Es ist noch gar nicht so lange her, da galt ein Coronavirus der Politik als schlimme Seuche, vor der die Bevölkerung mit allerlei Maßnahmen dringend geschützt werden musste. Jetzt sind wir mehr von Sonne und Hitze bedroht, wenn man dem Gesundheitsminister glaubt. Und wenn der zu mehr staatlichem Schutz an dieser Front aufruft, wollen auch Kommunalpolitiker gerne handeln. In Augsburg hatte man da jetzt eine praktische Idee, vom Seuchenschutz zum Sonnenschutz zu wechseln.
Die Wirklichkeit meint es bekanntlich nicht immer gut mit Ideologen, denn sie zeigt sich oft in einer Weise, die nicht so recht zur „richtigen“ Weltsicht passen mag. Ausgerechnet in diesen Sommertagen, in denen die Menschen Hitze und Sonne nicht fürchten, sondern eher herbeisehnen, präsentierte die Stadt Augsburg ihren schwäbisch-praktischen Plan einer Sonnenschutzmaßnahme. Die hat durchaus Unterhaltungswert. In den Zeiten der Corona-Ausnahmezustände hatte die Stadt sich verpflichtet gefühlt, als Beitrag zum Seuchenschutz überall Desinfektionsspender aufzustellen. Die werden inzwischen nur noch selten genutzt und man könnte sie entfernen. Aber warum? Nun sind sie halt da, da könnte man sie doch vielleicht auch noch anderweitig nutzen. Und warum nicht zum Sonnenschutz, wenn doch der Bundesgesundheitsminister gerade nach Maßnahmen zu selbigem ruft? Also wechselte man flugs den Inhalt und machte so aus den Desinfektionsspendern Sonnenmilch-Spender. Eine tolle Idee, leider fehlt in diesen Tagen die Sonne, vor der man sich schützen müsste. Aber irgendwann wird sie scheinen und der Sonnenbrand drohen. Insofern sind die freundlichen Worte, die die städtischen Autoren in ihrer Mitteilung fanden, ja nicht falsch:
„Sportreferent Jürgen K. Enninger betont: „Sicherheit im Freibad bedeutet gerade auch Schutz vor UV-Strahlen. Mit den bayerischen Sommerferien starten wir deswegen den Pilotversuch in den Augsburger Freibädern und stellen allen Badegästen kostenfrei Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 zur Verfügung. Ich hoffe, dass das Angebot gut angenommen wird und die Sportverwaltung damit einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsprävention beisteuern kann.“
Die aus der Pandemie angeschafften Desinfektionsspender werden mit Sonnencreme Lichtschutzfaktor 50 befüllt und sind für alle Badegäste im Freibad kostenfrei zugänglich. In jedem Augsburger Freibad steht zunächst ein Spender mit Sonnencreme zur Verfügung. Neben dem kostenlosen Eintritt für Kinder und Jugendliche schafft die Stadt Augsburg damit ein zusätzliches Angebot für die Bevölkerung während der Ferien.“
Was für ein schönes Ferienangebot. Da muss die Verwaltung schon noch einmal daran erinnern, wie ernst die ganze Sache ist.
„Die seit Jahren starke Zunahme an Hautkrebs erfordert, dass dem UV-Schutz und präventiven Maßnahmen erhöhte Aufmerksamkeit zuteilwird. Nach Ansicht zahlreicher Hautärztinnen und Hautärzte ist die UV-Strahlung das größte Krebsrisiko für alle Altersklassen. Hier möchte die Stadt Augsburg bei der Vorbeugung unterstützen.“
Die Bürger möchte man halt mit der gewaltigen Verantwortung, sich zu diesem Zwecke selbst Sonnencreme zu beschaffen, angesichts solcher Risiken eben wirklich nicht allein lassen.