@Kai Hartmann : Ich stimme ihnen zu: Die AfD entspricht am ehesten den liberalen Vorstellungen, wobei die AfD ja nicht homogen ist. Diese Aussage kann vor allem aber mit der Prüfung des Parteiprogrammes und der praktischen Politik verifiziert werden. Hier wird ein konservativer Liberalismus! vertreten! Die propagandistische Verfemung scheint aber zu funktionieren. Nur ein Wort zu Progressiv / Konservativ im Kontext der liberalen Idee. Die Begriffe sind heute derartig verzerrt, dass man kaum von einer klaren und allgemeinverständlichen Bedeutung ausgehen kann. Konservativ meint hier nicht, das man Traditionelles unbedingt erhalten möchte, aber eine Entwicklung zum Schlechteren befürchtet und ablehnt. Sogenannte Progressive sehen dagegen nicht die Gefahren des Verlustes bei einer Veränderung. Sie wollen unbedingt eine Systemveränderung, weil sie automatisch von einer Verbesserung ausgehen. Liberale sind in diesem Sinn eher konservative, denn sie sehen dann die Gefahren der Bevormundung der Bevölkerung und sollten sich diesem Treiben entgegen stellen.
Ich finde die Idee des kalifornischen Rechtsprofessors Tom W. Bel, das demokratische Verfahren in zwei Bereiche aufzuspalten, gut. Zwar hat es keine Chance auf Umsetzung, aber der Ansatz gefällt mir. Die Vertreter nach Steueraufkommen sind m.E. aber nicht leicht bestimmbar. Immerhin können sie nur von natürlichen Personen gewählt werden. Im Zeichen der Ideologisierung aber ist damit keineswegs Vernunft eher garantiert. Es sind doch gerade die Gelder der Superreichen, die in fragwürdige Stiftungen fließen. Die so finazierten NGOs sind aus Sicht mancher dann die Wohltäter und humanistische und ökologische Vorreiter, Aus anderer sich die Zerstörer der Gesllschaft und der Wirtschaft. Letzteres ficht die Reichen nicht an.
Es gibt ein Problem mit dem Liberalismus in Deutschland, das ist wahr. Rar geworden ist er meiner Meinung nach nicht, die liberalen Politiker haben das Problem, dass sie sich immer auf die Gegenwart beziehen müssen. Wir leben in einem Staat, in dem sehr viele sehr frei sein können. Die persönliche Freiheit ist etwas sehr Wertvolles, wenn es die meisten Mitbürger nicht sind, wenn man also privilegiert ist. Ihr praktischer Wert und ihre Wertschätzung als Gut nehmen umgekehrt proportional zu dem Anteil der Bürger ab, die vergleichbar ebenso frei sind. Wenn per Definition im Grundgesetz alle Menschen frei sind, dann wird Freiheit zur gewöhnlichen Trivialität, über die es kaum lohnt zu reden. Stellen Sie Sich mal vor, wie unwohl sich Goethe in solcher Gesellschaft fühlen würde. Wer also heute liberal sein will, muss sich an den Kleinigkeiten festhalten. Die bringen bei Wahlen eben nur 5%. Die großen Namen, die im Bezug auf den modernen Liberalismus immer wieder genannt werden, das waren allesamt Intellektuelle, die in ihren mit Büchern voll gestopften Zimmern am Schreibtisch hockten und nie einen persönlichen Bezug zu wertschöpfenden Arbeitsprozessen hatten. Wenn das Geld halt sowieso da ist, dann ist man privilegiert und dann ist gut liberal sein. Aber man kann mit den liberalen Theorien nicht die reale, korrupte und missgünstige Welt erklären. Im Grunde ist es auch Marx mit seinem Irrtum von der Verelendung der Massen so gegangen. Es ist ja noch nicht völlig ausgeschlossen, das am Ende aller Freiheiten die Verelendung steht. Es ist völlig offen, ob das Privileg die Freiheit schlägt. Das kann man heute nicht erkennen.
Ich denke, dass Herr Gebel hier ein falsches Dilemma zeichnet. Liberalität ist keineswegs ein Prinzip, das nur Ja oder Nein kennt. Reale Politik lebt von Kompromissen, nicht nur wegen der Machtverhältnissen, sondern wegen der Komplexität der Problematik. Manches ist im Kontext der Umverteilung durchaus sinnvoll, anderes nicht. Das Prinzip kann als Prüfkriterium im Einzelfall heran gezogen werden. Die Soziale Marktwirtschaft im Sinne des Ordo-Liberalismus ist doch gerade der Versuch, die negativen Aspekte der Extreme zu minimieren. Das Problem der FDP ist auch nicht, dass sie die einzig wahre Lehre verlassen haben, oder dass sie zu Kompromissen bereit sind, sondern sie haben den Kompass verloren, um die Richtung ihrer Politik zu bestimmen.
