Titus Gebels Vorschläge beruhen darauf, dass die Liberalen politisch drastisch mehr Einfluss gewinnen, was am Anfang des Artikels aufgrund des “Minimalprinzips” von Gebel für unmöglich erklärt wird. Wie sollen die Vorschläge also umgesetzt werden? Klar, man kann sich nun vorstellen, dass in “Privatstädten” ausserhalb des Machtbereichs bestehender Staaten solche Ideen zu verwirklichen wären. Ich halte das für illusorisch und bis heute gibt es m.E. keine einzige funktionierende Privatstadt. Warum wohl? Es gibt keine Alternative für Liberale als den mühsamen Weg, wieder den politischen Diskurs zu prägen und den Marsch durch die Institutionen anzutreten. Genauso wie es vor fast fünfzig Jahren die 68er von links getan haben. Ihr Erfolg zeigt den Weg. Mindestens 10% der Bevölkerung in Deutschland haben ein liberal geprägtes Grundverständnis von Wirtschaft und Politik. Das ist doch keine schlechte Basis.
Ich sehe es nicht als eine Notwendigkeit, dass eine liberale Partei den Umverteilungsstaat befördern muss. Vielmehr würde ein konsequentes Programm ohne die Verwässerungen vermutlich mehr Anhänger finden, als die FDP heute hat. Das Problem liegt eben in der klaren Programmatik und Umsetzung. Wenn die FDP ihre eigenes Profil aufgibt, um zur Block-Partei zu werden, ist ihre Existenzberechtigung dahin.
Es ist nicht ganz klar, Herr Gebel mit dem Liberalismus meint. Ist es der Alleinvetretungsanspruch durch die FDP und ähnliche Parteien in anderen Ländern? Ist es nur die Idee der Freiheit und Selbstverantwortung ... was kaum einen -ismus begründet? Ist es der Wirtschaftsliberalismus die auf die Marktkräfte setzen? Bei aller Neigung zur Freiheit und Selbstverantwortung sehe ich das Kindergeld nicht als ein Beispiel für fragwürdige ‘Wohltaten’ an. Wenn die Altersversorgung im Gegensatz zu traditionellen Gesellschaften nicht mehr an die eigenen Nachkommen gebunden ist, diese aber hohe Beitrage für Steuern und Finanzierung der Renten für die Allgemeinheit zahlen, entsteht damit eine Zahlungsverpflichtung des Staates für die Kinderversorgung. Diese kann einfach reguliert werden: Wenn es demographisch zu wenige Kinder gibt, ist dies ein Indikator, dass die gesellschaftlichen Nachteile zu groß sind, Dann muss der Staat Maßnahmen, z.B. Kindergelderhöhung durchführen. Denn es sollte der Staat ein Interesse an nachhaltiger Demographie umsetzen.
Athen scheiterte mit seiner Demokratie. In Deutschland, der EU und der fast gesamten Welt, ist der Zug schon längst abgefahren. Die Diktaturen haben das Kommando übernommen und demokratische Staaten eifern solchen Diktaturen wie China nach. Keiner stellt sich dem entgegen, außer ein kleines Häufchen der 7 Aufrechten oder Asterix. Zitat: “Im Familienkreis ist es möglich, zwischenmenschliche Beziehungen nach dem Modell der liebenden Fürsorge zu gestatten. ” Weil heutzutage gerade dieses Prinzip im Familienkreis festgelegt wurde, haben wir es zu verdanken, dass lauter Schneeflöckchen und emotionalisierte Menschen herangezogen werden, die Pflichtgefühl und Anstrengungen nicht kennengelernt haben, vor lauter Liebe und Fürsorge. Dieses Prinzip hat es ermöglicht, dass den Heranwachsenden keine Grenzen gesetzt und keine unangenehmen Wahrheiten vermittelt worden sind. Ich möchte jetzt nicht die Schuld auf die Schulen schieben, denn Erziehung ist Pflicht des Elternhauses im Guten, wie im Bösen. Nun haben wir den Salat. Eine außer Rand und Band geradene Schickeria, die nichts von Pflichtgefühl und Anstrengungen gehört hat, dominiert uns. Diese Verwöhnten, egal ob Kids oder Erwachsene im jungen oder mittleren Alter, wissen kaum, wie man mit Geld umgeht und haben auch keine Vorstellungen, wie ein ein Gemeinwesen funktioniert. Sie haben noch nie Opfer bringen müssen. Statt diesen Verwöhnten mal in die harte Wirklichkeit zu stoßen, wanzen sich alle an diese an und geben Herrn Westerwelle im Nachhinein recht, als er von spätrömischer Dekadenz sprach. Dekadenz führt IMMER in den Abgrund, wie uns die Geschichte gelehrt hat. Jedes Volks, was in Dekadenz erstarrte, wurde von Eroberern übernommen. Wir haben die Eroberer schon im Land. Die Linksgrünen werden vergeblich nach einen linksgrünen Sozialismus suchen. Die Weichen sind anders gestellt und diese Verwöhnten werden hart in einer islamischen Diktatur aufwachen. Der Liberalismus ist schon lange tot und wird nicht wieder auferstehen.
