Michael W. Alberts, Gastautor / 01.03.2023 / 12:00 / Foto: Pixabay / 35 / Seite ausdrucken

Umsturz von oben (1): Erleuchtete und Schuldige

Was die Menschheit über unzählige Generationen gelernt und geschaffen hat, soll plötzlich nichts mehr gelten, wird ins Gegenteil verdreht. Ein Muster dabei ist das Denken in „Unterdrücker gegen Unterdrückte“ – übernommen von Karl Marx.

So viel scheint inzwischen wohl offensichtlich: Wir werden über alle möglichen Themen- und Handlungsfelder hinweg von Politik und Medien nach Strich und Faden belogen, also weg von der Realität, entführt in eine Scheinwelt. (Auf dieser Plattform immer wieder belegt, etwa hier, hier und hier.) Wer dagegen angeht, bekommt „Hassrede“ oder „Fehlinformation“ vorgeworfen und wird ausgegrenzt. George Orwells Dystopie „1984“ wird real: Eine allmächtige Technokratie stellt Sprache und Denken auf den Kopf und unterdrückt das Individuum.

Eine Mehrheit traut Umfragen zufolge Politik und Offizialmedien nicht mehr über den Weg, traut sich auch nicht mehr, offen zu artikulieren, was ihnen der „gesunde Menschenverstand“ sagt, der auf englisch viel schöner „Common sense“ genannt wird und auf dem von Jedermann anerkannten, historisch-gemeinschaftlich erworbenen Wissen beruht. Was die Menschheit über unzählige Generationen gelernt und geschaffen hat, soll plötzlich nichts mehr gelten, wird ins Gegenteil verdreht.

Das Misstrauen vieler im „freien Westen“ reicht aber längst viel tiefer: In Amerika bezweifeln laut Umfragen zwei Drittel die „Ehrlichkeit von Wahlen“. In Brasilien gehen Millionen protestierend auf die Straßen, weil sie die Präsidentenwahlen als krass manipuliert ansehen. Selbst wenn sie unrecht hätten, wäre das fehlende Vertrauen in die Fairness und Ehrlichkeit des politischen Systems erklärungsbedürftig und gefährlich.

Wenn immer mehr Menschen denken, sie würden von den tonangebenden Kreisen dreist angelogen und noch dazu argwöhnen, dass die Mächtigen auch gegen die prozeduralen Spielregeln schummeln, um ihre Position um jeden Preis zu sichern, löst das die Legitimität des gesamten demokratischen Systems auf. Je stärker nun eine offene Debatte über (vom Volk wahrgenommene) Fehlentwicklungen nicht nur nicht ermutigt wird, sondern massiv unterdrückt, desto mehr Vertrauen wird zerstört und die Gesellschaft zunehmend irreparabel gespalten.

Zensur dient dem Machterhalt

Vertrauen lässt sich nicht befehlen oder erzwingen, indem man Kritiker kaltstellt. So kann man nur auf Gehorsam und Opportunismus hoffen; die zynische Steigerung dieser Strategie ist, die Kritiker als Sündenböcke zu diffamieren – aber auch dazu bedarf es natürlich wiederum der Lüge. Je mehr Lügen aller Art die Mächtigen einsetzen, desto mehr schwindet ihre Legitimität, desto mehr erodiert die Freiwilligkeit, die bisher auf überzeugenden Argumenten (im Einklang mit dem Common sense), verdientem Respekt und erworbenem Vertrauen beruhte.

Zensur (wie durch die „Social-Media“-Giganten praktiziert, mit Staatsmacht im Rücken) kann die Verbreitung von Informationen, Einsichten und Argumenten behindern und verzögern, aber nur um den Preis, dass Argwohn und Misstrauen der kritisch denkenden Bürger gegenüber den Mächtigen immer größer werden.

