Michael W. Alberts, Gastautor / 01.03.2023 / 12:00 / Foto: Pixabay / 35 / Seite ausdrucken

Umsturz von oben (1): Erleuchtete und Schuldige

Was die Menschheit über unzählige Generationen gelernt und geschaffen hat, soll plötzlich nichts mehr gelten, wird ins Gegenteil verdreht. Ein Muster dabei ist das Denken in „Unterdrücker gegen Unterdrückte“ – übernommen von Karl Marx.

So viel scheint inzwischen wohl offensichtlich: Wir werden über alle möglichen Themen- und Handlungsfelder hinweg von Politik und Medien nach Strich und Faden belogen, also weg von der Realität, entführt in eine Scheinwelt. (Auf dieser Plattform immer wieder belegt, etwa hier, hier und hier.) Wer dagegen angeht, bekommt „Hassrede“ oder „Fehlinformation“ vorgeworfen und wird ausgegrenzt. George Orwells Dystopie „1984“ wird real: Eine allmächtige Technokratie stellt Sprache und Denken auf den Kopf und unterdrückt das Individuum.

Eine Mehrheit traut Umfragen zufolge Politik und Offizialmedien nicht mehr über den Weg, traut sich auch nicht mehr, offen zu artikulieren, was ihnen der „gesunde Menschenverstand“ sagt, der auf englisch viel schöner „Common sense“ genannt wird und auf dem von Jedermann anerkannten, historisch-gemeinschaftlich erworbenen Wissen beruht. Was die Menschheit über unzählige Generationen gelernt und geschaffen hat, soll plötzlich nichts mehr gelten, wird ins Gegenteil verdreht.

Das Misstrauen vieler im „freien Westen“ reicht aber längst viel tiefer: In Amerika bezweifeln laut Umfragen zwei Drittel die „Ehrlichkeit von Wahlen“. In Brasilien gehen Millionen protestierend auf die Straßen, weil sie die Präsidentenwahlen als krass manipuliert ansehen. Selbst wenn sie unrecht hätten, wäre das fehlende Vertrauen in die Fairness und Ehrlichkeit des politischen Systems erklärungsbedürftig und gefährlich.

Wenn immer mehr Menschen denken, sie würden von den tonangebenden Kreisen dreist angelogen und noch dazu argwöhnen, dass die Mächtigen auch gegen die prozeduralen Spielregeln schummeln, um ihre Position um jeden Preis zu sichern, löst das die Legitimität des gesamten demokratischen Systems auf. Je stärker nun eine offene Debatte über (vom Volk wahrgenommene) Fehlentwicklungen nicht nur nicht ermutigt wird, sondern massiv unterdrückt, desto mehr Vertrauen wird zerstört und die Gesellschaft zunehmend irreparabel gespalten.

Zensur dient dem Machterhalt

Vertrauen lässt sich nicht befehlen oder erzwingen, indem man Kritiker kaltstellt. So kann man nur auf Gehorsam und Opportunismus hoffen; die zynische Steigerung dieser Strategie ist, die Kritiker als Sündenböcke zu diffamieren – aber auch dazu bedarf es natürlich wiederum der Lüge. Je mehr Lügen aller Art die Mächtigen einsetzen, desto mehr schwindet ihre Legitimität, desto mehr erodiert die Freiwilligkeit, die bisher auf überzeugenden Argumenten (im Einklang mit dem Common sense), verdientem Respekt und erworbenem Vertrauen beruhte.

Zensur (wie durch die „Social-Media“-Giganten praktiziert, mit Staatsmacht im Rücken) kann die Verbreitung von Informationen, Einsichten und Argumenten behindern und verzögern, aber nur um den Preis, dass Argwohn und Misstrauen der kritisch denkenden Bürger gegenüber den Mächtigen immer größer werden.

Die immer schärfere Kontrolle darüber, was (von wem) gesagt werden darf und was nicht, dient dem Erhalt politischer Macht und der Fortsetzung einer Politik, die „aus sich heraus“ nicht überzeugen kann (was einer zunehmend weltfremden Politik zwangsläufig unmöglich ist). Zensur verhindert, dass das Volk als Souverän (auch laut Grundgesetz) „die da oben“ noch kontrollieren kann, über eine offene Debatte die Geschehnisse beeinflussen und am Ende einer amtierenden Regierung (per Wahl mit offenem Ausgang) die Macht entreißen und anderen Kräften übertragen kann, wieder nur auf Zeit und vorbehaltlich.

