Chaim Noll / 22.11.2021 / 10:00 / Foto: Medvedev / 106 / Seite ausdrucken

Schattenhafte Schaltzentrale: Angela Merkels neues Büro

Es gibt Formen der Korruption, die ganz legal sind. Das geplante Merkel-Monster-Büro hat das Potenzial zu einer Schaltzentrale des Schattenhaften, einem Konglomerat der Korruption.

Deutschland hält sich für ein sauberes Land, in dem Regierungskriminalität und die Korruption hochrangiger Politiker annähernd unbekannte Erscheinungen sind. Herablassend, oft hämisch berichten deutsche Leitmedien über Korruption, Ämterkauf und Bestechung anderswo. Vor allem Angela Merkel gilt als Musterbeispiel einer unbestechlichen Politikerin. Moralische Entrüstung über ihren politischen Ziehvater Helmut Kohl und dessen „Schwarze Kassen“ verhalfen ihr einst zum CDU-Vorsitz und zur Kanzlerkandidatur. Und seitdem spielte sie mit großem Erfolg die Rolle einer moralischen Instanz. Menschlich hochanständig, erhaben über jede Versuchung und ethisch gefestigt durch eine fundierte sozialistische Erziehung, glitt die Unerschütterliche wie eine verdiente Fregatte durch die wilden Wasser einer skandalträchtigen politischen Welt.

Gute sechzehn Jahre im Amt, überlebte Merkel viele politische Führer anderer Staaten und Parteien, die während ihrer Amtszeit durch Korruptionsaffären zu Fall kamen. Ihre moralische Makellosigkeit gab vielen Deutschen das beruhigende Gefühl einer anderswo unbekannten Solidität, einer fast traumhaften Stabilität und Überlegenheit. Und hat sicher manchen bewogen, ihr immer weiter zu vertrauen, auch, wenn es zur Wahlurne ging. Einer so rundum verdienten Führerpersönlichkeit darf man auch den Ruhestand ein wenig versüßen, zum Beispiel, in dem man ihr als Rentnerin ein Büro mit Mitarbeitern und Dienstwagen zur Verfügung stellt.

Zuerst informierte die amerikanische Internet-Seite Business Insider (die weitgehend dem Springer-Konzern gehört) über das Ausmaß von Angela Merkels neuer operativer Basis, inzwischen sind die Einzelheiten durch alle großen Medien gegangen. Nach dem Ende ihrer Amtszeit als Bundeskanzlerin soll Angela Merkel aus Steuermitteln ein Büro mit insgesamt neun Mitarbeitern (und entsprechend vielen Räumen) finanziert werden. Am Dienstag, dem 16. November 2021, beschloss der Hauptausschuss des Bundestags in aller Stille, diesem Antrag des Finanzministeriums stattzugeben.

Versiert in der Kunst des Verschleierns

Business Insider hat die neun Posten genauestens aufgelistet: Zwei Stellen der Besoldungsgruppe B6 (Grundgehalt 10.412 Euro) für die Leitung des Büros sowie eine Stellvertreterin oder einen Stellvertreter, dazu je zwei Referenten und Sachbearbeiter (Besoldungsgruppe A15, etwa 7.100 Euro, respektive E 14, bis 5.600 Euro), eine Stelle für Bürosachbearbeitung sowie zwei Fahrerinnen oder Fahrer. Das sind vier Angestellte mehr, als bisher vertretbar schien und sie etwa Altkanzler Schröder zugestanden wurden. Insgesamt könnten sich die Kosten für Angela Merkels Büro auf monatlich 56.000 Euro belaufen, also jährlich fast eine dreiviertel Million. Dazu Merkels eigene Pension von monatlich 15.000 Euro – eine weitere knappe viertel Million jährlich – macht zusammen eine ganze. Dazu die Nebenkosten des Büros, Material, die Leasing-Raten und der – heutzutage teure – Treibstoff für die Dienstwagen: Die pensionierte Kanzlerin wird den deutschen Steuerzahler deutlich mehr als eine Million Euro im Jahr kosten. Auf Lebenszeit. Und da wir Angela Merkel wie jedem Menschen ein langes Leben wünschen, können mit den Jahren Millionen im zweistelligen Bereich zusammenkommen.

„Private Tätigkeiten oder Tätigkeiten, die auf Einkünfte gerichtet sind, werden nicht durch dieses künftige a.D.-Büro unterstützt“, betonte Noch-Regierungssprecher Seibert, von Journalisten auf das Mega-Büro angesprochen. Diese Absicht zur sauberen Trennung der Sphären ist gut gemeint, aber kaum realisierbar. Wer will das Private, Politische und Geschäftliche bei einer Rentnerin trennen? Noch dazu bei einer, die so versiert ist in der Kunst des Verschleierns? Wer will und kann dieses „a.D.-Büro“ kontrollieren? Was ist diese Einrichtung, strukturell gesehen? Da Angela Merkel kein Amt mehr bekleidet: ein Ort inoffizieller Aktivitäten. In dieser Sphäre geht das Staatlich-Gesetzliche ins Obskure über. Das geplante Monster-Büro hat das Potenzial zu einer Schaltzentrale des Schattenhaften, einem Konglomerat der Korruption.