Die immer schärfere Kontrolle darüber, was (von wem) gesagt werden darf und was nicht, dient dem Erhalt politischer Macht und der Fortsetzung einer Politik, die „aus sich heraus“ nicht überzeugen kann (was einer zunehmend weltfremden Politik zwangsläufig unmöglich ist). Zensur verhindert, dass das Volk als Souverän (auch laut Grundgesetz) „die da oben“ noch kontrollieren kann, über eine offene Debatte die Geschehnisse beeinflussen und am Ende einer amtierenden Regierung (per Wahl mit offenem Ausgang) die Macht entreißen und anderen Kräften übertragen kann, wieder nur auf Zeit und vorbehaltlich.

Die Funktion von Zensur ist insoweit ziemlich offensichtlich, aber reicht das als Erklärung? Wie kann sich „Cancel Culture“ (als ein Bündel von zensurartigen Mechanismen) auch in einer – wie wir früher dachten – so gefestigten Demokratie wie Deutschland so schnell so breit machen, wohl noch schlimmer sogar im britischen Vorbild westlicher Demokratie?

Woher kommt überhaupt der immer schärfere Widerspruch zwischen der herrschenden (zulässigen) Meinung (in einem immer engeren Korridor) und dem Denken erheblicher Teile der Bevölkerung, der durch Zensur bereinigt und überdeckt werden soll? Wieso funktionieren die Ausgleichsmechanismen der demokratischen Debatte nicht mehr; warum setzen die Herrschenden plötzlich die innere (individuelle) Freiheit der westlichen Nationen aufs Spiel, die sie doch wie ihren Augapfel hüten müssten?

Sind Freiheit und offene Debatte gar nicht so wichtig und müssen anderen, höheren Zielen untergeordnet werden? Oder betrifft die Zensur (wie amtlich suggeriert) nur ganz wenige, wirklich gefährliche Gesellen und ist gerade um des Erhalts der Demokratie willen tatsächlich nötig? Aber wenn es nur ein paar lächerliche Randfiguren mit abwegigen Ansichten sind, wozu dann die Panik und die scharfen Maßnahmen – eine Meinungsunterdrückung, die auf eine regelrechte Umerziehung hinausläuft?

Erklärt eine Ideologie den Zeitgeist?

Die gesamte Bevölkerung soll offenbar in ein enges Denk- und Politik-Korsett geschnürt werden; abweichende Positionen werden als gefährliche „Fehlinformation“ gebrandmarkt und unterdrückt – auch unter dem Banner „Folgt der Wissenschaft“, als ob Wissenschaft nicht vom kritischen Dialog abhinge. Die Meinungsführer und -wächter scheinen einem ideologisch geprägten Weltbild zu folgen, einem diktatorischen Zeitgeist.

Ideologien, im engeren und pejorativen Sinne, machen kritisches, anstrengendes Selberdenken überflüssig: sie erklären (scheinbar) alles und geben klare Handlungsanweisungen. Ideologien machen auch unangreifbar, indem sie gegen (noch so berechtigte) Kritik mit Schutzbehauptungen immunisieren und damit gegen den Rest der Welt hermetisch abriegeln. Mit strengen Ideologen zu diskutieren, ist Zeitvergeudung.

Ideologien funktionieren nur, indem sie die Komplexität der Welt beziehungsweise die Realität massiv vereinfachen: In Wahrheit gibt es nie nur eine Erklärung für alles, weder in der Breite (aller nebeneinander bestehenden, miteinander undurchschaubar verknüpften Phänomene) noch in der Tiefe (der Details und Verästelungen). Was nicht ins Weltbild passt, wird ausgeblendet oder umgedeutet. Das ist ja gerade, was Ideologien so attraktiv macht: Sie vereinfachen für ihre Anhänger die Navigation in einer komplexen Umwelt enorm und nähren gleichzeitig die Einbildung, man gehöre zu den Eingeweihten und Erleuchteten.

