Wundern, oder gar empören kann sich nur wer tatsächlich meint, hierzulande in einem freien Staat unter Freien zu leben. Jetzt wird es aber höchste Zeit, Bibliotheken zu “säubern” Hat man ja mit harmlosen Kinderbüchern und deren Autoren schon erfolgreich erprobt. Wehe dem, der noch Tolstoi oder Pasternak im Regal stehen hat. Ist nunmal im Sozialismus normal. Auch daß Kinder politisch mißbraucht werden, um in der Schule “Schweigeminuten” einzulegen. Soll nur noch einer sagen, Geschichte (1933-1945/1946-1989) wiederhole sich nicht. Seit spätestens 2015 hat die Wiederholung begonnen.
Ich kann mich noch erinnern, wie Putin Anfang der 2000er mit allem Pomp und Ehren in Dresden willkommen geheißen wurde. Wir waren alle irgendwie ein bißchen stolz. Es schien verheißungsvoll, dass Russland und Deutschland mit all ihrer schwierigen, aber sehr eng verzahnten Vergangenheit zusammenfinden sollten. Wer vielleicht näher mit gebildeten Offizieren der GSSD zu tun hatte, weiß dass deutsche Kultur bei Russen einen hohen Stellenwert hatte. Uns ging es mit den russischen Klassikern genauso. Was gerade passiert, ist eine Schande. Es ist wohl eine Sache, sich gegen einen Angriffskrieg auszusprechen und die andere Ausschlusskultur gegen hochgeachtete und bisher gern gesehene Künstler anzuwenden. Es ist ein wohlfeiler, billig zu habender Aktionismus. Die Leute können sich nicht wehren. Die Ausschließenden wissen den Medienzirkus hinter sich. Vielleicht sollte Münchens Bürgermeister, der Intendant der Salzburger Festspiele oder Semperopers Theiler sich als Freischärler mit nicht zuwenig Geld in Taschen in den Osten abmelden - das bringt der Ukraine momentan sicher mehr. Kultur verbindet eben auch, sie ist neben der Faszination für die fremde Sprache als versöhnliches und zeitloses Element, das sich immer wieder von der politischen Beeinflussung erholen und reinigen kann, zur friedlichen Begegnung und dem Verstehen zwischen den Völkern geeignet.
Hallo Herr Etscheit, dann muss man aber auch das Russisch Roulette der Impfung verbieten.
Apropo “Säuberung” - auch das russische Vorgehen in der Ukraine versteht sich ausdrücklich als “Säuberung”, in vielen offiziellen Texten nachzulesen. Wer die Geschichte des Stalinismus nur ein wenig kennt, wird verstehen, was ich meine: Auch damals wurde eifrig “gesäubert”. Schmutziger geht’s kaum. Es sei denn, man sieht auch das “judenrein” in diesem Kontext. Wie hieß es einst? “Nicht nur sauber, sondern rein!” War das auch schon so böse gemeint?
Jetzt darf man also mit gutem Gewissen wieder niedrige Impulse ausleben - umgeleiteter Rassismus! Ein unterschwelliger Vernichtungswille schimmert durch, der es Putins Raketen verbal nachtun möchte. Nein, wir sind nicht wirklich besser! Zudem ist das baldige Impfdiktat ebenso ein Angriffskrieg gegen unsere Gesundheit und Entscheidungsfreiheit!
Danke, dass Sie dieses Thema aufgreifen. Wenn die Deutschen in den “gesunden Volkszorn” verfallen kann nichts Gutes herauskommen. Diese neue Mode, jeden über ein hingehaltenes Stöckchen springen zu lassen zum Beweis der rechten Gesinnung ist anmaßend und für eine offene und tolerante Gesellschaft (sind wir ja angeblich) nicht angemessen. Es ist vielleicht emotional nachvollziebar, aber trotzdem irrational.
Das ist so großer Schwachsinn, daß ich von böser Absicht ausgehe. Es leben doch Millionen aus der ehemaligen Sowjetunion in Deutschland, viele davon mehr oder weniger entschiedene Putinanhänger. Will man die jetzt mobilisieren und ein tolles Chaos im Lande erzeugen? Statt etwa reale russische Geheimdienststrukturen aufzudecken und zu entschärfen? Denn die gibt es definitiv. Nicht viel anders als einst zu Zeiten von Merkels Vater. Oder zu Scholzens Juso-Zeit. Leider werden die wenigsten das perfide Spiel durchschauen.
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