Die Funktion von Zensur ist insoweit ziemlich offensichtlich, aber reicht das als Erklärung? Wie kann sich „Cancel Culture“ (als ein Bündel von zensurartigen Mechanismen) auch in einer – wie wir früher dachten – so gefestigten Demokratie wie Deutschland so schnell so breit machen, wohl noch schlimmer sogar im britischen Vorbild westlicher Demokratie?

Woher kommt überhaupt der immer schärfere Widerspruch zwischen der herrschenden (zulässigen) Meinung (in einem immer engeren Korridor) und dem Denken erheblicher Teile der Bevölkerung, der durch Zensur bereinigt und überdeckt werden soll? Wieso funktionieren die Ausgleichsmechanismen der demokratischen Debatte nicht mehr; warum setzen die Herrschenden plötzlich die innere (individuelle) Freiheit der westlichen Nationen aufs Spiel, die sie doch wie ihren Augapfel hüten müssten?

Sind Freiheit und offene Debatte gar nicht so wichtig und müssen anderen, höheren Zielen untergeordnet werden? Oder betrifft die Zensur (wie amtlich suggeriert) nur ganz wenige, wirklich gefährliche Gesellen und ist gerade um des Erhalts der Demokratie willen tatsächlich nötig? Aber wenn es nur ein paar lächerliche Randfiguren mit abwegigen Ansichten sind, wozu dann die Panik und die scharfen Maßnahmen – eine Meinungsunterdrückung, die auf eine regelrechte Umerziehung hinausläuft?

Erklärt eine Ideologie den Zeitgeist?

Die gesamte Bevölkerung soll offenbar in ein enges Denk- und Politik-Korsett geschnürt werden; abweichende Positionen werden als gefährliche „Fehlinformation“ gebrandmarkt und unterdrückt – auch unter dem Banner „Folgt der Wissenschaft“, als ob Wissenschaft nicht vom kritischen Dialog abhinge. Die Meinungsführer und -wächter scheinen einem ideologisch geprägten Weltbild zu folgen, einem diktatorischen Zeitgeist.

Ideologien, im engeren und pejorativen Sinne, machen kritisches, anstrengendes Selberdenken überflüssig: sie erklären (scheinbar) alles und geben klare Handlungsanweisungen. Ideologien machen auch unangreifbar, indem sie gegen (noch so berechtigte) Kritik mit Schutzbehauptungen immunisieren und damit gegen den Rest der Welt hermetisch abriegeln. Mit strengen Ideologen zu diskutieren, ist Zeitvergeudung.

Ideologien funktionieren nur, indem sie die Komplexität der Welt beziehungsweise die Realität massiv vereinfachen: In Wahrheit gibt es nie nur eine Erklärung für alles, weder in der Breite (aller nebeneinander bestehenden, miteinander undurchschaubar verknüpften Phänomene) noch in der Tiefe (der Details und Verästelungen). Was nicht ins Weltbild passt, wird ausgeblendet oder umgedeutet. Das ist ja gerade, was Ideologien so attraktiv macht: Sie vereinfachen für ihre Anhänger die Navigation in einer komplexen Umwelt enorm und nähren gleichzeitig die Einbildung, man gehöre zu den Eingeweihten und Erleuchteten.

So wirkmächtig Ideologien deshalb sein können (und so unverzichtbar für manche politischen Akteure) – es wäre trotzdem etwas gewagt, (als Betrachter von außen) eine Ideologie allein als geschichtlichen Akteur und Ursache der politischen Übel unserer Zeit zu vermuten und identifizieren zu wollen. Der Mensch ist hoch komplex, seine Wahrnehmung und sein Handeln sind nicht einmal überwiegend durch bewusstes Denken geprägt und gesteuert, zumal angesichts eines mächtigen Unterbewussten.

Natürlich bedienen Ideologien (und Propaganda) gerade auch das Unterbewusste (Ängste), aber sie können es in einer auch nur annähernd offenen, komplexen Gesellschaft nicht vollständig kontrollieren. Wäre es so einfach, Menschen ideologisch zu „programmieren“ und inhaltlich zu steuern, würden sich Psychologen und Therapeuten nicht jahrelang mühsam an Zwangsstörungen oder anderen geistigen/seelischen Anomalien abarbeiten, ohne Erfolgsgarantie. Dann würden wir alle nicht vom Verhalten von Menschen massiv überrascht, die wir gut zu kennen glaubten, und manchmal sogar von unseren eigenen Reaktionen.