So wirkmächtig Ideologien deshalb sein können (und so unverzichtbar für manche politischen Akteure) – es wäre trotzdem etwas gewagt, (als Betrachter von außen) eine Ideologie allein als geschichtlichen Akteur und Ursache der politischen Übel unserer Zeit zu vermuten und identifizieren zu wollen. Der Mensch ist hoch komplex, seine Wahrnehmung und sein Handeln sind nicht einmal überwiegend durch bewusstes Denken geprägt und gesteuert, zumal angesichts eines mächtigen Unterbewussten.

Natürlich bedienen Ideologien (und Propaganda) gerade auch das Unterbewusste (Ängste), aber sie können es in einer auch nur annähernd offenen, komplexen Gesellschaft nicht vollständig kontrollieren. Wäre es so einfach, Menschen ideologisch zu „programmieren“ und inhaltlich zu steuern, würden sich Psychologen und Therapeuten nicht jahrelang mühsam an Zwangsstörungen oder anderen geistigen/seelischen Anomalien abarbeiten, ohne Erfolgsgarantie. Dann würden wir alle nicht vom Verhalten von Menschen massiv überrascht, die wir gut zu kennen glaubten, und manchmal sogar von unseren eigenen Reaktionen.

Marxismus plus Postmoderne

Für „Cancel Culture“ und die politischen Umwälzungen, die wir staunend bis entsetzt erleben, muss es also noch andere Hintergründe geben: ökonomisch, technologisch, kulturell, psychologisch … aber bleiben wir gleichwohl zunächst im Bereich der philosophischen, ideengeschichtlichen Analyse – starten wir mit Achgut-Kolumnist Jordan Peterson, der als mutiger Opponent der „woken“ Ideologie und „Political Correctness“ berühmt geworden ist: Einen klügeren Analytiker mit einem vergleichbar gut passenden und breiten Kompetenz-Portfolio (Psychologie, Philosophie, Totalitarismus, Zeitgeschehen, mediale Kommunikation) werden wir nicht leicht finden.

Nach seiner Analyse beruht die Misere des akademisch geprägten Zeitgeistes auf „postmodernem“, dekonstruktivistischem Denken in enger Verbindung mit Kernideen des (alten) marxistischen Weltbilds. Das Ergebnis ist zu besichtigen in Form von „Intersektionalismus“ (Identitätspolitik), „kritischer Rassentheorie“, „Genderwissenschaft“, „Anti-Kolonialismus“ und weiteren Orchideen aus dem linksradikalen Gewächshaus.

Gemeinsam ist ihnen der revolutionär-umstürzlerische Impuls früherer Bewegungen: Das Bestehende muss überwunden werden, da zutiefst ungerecht; die bisher unterdrückten (Gruppen) müssen befreit und eine neue Gesellschaft mit neuen Regeln des Zusammenlebens installiert werden. Alle bestehenden Hierarchien und Ordnungen sind das Ergebnis der bösartigen weltweiten Herrschaft des weißen europäischen Patriarchats: alle Kultur, alle Erzählungen und Erklärungen, alle überkommenen Regeln des Zusammenlebens sind insoweit nur Instrumente der Machtausübung.

Auch was bisher als evidente natürliche Ordnung der Dinge verstanden wurde, nämlich etwa die Existenz der zwei Geschlechter in der Biologie – männlich und weiblich – stellt sich im zeitgeistigen Denken als völlig willkürliches, manipulatives gedankliches Konstrukt dar, um die Herrschaft der einen zu sichern und die anderen zu unterdrücken. In Wirklichkeit, so die neue „Wissenschaft“, gibt es Dutzende von „Gendern“, die vom Vorhandensein biologischer Geschlechtsmerkmale großteils unabhängig seien, und zwischen denen das Individuum beinahe nach Tageslaune wechseln könne. Verrückt, oder?

Auf so etwas können nur Intellektuelle kommen. Nur bei ihnen ist das Abstraktionsvermögen so ausgeprägt und die Bodenhaftung in der überkommenen Kultur und alltäglichen Realität so stark verlorengegangen, dass sie sich solche Theorien ernsthaft ausdenken können. (Man beachte den Zusammenhang zur Bildungsreform, die gleichzeitig für Intellektualisierung – mit Aufblähung der Geisteswissenschaften – und Verdummung hinsichtlich klassischer Allgemeinbildung und Alltagsweisheit gesorgt hat.)