Der Liberalismus hat gar nichts verraten, genau so wenig wie der Kommunismus und der Nationalsozialismus. Der Autor ist mit dieser Floskel bereits durchgefallen. Das sind nämlich Wortbezeichnungen für abstrakte Konzepte, welche pe se nichts verraten können. Menschen können verraten, Worthüllen nicht. Ist das nicht so? Ansonsten sollte wir vielleicht zum Liberalismus beten und ein paar Opfer bringen, dass der Liberalismus wieder lieb mit uns ist. Konzepten kann man fröhnen, gar persönliche Untaten damit entschuldigen. Wenn der “Liberalismus” schwach geworden ist, liegt das nur daran, dass weniger Menschen mit diesem Konzept etwas anfangen können. Man braucht also nicht über das Konzept reden, denn die Prinzipien sind selbsterklärend und man kann diese Prinzipien überall nachlesen und für sich entdecken. Wer das nicht tut, sieht daran keinen Bedarf und dem ist auch nicht zu helfen. Da zum Liberalismus keine Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda paßt, ist klar, wo das Problem liegt. Es gilt wohl, wenn es zu gut geht, dann tanzt der Esel auf dem Eis.
Herr Gebel: Sie wollen wieder zurück ins Jahr 1910 mit 14 Prozent Staatsquote? Das können Sie gerne haben, aber wahrscheinlich nur mit dem Lebensstandard und der Lebensqualität von 1910.
Was Sie schreiben, stimmt im wesentlichen, lässt aber außen vor, dass die Gesellschaften auf die Länge ein feines Gespür für die Motive des Handelns ihrer Herrscher haben. In allen nicht-totalitären Gesellschaften können vernünftige Herrscher in Notsituationen hart durchgreifen, ohne den Ärger des Volkes auf sich zu ziehen, in nur totalitären bleiben Ärger und ehrliche Zustimmung unsichtbar. . Selbst in der propagandagelenkten dt. Gegenwartsgesellschaft funktioniert dieses Prinzip: die Bevölkerung nahm den Lockdown ruhig hin, solange unzureichend bekannt war (oder dies jedenfalls auch von Politikern, Journalisten und dem weniger extremen Teil der Politaktivisten geglaubt wurde), welche Folgen Corona nach sich zieht und welche nicht. Erst als klar wurde, dass Corona keine Todesseuche ist, lehnten immer mehr Menschen sich gegen die inzwischen gelockerte Reglementierung auf. Es waren also nicht die Maßnahmen selbst, die eine gewisse Rebellion nach sich zogen, sondern erst die sichtbar überflüssigen Maßnahmen. Chrurchill konnte den Briten offen sagen, dass er ihnen nur Blut, Schweiß und Tränen versprechen konnte; die Briten akzeptierten, dass dies die Wahrheit und ihre Situation war. Nicht, dass ich ein Churchill-Fan wäre, aber das war ein großer Moment in seinem Leben und mehr noch im Leben der britischen Gesellschaft. Eine jämmerlich feige. von fast jeder Realität abgehobene, zunehmend halbtotalitäre und unfassbar verantwortungslose “Elite” im lauten Teil des politischen Berlins weigert sich einerseits, den Wählern die kleinste und noch so offensichtlich unvermeidbare Härte zuzumuten, und andererseits sprengt sie AKWs, ohne eine grundlastfähige und ökologisch vertretbare alternative Energie"produktion” (!) auch nur in Aussicht zu haben, zahlt zig Millionen oder noch mehr Euronen für eine komplett überflüssige Gender-Industrie (die nichts mit Feminismus zu tun hat, aber das nur nebenher) und verschenkt D an eine Völkerwanderung.
Dem ist (fast) nichts hinzuzufügen, davon abgesehen, dass ich nicht an eine wie auch immer versuchte, erfolgreiche Wende glaube. Trotzdem sind diese Versuche tatsaechlich die einzige Chance, den Zug zwar nicht aufzuhalten, aber partiell umzuleiten. Entscheidend ist, dass bioevolutionaere Mechanismen, kulturmarxistische Ideologie und totalitaere MachthaberInnen, die Masse nicht zufaellig erfolgreich täuschend, eine unselige Mixtur eingegangen sind. Es gibt schlicht zuwenige und vor allem zu wenige Maechtige, um diese sich selbst permanent verstaerkende und beschleunigende Entwicklung, ein klassischer Zirkel, zumindest zu stoppen. Nicht zu vergessen, dass die ebenso gewollte wie von den menschlichen Tieren dankbar aufgenommene Regression, die Verlagerung der Entscheidungsfindung in die aelteren, tieferen Schichten (mit anschließender Rationalisierung) und parallele Infantilisierung nun erst Recht keine humane Grundlage fuer einen klassischen Liberalismus darstellen. Waehrend die alten Griechen das klar erkannte Problem u. a. mit einer “qualitativen” Begrenzung des Wahlrechts loesen wollten, fordert man hierzulande konsequenterweise das Wahlrecht ab 16 oder 14. Ebenfalls deutlich erkennbar ist, dass die politische Elite seit geraumer Zeit nicht mehr aus beruflich Erfolgreichen und deshalb Anerkannten rekrutiert wird, sondern vorzugsweise aus Gescheiterten und Alimentationsabhaengigen. Damit schließt sich der Kreis “oben” und” unten"auf der Basis eines zumindest concludenten Agreements, bei Wahlen zu besichtigen. Ohne Angebote, welche die metaphorisch zutreffend mit “Brot und Spiele” beschriebenen ersetzen koennten, ist nichts zu gewinnen. Freiheit ist der Gegenentwurf und damit chancenlos, in einer Gesellschaft wie hier mehr, in anderen (noch) etwas weniger.
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