Gérard Bökenkamp, Gastautor / 19.08.2022 / 06:20 / Foto: Imago / 114 / Seite ausdrucken

Putins Werk und Bidens Beitrag

Hätte es auch mit Trump einen Ukraine-Krieg gegeben? Der Publizist David Goldman sagte einmal, Putin spiele Schach und die USA Monopoly. Das hat sich nach der Wahl Bidens geändert: Putin spielte zwar immer noch Schach, aber die Biden-Regierung Blinde Kuh. 

Die Sanktionspolitik gegen Russland wird von den USA und seinen engsten Verbündeten in Europa und Ostasien unterstützt. Neben Kanada und der Europäischen Union beteiligen sich außerhalb von Europa und Nordamerika Australien, Japan, Taiwan und Neuseeland. Lateinamerika, Afrika und der größte Teil Asiens beteiligen sich nicht. Das heißt, der Westen steht mit seiner Russlandpolitik weitgehend allein, die nicht-westliche Welt steht am Rande und sieht zu oder unterstützt aktiv Moskau. Selbst Israel, der engste Verbündete der USA im Nahen Osten, konnte sich nicht dazu durchringen, sich an der Anti-Russland-Koalition zu beteiligen. Gerade, wenn man den Angriff Russlands auf die Ukraine als massiven Einschnitt begreift, ist es ein bemerkenswerter Umstand, dass die USA über den engen Kreis ihrer Verbündeten hinaus nicht in der Lage waren, eine globale Allianz gegen den Kreml zu schmieden. 

Dieser Verlust an Einfluss der USA in der Welt zeigt sich noch deutlicher, wenn wir zum Vergleich die jüngere Zeitgeschichte heranziehen: Die Lage nach dem Einmarsch des Irak in Kuweit 1990. Damals gelang es dem US-Präsidenten Bush senior und seinem Außenminister James Baker, eine internationale Koalition zu formen, die alle Kontinente umfasste. Die von den USA angeführte Anti-Irak-Koalition bildeten europäische, lateinamerikanische, afrikanische und ostasiatische Staaten. Die USA befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Höhepunkt ihres Ansehens und ihres politischen Einflusses in der Welt. Dass es den USA nach der Russischen Invasion nicht gelungen ist, über den Kreis der engsten Verbündeten hinaus starke Bündnispartner gegen Russland zu finden und den Kreml zu isolieren, zeigt, dass die US-Außenpolitik unter der Biden-Regierung nur noch ein Schatten ihrer selbst ist. 

Kriege haben immer eine diplomatische Vorgeschichte. Diplomatisch hat Moskau den Krieg sehr viel besser vorbereitet als militärisch und die USA in vielen Hauptstädten ausgestochen. Während die Außenpolitik der Biden-Administration sich vor allem mit moralischen Vorhaltungen und dem Hissen der Regenbogenflagge an den US-Botschaften profilierte, startete der Kreml eine rege Reisediplomatie. Am 21. September 2021 traf sich Putin mit Erdogan in der russischen Stadt Sotschi. Beide lobten die gemeinsame Zusammenarbeit und verständigten sich über Syrien. Am 6. Dezember trafen sich Putin und der indische Staatspräsident Modi in Neu Delhi, vereinbarten einen Rüstungs-Deal und schlossen einen Wirtschaftspakt. Am 4. Februar traf sich Putin mit Xi Jinping in Peking. Beide Länder vereinbarten militärisch eine stärkere Zusammenarbeit und eine Ausweitung der russischen Energieexporte in die Volksrepublik. Zwei Wochen später, am 16. Februar, traf Putin den brasilianischen Staatspräsidenten Bolsonaro in Moskau, sie vereinbarten eine engere Zusammenarbeit in den Bereichen Energie und Handel.  

Diplomatisch bereitete Russland den Krieg besser vor als militärisch

Nüchtern betrachtet, musste Putin zu dem Ergebnis kommen, dass er im Februar diplomatisch erreicht hatte, was unter den gegebenen Umständen überhaupt zu erreichen war und eine günstigere Gelegenheit wohl nicht mehr kommen würde. Die Staaten, die die Sanktionen gegen Russland schließlich und endlich ablehnten oder sich politisch wohlwollend verhielten, umfassen die beiden asiatischen Rivalen Indien und China; die Erzfeinde des Nahen Ostens: Israel, die arabischen Staaten und den Iran, das kommunistische Kuba, das antikommunistische Brasilien und die NATO-Staaten Türkei und Ungarn. Wäre der Krieg militärisch so gut vorbereitet gewesen wie diplomatisch, hätte Moskau ein Fait accompli erreicht, das dreiviertel der Staaten dieser Welt mehr oder weniger klaglos akzeptiert hätten.  

