Vor ein paar Tagen spazierte durch den Jubelpark in Brüssel und blieb vor einem Denkmal stehen, dass die koloniale Eroberung des Kongo durch König Leopold II huldigte. In der Mitte zeigt ein steinernes Relief, wie afrikanische Frauen, Männer und Kinder dem belgischen König danken (der seltsamerweise nur mit einem Lendentuch bekleidet ist). Wer einmal etwas über die Kolonialgeschichte des Kongo gelesen hat, wundert sich, dass so ein Denkmal nicht längst abgerissen wurde und hätte jedes Verständnis, wenn Afrikaner es in die Luft sprengen. Doch es ist völlig unbeschädigt, bis auf eine Figurengruppe am linken Flügel. Sie zeigt einen belgischen Soldaten, der einen arabischen Sklavenhändler niederkämpft. Sein Säbel ist herausgebrochen. Die Inschrift, die erläuterte, dass die Belgier gegen arabische Sklavenhändler vorgingen, wurde offenbar mit einem Hammer zerstört. Der Kampf gegen den Sklavenhandel war mit Sicherheit nicht der Grund für die Kolonisierung Zentralafrikas, sondern ein Vorwand, der Ausbeutung und Menschenschinderei bemänteln sollte. Aber es ist eine Tatsache, dass es arabischen Sklavenhandel gab – und die europäischen Kolonialisten diesen zuweilen bekämpften. Ein Körnchen Wahrheit ruft offenbar mehr Aggressionen hervor als ein durch und durch verlogenes Denkmal.