Gastautor / 09.11.2022 / 13:00 / Foto: Pixabay / 49 / Seite ausdrucken

Sag beim Abschied leise „Geht doch!“

Semen Gorelik, Vorsitzender der Gesetzestreuen Jüdischen Landesgemeinde Brandenburg mit Sitz in Potsdam, gibt auf und zieht nach Israel. Er empfiehlt jedem, der sich zum Judentum bekennt, dieses Land schnellstmöglich zu verlassen. Wir dokumentieren seinen Abschiedsbrief.

Im Juli 1996 bin ich zusammen mit meinem Vater als jüdischer Kontingentflüchtling nach Deutschland gekommen. Mein Vater beherrschte Jiddisch und Hebräisch und leitete in einem von einer jüdischen Vereinigung verwalteten Aufnahmewohnheim für jüdische Zugewanderte in Potsdam gelegentlich jüdische G-ttesdienste.

Es hat sich jedoch herausgestellt, dass diese 1991 von Zugewanderten gegründete und dem sogenannten deutschen Ersatzjudentum mit dem sogenannten Zentralrat der Juden an der Spitze zugeordnete Vereinigung keine jüdische Religionsgemeinschaft ist.

Wir haben uns daher zusammen mit 60 weiteren jüdischen Familien entschieden, eine echte jüdische Religionsgemeinschaft im Land Brandenburg zu gründen, um das vernichtete jüdische Leben wiederaufzubauen und den zugewanderten jüdischen Familien zu ermöglichen, in diesem Bundesland jüdisch leben zu können. So ist im Januar 1999 die Gesetzestreue Jüdische Landesgemeinde Brandenburg als Nachfolgerin des vernichteten Preußischen Landesverbandes Gesetzestreuer Synagogengemeinden KdöR wieder gegründet worden, der ich seit über 23 Jahren als Vorstandsvorsitzender vorstehe.

In Deutschland soll kein Judentum mehr entstehen

Nach rund zwölfmonatigen Verhandlungen hat die Gesetzestreue Landesgemeinde von dem für die Religionsgemeinschaften zuständigen Kulturministerium des Landes Brandenburg im Sommer 2000 eine Absage erhalten mit der Begründung, in Deutschland sei ausschließlich das unter dem Dach des sogenannten Zentralrates installierte politische Ersatzjudentum willkommen und nur seine Landesverbände seien förderwürdig. Die Machthabenden haben sich also für die Fortsetzung der Politik entschieden, nach der Juden von den Behörden in „nützlich" und „unnütz" selektiert werden.

Unser langjähriger Klageweg und die von uns erwirkten Entscheidungen des Oberverwaltungsgerichtes Brandenburg (2005) und des Bundesverfassungsgerichts (2009), die das Land verpflichtet haben, die Gesetzestreue Jüdische Landesgemeinde als eine andere, historisch fortbestehende und von den Verbänden des sog. Zentralrates der Juden zu unterscheidende jüdische Religionsgemeinschaft gleich zu behandeln, konnten die von der Politik beschlossene Ablehnung des Judentums nicht beeinflussen. Das Land verweigerte uns jede für den Wiederaufbau des vernichteten jüdischen Lebens notwendige Förderung, jede Unterstützung mit Gemeinderäumen und lehnte den für unsere Landesgemeinde benötigten Schutz und Sicherheitsstandard stets ab. Auch heute steht die Gemeinde ohne jeden Schutz da.

Man kann in diesem Land als Jude nicht leben

Mit seiner antijüdischen Außen- und Innenpolitik hat das Land bewiesen, dass der Antisemitismus ein untrennbarer Teil der staatspolitischen Ideologie dieses Landes ist. Man kann in diesem Land als Jude nicht leben! Und ich will in diesem Land nicht mehr leben.

Ich will nicht in einem Land leben, dessen Bundespräsident einen Kranz am Grab des Mörders, Terroristen und Antisemiten Arafat niederlegt! Ich will nicht in einem Land leben, dessen Bundeskanzlerin Millionen antisemitisch erzogener Muslime, die hier Juden und jüdische Einrichtungen angreifen, nach Deutschland als Flüchtlinge holt. Ich will nicht in einem Land leben, dessen Bundeskanzler dem weltweit bekannten Antisemiten Abu Mazen (Mahmud Abbas) eine öffentliche Bühne im Bundeskanzleramt bietet und ihm dort nach einer antisemitischen Aussage noch die Hand schüttelt. Ich will nicht in einem Land leben, das terroristische Banden fördert und mit den antisemitischen Staaten zusammenarbeitet, die unseren Staat Israel und uns Juden vernichten wollen.

