Ein hervorragender Text. Meiner – unmaßgeblichen – Meinung nach jedoch liegt das Problem wesentlich länger in der Geschichte zurück. So stammt das Wort „colonia“ aus dem Lateinischen. Im Jahre 146 a.C. eroberten und zerstörten die Römer das in Nordafrika gelegene Karthago und gründeten unter Augustus dort eine Kolonie. Von diesem historischen Ereignis hat sich Afrika bis heute nicht erholt (das war jetzt Sarkasmus). Hinzu kommt das, was einst Gloria von Thurn und Taxis als „Schnakseln“ bezeichnet hatte, die Freizeitgestaltung der dortigen indigenen Bevölkerung, die zu dem gravierenden Problem der Übervölkerung führte.
Na, meinetwegen sollen doch Bangladeshi oder Pakistani ins UK migrieren oder ganz Westafrika in die République Française. Wenn schon Milchmädchenrechnung, dann doch bitte Verteilung von selektiver Migration proportional zur kolonial gesteigerten Wirtschaftsleistung ... Das beschleunigt sicherlich auch die Rückkehr zu Nationalstaaten bzw. intensiviert das nationale Identität senken.
Lieber Herr Röhl, schon während meiner Studienzeit wurde mir in Seminaren klar, wie wenig hilfreich westliche Entwicklungshilfe ist. Im Gegenteil: Sie produziert Unwille zur Selbstverantwortung. Profiteure sind alleine autoritäre Potentaten, afrikanische Eliten und natürlich die Entwicklungshelferszene. Meine Afrikareisen taten ihr übriges, um mich in dieser Einschätzung zu bestätigen. Wenn schon projektbezogene Entwicklungshilfe… Warum koppelt man diese nicht wenigstens an eine konsequenze Geburtenkontrolle, welche dortige Regierungen zu leisten hätten? Stattdessen läuft fast jede dunkelhäutige Dame in Frankfurt mit einem schwangeren Bauch herum. Telefonierend in afrikanischer Sprache… Nun werden wir kolonisiert.
Es fehlt natürlich noch, hinzuzufügen, dass Deutschland seine Wirtschaftsblüte nach WW2 ausschließlich der Nazi-Beutekunst verdankt, mit deren Erlösen Millionen von Türken versklavt und völkerrechtswidrig nach Mitteleuropa verschleppt wurden. Auch, dass die Druckerpresse tatsächlich im 12. Jahrhundert von den Maori entwickelt wurde, wie vor einer Weile im “Guardian” zu lesen, oder die Fraktale im damaligen Benin (a.a.O.), dessen Ummauerung das sechsfachen Ausmaß der Chinesischen Mauer hatte, bis sie 1897 von 150 (!) britischen Soldaten innerhalb von vier Wochen (!) brutal abgerissen wurde (a.a.O.; Erläuterung: “They had pickaxes”). Oder dass die Elfenbeinküste auf unbestimmte Zeit jährlich 10 Mrd. Francs jährlich an Frankreich als Ablöse für die Infrastruktur zahlen muss (www.siliconafrica.com; mit dem brillanten Hinweis des Verfassers: “Dazu habe ich zwar keine Quellen, aber vielleicht findet ja einer der Leser etwas”). Und wenn gar ein Deutscher eine Koreanerin versehentlich mit “你好” grüßt, werden Shitstorm und Einweisung des Übeltäters ins Adult Re-Conditioning Centre der Antonio-Amammamia-Stiftung fällig (neulich in der FAZ). Dieses viele Haschisch… ich sollte es mir doch abgewöhnen…
Danke, lieber Herr Röhl, dass Sie sich dieses Themas angenommen haben, und bei allem Ernst es so köstlich zu formulieren wussten. Ich habe beide Bücher gelesen “Weder arm noch ohnmächtig” von Axelle Kabou und “Die unterste Milliarde” von Paul Collier und kann mich den Empfehlungen nur anschließen. Die Mär vom armen, von den bösenWeißen unterdrückten und ausgebeuteten Afrikaner, der als Opfer der Kolonialzeit nicht auf die Beine kommen kann, ist immer noch allgegenwärtig und bei den Linksgünen eine Glaubensdoktrin. Daran hat auch die Schule schuld. Seit mindestens 50 Jahren wird es den Schülern eingehämmert, vorzugsweise im Religions- und Ethikunterricht: An der Misere Afrikas (und der anderen dritten Welt) ist der kapitalistische, unersättliche Westen und damit der “Weiße” schuld! Basta! Ich sehe es noch vor mir, das Bild, das in den Unterrichtsmaterialien dazu geliefert wurde: Die Weltkugel, mit einem dicken Strich in der Mitte, der den reichen Norden vom armen Süden abteilte. Oben ein vollgefressener weißer Fettsack an einem von Nahrungsmitteln überquellenden Tisch, unten ein (oder mehrere) halbverhungerte Schwarze (ich glaube, Kinder), denen die Rippen aus dem Leib stachen. Vielleicht noch eine kärgliche Schüssel Hirsebrei dazu. Dazu der Text: WIR SIND SO ARM, WEIL IHR SO REICH SEID! Ich habe das damals selbst so geglaubt. Und dieses sehr eindrückliche Bild spukt vielen Menschen noch im Kopf herum. Ich kenne in meinem Freundes-und Bekantenkreis kaum jemanden, der sich kritisch mit dieser Thematik auseinandersetzt, geschweige denn solche Bücher, wie oben angeführt, gelesen hat.
