Die ganzheitliche Feministin

Die Bestsellerautorin Birgit Kelle gehört zu den mutigsten Frauenstimmen im deutschsprachigen Raum. Die breite Anerkennung bleibt ihr bislang verwehrt, weil sie den Mut hat, keine Linke zu sein.

Oberflächlich betrachtet ist Birgit Kelle eine bürgerliche, traditionsverbundene Katholikin, die sich hervorragend in Talkshows schlägt und ihre Sicht der Dinge rhetorisch geschliffen kundtut. Deswegen hat sie immer wieder Probleme. Denn eine starke Frauenstimme wird im aktuellen Mainstream nur dann wirklich gefördert, wenn damit linksgrüne Positionen verbunden sind.

Stattdessen kritisiert Kelle seit Jahren das Gender Mainstreaming und scheut sich nicht,
aktuelle Heiligenfiguren wie Greta als politisch missbrauchtes Mädchen zu betrachten, im
Hintergrund gesteuert von grünen Apokalyptikern mit Steuererhöhungs-Agenda. Konsequent greift Kelle den Zeitgeist am liebsten dort an, wo die heißen Eisen warten: Migration, Sexismus, Ehe für alle, Klima, Rassimus, EU. Kelle schwimmt weiter gegen den Strom, wenn sich selbst Satiriker lieber tot stellen (Corona-Maßnahmen, Regenbogenfahne, Transsexualität).

Heute werden viele Feministinnen in den großen Foren als mutig gefeiert, die den medialen Mainstream noch nie herausgefordert haben. Frauen, die mitschwimmen im linksgrünen Strom gegen den bösen, alten, weißen Mann. Im Vergleich dazu hat Kelle wirklich den Mut, sich mit dem Zeitgeist anzulegen. Und nimmt es hin, dass man ihr böse Etiketten an die Stirn klebt: reaktionär, frauenfeindlich, rassistisch, volksverhetzend, Nazibraut.

Keine Abwertung der Mutterschaft

Auch auf Twitter meldet sich Kelle zu Wort, bezeichnete den letzten 007 mit Daniel Craig als Weichei und will auch keinen schwulen Superman, den Hollywood offenbar plant. „Womit haben wir Frauen das verdient?“, fragte sie und stellte klar, dass sie im Kino echte Männer sehen will.

An der Oberfläche kämpft diese Frau gegen die Propagandamaschine der Identitäts-Politik. Unter der Oberfläche aber ist Kelle eine Feministin – eine ganzheitliche Feministin. Das ist etwas anderes als der Mainstream-Feminismus. Der ist ziemlich einseitig fixiert auf Karriere und Machtpositionen. Die emanzipierte Frau soll ganz in ihrer Funktion als Humankapital aufgehen. Emanzipation gleich Geld und Macht. Kelle findet das falsch und fragt, wer sich denn noch politisch einsetzt für klassische Familien, die nach wie vor die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen?

Sie beklagt, dass es keine Lobby gibt für die Millionen Mütter, die nach ihren Kindern schauen, statt sie in die Krippe zu geben. Dass die glückliche Vollzeitmutter
im Mainstream-Feminismus überhaupt nicht vorkommt und nicht vorkommen darf. Und dass es deswegen eine steuerliche Diskriminierung zwischen Fremd- und Selbstbetreuung gibt.

Quälende Fragen des Lebens

Ganzheitlicher Feminismus bedeutet: keine Abwertung der Mutterschaft. Keine Reduktion
von Liebe und Familie auf ein nebenberufliches Hobby. Es bedeutet: echte Wahlfreiheit für Frauen, ohne finanzielle Bestrafung der Vollzeitmutter. Es bedeutet die politische Botschaft: Mutterschaft ist keine verlorene Bürozeit, sondern wertvolles Familienmanagement. Und die entscheidende Arbeit im Dienst der künftigen Generationen unserer Gesellschaft.

Wieso ein ganzheitlicher Feminismus für Kelle so wichtig ist, versteht man noch besser nach der Lektüre ihres schmalen Bandes „Camino“, der gerade eben erschienen ist. Es ist ein sehr persönliches Buch. Die Autorin erzählt von 300 Kilometern, die sie im Winter allein zu Fuß zurückgelegt hat, auf dem Jakobsweg bis nach Santiago de Compostela. Es geht um Selbstsuche und quälende Fragen. Es geht um das Davonlaufen vor sich selbst. Um die Frage, was eigentlich der Sinn des Daseins ist, der Sinn des ganzen Kampfes. Um die Frage, ob ein Mensch am Ende wissen kann, ob es richtig ist, was er tut. Ob es der richtige Weg ist, den er geht. Ob er nicht lieber umkehren und neu anfangen soll. Ganz wie im wahren Leben.