Einziger offener Widerspruch kam, soweit mir bekannt, von der Partei Die Linke, von deren Finanzausschuss-Mitglied Gesine Lötzsch„Die üppige Ausstattung ihres (Angela Merkels) zukünftigen Büros erweckt den Eindruck, als ob sie ein Schattenkanzleramt aufmachen will. Offensichtlich steht der amtierende Finanzminister Scholz tief in ihrer Schuld. Anders ist diese Überausstattung nicht zu erklären.“

Es gibt Formen der Korruption, die ganz legal sind. Die zuständigen staatlichen Einrichtungen müssen sie nur absegnen und für rechtens erklären, gegebenenfalls muss ein gefügiges Parlament diesen Beschluss wie so viele andere in einem unbeobachteten Moment durchwinken. Dann hat alles seine Ordnung. Und was man andernorts „korrupt“ nennen würde, ist mit einem Mal gutes Recht.

 

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Volker Voegele / 22.11.2021

Nein, über Angela Merkels neues Büro muss man sich keine Sorgen machen. Das wird unter dem bewährten Motto organisiert, „Vertrauen ist gut, Merkel ist besser“. Der zukünftige Kanzler, die zukünftige Außenministerin, die Ministerpräsidentenkonferenz, der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, die Chefin der Europäischen Kommission und viele weitere Personen und Organisationen brauchen doch die begleitende Unterstützung und ruhige Handführung dieser famosen Matrone.

Peter Krämer / 22.11.2021

Ich habe den Eindruck, das Frau Merkel solange als unverzichtbare Polit-Ikone behalten werden soll, bis all diejenigen aus Parlament und Medien, die sie über all die Jahre im Amt gehalten haben, selbst nicht mehr um Mandat und Versorgung bangen müssen. Die Aufarbeitung ihrer zahlreichen gravierenden Fehlentscheidungen findet, wenn überhaupt, in der nächsten Generation statt. Zurzeit ist wie immer niemand für irgend etwas mitverantwortlich.

Ilona Grimm / 22.11.2021

@Claudius Pappe: »Die Angela Merkel Stiftung wird am 3. Oktober 2022 in das Stiftungsregister eingetragen. Startkapital kommt von Bertelsmann, Springer, Greenpeace, Soros, Schwab, Kat. und evangelischer Kirche, Zentralrat der Juden und Moslems, Rockefeller und von Bill Gates.«—- Ich wette nicht dagegen! Es wird so kommen. Nur wird die Förderung von Scholz auf 30 Mio. aufgerundet. Gibt schönere Bilder.

Peter Jkoljaiczek / 22.11.2021

Ihre Partei fährt das schlechteste Ergebnis aller Zeiten und sie wird trotzdem als Gallionsfigur hochgejubelt. Das ist wie wenn wir jedes Mal nach dem letzten Platz im GrandPrix de Eurovision mit dem Autokorso jubelnd die Innenstädte hupend ab und auf fahren würden. Fällt den niemand die absurde Disonanz auf ????

Michael Kleber / 22.11.2021

@ Richard Reit …..und der Parteiauftrag noch nicht gänzlich erfüllt.

Bernd Schreller / 22.11.2021

@Petra Wilhelmi “Ein moralisch anständiger Politiker…”.    Sie wissen es ja selbst: “anständig” und “Politiker” schliessen sich aus. Keiner der die höheren Weihen in der Politik erhält, ist anständig. DIE Vorausssetzung dafür ist Erpressbarkeit. Sonst käme der/die/wai nie auch nur in die Nähe der Möglichkeit.

Claudius Pappe / 22.11.2021

Die Angela Merkel Stiftung wird am 3. Oktober 2022 in das Stiftungsregister eingetragen. Startkapital kommt von Bertelsmann, Springer, Greenpeace, Soros, Schwab, Kat. und evangelischer Kirche, Zentralrat der Juden und Moslems, Rockefeller und von Bill Gates. Ziel ist es die Demokratie in Deutschland und Europa zu stärken. Einen Bundeszuschuß von 27,89 Millionen Euro ist vom zukünftigen Kanzler Scholz in Aussicht gestellt worden. Studenten winkt eine Förderung, systemtreuen Künstlern soll eine neue Heimat gegeben werden. Die deutsche Flagge soll durch die Regenbogenfahne ersetzt werden.

M. Corvinius / 22.11.2021

Wozu das Ganze? Raus ist raus! Die Abwicklung nacheilender Geschäfte kann vom Bundeskanzleramt mit erledigt werden. Ansonsten meinetwegen zwei Legislaturperioden Personenschutz. Aber damit wär’s dann auch gut!

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