Angeblich sollen die Berliner Busfahrer zur WM auf “höflich” getrimmt worden sein, um bei Gästen aus dem Ausland einen guten Eindruck zu hinterlassen. Das ist nun eine Weile her, und die Berliner Busfahrer finden wieder zu ihrer alten Form zurück. Nicht alle, aber immer mehr.
Ich steige am Theodor Heuss Platz in einen Wagen der Linie 104 ein, lege 2.10 Euro hin und frage: “Wo muss ich umsteigen, wenn ich zum Wilden Eber will?” - “Woher soll ich das wissen?”, antwortet der Busfahrer. “Weil Sie der Busfahrer sind”, sage ich und mache einen zweiten Versuch: “Wo muss ich umsteigen, wenn ich zur Mecklenburgische Straße will?” - “Keine Ahnung”, sagt der Busfahrer, “das nächste Mal machen Sie sich schlau, bevor Sie einsteigen”.
Ich nehme den Fahrschein, gehe nach hinten und ruf die Pressestelle der Berliner Verkehrsbetriebe an. Die beiden Pressesprecher sind nicht da, vermutlich begleiten sie eine Delegation nordkoreanischer Pädagogen durch die BVG-Katakomben, in denen Schwarzfahrer umerzogen werden. Frau Schulz, Mitarbeiterin der Pressestelle, nimmt die Beschwerde entgegen. “Das tut mir leid”, sagt sie, “vielleicht hat der Fahrer einen schlechten Tag, ich werde Ihre Beschwerde weiter leiten”. Davon bin ich überzeugt. Deswegen will ich, dass sie wenigstens eine Notiz anlegt. Leicht widerwillig schreibt Frau Schulz die Linie, die Uhrzeit und die Wagennummer 3032 auf.
Berlin braucht dringend wieder eine WM.