Ich weiß nicht, ob wir obrigkeitshörig sind. Vermutlich ist es viel schlimmer: Wir sind konsenssüchtig.
Ja, das Verständnis für mehr Beteiligung an der Demokratie durch Volksabstimmungen ist in Deutschland unterentwickelt bis erbärmlich. Jeder müsste sich ja zu etwas bekennen, Widerspruch und die Folgen seiner Mit-Entscheidung ertragen. Das liegt den meisten Menschen wohl nicht so richtig.
Die Deutschen sind als Kollektiv zu emotional und unreif für die direkte Demokratie. Ein schönes Beispiel dazu ist Fukushima, wo Deutscheland gar nicht betroffen war und das weit entfernte Japan an einem Erdbeben litt. Wilde Emotionen trieben die die Stimmung ins extrem, nicht in Japan, sondern in Deutschland. Ganz allgemein kann man aber die Frage stellen, warum niemand von der Schweiz lernen will. Die MSM kritisiert lieber die Schweiz mit ihren “vielen Problemen”.
Ich beneide die Schweizer! Ich beneide sie schon sehr lange und immer mehr!! Die hier aufgeführten Argumente gegen Volksentscheide und mehr Bürgerbeteiligung sprechen Bände! Das Kernübel liegt für mich darin, daß die Deutschen im Allgemeinen überhaupt nicht demokratiefähig sind und wahrscheinlich nie sein werden. Die Deutschen sind ein sehr seltsames Volk, das bei allem Gejammere offenbar immer einen Führer oder eine Führerin braucht. Das Obrigkeitsdenken ist immer noch sehr ausgeprägt und wird vermutlich nicht auszurotten sein. Das wird uns - und ich bin ja selbst Deutscher - noch sehr teuer zu stehen kommen!
Großartiger Artikel! Was Giuseppe Gracia beschreibt nenne ich den “Nanny-Komplex”. Deutsche wollen in ihrer Mehrheit betreut werden, von der Wiege bis zur Bahre. Das “SelbstDenken”, das “Sapere aude” der Aufklärung ist an den allermeisten vorbeigegangen. Und so haben es die Rattenfänger aus den etablierten Parteien leicht, ihr Stimmvieh einzusammeln. Zwölfkommasechs Prozent “SelbstDenker” erzeugen dann schon Panikgefühle bei den “Denkbetreuern”. Und bei den “Denkbetreuten”.
Das ist wohl der Grund, dass man „nur“ 12,6 % von der Idee einer Direkten Demokratie überzeugen und den Anwalt für dieses Anliegen als „braun“ verkaufen konnte. Und, gigantisch paradox, als „undemokratisch“.
Sehr richtig, Herr Garcia. Die Deutschen glauben den Mist, den man ihnen seit Jahren verzapft hat. Als ob die Weimarer Republik an der Volksabstimmung zugrunde gegangen sei. Der von Ihnen aufgezeigte Weg ist der einzig gangbare.
Das ist auch meine Erfahrung. In meinen Diskussionen mit jüngeren und mittelalten Menschen vor allem aus dem linken Spektrum, die sich ausnahmslos als äußerst aufgeklärt und progressiv verstanden, erntete ich, wenn ich das Thema Volksabstimmungen ansprach, jedes Mal Kopfschütteln. Die Begründung der Ablehnung: Die Probleme seien zu komplex für das einfache Volk, Experten müßten über die wirklich wichtigen Dinge entscheiden. Das nennt man Obrigkeitshörigkeit. Mit demselben Argument hat man seitens der feudalen Kaste im Mittelalter und später versucht, das Volk von der Mitbestimmung abzuhalten. Zur Freiheit und Selbstbestimmung haben die Deutschen leider keine wirkliche Herzensverbindung.
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