Bier, Klatsch und Antisemitismus

In einigen Ländern Europas nimmt der Hass auf Juden wieder zu, besonders unter dem Deckmantel der Israelkritik. Der Hass kommt von rechten Antisemiten und zunehmend von Migranten aus islamischen Ländern, wo die Feindschaft gegenüber Juden und Israel zum Programm gehört.

Ein neueres Beispiel aus der Schweiz: ein Hakenkreuz mit Nazi-Parolen an der Tür der Synagoge in Biel. Seit Beginn des Jahres ist dies in der Schweiz bereits der vierte antisemitische Vorfall. Laut dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) und der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) hat der Antisemitismus im Zuge der Corona-Krise Aufwind. Dies dürfte auch in anderen Ländern Europas der Fall sein. Hinzu kommt der zunehmende Anti-Israelismus.

Die UNO veröffentlicht jedes Jahr mehr Resolutionen gegen Israel als gegen alle anderen Länder. Rechnet man alle Resolutionen gegen China, Nordkorea, Syrien, Russland, Iran, Saudi-Arabien und die Hamas zusammen, kommt Israel immer noch schlechter weg. Man misst mit zweierlei Maß, um eine allgemeine Stimmung gegen Israel zu erzeugen. Hier spielen linke und grüne Politiker eine traurige Rolle. Ebenso die Medien, wenn sie einseitig gegen Israel berichten und die Hamas, den Iran oder andere totalitäre Regimes nicht halb so kritisch beurteilen.

Wir alle haben hier eine Verantwortung. Wir sollten unsere Stimme erheben und klarstellen: Wer Israel für Dinge kritisiert, die er bei anderen Staaten akzeptiert, ist ein Antisemit. Wer Verschwörungstheorien verbreitet, in denen jüdische Superreiche die Welt unterjochen und Böses über die Menschen bringen, ist ein Antisemit. Wer die arabische Welt als Opfer des jüdischen Weltkapitalismus skizziert, ist ein Antisemit. Wer behauptet, die Fehler der israelischen Regierung seien verantwortlich für den Judenhass, ist ein Antisemit. Wer behauptet, der Reichtum gewisser Juden sei die Ursache von Judenverfolgung, ist ein Antisemit.

Würden wir in diesem Sinn öfter Position beziehen und unsere Politiker oder Medien in die Verantwortung nehmen, könnten wir vielleicht verhindern, dass der Judenhass in Europa einmal mehr salonfähig wird. Wir könnten gegen das ankämpfen, was der deutsche Schriftsteller Kurt Tucholsky (1890–1935) schon vor dem 2. Weltkrieg sah: „Der Kleinbürger hat drei echte Leidenschaften: Bier, Klatsch und Antisemitismus.“

Dieser Beitrag erschien zuerst im Schweizer BLICK.

 

Giuseppe Gracia (53) ist Schriftsteller. Sein neuer Roman „Der letzte Feind“ ist erschienen im Fontis Verlag, Basel.

Foto: www.giuseppe-gracia.com

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Klaus Klinner / 05.03.2021

Mich irritiert die sehr bescheidene Zahl von Kommentaren im Vergleich zu vielen anderen Themen hier auf der Achse.

Charles Brûler / 05.03.2021

Man fragt sich, was all die Antisemiten ohne die Erfindungen aus Israel und von Juden machen würden. Vielleicht auf Steintafeln schreiben.

Marcel Seiler / 05.03.2021

Die Welt hasst mit dem Westen das System, das Milliarden Menschen aus absoluter Armut, Hungersnöten und Krankheiten befreit hat, nicht *obwohl*, sondern *weil* der Westen dies tut. Die Juden repräsentieren diesen Erfolg des Westen am deutlichsten; dies erzeugt einen nicht endenden linken Antisemitismus. – Machen wir uns nichts vor: Die Fähigkeiten des Westens, Armut zu lindern, Hunger zu stillen, Krankheiten zu heilen usw. ist für bestimmte andere Kulturen, die all das nicht können, zutiefst demütigend. Anstatt an den Erfolgen teilzuhaben (was sie leicht könnten), wollen sie den Westen (und als deren Repräsentanten die Juden) deshalb vernichten, und zwar auch dann, wenn sie es am Ende zum eigenen Schaden tun.

T. Schneegaß / 05.03.2021

Sie glauben ja gar nicht, was heute noch alles unter Antisemitismus fällt, Herr Gracia. Weil in jüngster Zeit Demonstranten gegen den Corona-Terror und in Anspielung auf die geplante Separierung und Stigmatisierung von Nichtgeimpften gelbe Sternen auf den Jacken trugen, nennt der Wiener Polizei-Präsident als einen Grund für das Verbot der Großdemo morgen eine Unterwanderung durch Antisemiten!!!

Wolf von Fichtenberg / 05.03.2021

Vielleicht sollte die AfD im Bundestag einmal eine Resolution einbringen: Pro Frieden - Pro Israel - Gegen Terror - Gegen Antisemitismus.  Natürlich mit namentlicher Abstimmung.—Allein die Debatte würde demaskierend sein. Nun?

Pauline Gossner / 05.03.2021

Absolut richtig!  Und was sagen Fr. Merkel u. Heiko Maas zu diesem auch in D. wahrnehmbaren Antisemitismus? Ist nicht H. Maas lt. seinen eigenen Angaben “wegen Ausschwitz” in die Politik gegangen?  Und stimmt deshalb sein Vertreter bei der UNO häufig gegen Israel (wie man lesen konnte) oder enthält sich? Und unterstützt deshalb die Bundesregierung Hamas-nahe Organisationen mit viel Geld (wie man lesen konnte)?

Harald Unger / 05.03.2021

Die Nachfahren der damaligen Junior-Partner der Nazis, üben heute das Gewaltmonopol auf den Straßen und Plätzen Westeuropas aus. Also genau und geplant das, weshalb man sie hierher holt, faktisch straffrei stellt, bestens bezahlt und ausstattet. Lust auf einen kulturellen Wochenendausflug nach Brusselsabad, Londonistan, Parisiyya, Berlinstanbul, Stockholma’arrat, Viennakkan, Romeschabla oder Amsterdacem? - - - Das ist aber bei weitem nicht das ganze Bild, lieber Giuseppe Gracia. - - - Nach dem religiösen Antijudaismus des Mittelalters und dem rassistischen Antisemitismus der Neuzeit, erfährt der ‘politische’ Antizionismus der UN Ära aktuell einen neuen Schub in eine neue Phase. Israel wurde vom ‘Juden unter den Staaten’ zum ‘Trump unter den Staaten’. Aus dem gleichen Grund, weshalb der neue marxistische Feudal-Absolutismus alle Hebel in Bewegung setzte, den letzten Verteidiger der Freien Bürgergesellschaft aus dem Amt zu putschen, wird der Hass auf Israel geschürt. Steht doch Israel für alles! was der marxistische Feudal-Absolutismus den Menschen vergessen machen will.

T. Schneegaß / 05.03.2021

Wenn im Deutschen Bundestag Resolutionen bzw. Maßnahmen gegen Israel von der Nationalen Front nahezu einstimmig befürwortet wurden, stimmte nur die “Nazi”-Partei AfD (seit ihrem Einzug dort) geschlossen dagegen.

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