Vera Lengsfeld / 08.02.2021 / 16:00 / Foto: Jake Barreiro / 11 / Seite ausdrucken

„Sieben Energiewendemärchen“: Lesen, bevor das Licht ausgeht

„Eine Vorlesungsreihe für Unzufriedene“ lautet eigentlich der Untertitel des Buches von André D. Thess, Physiker, Professor für Energiespeicherung an der Universität Stuttgart und Direktor des Instituts für Technische Thermodynamik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Aber dieses „Märchenbuch“ ist nicht nur für eine studentische Leserschaft bestimmt, sondern für alle, die mit abgeschlossener Schulbildung und wachem Verstand Unbehagen bei der Betrachtung der deutschen Energiewende empfinden.

André Thess rührt nicht an der These eines vorwiegend vom Menschen verursachten Klimawandels, doch er unterzieht eine Auswahl der daraus abgeleiteten Maßnahmen einer Betrachtung nach wissenschaftlichen Kriterien, die einen geradezu unglaublichen Dilettantismus zutage fördert. So kann er mit dem einfachen Kriterium der CO2-Vermeidungskosten beispielsweise zeigen, dass die Anschaffung eines Elektroautos einen ausgesprochen ineffizienten Akt des Klimaschutzes darstellt. Sein Buch enthält eindrucksvolle Beispiele der ideologisch motivierten Verschleierung unwillkommener Ergebnisse von Klimaschutzprojekten bis hin zur bewussten Täuschung von Steuerzahlern und privaten Förderern.

Das beginnt bei dem Versprechen der Deutschen Bahn, ihre Fahrgäste mit 100 Prozent Ökostrom zu befördern und setzt sich fort bei Maßnahmen der Kompensation von CO2-Emission beim Luftverkehr, für die Anbieter wie atmosfair oder myclimate verantwortlich zeichnen. So bedurfte es kriminalistischer Ermittlungsarbeit des Autors, um die Wahrheit über das in Indien gelegene Solarenergieprojekt India One zu eruieren. Das vom deutschen Steuerzahler mit sechs Millionen Euro und durch private Flugkompensationsgelder in Höhe von 36.000 Euro finanzierte Vorhaben hat – weil es in Indien eine Regenzeit gibt, während der die Sonne nicht scheint – nur 19 Prozent der im Gold-Standard-Bericht benannten jährlichen Energie erzeugt.

Wohlstandsrückgang durch "Green Deal"

André Thess scheut sich auch nicht, in seinem Buch einzelne interessante Fakten zu benennen, welche viele Medien verschweigen oder die im Widerspruch zur offiziellen Meinung stehen. Wer weiß schon, dass das IPCC, auf dessen Verlautbarungen sich die deutsche Klimapolitik ständig beruft, die Erzeugung von Strom durch Kernkraftwerke als CO2-Vermeidungstechnologie anerkannt hat? In klarem Widerspruch zur Behauptung der neuen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen: „Der europäische Grüne Deal ist unsere neue Wachstumsstrategie,“ postuliert der Autor einen Wohlstandsrückgang durch die mit diesem Deal verbundene CO2-Verteuerung von Gas, Öl, Kohle und Kalk. Er führt die Tatsache an, dass global und national die Ärmsten von diesem Wohlstandsverzicht am stärksten betroffen sein werden. Und er stellt auch die Frage, wer das finanzielle Risiko trägt, wenn billionenschwere Klimaschutzprogramme zwar einerseits den weltweiten Wohlstand einschränken, aber andererseits die prognostizierte Klimaschutzwirkung verfehlen.

Die „Sieben Energiewendemärchen“ begnügen sich nicht mit der Kritik an einer verunglückten Energiewende und am paternalistischen Einfluss des Staates auf Technologieauswahl und Ökonomie. Der Autor präsentiert auch intelligente Alternativen wie die energieopulente Villa oder das Nanomobil. Ob eine verarmende Gesellschaft sich diese Innovationen leisten kann, ist dabei eine offene Frage.