Marxismus plus Postmoderne

Für „Cancel Culture“ und die politischen Umwälzungen, die wir staunend bis entsetzt erleben, muss es also noch andere Hintergründe geben: ökonomisch, technologisch, kulturell, psychologisch … aber bleiben wir gleichwohl zunächst im Bereich der philosophischen, ideengeschichtlichen Analyse – starten wir mit Achgut-Kolumnist Jordan Peterson, der als mutiger Opponent der „woken“ Ideologie und „Political Correctness“ berühmt geworden ist: Einen klügeren Analytiker mit einem vergleichbar gut passenden und breiten Kompetenz-Portfolio (Psychologie, Philosophie, Totalitarismus, Zeitgeschehen, mediale Kommunikation) werden wir nicht leicht finden.

Nach seiner Analyse beruht die Misere des akademisch geprägten Zeitgeistes auf „postmodernem“, dekonstruktivistischem Denken in enger Verbindung mit Kernideen des (alten) marxistischen Weltbilds. Das Ergebnis ist zu besichtigen in Form von „Intersektionalismus“ (Identitätspolitik), „kritischer Rassentheorie“, „Genderwissenschaft“, „Anti-Kolonialismus“ und weiteren Orchideen aus dem linksradikalen Gewächshaus.

Gemeinsam ist ihnen der revolutionär-umstürzlerische Impuls früherer Bewegungen: Das Bestehende muss überwunden werden, da zutiefst ungerecht; die bisher unterdrückten (Gruppen) müssen befreit und eine neue Gesellschaft mit neuen Regeln des Zusammenlebens installiert werden. Alle bestehenden Hierarchien und Ordnungen sind das Ergebnis der bösartigen weltweiten Herrschaft des weißen europäischen Patriarchats: alle Kultur, alle Erzählungen und Erklärungen, alle überkommenen Regeln des Zusammenlebens sind insoweit nur Instrumente der Machtausübung.

Auch was bisher als evidente natürliche Ordnung der Dinge verstanden wurde, nämlich etwa die Existenz der zwei Geschlechter in der Biologie – männlich und weiblich – stellt sich im zeitgeistigen Denken als völlig willkürliches, manipulatives gedankliches Konstrukt dar, um die Herrschaft der einen zu sichern und die anderen zu unterdrücken. In Wirklichkeit, so die neue „Wissenschaft“, gibt es Dutzende von „Gendern“, die vom Vorhandensein biologischer Geschlechtsmerkmale großteils unabhängig seien, und zwischen denen das Individuum beinahe nach Tageslaune wechseln könne. Verrückt, oder?

Auf so etwas können nur Intellektuelle kommen. Nur bei ihnen ist das Abstraktionsvermögen so ausgeprägt und die Bodenhaftung in der überkommenen Kultur und alltäglichen Realität so stark verlorengegangen, dass sie sich solche Theorien ernsthaft ausdenken können. (Man beachte den Zusammenhang zur Bildungsreform, die gleichzeitig für Intellektualisierung – mit Aufblähung der Geisteswissenschaften – und Verdummung hinsichtlich klassischer Allgemeinbildung und Alltagsweisheit gesorgt hat.)

Die alte Geschichte: kollektive Gleichheit

Dass diese neuen Theorien so vollkommen absurd und weltfremd wirken, beweist ihren Vertretern nur, wie radikal die Menschheit bisher unterdrückt und in die Irre geführt wurde. Sie, die aufgeklärten Intellektuellen, sind die Erleuchteten, die der Gesellschaft endlich den Schleier der Verblendung wegziehen; sie kennen auch keine Gnade mit der Vergangenheit – was die klügsten Denker früherer Zeiten hervorbrachten: alles gemeingefährlicher, unmoralischer Unfug. Denkmäler werden gestürzt, Geschichte umgeschrieben und symbolisch „korrigiert“.

