Lieber Herr Gracia, Ein gewisses Bildungsniveau und Verantwortungsgefühl sind nach meiner Meinung eminent wichtig für ein System der direkten Demokratie wie es die Schweiz hat. Die beiden o.g. Kriterien sind unerlässliche Grundlage, um sich nicht von Ideologen und (öffentlich-rechtlichen) Medien einlullen zu lassen, bzw. den fleißig Framing betreibenden Politikern und ihren Lakaien (Stiftungen und wieder auch und vor allem parteieigenen Medien) auf den Leim zu gehen. Das verlangt, sich selbstständig und umfassend aus verschiedenen Quellen zu informieren und sich eben nicht alles vorkauen zu lassen. Und das ist aufwändig. Hohe Komplexität (ich rede von echter und nicht vorgeblicher ! ) eines Themas sollte kein Ausschlusskriterium sein dürfen, um Menschen Entscheidungen darüber vorzuenthalten. Im Gegenteil: wenn es die Politik nicht schafft, ein komplexes Thema in leicht(er) verdauliche Happen aufzuteilen bzw. zu erklären, sind berechtigte Zweifel angebracht, ob sie das Thema selbst verstanden haben oder nicht für eigene Ziele instrumentalisieren. Die Schweizer mögen umfassender gebildet sein und durchschnittlich eine höhere Verantwortungsbereitschaft haben als wir Deutsche. Hier haben wir fast nur Politiker, die seit mindestens 40 Jahren den Menschen die Rundumversorgung versprechen und damit die Menschen immer weiter in die Abhängigkeit und Unmündigkeit treiben. Deshalb ist es dringend geboten - das stimme ich Ihnen absolut zu - eine direktere Demokratie einzuführen. Aber das muss hierzulande wohl erst gelernt werden. Das ist ein langwieriger Prozess, fürchte ich. Denn kritisches Denken wird mittlerweile bereits in den Schulen und Universitäten nicht nur nicht gelehrt sondern immer häufiger sogar sanktioniert.
Herr Gracia es gibt zwei in Ihrem Artikel nicht genannte Gründe warum die Deutschen das schweizerische System nicht übernehmen werden. 1. Das deutsche Volk ist nicht in der Lage selbst politische Initiative zu übernehmen, sondern braucht immer einen Führer, dem er treu folgt. 1989 sind DDR- Bürger auf die Strassen gegangen erst, wo das ganze Ostblock bereits auseinander gebrochen war und es anders förmlich nicht mehr ging. 2. Die Deutschen übernehmen fast nie Sachen von anderen Länder, denn ” der Deutsche Weg”( Westdeutscher Weg) ist immer der bessere. Die sind doch Exportweltmeister, Fussbalweltmeister, haben das beste Bier, den besten Schweinebraten, die besten Autobahnen und bauen die besten Autos der Welt. Warum sollen die von anderen Nationen irgendwas übernehmen? Das sie den Grünen Pfeil an der Ampel ( von DDR) und Kreisverkehr( Italien) übernommen haben grenzt schon an einen Wunder.
Sehr gut erkannt! Und auch sehr gut erkannt, dass ein Großteil meiner Landsleute zwar unzufrieden sind, mit den Politikern, aber selbst mehr politische Verantwortung übernehmen? Um Gottes Willen! Denn könnte es nicht doch sein, dass bei der ersten Abstimmung sich rausstellt, dass wir zum Großteil verkappte Nazis sind, wie es ja seit einiger Zeit aus vielen Ecken her tönt? Auf sich selbst und auf das mehrheitlich Demokratische in unseren Mitbürgern zu vertrauen, ist der Deutschen Sache leider immer noch nicht. Schade!
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.