Die alte Geschichte: kollektive Gleichheit

Dass diese neuen Theorien so vollkommen absurd und weltfremd wirken, beweist ihren Vertretern nur, wie radikal die Menschheit bisher unterdrückt und in die Irre geführt wurde. Sie, die aufgeklärten Intellektuellen, sind die Erleuchteten, die der Gesellschaft endlich den Schleier der Verblendung wegziehen; sie kennen auch keine Gnade mit der Vergangenheit – was die klügsten Denker früherer Zeiten hervorbrachten: alles gemeingefährlicher, unmoralischer Unfug. Denkmäler werden gestürzt, Geschichte umgeschrieben und symbolisch „korrigiert“.

Während Marx die Geschichte als eine der Klassenkämpfe sah, wobei es um „Produktionsverhältnisse“ und damit um ökonomisch fundierte Unterdrückung der großen Mehrheit („Proletariat“) ging, um Ausbeutung und deren kulturelle Verschleierung (mit Religion als „Opium des Volkes“), teilen die heutigen Revolutionäre (akademische Aktivisten) die Menschheit nicht mehr nur in die wenigen „Klassen“ auf, sondern in unzählige, sich überlagernde und zersplitternde Teilgruppen – abhängig von mehr oder weniger unveränderlichen persönlichen Merkmalen.

Übernommen von Marx ist das Denken in „Unterdrücker gegen Unterdrückte“-Mustern. Es ist alles nur ein gewaltiger Machtkampf, nun aber abhängig von Geschlecht/Gender (sexueller Orientierung), Hautfarbe, Herkunft. Hier kämpft nicht mehr der Arbeiter gegen das Kapital, sondern die lesbische schwarze Frau mit Einwanderungsgeschichte gegen den alteingesessenen weißen Hetero. (So wie Meghan Markle, gegenwärtig „Duchess of Sussex“, sich in ihrer angeblichen „rassistischen“ Diskriminierung suhlt.)

Ebenso von Marx übernommen ist das Streben nach Gleichheit, zugespitzt im Sinne von „Equity“: Allen (Gruppen) muss es im Ergebnis statistisch genau gleich gehen (zur Not auch gleich schlecht), sonst ist es Unterdrückung und Ausbeutung. „Equality“ im Sinne von Gleichheit vor dem Gesetz beziehungsweise genereller Chancengleichheit ist längst nicht mehr gut genug. Anstelle der Einsicht, dass Menschen auf unterschiedlichen Hierarchie-Stufen stehen als Ergebnis unterschiedlicher (individueller) Leistungsfähigkeit, gilt der Generalverdacht, dahinter stehe Diskriminierung wegen Gruppenzugehörigkeit.

Jetzt wird zurück-diskriminiert

Die aktivistischen „Social Justice Warriors“ („Krieger der soziale Gerechtigkeit“) wittern überall Verrat und Verschwörung, sobald jemand sich nicht perfekt wohlfühlt. (Weitere schauerlich-komische Begriffe: „Safe Space“, „Triggerwarnung“, „Lived Experience“.) Es tut sich ein Abgrund an lebensuntüchtiger Wehleidigkeit und „Selbst-Viktimisierung“ auf. Das Fußvolk dieser Denkrichtung sucht für jedes schnell empfundene Unbehagen einen Schuldigen außerhalb von sich selbst; Eigenverantwortung und „Agency“ (Handlungsoptionen aus eigener Kraft) gibt es nicht, man ist ein Opfer der Verhältnisse und damit der bösartigen Kräfte an der Spitze der ungerechtfertigten Hierarchien.

Sogar offensichtliche, klar kriminelle Täter werden zu Opfern umdefiniert; in kalifornischen Städten werden Ladendiebstahl und weitere Delikte erklärtermaßen nicht mehr verfolgt; Gewalttäter werden vorzeitig aus Gefängnissen entlassen – alles unter dem Banner ausgleichender „Gerechtigkeit“: Ausgleich nicht nur für „eine schwere Kindheit“ oder heutige „Diskriminierung“, sondern sogar für Sklaverei vor 300 Jahren.