Ich will nicht in einem Land leben, in dem Kinder, die bestimmt nicht als Antisemiten geboren sind, mithilfe einer von Pflichtgebühren finanzierten massiven antijüdischen und antiisraelischen Staatspropaganda und mithilfe der Erziehungs- und Bildungspolitik sehr erfolgreich zu Antisemiten erzogen werden. Ich will nicht in einem Land leben, in dem die so erzogene Mehrheit der Bevölkerung sich zum Antisemitismus bekennt. Ich will nicht in einem Land leben, in dem ich mich als Jude immer und überall verstecken muss. Ich will nicht in einem Land leben, in dem unsere israelische Fahne von einem Teil der Bevölkerung als Provokation empfunden wird. Ich will nicht in einem Land leben, in dem man auf der Straße keine Kipa tragen darf.

Ersatzjudentum mit staatseigenen Schein-Synagogen

Ich will nicht in einem Land leben, in dem gläubige Juden keine mindestnotwendigen jüdischen Einrichtungen wiederaufbauen und dadurch kein Judentum praktizieren können. Ich will nicht in einem Land leben, das ein Ersatzjudentum mit staatseigenen Schein-Synagogen installiert und das eigentliche Judentum vertreibt. Ich will nicht in einem Land leben, das eine Ausbildung und Verbreitung von Ersatzrabbinern und Ersatzrabbinerinnen für Europa und die ganze Welt fördert, um das eigentliche Judentum zu verdrängen. Ich will nicht in einem Land leben, das aufgrund seiner unveränderten staatspolitischen Ideologie vom Mittelalter über Martin Luther bis heute und mit seiner als „Judensau“ bekannten Schmähplastik an der Fassade ein Epizentrum des Antisemitismus darstellt.

Ich will nicht in einem Land leben, in dem die aus Pflichtgebühren finanzierten Massenmedien von der Politik geleitet werden und unsere Pressemitteilungen nicht veröffentlichen. Ich will nicht in einem Land leben, in dem die Klagen der Gesetzestreuen Landesgemeinde aus den Jahren 2017, 2018, 2019, 2020 und 2021 beim Verwaltungsgericht Potsdam sowie unsere Verfassungsbeschwerde aus dem Jahre 2019 beim Bundesverfassungsgericht unbearbeitet liegen und wir damit keinen wirksamen Schutz durch die Gerichte bekommen können.

Es ist müßig, diese unendliche Aufzählung fortzusetzen. Damit kann man nichts ändern. Ich gehe nach Israel und empfehle jedem, der sich zum Judentum bekennt, dieses Land schnellstmöglich zu verlassen.

 

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Thomin Weller / 09.11.2022

Ich habe mich immer gewundert warum der Zentralrat der Juden in München eine so komische Politik betreibt. Ignaz Bubis wurden heftige Vorwürfe gemacht, sein Sarg mit schwarzer Tinte befleckt. München eine Hochburg von Scientology und Banderas wird jedes Jahr gefeiert. Das Land Brandenburg mit Platzek unterschrieb 12.09.2003 ein Konkordat, basierend auf dem Reichskonkordat von 1933, ewig gültig, unkündbar. Seit über 10 Jahren beobachte ich das Deutschland bzw. Europa eine massive Rolle rückwärts in die Geschichte macht, Ratzinger wollte zurück zum Wiener Kongress. Nicht nur durch Ratzinger, auch Spanien Opus Dei, Jesuiten, CIA, BND und auch die Malteser Kreuzritter(Volt Partei) etc. Besonders erschrocken bin ich über die aktuelle UNO Resolution “„Bekämpfung der Verherrlichung des Nationalsozialismus, des Neonazismus und anderer Praktiken, die zur Eskalation gegenwärtiger Formen des Rassismus, der Rassendiskriminierung, der Fremdenfeindlichkeit und der damit verbundenen Intoleranz beitragen“ von allen Staaten abgelehnt wurde. Fakt ist für mich das die Aufarbeitung der Geschichte der Juden und das 3.Reich einzig monothematisch beim Holocaust stecken geblieben ist. Den traurigen Schritt Deutschland den Rücken zu kehren, kann ich vollens nachvollziehen. Es wird für viele Menschen jeden Tag subtil gefährlicher. Jeder muss inzwischen um seine staatliche Daseinsberechtigung kämpfen, die Gerichte verweigern ihre zugedachte Aufgabe. Die Schlinge der USA zieht sich erneut zu.

Karsten Mahncke / 09.11.2022

@ Rolf Wächter, dem schließe ich mich an.

Bernd Harnischmacher / 09.11.2022

Ein sehr traurig stimmender, aber vollkommen nachvollziehbarer Artikel. Es ist schlimm, wenn die Falschen das Land – mittlerweile oft fluchtartig! – verlassen. Ausgerechnet diejenigen, denen Deutschland und Europa große Teile seiner Kultur und Wirtschaft zu verdanken hat. Und natürlich betrifft es nicht nur jüdische Mitbürger, auch Homosexuelle fühlen sich in diesem buntwokediversen Misthaufen zusehends unsicher. Merke: Wer “Refugees welcome” ruft, sagt vor allem eins: Juden und Schwule, verpisst euch!

