@Emma W. in Broakulla: Meine Aussage über die Russischkenntnisse bezog sich auf die Ukraine (gestützt auf dortige Erfahrungen). Mir war beim Nachlesen schon aufgefallen, daß der Bezug in meinem Text nicht ganz klar war - aber man kann ja nachträglich nichts mehr korrigieren. Nein, bei Deutschen ist die Kenntnis des Russischen minimal. Ohne meine Reisen hätte auch bei mir das Schulrussisch wenig geholfen. Und viele Russen in Deutschland können kaum deutsch, schlecht für reale Verständigung.
Ein sehr beeindruckender Überblick. Wohltuend die wenigen verschwörerischerischen Kommentare, die in allem Übel den bösen alles von oben steuernden Ami sehen und die mit ihren Äpfel-Birnenvergleichen früherer Kriege extrem nerfen. Man muss nicht alles gut finden, was die Amis in der Welt anstellen und anstellten, aber oft waren es begründbare Kriege gegen äußerst gefährliche Despoten, die vermutlich ohne Eingreifen der Amis vielmehr Leid als durch den Krieg, der diese Despoten stoppte angerichtet hätten. Wir kennen ja alle ein uns betreffendes Beispiel hierfür. Aber wo sind denn die ganzen jetzt amerikanisch sprechenden heim nach Amerika geholten entnazifizierten Araber und warum haben die Amis nicht alle Bodenschätze in den Regionen annektiert? Dass man in jedem Artikel immer etwas finden kann, was fehlt ist leicht, aber die diesbezüglichen Bemerkungen erscheinen mir besonders in den hiesigen “Antimainstream Kommentaren” oft als altklug ungerechtfertigt. Mich hat bisher sehr Herr Reitschuster beeindruckt, der in meinen Augen ehrlich selbstkritisch und unermüdlich gegen Verlogenheit und Eitelkeit ankämpft, was er ganz besonders in der Coronadiktatur bewiesen hat. Er ist es auch, der mir durch seine Artikel plausibel vor Augen führte, wie man sich solch barbarische Kriegshandlungen der russischen Führung erklären kann, in dem er anschaulich und plakativ die sich in den letzten zwanzig jahren in Russland entwicklelnde von Größenwahn und rassisticher Herrenmenschenideologie geprägte Regierungsrige beschreibt, die von einer an Hitlerdeutschland erinnernden Propagandamaschinerie ge und unterstützt wird. Man sollte nicht um den heissen Brei herum reden. Die russische Führungsriege ist eine Ansammlung von größenwahnsigen Primitivlingen, die mit abstrusen Verschwörungstheorien ihre Greuel rechtfertigen und das macht die Sache leider sehr gefährlich.
Geschichte zwischen der Ukraine und Russland hin oder her. Irgendwie scheint mir Putin das Opfer seiner Selbstüberschätzung zu sein. Putin tat das Provozierendste, was er unter diesen Umständen tun konnte. Wunschhandeln aus Unvernunft. Hatte Putin eigentlich keine gemäßigten Berater, die ihn darauf hingewiesen haben, dass der mit dem militärischen Einmarsch in die Ukraine angerichtete Schaden größer sein wird als jeder erdenkliche Gewinn? Russland hat dadurch Verluste an Vertrauen und wirtschaftlichen Beziehungen und wirtschaftlicher Stabilität erlitten.
@ Daniel Öhler - Die Definition von Faschismus des Historikers Robert Owen Paxton lautet: Faschismus ist “eine Form politischen Verhaltens, die durch eine obsessive Beschäftigung mit dem Niedergang der eigenen Gemeinschaft, ihrer Demütigung oder Opferrolle sowie durch kompensatorische Kulte von Einheit, Stärke und Reinheit gekennzeichnet ist”. Also danach ist eigentlich klar WO der Faschismus dominiert!! Uebrigens ist laut russischer Propaganda neuerdings auch Astrid Lindgren Nazi! Weil Schweden der NATO beitreten will, läuft russische Propaganda auf Hochtouren: An Moskauer Bushaltestellen wird Schweden als Nazi-Land dargestellt. Astrid Lindgren sei Nazi gewesen! Lindgren nannte Hitler “Bestie” und schrieb schon 1939: “Schade, dass niemand Hitler erschießt” Schweden liebäugelt ebenso wie Finnland mit einer Nato-Mitgliedschaft. Hoffentlich sucht Putin keinen Anlass Schweden ebenfalls “entnazifieren” zu muessen.