Zugunsten benachteiligter Minderheiten wird offener Revanchismus praktiziert: „Positive Diskriminierung“ – quasi eine Quotenregelung – sorgt für gruppenbezogene Gleichheit. Im Gerangel der Minderheiten auf Vorteile hoffen können aber nur diejenigen, die das Opfer-Spiel beherrschen und sich politisch (links) instrumentalisieren lassen. Sie werden begünstigt, auf Kosten anderer, die als Individuen für „ihr“ Kollektiv haftbar gemacht werden, auch wenn sie sich dieses gar nicht selbst ausgesucht haben.

Studienbewerber asiatischer Herkunft werden an amerikanischen Hochschulen bewusst diskriminiert, denn sie schneiden bei Aufnahmeprüfungen überdurchschnittlich gut ab, sind also wie Unterdrücker zu behandeln. Der typische Fleiß und die schulische Disziplin in den traditionell lebenden asiatischen Familien sind nicht etwa belohnenswert (wie in einer „Meritokratie“ ausdrücklich vorgesehen), sondern damit haben sich diese Gruppen geradezu heimtückisch einen Vorsprung erworben.

Sexualität als Hebel zur Revolution

Ein biologischer Mann, der (die) jetzt als Trans-Frau gegen geborene Frauen im Schwimmsport konkurriert und sämtliche Rekorde bricht, ist dagegen kein bisschen unfair. Transsexuell ist gegenwärtig die Top-Kategorie der diskriminierten Minderheiten, das schlägt alles andere – auch Feministinnen, die ewig gegen männliche Übermacht kämpften und sich jetzt wehren, wenn Männer in ihre hart erkämpften Freiräume eindringen und diese dominieren.

Widerspruchsfreiheit – innere Konsistenz – braucht man bei den Aktivisten des neuen Denkens nicht zu erwarten: Es ist schon „Vergewaltigung“, mindestens aber strafwürdige „sexuelle Belästigung“, wenn ein Campus-Kommilitone etwas unvorsichtig flirtet, aber gleichzeitig eine unerträgliche Diskriminierung, wenn der Wunsch einer übergewichtigen blauhaarigen Transsexuellen nach einer intimen Beziehung zurückgewiesen wird. Schönheitsideale sind ebenfalls diskriminierend; im Zuge der „Body-Positivity“-Bewegung prostituieren sich krankhaft übergewichtige junge Frauen quasi nackt in Internet-Videos und verlangen dafür Anerkennung. (Auf eigenes Risiko ansehen.)

Gleichzeitig wird schon Kleinkindern amtlich beigebracht, dass sie sich ihr Geschlecht aussuchen und ändern können; Lehrer erklären die Funktion von Sex/Fetisch-„Spielzeug“. Pädophilie wird „normalisiert“ und grenzenlose Libertinage propagiert; schrille Transvestiten werden planmäßig auf Kinder angesetzt. „Normale“, traditionelle (biologisch funktionale) Familien und Verhaltensmuster werden zum Auslaufmodell. Ist das noch wohlmeinende „Toleranz“? Wirklich menschenfreundlich? (Im Gegenteil, klagt Jordan Peterson an, hier oder hier.)

Schrill und abwegig ist nicht einmal per se wirklich originell. Was als schrankenlose und angebliche „Selbstverwirklichung“ des Individuums propagiert wird, instrumentalisiert psychisch labile Personen (Kinder) und produziert nur Abziehbilder kollektiver Klischees, keine echten Einzelgänger. Moden des Außenseitertums werden oberflächlich zelebriert, bei Gleichschaltung des Denkens.

