Der Artikel lässt mich etwas ratlos zurück. Ich habe nicht verstanden, was Ihr jüdisches Leben genau ausmacht, und was genau Sie hier nicht ausleben können. Im Unterschied zu etlichen anderen Juden, die ich kenne. Okay, Kippa tragen kann an manchen Orten ein Risiko sein und einen Sicherheitsdienst an der Synagoge könnte man vielleicht auch selbst organisieren. Aber sonst?
Lieber Herr Gorelik, Sie sind nicht der Einzige, der in Sachen Antisemitismus resigniert hat. Was den Antisemitismus betrifft, habe ich resigniert, als 2014 linke und grüne Journalisten und Politiker gackerten, die “JUDEN INS GAS!”-Schreierei muslimischer Teilnehmer am Al-Quds-Tag sei doch eigentlich Teil einer legitimen Israelkritik. Wenn die Polizei die Brüller verprügelt hätte (also auch: hätte verprügeln dürfen), und wenn sie ein paar Jahre Knast wegen Volksverhetzung in einem besonders schweren Fall bekommen hätten, würde ich nicht sagen, dass der Antisemitismus in Deutschland systemisch sei, aber weil nichts dergleichen passiert ist, bin ich seitdem endgültig überzeugt davon, dass er es ist - überzeugt auch im ganz wörtlichen, ursprünglichen Sinne des Wortes. Aber ich bin keine Jüdin, sondern Deutsche aus einer seit vermutlich über 1000 Jahren christlichen Familie. Da hat man zwar nicht notwendig andere Werte als Sie, aber man muss anders damit umgehen. Und obwohl mir die Feigheit und Mitläuferei (auch hinsichtlich Corona und “Klimakampf”) manchmal Brechreiz bereiten, fühle ich mich als Deutsche. Was ich mache? Na ja, ich vermöble den Tisch und werde laut, wenn ich mir die gängigen, israel- oder noch offener judenfeindlichen Parolen anhören muss. Mehr geht nicht.
Vorgestern war ich noch ein Querdenker, gestern ein Putintroll und heute bin ich schon ein Antisemit…......................und das auf der Achse ( bis auf den Querdenker)
Total rechts der Mann…bitte weiter gehen!
“Ich will nicht in einem Land leben, in dem die so erzogene Mehrheit der Bevölkerung sich zum Antisemitismus bekennt.” Donnerwetter über 50% der deutschen Bevölkerung “bekennt sich zum Antisemitismus”? Naja dann ...
Ein Vierteljahrhundert vergeudete Lebenszeit in diesem Land schreien nach Wiedergutmachung ! Natürlich wird der Rechts(!)weg nichts bringen . Bleibt nur die Hoffnung auf Göttliche Gerechtigkeit . Masel tov !
Die Wittenberger Schandplastik ist real doch eine Schande für die Kirche und sollte von ihr daher auch weiter getragen werden. Wirkt solch ein Bildnis aber tatsächlich heute noch, wie es vor Jahrhunderten gedacht war, muß das wohl weit tiefere, dramatischere Ursachen haben. auch in diesem Fall erscheint mir das Bild nutzvoll: als Gefahrensignal. Auch das Land Israel muß kritisiert werden können. Gebe es keine realen, ernsten Schattenseiten, warum zögen Herr Gorelik und seine Gemeinde erst nach Jahrzehnten des Kampfes in das Gelobte Land? - ABER: Wenn der deutsche Staat einen einheitlichen Rat für alle Juden vorschreibt, trotz Religions- und Vereinigungsfreiheit, dann zeigt sich darin die reale handfeste Judenfeindlichkeit der deutschen Machtstrukturen. Selbst wenn es nur um Gleichberechtigung gegangen sein dürfte, denn irgendwie scheint diese Gemeinde ja doch existiert zu habe: Es ist nicht Sache des Staates, da Einheitlichkeit vorzuschreiben. Einheitliche Judenräte verlangten auch die Nazis, in Deutschland und auch in den Ghettos. Wenn diese Tradition partout weitergeführt wird, sollte das nicht nur von Juden als Alarmsignal verstanden werden. Es ist ja nicht die einzige NS-Kontinuität in den tiefen des deutschen Verwaltungsapparats.
Neulich habe ich Polanskis Film “Der Pianist” angeschaut, mit den bekannten Gräueltaten im Warschauer Ghetto. Dabei ging mir das erste Mal das Licht auf, dass diesen Film zugleich in Deutschland aus den muslimischen Judenhassgebieten Zugewanderte mit ihren Augen anders sehen, nämlich den Gräueltaten applaudierend. Das wird künftig in meinem Bewusstsein bei Darstellung der Nazigräuel immer im Hintergrund mitlaufen. Was für ein widerliches sich durch sein Verhalten selbst verfluchendes Land! In dem Film “Die Spiegel-Affäre” wird anfangs gezeigt, wie München durch eine Atombombe vernichtet wird, damals nur als ein Alptraum von Franz Josef Strauß.
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