Aus Sicht anderer Fachleute vertraut André Thess in seinem Kapitel 4 zu sehr der prinzipiellen Machbarkeit von Klimasimulationen. Dass die für die Modellierung benötigten Massenströme an Grenzflächen (wie der CO2-Austausch mit dem Erdboden) sich einer Berechnung entziehen und als Schätzung vorgegeben werden, wird beispielsweise nicht erwähnt. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass sein Buch überaus lesenswert ist. Für die Lektüre sollte man sich ein wenig Muße nehmen und kann dabei vielleicht auch einige Minuten dem Nachdenken über die Bedeutung der drei Zahnräder auf seinem Umschlag widmen.  

„Sieben Energiewendemärchen? – Eine Vorlesungsreihe für Unzufriedene“ von André D. Thess, 2020, Springer Verlag: Berlin, 241 Seiten, 24,99 Euro für Paperback, 19,99 Euro für Kindle Edition, hier bestellbar.

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Leserpost

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Dr, Mephisto von Rehmstack / 09.02.2021

Udo Kemmerling hat es auf den Punkt gebracht, alles andere ist ist nur Zusatz.

Hans-Peter Dollhopf / 08.02.2021

Wie hat man denn so einen zwischen -5 und +5 auf der propagandistischen Einigkeitswissenschaft-Skala zum Postulat der “Grundfrage des anthropogenen Klimawandels” einzuordnen? “André Thess rührt nicht an der These eines vorwiegend vom Menschen verursachten Klimawandels, doch ...” Der Mann hat sich eine “Ja aber”-Nische gesucht; ein 100%iger ist er damit nicht. Nur, es öffnet eben schon das Wort “vorwiegend” dem Naturbösen Tür und Tor. Denn das, was der Mensch nicht vollständig verantworten kann, über das hat er auch keine praktische Kontrolle, sondern es wird immerzu sein eigenes Ding machen. Und er kanns davon gar nicht abbringen.

Lutz Gütter / 08.02.2021

1/2 Außer für mich und all die anderen Wintersportler.

Lutz Gütter / 08.02.2021

1/1Jaja, der menschengemachte Klimawandel mal wieder, aber ich bitte zu bedenken, die Menschheit ist in ein Eiszeitalter hineingeboren. Wikipedia: “Ein Eiszeitalter ist ein Abschnitt der Erdgeschichte, in dem die Festlandsbereiche mindestens einer Polarregion vergletschert beziehungsweise von Eisschilden bedeckt sind.[1] Nach einer anderen, enger gefassten und weniger gebräuchlichen Definition wird der Begriff Eiszeitalter erst dann verwendet, wenn sowohl auf der Nordhalbkugel als auch auf der südlichen Hemisphäre ausgedehnte Vergletscherungen auftreten.[2]Nach der ersten Definition befindet sich die Erde seit rund 34 Millionen Jahren im Känozoischen Eiszeitalter, da seit dieser Zeit die Antarktis vergletschert ist. Nach der zweiten Definition begann das derzeitige Eiszeitalter erst vor etwa 2,7 Millionen Jahren, seit auch die Arktis dauerhaft und in größerem Umfang mit Eis bedeckt ist. Dieser Zeitraum entspricht annähernd dem geologischen Zeitabschnitt des Quartärs.Neben einer nicht genau zu bestimmenden Anzahl kürzerer Vereisungsperioden sind aus der Erdgeschichte sechs Eiszeitalter bekannt, von denen jedes mehrere Millionen Jahre umfasste. Dazwischen lagen unterschiedlich lange Zeiträume mit mehr oder minder stark ausgeprägtem Warmklima.“Es sollte nun also jedem klar sein, daß auch ein Eiszeitalter irgendwann mal endet (erst recht nach 34 Mio. Jahren). Und dann das Kohlendioxid, ein Teufelszeug - aber es ist halt auch eine Nahrungsgrundlage unserer Pflanzen. Ich sag mal so, wäre ich Veganer, ich würde mich morgen sofort um eine “Viper” mit V10 Motor und 8,0l Hubraum bemühen - nur wegen der CO2-Emmission. Schließlich muß man sich ja auch um die Versorgung seiner Ernährungsgrundlage kümmern und, nebenher, den Finanzminister freut das auch. Wenn es wärmer wird, dann kann die Atmosphäre mehr Wasser aufnehmen, es wird mehr regnen und wir müssen nicht verdursten (außer die Ernte der Braugerste fällt ins Wasser). Alles in allem wäre diese Entwicklung nicht so schlecht.