Titus Gebels Vorschläge beruhen darauf, dass die Liberalen politisch drastisch mehr Einfluss gewinnen, was am Anfang des Artikels aufgrund des “Minimalprinzips” von Gebel für unmöglich erklärt wird. Wie sollen die Vorschläge also umgesetzt werden? Klar, man kann sich nun vorstellen, dass in “Privatstädten” ausserhalb des Machtbereichs bestehender Staaten solche Ideen zu verwirklichen wären. Ich halte das für illusorisch und bis heute gibt es m.E. keine einzige funktionierende Privatstadt. Warum wohl? Es gibt keine Alternative für Liberale als den mühsamen Weg, wieder den politischen Diskurs zu prägen und den Marsch durch die Institutionen anzutreten. Genauso wie es vor fast fünfzig Jahren die 68er von links getan haben. Ihr Erfolg zeigt den Weg. Mindestens 10% der Bevölkerung in Deutschland haben ein liberal geprägtes Grundverständnis von Wirtschaft und Politik. Das ist doch keine schlechte Basis.
Ich sehe es nicht als eine Notwendigkeit, dass eine liberale Partei den Umverteilungsstaat befördern muss. Vielmehr würde ein konsequentes Programm ohne die Verwässerungen vermutlich mehr Anhänger finden, als die FDP heute hat. Das Problem liegt eben in der klaren Programmatik und Umsetzung. Wenn die FDP ihre eigenes Profil aufgibt, um zur Block-Partei zu werden, ist ihre Existenzberechtigung dahin.
Es ist nicht ganz klar, Herr Gebel mit dem Liberalismus meint. Ist es der Alleinvetretungsanspruch durch die FDP und ähnliche Parteien in anderen Ländern? Ist es nur die Idee der Freiheit und Selbstverantwortung ... was kaum einen -ismus begründet? Ist es der Wirtschaftsliberalismus die auf die Marktkräfte setzen? Bei aller Neigung zur Freiheit und Selbstverantwortung sehe ich das Kindergeld nicht als ein Beispiel für fragwürdige ‘Wohltaten’ an. Wenn die Altersversorgung im Gegensatz zu traditionellen Gesellschaften nicht mehr an die eigenen Nachkommen gebunden ist, diese aber hohe Beitrage für Steuern und Finanzierung der Renten für die Allgemeinheit zahlen, entsteht damit eine Zahlungsverpflichtung des Staates für die Kinderversorgung. Diese kann einfach reguliert werden: Wenn es demographisch zu wenige Kinder gibt, ist dies ein Indikator, dass die gesellschaftlichen Nachteile zu groß sind, Dann muss der Staat Maßnahmen, z.B. Kindergelderhöhung durchführen. Denn es sollte der Staat ein Interesse an nachhaltiger Demographie umsetzen.
Athen scheiterte mit seiner Demokratie. In Deutschland, der EU und der fast gesamten Welt, ist der Zug schon längst abgefahren. Die Diktaturen haben das Kommando übernommen und demokratische Staaten eifern solchen Diktaturen wie China nach. Keiner stellt sich dem entgegen, außer ein kleines Häufchen der 7 Aufrechten oder Asterix. Zitat: “Im Familienkreis ist es möglich, zwischenmenschliche Beziehungen nach dem Modell der liebenden Fürsorge zu gestatten. ” Weil heutzutage gerade dieses Prinzip im Familienkreis festgelegt wurde, haben wir es zu verdanken, dass lauter Schneeflöckchen und emotionalisierte Menschen herangezogen werden, die Pflichtgefühl und Anstrengungen nicht kennengelernt haben, vor lauter Liebe und Fürsorge. Dieses Prinzip hat es ermöglicht, dass den Heranwachsenden keine Grenzen gesetzt und keine unangenehmen Wahrheiten vermittelt worden sind. Ich möchte jetzt nicht die Schuld auf die Schulen schieben, denn Erziehung ist Pflicht des Elternhauses im Guten, wie im Bösen. Nun haben wir den Salat. Eine außer Rand und Band geradene Schickeria, die nichts von Pflichtgefühl und Anstrengungen gehört hat, dominiert uns. Diese Verwöhnten, egal ob Kids oder Erwachsene im jungen oder mittleren Alter, wissen kaum, wie man mit Geld umgeht und haben auch keine Vorstellungen, wie ein ein Gemeinwesen funktioniert. Sie haben noch nie Opfer bringen müssen. Statt diesen Verwöhnten mal in die harte Wirklichkeit zu stoßen, wanzen sich alle an diese an und geben Herrn Westerwelle im Nachhinein recht, als er von spätrömischer Dekadenz sprach. Dekadenz führt IMMER in den Abgrund, wie uns die Geschichte gelehrt hat. Jedes Volks, was in Dekadenz erstarrte, wurde von Eroberern übernommen. Wir haben die Eroberer schon im Land. Die Linksgrünen werden vergeblich nach einen linksgrünen Sozialismus suchen. Die Weichen sind anders gestellt und diese Verwöhnten werden hart in einer islamischen Diktatur aufwachen. Der Liberalismus ist schon lange tot und wird nicht wieder auferstehen.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.