Interview / 24.08.2019 / 16:41 / Foto: Pixabay / 18 / Seite ausdrucken

Venezuela: Interview mit einem Schüler aus Caracas

Von Niclas Bensberg.

Wie ist die Situation mit Lebensmitteln und Medikamenten, ist es immer noch so knapp?

Schüler aus Venezuela: Medikamente und Lebensmittel zu finden, ist das kleinste Problem, so eine große Knappheit wie im März/April gibt es Gott sei Dank nicht mehr. Sie zu kaufen, ist dann schon ein größeres Problem. Unser Geld ist nichts mehr wert, deswegen zahlt man mit amerikanischem Dollar, eine Pasta kostet 3 Dollar. 

Das können sich viele aber nicht leisten oder?

Nein, kaum jemand! Das Schwere ist auch, erst mal an Dollar zu kommen. Dadurch geht die Kriminalitätsrate hoch. Es wird sehr oft eingebrochen, und man wird schnell Opfer eines Überfalles.

Was ist das Schlimmste, was dir jetzt im ersten Moment einfällt, was passieren kann?

Der Ausfall von Strom und fließend Wasser. Manchmal fällt bei uns für bis zu 12 Stunden am Tag das Wasser und der Strom aus, wir sind gezwungen, immer Wasser zu bunkern.

Ist das täglich so?

 Ja, fast jeden Tag.

Das ist sehr traurig zu hören. Was ist mit öffentlichen Einrichtungen? Kann man noch zur Schule oder ins Krankenhaus, kriegen die überhaupt Strom?

Ja, du kannst in die Schule, aber es wird kein Unterricht mehr gemacht. Die Lehrer verlassen das Land und ohne Lehrer ist kein Unterricht möglich. Was Krankenhäuser angeht: Sie haben keine Medizin mehr, und wenn der Strom abgeschaltet wird, haben sie auch keinen Strom, um die Menschen zu behandeln. Die Lage ist zum verzweifeln, sie können niemandem helfen.

Und was machst du dann den ganzen Tag lang?

Ich unternehme was mit Freunden, und wir probieren uns abzulenken von all diesem Grauen.

Wie sieht es mit der restlichen Infrastruktur aus. Gibt es noch Benzin, und wird der Müll abgeholt?

Benzin, ja klar gibt es noch. Aber Müll, Nein, der sammelt sich auf den Straßen, die armen Menschen, die keine Dollar auftreiben können, finden ihr Essen im Müll und durchsuchen ihn nach Essbaren.

Traust du dich denn überhaupt noch auf die Straße? 

Nach 17 Uhr, Nein. Nach 17 Uhr sind alle Straßen wie ausgestorben keiner traut sich mehr raus. Die Straßen sind der unsicherste Ort in Venezuela! 

Verständlich. Du hast Venezuela, ja nun verlassen. Wie viel Kontakt hast du noch nach Venezuela?

Ich bin zu meiner Familie nach Mexiko und lebe jetzt seit einem Monat in Mexiko, kriege aber jeden Tag Fotos und Nachrichten von Freunden, die nicht diese Chance haben.
Die Situation ist unerträglich. 

Wie sieht es mit der öffentlicher Meinung aus? Wievielt darfst du noch sagen, und wenn du deine Meinung sagst, was passiert dann?

Nachrichten werden komplett geblockt, es geht nichts aus dem Land, was nicht aus dem Land soll. Wenn man seine Meinung frei äußert – die Maduro-kritisch ist – kann es passieren, dass man entführt oder sogar ermordet wird.

Wie stark ist die Angst in der Bevölkerung vor solchen Repressionen?

Einige haben Angst, andere nicht. Maduro lässt aber so viele Menschen umbringen, dass es Alltag geworden ist. Ich achte immer darauf, ob mir jemand folgt und bin immer wachsam 

Sowas ist erschreckend. Gibt es etwas, was euch zusammenhält?

Sport! Der Sport wird aufrechterhalten und ist immer noch sehr relevant im Land.