Beim Nachdenken über den Text und die aufschlussreichen Antworten dazu fiel mir ein, dass ja das Ringen um Identitäten und Nationalstaatlichkeit in Westeuropa auch noch nicht beendet ist, etwa in Belgien, Spanien und Nordirland. Wobei den politischen Leitfiguren und diplomatischen Eliten Europas in diesen Fällen bisher keinerlei Lösungen eingefallen sind. Aber im Falle der Ukraine gibt man sich gerne oberschlau. Mit einem Beitritt der Türken käme gleich noch so ein verkorkstes System dazu. Von den Balkanstaaten unter dem Hegemon der Nato ganz zu schweigen. Wenn nun demnächst der Befreiungskampf der Ukrainer in einem neuen souveränen Nationalstaat mündet, dann müssen sich die Ukrainer hinten anstellen wenn sie die Lösung ihrer Probleme von der EU erwarten. Es ist doch ein Unding, wenn der derzeitige Chef einer christlichen Oppositionspartei dort Hilfe, Geld und Geschenke verspricht. Wobei doch jedem klar ist, dass alles dorthin Gelieferte der deutschen Bevölkerung vorenthalten oder sogar abgepresst werden muss. Ich denke, viele, nicht nur hier im Osten haben inzwischen genug Opfer gebracht.
@Arne Ausländer - ” Alle über 40 haben noch die einst allgegenwärtige russische Sprache verinnerlicht, selbst die Jüngeren verstehen es nicht schwerer als Holländer deutsch. ” Da muss ich widersprechen denn nicht “ALLE” ueber 40 sind in Ostdeutschland aufgewachsen und haben daher keineswegs die russische Sprache verinnerlicht. In Westdeutschland hat, gerade von den älteren, nach 1945 geborenen , niemand Beruehrung mit der russischen Sprache gehabt.
Warum klagen die Länder Osteuropas so über die Russen. Sie haben doch nach 1945 alles von den Russen bekommen um groß zu werden durch alle Deutschen Gebiete einzuverleiben. Die Deutschen hat man einfach rausgeschmissen. Basta. Das vergessen die Nationalisten in diesen Ländern und Deutschland duckte sich und hatte Angst etwas zu sagen da wir schuldig waren und sind und schuldig bleiben solange es Deutsche gibt.
@Corinne Henker: “eine kleine eigenständige Ukraine spaltete sich Mitte des 19. Jh. von Polen ab, schloss sich aber nur wenige Jahre später freiwillig Russland an.” Wo und wann soll sich die russische Grenze zwischen Ostsee und Schwarzem Meer zwischen 1815 und 1914 verändert haben? Ein Teil Süd-Bessarabiens wurde 1856-78 der Moldau überlassen, damit die einen Zugang zum Meer hatten, aber sonst? Gibt es da russische Geheiminfos?—Ukrainisches Nationalbewußtsein entwickelte sich im Laufe des 19.Jh. - ähnlich wie bei vielen anderen Völkern, ausgelöst durch die französische Expansion unter Napoleon. Daß die Sprache echt und nicht - wie gelegentlich behauptet - ein künstliches Konstrukt ist, kann man in den Karpaten sehen: vom polnisch-slowakischen Grenzgebiet bis zur rumänischen Maramuresch gibt es ukrainisch-sprachige Bevölkerung. Natürlich variieren die Dialekte, wie in den Bergen üblich. Ab 1917 gab es auf ukrainischem Gebiet diverse explizit ukrainische Staatsgründungen mit unterschiedlichem ideologischen Hintergrund. Schon daran wird sichtbar, daß die Ukraine keine Erfindung ist, schon gar nicht die Lenins. Aber ohne russisch-imperiales Gehabe zu allen Zeiten wäre es wohl wirklich bei regionalen Unterschieden geblieben. Ähnliches war in Katalonien zu beobachten: erst die Verweigerung, dieselben Rechte zu bekommen wie die Basken nach deren blutigem Kampf, brachte der Unabhängigkeitsbewegung nennenswerte Popularität. Wenn man sich die Staaten der Welt anschaut, sieht man doch: Deckungsgleichheit von Staat und Volk ist seltene Ausnahme. Auch nicht nötig bei vernünftiger Politik.
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