Der soziale Distinktionsgewinn auch dieser Avantgarde beruht auf Verachtung für das Alltägliche und Althergebrachte: „Toleranz“ geht immer nur in eine Richtung, der unaufgeklärt-verbohrte Kleinbürger kann sie für sich nicht beanspruchen: Seine Vorstellung von „Normalität“ wird diffamiert und gesellschaftlich zersetzt.

Lesen Sie morgen: Der Kampf um die Macht in allen Lebensbereichen.

Michael W. Alberts hat langjährige Erfahrung in der Politikberatung und in politischer Kommunikation, auch zugunsten von Funktionsträgern der Liberalen, und betätigt sich nebenberuflich publizistisch.

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Leserpost

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Karin Berghäuser-Müllerken / 01.03.2023

Zu dem im Artikel - zu Recht - zum Ausdruck gebrachten Tempo der irrwegigen Umwälzungen merke ich an: In den zwanziger und Anfang dreißiger Jahren war Deutschland intellektuell und wissenschaftlich auf der Höhe. Dann ging es plötzlich und ungebremst abwärts - unter der Führerschaft höchst zweifelhafter Sozialisten!!!

Thomas Szabó / 01.03.2023

Selbstverständlich ist es Transphobie, die sexuellen Avancen einer anti-attraktiven blauhaarigen Transe zurückzuweisen! Sexuelle Anziehung ist Sexismus! Schönheit ist Seichtheit! Liebe ist Egoismus! Wer einen liebt, der diskriminiert alle anderen! Man soll den inneren Schweinehund überwinden und sich zum Sex zwingen. Man kann ja einen praktischen Kotzkübel unter die romantische rosa Bettdecke stellen. Verabschieden wir uns von der bourgeoisen Leichtigkeit & Seichtigkeit des Seins. Sex ist kein Spaß! Nichts ist privat, alles ist politisch, vor allem der Sex! Der Klassenkampf findet auch im Bett statt! Das Kotz-Gefühl ist nur der ideologisch-falsche Widerstand des Körpers gegen die neue Moral. Der Sex im neuen Klassenkampf entspricht der Kasteiung des sündigen Leibes im Christentum, wenn es Spaß macht, dann machst du was falsch! Kotzen & Klassenkampf!

Dieter Grimm / 01.03.2023

Ich beschreibe ein Beispiel von heute. Mein Enkelsohn, elfeinhalb Jahre alter Gymnasiast, sitzt an unserem Küchentisch und macht Hausaufgaben. Für Deutsch soll er seine Familie befragen warum wir lieber auf dem Dorf leben als in einer Stadt. Meine Tochter antwortet wegen der schönen Landschaft und der Nähe zur Natur. Meine Frau sagt wegen der gelebten Dorfgemeinschaft. Den Vereinen für jeden der ein Interesse hat. Von der FFW,Fußball,Gymnastik,Schützenverein. Kirmesburschen, Karnevalverein usw. Er fragt mich und ich kann ihm meine Gründe nicht nennen weil wir fürchten müssen das es ihm schaden wird wenn ich ihm das sage was ich denke. So war es 1933, ab 1949 in der DDR und jetzt ist es wieder soweit.

Roland Magiera / 01.03.2023

“Was die Menschheit über unzählige Generationen gelernt und geschaffen hat, soll plötzlich nichts mehr gelten, wird ins Gegenteil verdreht.” Es darf nichts mehr gelten, da ansonsten die Politik der Gegenwärtigen leicht als die Orgie von oftmals plumpen Dummheiten erkennbar wäre, die sie zweifelsfrei ist. Bismarcks berühmtes und oft bemühtes Zitat von den vier Generationen hat Ibn Chaldun schon im 14. Jhd. sehr ähnlich aber ausgefeilter gekannt und auch der hat es schon übernommen. Einige von Ibn Chalduns Gedanken sind derart zeitlos, dass sie auch heutzutage sehr gut passen. Die Araber haben den Erdumfang schon im 8. Jhd. auf rund 400 km genau bestimmt, um die Berechnungen der antiken Griechen zu überprüfen. Zwar hatten die damals nicht unser gegenwärtiges naturwissenschaftliches Verständnis, aber sehr wohl Augen zum Sehen, Ohren zum Hören sowie ein Gehirn, die Eindrücke zu verarbeiten und sie wussten diese sehr wohl zu nutzen. Wie eingangs erwähnt würden viele der seit uralten Zeiten gültigen Weisheiten unseren Regierenden ihr oft übles Handwerk massiv erschweren, wenn man sie denn kennen und ehren würde. Ibn Chaldun “Die Muqqadima, Betrachtungen zur Weltgeschichte” zuerst etwas enttäuschend, da ich Details zur arabischen Geschichte erwartet hatte, aber nun nur noch überwältigend, welch ein großer Geist.