Was fühlst du, wenn du all diese Dinge erlebst? Mord, Hungersnot, Zensierung, Korruption…

Entsetzen, Trauer, Wut. Wir leben in so einer modernen Welt, und trotzdem passieren immer Dinge wie diese. 

Was wünscht du dir für dein Land?

Dass das Militär putscht oder die USA einmarschieren. 

Denkst du, das ist realistisch?

Nein, glaube ich nicht, aber ich wünschte, es wäre so.

Glaubst du aber, es wird sich etwas ändern?

Ja, bis Ende des Jahres wird sich noch viel verändern, da bin ich mir sicher! Es gab schon soviel Tote bei Demonstrationen und auch durch Plünderer, ich hoffe, das Militär sieht, was vor sich geht und wechselt die Seite, am besten wäre es natürlich, wenn die EU eingreift und Maduro zum Handeln zwingt. Diese Person hat so viele Menschenleben auf dem Gewissen und zerstört die Existenz eines ganzen Landes. Doch Venezuela wird wieder auferstehen!

Danke für diese Eindrücke!

 

Niclas Bensberg ist 17 Jahre alt und Schüler aus Hamburg. Er führte diueses Interview zuerst für den Jugend- und Schülerblog Apollo-News.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Karel Broda / 24.08.2019

Warum hilft die EU nicht?  Warum müssen es immer die Amerikaner sein, die helfen?  Als ein Amerikanischer Steuerzahler, ich bin gegen irgendeine Hilfe für die Sozialisten zu leisten.  Amerikaner sollen aufhören die Weltpolizisten zu sein, wie sich jeder wünscht.  Alle Sozialisten hassen uns, die Amerikaner, doch.

Sybille Schrey / 24.08.2019

„Was ist das Schlimmste…? Der Ausfall von Strom und fließend Wasser. Manchmal fällt bei uns (!)  für bis zu 12 Stunden am Tag das Wasser und der Strom aus .... Ist das täglich so? Ja, fast jeden Tag.“ Das ist also die Realität … „BEI UNS“ in Mexiko ?! Oder wie viele „Interviews“ wurden geführt? Denn mittlerweile befindet sich der Junge doch in Mexiko, übrigens einem der sichersten Länder überhaupt…  „Und was machst du dann den ganzen Tag lang? Ich unternehme was mit Freunden, und wir probieren uns abzulenken von all diesem Grauen. … Traust du dich denn überhaupt noch auf die Straße? Nein. Nach 17 Uhr sind alle Straßen wie ausgestorben keiner traut sich mehr raus. Die Straßen sind der unsicherste Ort in Venezuela!“ Warum fährt er dann nach Venezuela „zurück“, um den ganzen Tag lang was mit seinen Freunden zu unternehmen, um sich vom Grauen abzulenken? Denn: „Ich bin zu meiner Familie nach Mexiko und lebe jetzt seit einem Monat in Mexiko, kriege aber jeden Tag Fotos und Nachrichten von Freunden, die nicht diese Chance haben. Die Situation ist unerträglich.“ Wie jetzt: die ganze Sippschaft ist nach Mexiko und hat den Jungen so lange allein in Venezuela zurückgelassen?  Und weiter: „Wie sieht es mit der öffentlicher Meinung aus? Wievielt darfst du noch sagen, und wenn du deine Meinung sagst, was passiert dann? Nachrichten werden komplett geblockt, es geht nichts aus dem Land, was nicht aus dem Land soll. Wenn man seine Meinung frei äußert – die Maduro-kritisch ist – kann es passieren, dass man entführt oder sogar ermordet wird.“ Möchte er seine Meinung nun während seiner Ausflüge nach Venezuela äußern oder von Mexiko aus (was ja sicherer wäre)? Sehr verwirrend das Ganze. Aber es gibt Hoffnung: „Was wünscht du dir für dein Land? Dass das Militär putscht oder die USA einmarschieren.“ Wo - in Mexiko?  Bei aller Freundschaft, und selbst unter Berücksichtigung der extremen US-Affinität der Achse, aber wollt Ihr tatsächlich kleine Relotiusse züchten?