Dirk Jungnickel / 08.02.2021

Im Moment erleben wir einen Paradigmenwechsel. Aus dem Klimawandel wird anhand der Wetterwende ein Non - Klimwandel, ein Klima - Fragezeichen sozusagen. Nicht,  dass die ERLEUCHTETE etwa das Maskentragen bei minus 10 Grad Frischluft verbieten - die Hälfte der Michels und Michelinen hielte sich eh nicht daran - oder die Windquirle verschrotten würde, nein,  wenigstens die Wetterfrösche bleiben auf Panik - Modus geschaltet, und die ERLEUCHTETE kann sich zurück SPAHNEN. Doch am Mittwoch wird uns das Politbüro non - klimawandel - bedingte neue C. - Virenmutationen und ihre Folgen präsentieren. Dann ist wieder Schluß mit lustig !    

Jürgen Langer / 08.02.2021

Angesichts dieses Corona-Virus-Nebels ist es ja fast schon erfrischend, dass Sie den Blick auf den Klima-Wahnsinn lenken, der nach Corona bestimmt stärker entfacht wird, trotz der gegenwärtigen Erfahrung, dass der Winter in Deutschland nicht “ausgestorben” ist, wie der sympathische Klimaforscher Latif im Jahre 2000 in einem SPIEGEL-Artikel verlauten ließ: “Winter ade Nie wieder Schnee? In Deutschland gehören klirrend kalte Winter der Vergangenheit an: “Winter mit starkem Frost und viel Schnee wie noch vor zwanzig Jahren wird es in unseren Breiten nicht mehr geben”, sagt der Wissenschaftler Mojib Latif vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie. 01.04.2000, 13.43 Uhr”

Udo Kemmerling / 08.02.2021

Zweifel am menschengemachten “Klimawandel” ergibt sich nicht aus der Fehlerhaftigkeit von zu beschreibenden Massenströmen, sondern aus der Tatsache, dass zwei schmale Absorptionsbande eines Spurengases für das Wetter-Komplettgeschehen verantwortlich sein sollen, und ALLES ANDERE NICHT!!!

Bernd Michalski / 08.02.2021

Immerhin, so langsam wird es dem einen oder anderen deutschen Professor nun doch zu dumm und zu offensichtlich mit dem Energiewende-Propaganda-Blödsinn und den – aus technisch-physikalischer oder ökonomischer Sicht – völlig unsinnigen Maßnahmen. Allerdings würde es eben unter normalen Umständen, d.h. in einer funktionierenden öffentlichen Debatte mit seriös recherchierenden Journalisten, keines ausgewachsenen Thermodynamik-Professors bedürfen, um die Lügen aufzudecken, die uns aufgetischt werden, ob nun bei Elektro-Akku-Autos, Öko-Strom-Eisenbahnfahren oder “klimaneutralem Fliegen”. Und das gilt natürlich selbst dann, wenn der angeblich in Indien zusätzlich geförderte Solarstrom so reichlich fließen würde wie behauptet UND wenn der Solarstrom in Indien, vermutlich mit in China mit in Dreckskohlekraftwerken erzeugtem Strom hergestellten Paneelen, auch nur halbwegs so CO2-frei wäre wie “amtlich” berechnet. Denn entweder der Flieger fliegt und verbrennt Kerosin, oder auch nicht. Nur zuhausebleiben vermeidet das CO2. Der Ablasshandel ist ein reiner Schwindel, denn man könnte zusätzliche Bäume ja ohnehin pflanzen oder den Regenwald schützen – wenn man es tatsächlich ernst meint, sollte oder muss man das sogar. Das ist wie heute Buttercremetorte essen, aber am nächsten Tag nur Knäckebrot. Man kann auch einfach zwei Tage lang Knäckebrot essen, dann macht das Fasten richtig Sinn. +++ Über die GCM-Simulationen sollte man heutzutage auch kein Wort mehr verlieren müssen. Die liegen schon seit so vielen Jahren konsequent immer daneben, alle miteinander, und alle reichlich auf der Übertreibungsseite. Nur die Russen liegen nah an der Realität, weil sie keinen albernen superstarken positiven Feedback durch Wolken einrechnen, aber ihre Prognosen taugen eben auch nicht zur Panikmache. +++ Also alles in allem: Gut gemeint und vermutlich interessante, technisch fundierte Hinweise. Aber doch auch ein wenig kurz gesprungen.

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