Bärbel Witzel / 09.11.2022

Ich bin ebenso fassungslos. Erinnert sich noch jemand an die Arte Doku-Reihe “Eine Geschichte des Antisemitismus”? Immer wieder wurden und werden Juden bis heute angefeindet. Gründe dafür gibt es viele. Ein Grund ist sicherlich, dass das Papst-Christentum,  bez. das römische Christentum in Wirklichkeit ein falsches Christentum ist. Die Kaiser in Europa mussten alle den jeweiligen Päpsten konform sein. So kam es u. a. zur Unterjochung in ganz Europa. Die Päpste hielten sich wohl für unfehlbar, was natürlich nicht stimmt. Hinzu kommt noch der katholische Islam, “Alberto Rivera´s Vermächtnis”. Die christlichen Feiertage sind auch nicht die der Römisch-Katholischen Kirche, sondern die nach dem jüdischen Kalender, das ergibt sogar einen Sinn. Ich kann es nur so beschreiben: Die Juden feiern die Feste des Lebens. Ein kanadischer Journalist packte schon vor 7 Jahren aus: “Deutschlands Selbstmord” - Merkel´s bedingungsloser Einwanderungsaufruf. Angela Merkel wurde gefragt, ob sie einen Krieg unterstütze. Daraufhin antwortete sie, sie unterstütze nie einen Krieg. Über die STASI könnte man viel schreiben, es gibt zahlreiche Quellen, dass die STASI, dazu gehört nun auch Angela Merkel, immer Kriege unterstützt hat. Eine Buchempfehlung: “Unerklärte Kriege gegen Israel” von Jeffrey Herf. Immer wenn ein Volk durch Fremdvölker ersetzt wird zerfällt eine Kultur. Das ist nicht neu in der Geschichte. Ich weiß nicht, ob man aus Deutschland eines Tages wieder fliehen muss. Europa war schon immer ein Unruheherd. Aus dem heidnischen römischen Reich haben viele Menschen anscheinend nichts gelernt.

finn waidjuk / 09.11.2022

Ich empfehle auch JEDEM Deutschen, der es irgendwie kann, dieses Land schnellstmöglich zu verlassen.

Rolf Wächter / 09.11.2022

Die meisten Ostdeutschen (und somit auch ich) wurden als Atheisten und Gottlose erzogen. Deswegen können wir mit den Göttern der Christen, Juden, Moslems und anderen Religionen wenig anfangen. Bei den Kommunisten gab es aber neue Götter: Marx und Lenin. Im Namen aller dieser Götter wurden immer schon Völkermorde und andere Verbrechen begangen. Und die Gläubigen der jeweils anderen Religion wurden diskriminiert oder auch getötet. Also laßt uns heute Lebende mit den Taten unserer Vorfahren zufrieden. Wenn es kein friedliches Zusammenleben von verschiedenen Religionen geben kann, muß der jeweils Verfolgte eben in ein Land ziehen, in dem seine Religion nicht verfolgt wird. Falls es dieses Land gibt.

K.Beusch / 09.11.2022

Ich pflichte Semen Gorelik ohne Abstriche bei und kann seine Enttäuschung und Verbitterung verstehen.Nach meiner Meinung ist der Zentralrat der Juden in Deutschland, weil politisch völlig abhängig ( warum eigentlich? ) nichts anderes als das Feigenblatt der ” wehret den Anfängen und ” nie wieder ” Sprüche . Wo blieb der Aufschrei 2015 als Merkel die Grenzen für zumeist muslimische Zuwanderer öffnete? Da ich Herrn Schuster und Frau Knobloch nicht Dummheit unterstellen will und kann, muß ich annehmen, daß ihnen völlig bewußt war, was da auf unsere jüdischen Mitbürger zukommt. Ein entschiedenes Eintreten gegen diese zerstörerische Politik hätte vielleicht eine Änderung bewirkt, so haben sie sich mitschuldig an der heutigen Situation gemacht. Es wäre für uns Deutsche sehr wichtig gewesen, daß sich wieder normales jüdisches Leben in Deutschland etabliert, denn wir brauchen diese Menschen für den Dialog. Wir nach dem Krieg geborenen Deutschen und die nach dem Holocaust geborenen Juden, die einen leiden unter den Taten ihrer Vorfahren, die Anderen leiden unter dem Verlust von Familienangehörigen, können nur durch normales Zusammenleben, eventuell sogar Freundschaften, dieses Ewigkeitsverbrechen verstehen und verhindern, daß so etwas noch einmal geschieht.

sybille eden / 09.11.2022

Ich will auch nicht in diesem Land leben ! Aber der Judenhass ist in der ganzen Welt, und in Israel ist es mir zu heiss.

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