Es gab und gibt das Argument, dass der Ausbau der Verkehrswege zu einer Zunahme des Verkehrs führen würde und daher eigentlich abzulehnen sei. Das eigentlich angestrebte Ziel (Stauauflösung; verbesserter Verkehrsfluß usw.) würde also letztlich gar nicht erreicht. Eher das Gegenteil. Noch mehr Verkehr. Was wäre denn nun, wenn man dieses Argument auf die heutige Wohnsituation in Innenstädten überträgt? Noch mehr Wohnungsbau dort würde nur zu noch mehr Zuzug von Menschen führen, womit man wieder am Anfang stehen würde. Eine endlose Verdichtung der Großstädte ist natürlich kaum denkbar. Obwohl es schon noch eine Weile so weitergehen könnte. Wir könnten relativ hoch bauen, da Deutschland kein Erdbeben-Gebiet ist. Auch eine Verkleinerung der Wohneinheiten ist denkbar. Etwa so wie die bekannten japanischen Schließfächer. Nein - nicht die für Koffer, auch wenn sie von den Abmaßen her ziemlich gleich sind. Andere haben auch schon weit höher gebaut als wir das gewöhnlich tun. Die Verkehrsprobleme sind trotzdem nicht verschwunden, wie ich selbst in Shanghai, Seoul und Taipeh erleben durfte. Städte waren mal (und sind auch noch) der Motor und der Ursprung für die Entwicklung der Nation. Inzwischen sind sie aber auch der Grund für endlose Diskussionen über Verschmutzung, Kriminalität, Krankheiten, Gentrifizierung, Ghettobildung uvam. Wer immer es sich leisten kann, zieht ins Grüne. In die Ruhe, in ein Gebiet ohne Parkplatzprobleme, in ein Gebiet wo ich meine Nachbarn kenne, wo ich nicht in eine unterirdische Röhre steigen muß, um zu meinem Zahnarzt zu gelangen. Allerdings brauche ich hier oft mein Auto. Das wollen andere mir nun madig machen. Die leben aber in einer ganz anderen Welt. Ich will deren Welt gar nicht haben, mir aber auch nicht in meine reinquatschen lassen.
Wenn die Politik mich vor die Wahl stellt, die Stadt statt mit dem PKW entweder per ÖPNV oder gar nicht zu besuchen, brauche ich nicht lange nachzudenken: Ich nehme Tor 2. Was sollte ich auch noch in den erst diesel- und dann ganz autofreien Innenstädten ? Ich arbeite dort nicht, Einkäufe lassen sich mit Bus und Bahn allenfalls in der Größenordnung einer Zahnbürste transportieren, die Kosten sind hoch (wenn man sowieso ein Auto hat), die Fahrzeiten bis zu meiner Wohnung lang. Gemütlich Essen gehen oder ins Kino per Nahverkehr hat zwar den Charme, ein Bier mehr trinken zu dürfen, dafür stehen ich dann mit einem ausgedünnten Takt spät abends vor einer halben Weltreise und darf mich in der nächtlichen S-Bahn dann vermutlich auch noch mit IHRWISSTSCHONWEM herumschlagen. Nein, ich brauche die Stadt nicht. Lebensmittel gibt es im EKZ auf der grünen Wiese, höherwertige Produkte online, Kino dann halt per Netflix auf die heimische Leinwand. Braucht die Stadt mich ? Ich weiß es nicht. Die Großmetropolen wie Berlin, Köln oder Hamburg vermutlich nicht, die kommen mit der Mischung aus Touris und Grünwählern in gentrifizierten Nobelvierteln wahrscheinlich über die Runden, gewinnen ohne den PKW-Verkehr vielleicht sogar an einer modernistisch definierten “Lebensqualität” . Mittelstädte im Bereich um 100.000 Einwohner dagegen werden sich umschauen, wenn immer mehr Besucher aus dem Umland wegbleiben.
Da viel unter dem Aspekt der Gesundheit (Grenzwerte) argumentiert wird ist sicher auch interessant, Unfallrisiken und Getötetenrisiken in Abhängigkeit von der Verkehrsleistung zu betrachten. Nach Desastis von 2014 ist das Getötetenrisiko mit dem Fahrrad knapp fünf mal höher, und als Fußgänger knapp acht mal höher als mit dem Pkw. Der Bus ist deutlich niedriger als der Pkw, aber die Passagiere gehen immer noch von der Haltestelle zu Fuß nach Hause oder zum Arbeitsplatz. Der propagierte Umstieg auf das Fahrrad hat mit Sicherheit viele vorzeitige Tode zur Folge, beim Stickoxid sind sie nur rechnerisch.
