Mit der Kolonialismuskarte befürwortet man Sippenhaftung und dies sogar über Generationen. Oft folgt dann noch der übliche Rassismus, dass man den Nachfahren der Kolonialisierten nicht zutraut oder abverlangt auf eigenen Füssen zu stehen oder selbst ein Land und eine Gesellschaft weiterzuentwickeln oder sich von rückständigen Ideologien zu befreien. Nach derselben, kruden Logik könnte ich als Europäer heute eine Entschädigung verlangen (payback time), weil irgendwelche Europäer, die wohl nicht mal meine Vorfahren waren, medizinische oder technischen Fortschritte nach Afrika brachten, Strassen, Universitäten und Infrastruktur bauten, die sie dort liessen. Völlig hirnverbrannt und destruktiv.
@Manfred Knake, Sie prangern in ihren Kommentar die greuelhaften Taten der ehemaligen belgischen Kolonialmacht unter Leopold İİ an. Damit haben sie natürlich vollkommen recht, nicht nur in Bezug auf die belgische Kolonialzeit. Was sie aber vergessen zu erwaehnen ist, das sich auch nach Ende der Kolonialzeit in vielen Laendern Afrikas in Bezug auf diese Greueltaten nicht viel verbessert hat. Sie werfen den Kolonialherren also etwas vor, was auch heutzutage in vielen afrikanischen Laendern “Alltag” ist, naemlich Massenmorde, Vergewaltigungen und Versklaverei, wenn auch aus anderen Gründen. Aber wahrscheinlich haben auch daran die “bösen” Kolonialmaechte schuld, da sie dieses ja den Einheimischen vorgemacht haben…
“Gern wurde – und wird – auch anklagend hingewiesen auf die von Kolonialmächten teilweise mit dem Lineal gezogenen Grenzen ihrer Einflusszonen. Sie hätten „natürlichen“ Gegebenheiten wie den Stammesgebieten nicht Rechnung getragen und folglich ein nicht enden wollendes Tohuwabohu gestiftet, das jeden wirtschaftlichen Aufschwung vereitele. Der Vorwurf zielt besonders auf die koloniale Kartierung Afrikas.” Die mit dem Lineal gezogenen Grenzen können nun wirklich kein Problem sein. Gut, Nationalstaaten sind natürlich - um den heute politisch-korrekten Fachbegriff zu verwenden - “Kackscheiße”, aber für die Staatsbürger kann das gar kein Problem darstellen, denn, wie jeder weiß, gibt es gar keine Völker, Stämme oder sonstige rassistisch “Kackscheiße”!
Ein hervorragender Text. Meiner – unmaßgeblichen – Meinung nach jedoch liegt das Problem wesentlich länger in der Geschichte zurück. So stammt das Wort „colonia“ aus dem Lateinischen. Im Jahre 146 a.C. eroberten und zerstörten die Römer das in Nordafrika gelegene Karthago und gründeten unter Augustus dort eine Kolonie. Von diesem historischen Ereignis hat sich Afrika bis heute nicht erholt (das war jetzt Sarkasmus). Hinzu kommt das, was einst Gloria von Thurn und Taxis als „Schnakseln“ bezeichnet hatte, die Freizeitgestaltung der dortigen indigenen Bevölkerung, die zu dem gravierenden Problem der Übervölkerung führte.
Na, meinetwegen sollen doch Bangladeshi oder Pakistani ins UK migrieren oder ganz Westafrika in die République Française. Wenn schon Milchmädchenrechnung, dann doch bitte Verteilung von selektiver Migration proportional zur kolonial gesteigerten Wirtschaftsleistung ... Das beschleunigt sicherlich auch die Rückkehr zu Nationalstaaten bzw. intensiviert das nationale Identität senken.