Menschlich ist der Kolonialismus natürlich eine ganz schwierige Sache, weil sich fremde Menschen (die Europäer) als Herren gesehen und so agiert haben. Rein wirtschaftlich kann ich nicht sehen, dass Europa auf Kosten Afrikas reicht geworden ist. Das hat doch in der Summe keine große Rolle gespielt. Sonst hätte ja Deutschland in der zweiten Hälfte des 19. Jh nicht England so rasant überholen können. Rein wirtschaftlich scheint mir eher das Gegenteil offensichtlich, dass Afrika seine wirtschaftliche und demografische Entwicklung im Wesentlichen Europa verdankt. Das ist alles kein Ruhmesblatt und in jeder Richtung kritisch genug zu sehen, aber ich finde es auch wichtig bei den “Fakten” zu bleiben. Wenn man da meint, das Europa seinen Reichtum Afrika verdankt, müsste man es zumindest viel mehr erklären, weil es eben erstmal nicht so scheint. Eine andere Frage ist die Umweltüberlastung. Da ist es allerdings so, dass kein Volk wirklich noch in einem “Naturzustand” leben wollte, d.h. den industrialisierten Weg wären alle gegangen. Das muss man jetzt besser machen, aber als historische Schuld taugt es nicht so richtig. Als große Frage bleibt dann noch der demografische Druck. Da war Europa im 19. Jh ausufernd, was anderen Völkern (Arabern etc.) auch Angst gemacht hat. Auch das muss man besser machen. Aber wie man heute sieht, ist demografischer Druck auch keine rein europäische Unart.
Wer jemals in einer hochintegrierten, hochgezüchteten Industieanlage in Deutschland gestanden, oder besser noch, gearbeitet hat, weiß, dass nicht ein Hauch unseres Wohlstandes aus Afrika stammt. Linke Ideologie hat noch nie die Realität ersetzen können. Sonst wäre auch der Ostblock übrig, und nicht wir. Auch wenn diese “Wir” eine ganze Anzahl der Anwesenden nicht einschließt.
Keith B. Richburg nicht zu vergessen, in den neunziger Jahren Afrika-Korrespondent der „Washington Post“, der seinen Vorfahren dafür dankt, dass er in Amerika und nicht in Afrika geboren wurde. Richburg schreibt in „Jenseits von Amerika“: „…da ist etwas viel Tieferes, etwas, das zuzugeben ich mich schäme: Ich habe Angst vor Afrika. Ich möchte nicht von hier stammen. Im dunkelsten Grunde meines Herzens bin ich jetzt, in dieser pechschwarzen afrikanischen Nacht, insgeheim froh und dankbar dafür, dass mein Vorfahr die Überfahrt schaffte, die ihn hierherbrachte.“ Sein Vorfahr, der Sklave; Richburg wurde nach Erscheinen des Buchs wüst attackiert. Theodor Dalrymple gehört auch hierher, als junger Mann Arzt im damaligen Rhodesien, heute Simbabwe, der eines der Grundübel Afrikas beschreibt: Dalrymple wunderte sich, warum sein schwarzer Kollege, der genau so viel verdiente wie er, noch immer in seiner Blechhütte hauste, während er selbst ein komfortables Steinhaus bewohnte. Bis er das afrikanische System begriff: Sein Kollege hatte seine ganze nichtsnutzige Großfamilie mitzuversorgen. Die Afrika-kritische Literatur ist umfangreicher als man denkt. Röhl erwähnt Naipauls „An der Biegung des großen Flusses”: die afrikanische Zerstörungswut und Mordlust gehört auch dazu. Kaum waren, so Naipaul, die Kolonialherren abgereist, begannen sie, ihre Häuser zu plündern, alles, was nicht niet- und nagelfest war, abzumontieren, den Rest besorgte der Urwald und alles war wie vorher. Und der Einzige, der immer für sie da war und ihren Kindern Lesen und Schreiben beigebracht hat, ein belgischer Jesuitenpater, wurde viehisch ermordet: „Sein Körper war verstümmelt, sein Kopf abgeschnitten und aufgespießt.“ Er hatte afrikanische Masken gesammelt und damit ihre Götter beleidigt.
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