Die sogenannte “Dieselkrise” mit den gerichtlich erwirkten Fahrverboten ist nichts anderes als ein neues Geschäftsmodell eines Abmahnvereins der pikanter Weise von Toyota finanziert wird. Ach so, auch die Bundesregierung sponsort diesen Verein, dessen wahre Hintergründe und Hintermänner völlig unbekannt sind. Da sollte man ansetzen sowie bei allen Bundesbehörden, die Dienstwagen benutzen und diese schlichtweg stilllegen. Fliegen dürfen diese “Herrschaften” natürlich auch nicht mehr. Übrigens wundert mich doch sehr, dass die gröbsten Luftverschmutzer Flugzeuge, Kreuzfahrschiffe und LKWs kaum Erwähnung finden. Bedauerlicher Weise hat die Gesellschaft es versäumt diesen ganzen Schwätzern und geschwätzigen Weltverbesserern rechtzeitig eine auf das freche Maul zu geben!
Tja - die Entkoppelung von Entscheidung und Verantwortung… - zieht sich wie ein Roter Faden durch die deutsche Politik…
@ Herrn Detter: >>Über kurz oder lang wird die Berliner Innenstadt eine menschenleere, seelenlose Landschaft werden, die über die verschiedensten Wege mit menschlichem Füllmaterial ausstaffiert wird: << Sprich: wie eine nordamerikanische Innenstadt. Betriebsam, aber leblos. Zum Erbrechen.
Ich sammle Karten und historische Luftbilder deutscher (Groß)-Städte. Ja, vor dem Krieg waren die meisten “klein und übersichtlich”, alles Notwendige konnte zu Fuß, zu Rad oder per Straßenbahn erreicht werden. Bzw. das Notwendige lag in erreichbarer Entfernung. Die Versorgung war lokal bzw. regional sichergestellt. Das Lebensumfeld war überschaubar. Ich bin vom Dorf, und erinnere mich noch an meine Kindheit, in der meine Welt von den natürlichen Horizonten definiert wurde. Am Ort waren Bank, Post, Bäckerei und ein Spar-Markt, bei dem alles Notwendige, vom Mehl bis zur Schuhwichse (sorry, heißt bei uns so!) zu erhalten war. Der Bus in die Stadt kostete 1 DM. Die Fahrt nach München (im Zug oder Auto) war noch keine reine Stress-Tour. Aber all’ das ist vergangen. Das ist halt der Lauf der Welt, der in den letzten 30 Jahren sich graduell verändert hat und dem man sich, bei allem Zwang, anpassen *konnte*. Aber jetzt soll sich das alles ändern, von jetzt auf gleich und mit der Brechstange, sprich ohne die notwendige Anpassungszeit, passieren. Ich kann mir kein Auto leisten, bin daher also eingeschränkt. Aber was sind die Alternativen? Ein Bus die Stunde, jetzt für 2,40 Euro (einfacher Weg), danach eine Stunde Zugfahrt nach München und noch einmal eine halbe Stunde per ÖPNV vor Ort. Im besten Fall anderthalb Stunden für den Hin- u. anderthalb für den Rückweg. Wenn’s gerade nicht schneit. Da bleibt nicht mehr viel vom Leben außer der Arbeit und dem Arbeitsweg, sowohl für Freizeit als auch anderes (Arzt, Behördengang, Einkauf, Reparaturen am Haus, Grundstückspflege). Der Tag hat dafür nicht genügend Stunden, und die Woche nicht genügend Tage. Will ich das? Kann ich das noch länger wollen? Haben die Grünen für mich eine Lösung parat, die in der real existierenden Welt Bestand hätte und umsetzbar wäre? Finde den Fehler.
Technokratie galt in meiner Jugendzeit als abschreckende Version des Unpolitischen. Heute sehne ich sie mir herbei, damit nicht alles, was einst erarbeitet wurde, durch die Generation Langstrumpf nachhaltig vernichtet wird. An Stelle von nüchterner Planung, antizipieren von Folgen politischer Entscheidungen und deren möglichst ideologiefreier Bewertung kommen da Merkels und Baerbocks auf den Plan, die in keiner Weise erkennbar machen, was Verantwortung wirklich bedeutet, oder durch völlige Unfähigkeit dazu charakterisiert sind, sich die Folgen ihres Handelns auch nur in Ansätzen vorzustellen. Da jene sich aber durchaus in der Wählergunst sonnen können, lässt es fragen: Warum is das so? Was läuft hier falsch? Sind die Wähler Opfer einer perfiden Verdummungsstrategie und Propaganda? Ist wahrlich der Wählerwille? Kann das Wahlvolk ebensowenig die Konsequenzen des Handelns erkennen wie ihre Führer? Oder ist es einfach der Beweis, dass die repräsentative Demokratie, die sich in einem Kreuzchen alle vier Jahre erschöpft, den modernen Anforderungen nicht mehr gewachsen ist?
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