„Camino. Mit dem Herzen gehen“ von Birgit Kelle, 2021, Basel: fontis-Verlag. Hier bestellbar. Lieferbar ab 1. November.

Foto: Kerstin Pukall

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Brandon Czyminski / 04.11.2021

Mir fehlen die Birgit Kelle’s zu Millionen. Ich will normale, denkende Menschen, warum muss ich dazu eine Lupe nein, ein Mikroskop, nehmen? Herr, hilf!

Mathias Rudek / 04.11.2021

Über Birgit Kelle freue ich mich, wie bei Cora Stephan, wenn ich sie auch mal höre, wie z. B. bei indubio. Ihre Artikel sind klasse, stringent und sehr gut argumentiert. Ihr Text in der Weltwoche über James Bond war und ist einfach spitze.

sybille eden / 04.11.2021

Liebe Frau KELLE, seien sie bitte vorsichtig und passen sie gut auf sich auf. Auch Frau Eva Herrmann hat sich in ihren Büchern leidenschaftlich für das “Muttersein” eingesetzt. Sie wissen wie mit ihr verfahren wurde.

Sabine Schönfelder / 04.11.2021

Fred@Burig, es geht um Qualität und nicht um Quantität. Frau Kelle ist das geistige Nougat-Stückchen (Viba, nur vom Feinsten…) unter grenzdebilen rot-grünen Gummibärchen. „Kelle“ kann man gar nicht genug haben, Gummibärchen habe ich nie gemocht. Sie ist eine Powerfrau und ich schätze, daß sie eine „erfolgreiche Unterstützung“ des Mainstreams weder wünscht noch anstrebt. Ihr ´Kapitalˋ ist die aufrechte, EIGENE Position. Kritisch, hartnäckig, menschlich. Sie hat überdurchschnittlich viel Mut. Ist allerdings nur ein relatives Kompliment, angesichts der mitlaufenden Meute all over. Es gefällt mir, wenn Qualität gelobt wird. Das war einst normal und Ansporn zugleich, bevor reiche Transform- und Globalisten begannen, zugunsten eines schnell voranschreitenden gesellschaftlichen Verfalls, Irrsinn und Blödheit bewußt an den Schaltstellen der Macht zu etablieren. HERBEI-agitierte Dummheit, die sich gegenseitig beweihräuchert. Sich doppelt und vervielfältigt mittels mindestens so dämlicher Medienschaffender und A k t v i s t e n. Aktiv im Subventionsbetrieb. Alles ein Elend. Wir machen da nicht mit.

Fred Burig / 04.11.2021

@Frank Stricker: “.... Birgit Kelle und Professor Norbert Bolz, zwei exellente, konservative Stimmen gegen den täglichen Haltungswahnsinn des Mainstreams. Leider werden die beiden nicht mehr in Talkshows eingeladen,”..... Bei diesem Talkshow- Niveau heute, wäre das so was wie “Perlen vor die Säue werfen”! Beide richten nach wie vor ihre Publikationen und Auftritte an ein Publikum/ Klientel, welches dies zu schätzen weiß - und das ist gut so! MfG

Rudi Hoffmann / 04.11.2021

Der Sinn des Lebens ist,  Leben weitergeben !  Und da ist Frau Kelle mit 4 Kindern doch groß dabei. Ob die alle nach eigenem Gusto leben kann man nicht verbürgen und wäre der Evolution hinderlich. Aber Leben weitergeben tut selbst die Eintagsfliege und was Sinn macht ist dem Universum egal und nur ein menschliches Problem.

Fred Burig / 04.11.2021

“Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht”...... ist auch eine alte “Weisheit”. Das Ganze darf aber nur nicht überhand nehmen, sonst passiert das, was wir gerade erleben - durch Merkel, VdL, Esken, Bearbock, Roth u.v.m.! MfG

Ludwig Luhmann / 04.11.2021

Männer bewahren sich ihre angeborene Würde alleine dadurch, dass sie keine fordernde, zurechtweisende oder anklagende Maskulinismus-Bewegung erschaffen haben, die ständig priapistisch in den Massenmedien herauf- und heruntergewichst wird.  Charakterisierend für Feministinnen finde ich die Tatsache, dass sie sich jetzt von LGBTQ+P-Geschlechtsirren z.B. aus verschiedenen Sportarten drängen lassen - echte Frauen würden sich das nicht gefallen lassen! Eigentlich müssten die Feministinnen an der kulturmarxistischen LGBT+P-Bewegung ablesen können, dass der Feminismus schon lange politisch von links missbraucht wird. Dass Bruce Gender zur Frau des Jahres gewählt wurde, kann echte Frauen nicht beeindrucken, wohl aber sollte es Feministinnen ein Zeichen dafür sein, dass der Feminismus etwas Künstliches ist, was politisch augenutzt werden kann und auch ausgenutzt wird.

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