Lieber Herr Röhl, schon während meiner Studienzeit wurde mir in Seminaren klar, wie wenig hilfreich westliche Entwicklungshilfe ist. Im Gegenteil: Sie produziert Unwille zur Selbstverantwortung. Profiteure sind alleine autoritäre Potentaten, afrikanische Eliten und natürlich die Entwicklungshelferszene. Meine Afrikareisen taten ihr übriges, um mich in dieser Einschätzung zu bestätigen. Wenn schon projektbezogene Entwicklungshilfe… Warum koppelt man diese nicht wenigstens an eine konsequenze Geburtenkontrolle, welche dortige Regierungen zu leisten hätten? Stattdessen läuft fast jede dunkelhäutige Dame in Frankfurt mit einem schwangeren Bauch herum. Telefonierend in afrikanischer Sprache… Nun werden wir kolonisiert.
Es fehlt natürlich noch, hinzuzufügen, dass Deutschland seine Wirtschaftsblüte nach WW2 ausschließlich der Nazi-Beutekunst verdankt, mit deren Erlösen Millionen von Türken versklavt und völkerrechtswidrig nach Mitteleuropa verschleppt wurden. Auch, dass die Druckerpresse tatsächlich im 12. Jahrhundert von den Maori entwickelt wurde, wie vor einer Weile im “Guardian” zu lesen, oder die Fraktale im damaligen Benin (a.a.O.), dessen Ummauerung das sechsfachen Ausmaß der Chinesischen Mauer hatte, bis sie 1897 von 150 (!) britischen Soldaten innerhalb von vier Wochen (!) brutal abgerissen wurde (a.a.O.; Erläuterung: “They had pickaxes”). Oder dass die Elfenbeinküste auf unbestimmte Zeit jährlich 10 Mrd. Francs jährlich an Frankreich als Ablöse für die Infrastruktur zahlen muss (www.siliconafrica.com; mit dem brillanten Hinweis des Verfassers: “Dazu habe ich zwar keine Quellen, aber vielleicht findet ja einer der Leser etwas”). Und wenn gar ein Deutscher eine Koreanerin versehentlich mit “你好” grüßt, werden Shitstorm und Einweisung des Übeltäters ins Adult Re-Conditioning Centre der Antonio-Amammamia-Stiftung fällig (neulich in der FAZ). Dieses viele Haschisch… ich sollte es mir doch abgewöhnen…
Danke, lieber Herr Röhl, dass Sie sich dieses Themas angenommen haben, und bei allem Ernst es so köstlich zu formulieren wussten. Ich habe beide Bücher gelesen “Weder arm noch ohnmächtig” von Axelle Kabou und “Die unterste Milliarde” von Paul Collier und kann mich den Empfehlungen nur anschließen. Die Mär vom armen, von den bösenWeißen unterdrückten und ausgebeuteten Afrikaner, der als Opfer der Kolonialzeit nicht auf die Beine kommen kann, ist immer noch allgegenwärtig und bei den Linksgünen eine Glaubensdoktrin. Daran hat auch die Schule schuld. Seit mindestens 50 Jahren wird es den Schülern eingehämmert, vorzugsweise im Religions- und Ethikunterricht: An der Misere Afrikas (und der anderen dritten Welt) ist der kapitalistische, unersättliche Westen und damit der “Weiße” schuld! Basta! Ich sehe es noch vor mir, das Bild, das in den Unterrichtsmaterialien dazu geliefert wurde: Die Weltkugel, mit einem dicken Strich in der Mitte, der den reichen Norden vom armen Süden abteilte. Oben ein vollgefressener weißer Fettsack an einem von Nahrungsmitteln überquellenden Tisch, unten ein (oder mehrere) halbverhungerte Schwarze (ich glaube, Kinder), denen die Rippen aus dem Leib stachen. Vielleicht noch eine kärgliche Schüssel Hirsebrei dazu. Dazu der Text: WIR SIND SO ARM, WEIL IHR SO REICH SEID! Ich habe das damals selbst so geglaubt. Und dieses sehr eindrückliche Bild spukt vielen Menschen noch im Kopf herum. Ich kenne in meinem Freundes-und Bekantenkreis kaum jemanden, der sich kritisch mit dieser Thematik auseinandersetzt, geschweige denn solche Bücher, wie oben angeführt, gelesen hat.
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