Marcel Seiler / 01.03.2023

“Der typische Fleiß und die schulische Disziplin in den traditionell lebenden asiatischen Familien…” Das allein ist es nicht, es ist auch der zu hohen Anteilen angeborene Intelligenzquotient, der in Asien allem Anschein nach höher ist als im weißen Amerika – und auch bei uns. Sagen darf man das natürlich nicht!

giesemann gerhard / 01.03.2023

Die alte Leier, das ewige Popeia von “halt du sie dumm, ich halt sie arm”. Was früher die Kirchen und Relis gemacht haben, das tun heute “Aktivisten” diverser Art, oftmals Abmischungen von allem - das ist besonders schlagzäh und strukturviskos. Und die Kanallje immer schön in Angst und Schrecken halten, mit Klimakata, mit Kältehorror, quod libet. Der Verständige hält sich fern, hält dagegen oder denkt: Es gibt mir Trost in allen Dingen, Ritter Götz von Berlifingen. Oder eine gute Abmischung davon, wobei jeder auf sein eigenes Wohl bedacht sein sollte. Wer sich in der Hilfsindustrie engagiert, ohne sich dabei zu bereichern, der macht was falsch. Das zeigt die AWO, das zeigt die EKD, der Fiskus, Berlin, der Sumpf, der Schlamm, “gone on a spree to Berlin”, Sause und Sauftour, usw.

Harald Unger / 01.03.2023

11 Fragen stellt der Artikel, keine wird beantwortet. Stattdessen das sattsam übliche. Psychologisieren bis zum geht nicht mehr. Es ist eine Groteske dieser dystopischen Gegenwart, daß das Wissen um die Dimension des politisch Mechanischen, vollkommen ausgetilgt wurde. Dabei drängt eben diese Mechanik aus allen Ritzen und Löchern. Unsere Zurichter müssen sich jedenfalls keine Sorgen machen. Ein politisches Bewusstsein kann das Psychologisieren nicht erzeugen.

Katharina Fuchs / 01.03.2023

Guido Westerwelle brachte mal den Begriff der spätrömischen Dekadenz auf. Er bezog sich damals mehr oder weniger passend auf das Sozialsystem, aber der Begriff paßt heute wie die Faust auf’s Auge. Ich würde es spätwestliche Dekadenz nennen - degenerierte Auswüchse einer völlig übersättigten, gelangweilten und richtungslosen Gesellschaft, die sich an instant gratification gewöhnt hat, keine Werte und keinen Respekt mehr kennt und nichts mehr zu achten oder zu schätzen weiß. Man fragt sich, wann hat es angefangen - ab wann hätte absehbar sein müssen, welch groteske Auswüchse da wuchern würden? In den 80ern mit seinem Glanz und Glitzer, in den 70ern, als wir alle selbstlos-edle Hippies waren und den Frieden auf die Welt brachten - natürlich nur für jene, die die richtigen Klamotten trugen und die ‘richtigen’ Platten im Schrank hatten - oder schon früher, als man vergaß, die Hühner zu füttern, weil man die Eier im Supermarkt kaufte? Kann man der kleinen Hausfrau, die in den 50ern glücklich zur Tupper-Party lief, den Plastikmüll in den Ozeanen von heute vorwerfen? Wo zum Teufel sind wir falsch abgebogen?

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