Während Marx die Geschichte als eine der Klassenkämpfe sah, wobei es um „Produktionsverhältnisse“ und damit um ökonomisch fundierte Unterdrückung der großen Mehrheit („Proletariat“) ging, um Ausbeutung und deren kulturelle Verschleierung (mit Religion als „Opium des Volkes“), teilen die heutigen Revolutionäre (akademische Aktivisten) die Menschheit nicht mehr nur in die wenigen „Klassen“ auf, sondern in unzählige, sich überlagernde und zersplitternde Teilgruppen – abhängig von mehr oder weniger unveränderlichen persönlichen Merkmalen.

Übernommen von Marx ist das Denken in „Unterdrücker gegen Unterdrückte“-Mustern. Es ist alles nur ein gewaltiger Machtkampf, nun aber abhängig von Geschlecht/Gender (sexueller Orientierung), Hautfarbe, Herkunft. Hier kämpft nicht mehr der Arbeiter gegen das Kapital, sondern die lesbische schwarze Frau mit Einwanderungsgeschichte gegen den alteingesessenen weißen Hetero. (So wie Meghan Markle, gegenwärtig „Duchess of Sussex“, sich in ihrer angeblichen „rassistischen“ Diskriminierung suhlt.)

Ebenso von Marx übernommen ist das Streben nach Gleichheit, zugespitzt im Sinne von „Equity“: Allen (Gruppen) muss es im Ergebnis statistisch genau gleich gehen (zur Not auch gleich schlecht), sonst ist es Unterdrückung und Ausbeutung. „Equality“ im Sinne von Gleichheit vor dem Gesetz beziehungsweise genereller Chancengleichheit ist längst nicht mehr gut genug. Anstelle der Einsicht, dass Menschen auf unterschiedlichen Hierarchie-Stufen stehen als Ergebnis unterschiedlicher (individueller) Leistungsfähigkeit, gilt der Generalverdacht, dahinter stehe Diskriminierung wegen Gruppenzugehörigkeit.

Jetzt wird zurück-diskriminiert

Die aktivistischen „Social Justice Warriors“ („Krieger der soziale Gerechtigkeit“) wittern überall Verrat und Verschwörung, sobald jemand sich nicht perfekt wohlfühlt. (Weitere schauerlich-komische Begriffe: „Safe Space“, „Triggerwarnung“, „Lived Experience“.) Es tut sich ein Abgrund an lebensuntüchtiger Wehleidigkeit und „Selbst-Viktimisierung“ auf. Das Fußvolk dieser Denkrichtung sucht für jedes schnell empfundene Unbehagen einen Schuldigen außerhalb von sich selbst; Eigenverantwortung und „Agency“ (Handlungsoptionen aus eigener Kraft) gibt es nicht, man ist ein Opfer der Verhältnisse und damit der bösartigen Kräfte an der Spitze der ungerechtfertigten Hierarchien.

Sogar offensichtliche, klar kriminelle Täter werden zu Opfern umdefiniert; in kalifornischen Städten werden Ladendiebstahl und weitere Delikte erklärtermaßen nicht mehr verfolgt; Gewalttäter werden vorzeitig aus Gefängnissen entlassen – alles unter dem Banner ausgleichender „Gerechtigkeit“: Ausgleich nicht nur für „eine schwere Kindheit“ oder heutige „Diskriminierung“, sondern sogar für Sklaverei vor 300 Jahren.

Zugunsten benachteiligter Minderheiten wird offener Revanchismus praktiziert: „Positive Diskriminierung“ – quasi eine Quotenregelung – sorgt für gruppenbezogene Gleichheit. Im Gerangel der Minderheiten auf Vorteile hoffen können aber nur diejenigen, die das Opfer-Spiel beherrschen und sich politisch (links) instrumentalisieren lassen. Sie werden begünstigt, auf Kosten anderer, die als Individuen für „ihr“ Kollektiv haftbar gemacht werden, auch wenn sie sich dieses gar nicht selbst ausgesucht haben.

Studienbewerber asiatischer Herkunft werden an amerikanischen Hochschulen bewusst diskriminiert, denn sie schneiden bei Aufnahmeprüfungen überdurchschnittlich gut ab, sind also wie Unterdrücker zu behandeln. Der typische Fleiß und die schulische Disziplin in den traditionell lebenden asiatischen Familien sind nicht etwa belohnenswert (wie in einer „Meritokratie“ ausdrücklich vorgesehen), sondern damit haben sich diese Gruppen geradezu heimtückisch einen Vorsprung erworben.

