Henryk M. Broder / 23.02.2011 / 11:05 / 0 / Seite ausdrucken

sehr geehrter genosse lagodinsky,

ich habe gerade die einladung zu ihrer tanzparty am 26. februar erhalten und nehme dies zum anlass, ihnen meine anerkennung für den ungeheuren mut auszusprechen, an ein ereignis zu erinnern, das vor 68 jahren stattgfunden hat.

das muss, nehme ich an, mit dem akuten mangel an ereignissen aus der jetztzeit zusammenhängen, bei denen menschen in tunesien, ägypten und libyen ihre leben riskieren, um diktatoren aus dem amt zu jagen. ich vermute, so um das jahr 2079 herum wird der arbeitskreis jüdischer sozialdemokratinnen und sozialdemokraten an die ereignisse von 2011 erinnern, am besten unter dem titel: “Nichts wird vergessen. Gedenken ohne Zeitzeugen. Kairo 2011”.

ihr parteifreund martin schulz hat gezeigt, wie man so etwas macht. er schloss den tunesischen präsidenten ben ali mit seiner partei aus der sozialistischen internationale aus, nachdem dieser aus dem präsidentenamt geflohen war, unter mitnahme von einer tonne gold im gepäck. bei husni mubarak zögert herr schulz noch, da braucht er noch ein paar jahre, um sich eine meinung zu bilden.

also, so sehr ich ihren mut, an einen akt des widerstandes vor 68 jahren zu erinnen, bewundere, so sehr muss ich doch fragen, ob sie noch alle sprossen an der leiter haben, mit deren hilfe sie innerhalb der spd zu amt und würden aufsteigen möchten. sie haben sich mit zwei gestalten zusammen getan haben, die nichts sind als schäbige trittbrettfahrer der geschichte, um es noch sehr zärtlich und zurückhaltend zu formulieren. frau runge hat als IM für die stasi gearbeitet und vier “republik-flüchtinge” denunziert, die daraufhin in den ddr-knast gekommen sind. das mag juristisch inzwischen verjährt sein, aber ein gütesiegel, um an kundgebungen zu ehren von widerstandskämpfern teilzunehmen, ist es nicht. herr offenberg hat zu ddr-zeiten auf dem leipziger filmfest den “preis der PLO” bekommen, bevor ihm später einfiel, dass er eigentlich ein gesetzestreuer jude und deswegen von der vorsehung dazu bestimmt ist, die gemeinde “adass jisroel” mitsamt ihren immobilien zu übernehmen. und während chris gueffroy bei dem versuch, über die mauer zu klettern, verblutete, konnte herr offenberg ungehindert zwischen west und ost reisen und dabei jedesmal den red-carpet-empfang geniessen, der ihm bereitet wurde.

das sind ihre kollaborateure, genosse lagodinski. erstaunlich, dass sie nicht gleich auf gregor gysi gekommen sind, der noch heute mit seinen guten kontakten zum ZK und politbüro angibt.

sie kennen vermutlich otto wels, der in seiner rede zur begründung der ablehnung des ermächtigungsgsetzes am 23.3.33, also vor 78 jahren, im reichstag gesagt hat: “wir sind wehrlos, wehrlos ist aber nicht ehrlos.”

für sie, genosse lagodindski, und ihre ranzigen mitstreiter gilt das gegenteil.
freundschaft!
hb


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