten: Obelix: Was ist das? Asterix: Wildschwein in Pfefferminzsauce! Obelix: Das arme Schwein!
Wenn ich eine kleine Korrektur beitragen darf: Met gab es nicht im kleinen gallischen Dorf, dafür Cervisia oder auch nur eine Ziegenmilch. Uderzo hat die Welt besser gemacht! Danke dafür.
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