Sexualität als Hebel zur Revolution

Ein biologischer Mann, der (die) jetzt als Trans-Frau gegen geborene Frauen im Schwimmsport konkurriert und sämtliche Rekorde bricht, ist dagegen kein bisschen unfair. Transsexuell ist gegenwärtig die Top-Kategorie der diskriminierten Minderheiten, das schlägt alles andere – auch Feministinnen, die ewig gegen männliche Übermacht kämpften und sich jetzt wehren, wenn Männer in ihre hart erkämpften Freiräume eindringen und diese dominieren.

Widerspruchsfreiheit – innere Konsistenz – braucht man bei den Aktivisten des neuen Denkens nicht zu erwarten: Es ist schon „Vergewaltigung“, mindestens aber strafwürdige „sexuelle Belästigung“, wenn ein Campus-Kommilitone etwas unvorsichtig flirtet, aber gleichzeitig eine unerträgliche Diskriminierung, wenn der Wunsch einer übergewichtigen blauhaarigen Transsexuellen nach einer intimen Beziehung zurückgewiesen wird. Schönheitsideale sind ebenfalls diskriminierend; im Zuge der „Body-Positivity“-Bewegung prostituieren sich krankhaft übergewichtige junge Frauen quasi nackt in Internet-Videos und verlangen dafür Anerkennung. (Auf eigenes Risiko ansehen.)

Gleichzeitig wird schon Kleinkindern amtlich beigebracht, dass sie sich ihr Geschlecht aussuchen und ändern können; Lehrer erklären die Funktion von Sex/Fetisch-„Spielzeug“. Pädophilie wird „normalisiert“ und grenzenlose Libertinage propagiert; schrille Transvestiten werden planmäßig auf Kinder angesetzt. „Normale“, traditionelle (biologisch funktionale) Familien und Verhaltensmuster werden zum Auslaufmodell. Ist das noch wohlmeinende „Toleranz“? Wirklich menschenfreundlich? (Im Gegenteil, klagt Jordan Peterson an, hier oder hier.)

Schrill und abwegig ist nicht einmal per se wirklich originell. Was als schrankenlose und angebliche „Selbstverwirklichung“ des Individuums propagiert wird, instrumentalisiert psychisch labile Personen (Kinder) und produziert nur Abziehbilder kollektiver Klischees, keine echten Einzelgänger. Moden des Außenseitertums werden oberflächlich zelebriert, bei Gleichschaltung des Denkens.

Der soziale Distinktionsgewinn auch dieser Avantgarde beruht auf Verachtung für das Alltägliche und Althergebrachte: „Toleranz“ geht immer nur in eine Richtung, der unaufgeklärt-verbohrte Kleinbürger kann sie für sich nicht beanspruchen: Seine Vorstellung von „Normalität“ wird diffamiert und gesellschaftlich zersetzt.

Lesen Sie morgen: Der Kampf um die Macht in allen Lebensbereichen.

Michael W. Alberts hat langjährige Erfahrung in der Politikberatung und in politischer Kommunikation, auch zugunsten von Funktionsträgern der Liberalen, und betätigt sich nebenberuflich publizistisch.

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Leserpost

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Sabine Weber-Graeff / 01.03.2023

Vielleicht ist es garnicht so kompliziert.Vielleicht geht es nur ums Überleben.Die Ressourcen diese Kugel sind endlich.Das erkennt jeder denkende Mensch und dazu gehören auch die Finanzmogule der Welt.Wer also mit seiner genetischen Brut zukünftig gut überleben will muss dafür sorgen, das der Rest eben weniger, bis gar nichts mehr hat, oder zahlenmäßig dezimiert wird.Als bezahlte Handlanger fungieren Politik und gekaufte Medien.Die ziehen diese Agenda für Kohle durch und für die eigene Existenz.Demokratie, Freiheit, drauf geschissen.Fressen, oder gefressen werden, das ist es und war es immer.

Roland Stolla-Besta / 01.03.2023

Was ich bereits in dem heutigen Beitrag von Boris Reitsschuster in meiner Leserpost geschrieben, möchte ich auch hier nochmals anmerken, daß unsere Herrschenden auf dem rechten Weg zur Einrichtung einer Nachfolgeorganisation der Reichsschrifttumskammer sind. Und die Medien und sogar Buch-Verlage machen sich schon hilfreich bereit, letztere „wokesieren“ ältere und geradezu schon klassische Werke. Bei Homer dürfte es schwierig werden, denn die PISA-Generation weiß ja nicht einmal mehr, was Hexameter sind und wie sie funktionieren.

