Es liegt eine gewisse Tragikomik in den universitären Verkrampfungen, Sprech- und Schreibegeln aufstellen zu müssen und diese einem ganzen Volk aufzuzwängen. Die NZZ weist nach, dass dies zwangsläufig zu neuen Diskriminierungen führen muss! Auf diesem erbärmlich niedrigen Niveau der NZZ darf die fundamentale kulturrevolutionäre Großtat der PC-UNO-Deutschsprachler aber nicht geführt werden! Man könnte schon heute konsequent das bislang Unaussprechliche - Stern, Unterstrich, Schrägstrich - hörbar machen. Sprache war bisher eine historisch gewachsene Kulturtechnik. Kultur ist out; die Verwüstungen durch irre selbstermächtigte Kulturrevolutionäre erfreut sich einer großen Beliebtheit. Jeder Vorreiter und Mitläufer markiert sich lauthals mit PC-Sprech à la UNO! Verweigerer offenbaren sich als konservative Konterrevolutionäre die zu jagen und zu bestrafen sind. Protokollfähig ist das noch nicht. Das wäre leicht zu ändern. Phonetisch völlig ungenutzt in fast allen deutschen Mundarten sind bisher Schnalz-, Knick-, Grunz-, Stöhn-, Gurgel- und Pfeiflaute. Außerhalb Wiens liegen auch das Stakkato, der Triller und das Gurren noch ungenutzt brach. Auch zu einem Glissando und zur Koloratur ist jeder halbwegs geübte Kehlkopf in der Lage. Über die Tonhöhe und die Melodiebögen muss man sich den Kopf nicht zerbrechen; sie werden vom Sprachrevolutionären Rat der Uni Wien verbindlich vorgeschrieben. Anders kann man gar nicht mehr Dokto-hui-schnarch-tatütata-knacks-klingeling werden. Wer da nicht mitmacht, ist klar Rassist-hui-schnarch-tatütata-knacks-klingeling.
Warum muss sich eine ganze Gesellschaft umstellen, nur weil ein paar wenige Menschen nicht wissen ob sie männlich, weiblich oder etwas dazwischen sind?
Man könnte darüber lachen, aber linksgrüne Ideologie ist - wie bekannt - in ihren schlimmsten Ausformungen tödlich.
Liebe Frau Stockmann, ich werde weder Pobacken noch anderes zusammenkneifen, um diese gequirlte Sch… zu können. Ich verweigere mich diesem ganzen Blödsinn, der in den 90er Jahren mit der Rechtschreibreform begann. Begründet wurde dieser Schwachsinn damals, unsere Kinder sollen es einfacher mit der deutschen Sprache haben. Ich sah damals schon die Katastrophe kommen, die wir heute beklagen: die Kinder sind blö... geworden. Ich für meinen Teil kam aus Liebe zur deutschen Sprache (ich hatte noch phantastische Deutschlehrer Mitte der 60er Jahre) zu einem Beruf, in dem die deutsche Sprache mein Handwerk war. Die Rechtschreibreform war ein Angriff auf meine Würde, so argumentierten damals auch einige renommierte Verlagshäuser, wollten sich verweigern, bis sie zu Kreuze zogen. Als ich in der Redaktion gezwungen wurde, doch endlich auch daß mit zwei ss etc. zu schreiben, verwendete ich fast zwei Jahrzehnte beruflich die neue, privat die alte Rechtschreibung. Was Sie von der Wiener Uni (in Deutschland ist es ja nicht anders, das Rathaus Hannover hat im vergangenen Jahr ähnliche Weisungen zum Thema herausgegeben) berichten, fügt sich potenziert ein in die staatlich verordnete Einmischung in alle Bereiche des Individuums (jüngste Diskussion hatten wir gestern hier). Manche mögen schmunzeln und meinen, das seien doch Kleinigkeiten. Sind es eben nicht. Weil wir mittlerweile dort angekommen sind, wo es nicht mehr nur um Sprache geht, sondern der Bürger und damit die Gesellschaft inhaltlich, in ihrem Wesen, umgekrempelt wird (nicht mehr werden soll, nein wird). Wir sind mittendrin.
Wenn wir schon dabei sind, die Geschlechterverhältnisse neu zu ordnen ... Bekanntlich steht ja hinter jeder erfolgreichen Frau dann ein starker Mann. Da empfielt sich das “Zusammenkneifen der Pobacken” sowieso.
Die Kundenzeitschrift der ENSO (Dresden) verwendet auch das elende Gender*. Das Impressum nennt übrigens drei Damen als verantwortlich für das Blatt. Ich habe mich über diese Anrede beschwert und darauf hingewiesen, dass es Aufgabe der ENSO ist, mich mit Energie zu versorgen, was sie sich auch gut bezahlen lässt, und mich im Übrigen mit gendergerechten Erziehungsmaßnahmen zu verschonen hat.
Die Anleitung zur geschlechtergerechten Anwendung von Wort und Aussprache sollte richtigerweise den Titel tragen: “Wie man wirkungsvoll den Rede-, Lese- und Hörfluss zerstört und nachhaltig das Textverständnis erschwert.” Oder: Vereinzelte Minderheitenbefindlichkeiten haben Vorrang vor Gemeinwohl. Ich für meinen Teil klinke mich beim Lesen von genderkorrekten Texten sehr viel häufiger und früher aus als bei solchen mit sprachlich korrektem Deutsch. Dazu frage ich mich, wo all die Diversen sind, die auf eine solche Sprachregelung bestehen, um sich nicht ausgegrenzt zu fühlen. Und wie geht es weiter? Müssen wir demnächst auch als Frau den Blick senken, um die Gefühle der Männer mit einem patriarchal geprägten Selbstverständnis nicht zu verletzen?
Diesen dümmlichen Genderkrampf, dieses ideologische Verschandeln der Sprache werde ich nie mitmachen. Am Abschluss all meiner Briefe und Emails findet sich immer die deutliche Signatur: “Dieses Schreiben wurde nach altbewährter Rechtschreibung verfasst und verzichtet bewusst auf geschlechtsneutrale Schreibweise (Gendersprech).” Die haben doch alle gewaltig einen an der Klatsche.
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