Dirk Maxeiner / 04.07.2016 / 12:00 / Foto: Brady Holt / 9 / Seite ausdrucken

Realitätscrash: Die DAX-Unternehmen und die Flüchtlinge

Die Flüchtlingskirise strebte im vergangenen Herbst gerade ihrem Höhepunkt entgegen, da sprach Daimler-Chef Dieter Zetsche auf der Frankfurter IAA zur Zuwanderung: „... im besten Fall kann es auch eine Grundlage für das nächste deutsche Wirtschaftswunder werden - so wie die Millionen von Gastarbeitern in den 50er und 60er Jahren ganz wesentlich zum Aufschwung der Bundesrepublik beigetragen haben.“ Der RWE Vorstands-Vorsitzende Peter Terium unterstrich medienwirksam das Vorhaben des Unternehmens, „einen konkreten und nachhaltigen Beitrag zur Integration von Flüchtlingen in Deutschland zu leisten“. Auch Siemens verkündete Ende September letzten Jahres: „Siemens startet gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein mehrstufiges und nachhaltiges Programm zur Integration von Flüchtlingen in Deutschland. Das Unternehmen stellt dafür kurzfristig eine Million Euro Spendenmittel bereit. Hinzu kommen Eigenleistungen in gleicher Größenordnung.“ BDI-Chef Grillo meinte, angesichts der demografischen Entwicklung und drohendem Facharbeitermangel stellten die Flüchtlinge eine Chance für Deutschland dar.

Heute beschreibt die Frankfurter Allgemeine das Ergebnis des entschlossenen Engagements der deutschen Wirtschaftselite so: „Eigenen Angaben zufolge haben diese Unternehmen, zusammen genommen, bis Anfang Juni aber gerade einmal 54 Flüchtlinge fest angestellt.“An der Integration von mehr als einer Million Flüchtlingen in den deutschen Arbeitsmarkt  sind die größten Konzerne dieses Landes also bislang so gut wie gar nicht beteiligt. Die 30 wertvollsten Unternehmen im Deutschen Aktienindex (Dax) stehen für rund 3,5 Millionen Beschäftigte.

In den Topetagen der Wirtschaft entwickelt sich schon länger übermächtig der Wunsch auch einmal zu den Guten zu gehören, endlich Applaus für moralische Hochleistung zu ernten. Wer zum World Economic Forum nach Davos reist, sollte ein paar Skier und mindestens einen Moraltheologen im Gepäck haben. Kapitalismus und Profit gehören in Unternehmensbroschüren schon seit längerem zu den schmutzigen Wörtern. Viel lieber möchte man sich in die Herzen der Bürger und Regierenden kuscheln. Und so konnte man der Versuchung nicht widerstehen, der Kanzlerin bei ihrem „Wir schaffen das“ ebenso entschlossen wie opportunistisch zur Seite zu stehen. Verantwortlich handeln sollte aber gerade auch für Top-Manager heißen, sich nicht wegzuducken und Probleme klar und deutlich zu benennen. Ansonsten fallen einem wohlfeile Worte schnell auf die Füsse. So wie jetzt.

Foto: Brady Holt CC BY 3.0 via Wikimedia Commons

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Rainer Wolski / 04.07.2016

DAX Konzerne wissen Bescheid. Die wichtigsten möglichen Konfliktpunkte und ihre Auswirkungen auf das Tagesgeschäft eines Unternehmens bei Beschäftigung streng religiöser muslimischer Mitarbeiter (und die Flüchtlinge sind zu ca. 80% Muslime) • die Gebetspflicht, 2 bis 3 der täglich 5 Gebete können in die Arbeitszeit fallen • das Fasten während der Zeit zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang im Fastenmonat Ramadan (kein Essen und Trinken   innerhalb von 8 bis 16 Stunden) • die Geschlechtertrennung und Unterordnung der Frau unter den Mann als Markenkern des Islams • der Umgang mit verbotenen Speisen (Alkohol, Schweinefleisch) • die muslimische Kleiderordnung für Frauen (Kopftuch, Hidschab, Tschador, Nikab, Burka) und Kleidung der männlichen Salafisten Nach Allgemeinen Gleichbehandlugnsgesetz (AGG) hat ein Muslim ein Leistungsverweigerungsrecht, wenn er sich in seinen religiösen Belangen während der Arbeitszeit durch den Arbeitgeber gestört fühlt. Warum also diese Hürden auf sich nehmen? Die Mittelständler -die das überwiegend nicht wissen- werden sich überraschen lassen müssen.

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