Xaver Huber / 01.03.2023

Chapeau, sehr geehrte Frau Sybille Eden, zu Ihrem Jahrhunderte übergreifenden Beitrag!

Gerhard Schweickhardt / 01.03.2023

Meine Hochachtung Ihres Beitrags . Wie kann es jedoch sein, dass die erprobte Gewaltenteilung nicht mehr funktioniert? Ist die Richterschaft auch der Erleuchtung verfallen? Unverständlich waren Schulschließungen Ausgehvernot, Verletzung der Wohnung Berufsverbote. Hatte die Bestellung des Alarm , Affäre Stephan Kron ,auf die Richterschaft durch geschlagen oder sind die Herrschaften Mitwirkenden?

Ludwig Luhmann / 01.03.2023

Wirklich mächtig ist, wer eine Gesellschaft vorsätzlich erfolgreich zersetzen kann und trotzdem mächtig bleibt.

Paul Ehrlich / 01.03.2023

Wir haben die Schnauze voll von Euch! Wenn die Antwort auf Politikversagen Spartipps, Verzichtsforderungen für die Bürgerinnen und Bürger, bei gleichzeitiger Selbstbedienung der Politiker und anhaltende Steuerverschwendungen sind, sollte man wissen, was die Stunde geschlagen hat und es klar deutlich machen: Jetzt Reicht es!

Sabine Schönfeld / 01.03.2023

Der ideologische Beginn all dieser Absurditäten liegt im Denken der Postmoderne oder Poststrukturalismus. Der Diskurs an den Hochschulen wurde noch in den 80ern des letzten Jahrhunderts von Vernunft und Wissenschaft beherrscht, man mühte sich um Beweise, die Kontroverse war Alltag und es entwickelten sich verschiedenste Denkrichtungen, die oft nebeneinander ihre Berechtigung hatten. Verschiedene Sichtweisen, die das Denken bereicherten. Der Poststrukturalismus hebelte hingegen durch die Leugnung objektiv erfahrbarer Realitäten die Grundlagen der Wissenschaft aus. Sicher sieht ein Stuhl aus verschiedenen Perspektiven jeweils anders aus, aber letztlich wird ihn die überwältigende Mehrheit der heute lebenden Menschen als solchen bezeichnen, jeweils in ihrer Sprache. Es gibt also objektive Realität und es gibt zudem vieles, auf das sich die Menschen schon immer einigen konnten, weil sie es mehrheitlich ähnlich empfinden. Das alles wurde von den Jüngern der Postmoderne verworfen und gleichzeitig setzten sie unverrückbare Dogmen fest, was schon ein eklatanter Widerspruch in sich ist. Und sie nehmen sich das Recht heraus, aggressiv bis militant gegen all jene aufzutreten, die diese Dogmen nicht teilen. Verantwortlich für die heutigen Missstände sind jene, die damals an den Hochschulen den Anfängen nicht wehrten. Und der aus solchen Dogmen entwickelte fanatische “Kampf gegen rechts” konnte auch nur zum totalitären Staatsdogma werden, weil man wieder den Anfängen nicht gewehrt hat. Wie konnte es dazu kommen, dass es geduldet wurde, dass von einschlägigen Kreisen jeder Andersdenkende als “Nazi” zu beschimpft wurde? Man hat den Anfängen nicht gewehrt. Wieder.

Paul Ehrlich / 01.03.2023

Geld ist das Barometer der Moral einer Gesellschaft. Wenn Sie sehen, das Geschäfte nicht mehr freiwillig abgeschlossen werden, sondern unter Zwang, daß man, um produzieren zu können, die Genehmigung von Leuten braucht, die nichts produzieren, daß das Geld denen zufließt, die nicht mit Gütern, sondern mit Vergünstigungen handeln, daß Menschen durch Bestechung und Beziehungen reich werden, nicht durch Arbeit, daß die Gesetze Sie nicht vor diesen Leuten schützen, sondern diese Leute vor Ihnen, daß Korruption belohnt und Ehrlichkeit bestraft wird, dann wissen Sie.dass Ihre Gesellschaft vor dem Untergang steht. (Ayn Rand)

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