Hans Heinz / 24.08.2019

Interessant ist, dass ausgerechnet solche Staatsführer wie Maduro, Ghaddafi, Hussein, Putin schnell zu den Bösen, Unfähigen usw. erklärt werden bzw. wurden, deren Staaten über reiche Bodenschätze verfügen - und die, geschickt oder ungeschickt, diesen Reichtum auch ihren Bürgern lassen bzw. ließen zugute kommen. Nachtigall, ick hör dir trapsen ...

Marcel Seiler / 24.08.2019

Der Sozialismus ist für die menschliche Seele attraktiv, weil er auf Instinkten beruht, die dem Leben in relativ kleinen Gruppen (“Gemeinschaften”) dienen. Denn dies war der Lebensform, in der Menschen während des Großteils ihrer Evolution lebten. Die heutigen Großgesellschaften brauchen Markt, Rechtssicherheit, Bezahlung nach Leistung (und Nichtbezahlung nach Nichtleistung!), Freiheit und damit auch Ungleichheit. Die sozialistischen Instinkte zerstören also genau die Großgesellschaften, denen wir unsere Nahrung, Wohnung, Kleidung und Gesundheit verdanken. Venezuela ist ein besonders abschreckendes Beispiel. Ich wünsche dem Land ein baldiges Ende der sozialistischen Diktatur Chavez/Maduro.

Alex Meier / 24.08.2019

Sorry, solche Berichterstattung finde ich schwierig. Zurecht wird hier auf der Achse angeprangert, dass Vorwürfe aus der Anonymität gegen Domingo z.B. immer ein Geschmäckle haben. Bei Venezuela gelten diese Maßstäbe nicht?  Es gibt in der Tat Zeugnisse aus Venezuela und Kuba, wo authentische Personen zu Wort kommen. Interessant ist dabei, dass Ältere, also eher Etablierte, den Sozialismus gut finden, doch die Jungen eher an die USA,  also an Demokratie und Marktwirtschaft,  glauben und sich an solchen Gesellschaften orientieren. Soviel dazu, dass man als junger Mensch stets den Sozialismus gut finden muss, weil man sonst kein Herz hätte usw… Wie findet die Jugend in Nordkorea den Kommunismus? Das wäre mal eine Recherche wert und bitte nicht a la Spiegel.

Andreas Rühl / 24.08.2019

Tja, die amis müssen es richten. Gibt ja niemand sonst, der das tut. Aber wehe wehe, die Amis bringen diesen Menschen Demokratie, Freiheit und Wohlstand. Die würden ewig gehasst werden.

b. stein / 24.08.2019

Ich hoffe, dass vor allem unsere Linken die auf dem Parteitag ihre Solidarität mit Maduro in diesem Jahr so herzlich bekundet, und die allgemeine Empörung mit den Worten “der Hautpschuldige ist Trump” weggebügelt haben, dieses Interview zum Sonntagsfrühstück lesen müssen. Andrej Hunko, der gar nach Venezuela flog und Maduro besuchte, Katja Kipping, Heike Hänsel und andere werden perplex sein. Der Sozialismus, deine Welt. Es wird niemals funktionieren. Aber zur Sicherheit sollte doch bitte jeder linksgrün Schwärmer nicht weiter aus der Theorie heraus agieren. Praxis sammeln und ein FSSJ - “F reiwilliges S ozialistisches S abbat J ahr” in Nordkorea einlegen.

J.P. Neumann / 24.08.2019

Die Handys funktionieren alle noch, sonst würde der Junge keine Bilder von seinen Freunden geschickt bekommen. (Fiel mir bei den Schilderungen der Kriegsleiden der Syrer auch immer auf.  Dramatische Schilderungen- aber alles übers Handy, da hatte Bösewicht Assad wohl vergessen das Netz abzuschalten . . . ).

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