Dieser erstaunliche Erfolg der russischen Diplomatie ist allerdings nicht nur Ergebnis der eigenen Geschicklichkeit, sondern hing ebenso eng mit dem Versagen der Biden-Administration zusammen. Der Publizist David Goldman sagte einmal, Putin spiele Schach und die USA Monopoly. Das hat sich nach der Wahl Bidens geändert, Putin spielte zwar immer noch Schach, aber die Biden-Regierung Blinde Kuh. Wie die ideologisch geleitete Außenpolitik der Biden-Regierung dazu beitrug, dass sich wesentliche Bündnispartner von Washington ab- und Moskau zuwandten, zeigt das Beispiel Indien: 

In kaum einem Land war der frühere US-Präsident Donald Trump so populär wie in Indien. Trump erreichte dort Zustimmungswerte von 56 Prozent. Indische Trump-Anhänger feierten seinen Geburtstag, und als der US-Präsident im Februar 2020 den Subkontinent besuchte, wurde er wie ein Popstar gefeiert und von Premierminister Narendra Modi wie ein Freund empfangen. Beide Staatsmänner hatten das Ziel, ein Bündnis zu schmieden, um die Macht Chinas in Asien und der Welt einzudämmen. Neben der pazifischen Perlenkette aus Japan, Südkorea, Taiwan und den Philippinen sollte nach Willen der Trump-Administration Indien das große Gegengewicht zum chinesischen Drachen werden. Die Indienpolitik Trumps gehört neben seiner Nahostpolitik zu den Erfolgsgeschichten seiner Präsidentschaft. Der Biden-Administration gelang es in kürzester Zeit, dieses feste Band zu zerschneiden. 

Wie Blinken Indien in die Arme Putins trieb

Am 27. Juli 2021 landete US-Außenminister Anthony Blinken zu seinem Staatsbesuch in Neu Delhi. Der indische Journalist Prem Shankar Jhar kommentierte Blinkens Auftritt mit der Feststellung: „In wenigen knappen Sätzen zerstörte er jede Säule der besonderen Beziehungen zu den USA, die Modi als Glanzstück für den Erfolg seiner Außenpolitik betrachtete.“ Blinken machte freundlich verklausuliert zur Bedingung für die Zusammenarbeit mit den USA, dass Modi seine Politik, den Einfluss des Islam in Indien zu beschneiden, aufgeben sollte. Das bedeutete im Endeffekt nichts anderes, als dass Modi vor die Wahl gestellt wurde, entweder die raison d’etre seiner hindunationalistischen Bewegung aufzugeben, oder sich von dem Bündnis mit den USA zu verabschieden. Der düpierte Modi entschied sich für die zweite Option. 

Fünf Monate später nach Blinkens Indienreise stattete ein gut gelaunter Wladimir Putin seinen Freundschaftsbesuch bei Modi ab. Anders als Außenminister Blinken brachte er keine moralischen Belehrungen mit und machte keine Anstalten, sich in die Innenpolitik des 1,4-Milliarden-Landes einzumischen, sondern hatte einen neuen Waffen-Deal im Gepäck. Wahrscheinlich mit der Zusage verbunden, mögliche Verurteilungen Indiens wegen seines Vorgehens in Kaschmir und gegen islamistische Gruppen in Indien mit dem Russischen Veto bei der UN zu verhindern. Nach Blinkens Auftritt musste Modi damit rechnen, selbst Zielscheibe der Menschenrechtspolitik der USA zu werden. 

Im Gegenzug für die russischen Garantien gab Modi Putin offensichtlich „Carte blanche“ für dessen Kriegsziele in der Ukraine. Neben der Rückversicherung bei den Chinesen war das Bündnis mit Neu Delhi der wichtigste Erfolg Moskaus, um die internationale Isolation zu verhindern und die Sanktionspolitik des Westens ins Leere laufen zu lassen. Seit dem Beginn des Ukrainekrieges hat sich der russische Erdölexport nach Indien vervierfacht. Gleichzeitig stieg Russland in diesem Jahr von Indiens sechstgrößtem zu seinem drittgrößten Kohlelieferanten auf. Zwei Monate nach dem Ausbruch des Krieges kam es zu indisch-russischen Gesprächen mit dem Ziel, den bislang geringfügigen Export Indiens nach Russland mit der Produktion von Gütern zu steigern, die auf der Sanktionsliste des Westens stehen. 

Die Biden-Regierung vergrault ohne Not Brasilien

Ein anderes Beispiel für die gravierenden Folgen der explosiven Mischung aus Planlosigkeit und Ideologie, die die US-Außenpolitik seit der Regierungsübernahme durch die Demokraten kennzeichnete, ist das Verhältnis zu Brasilien: 

Traditionell waren die USA wenig wählerisch, was ihre politischen Partner in Brasilien anging. Alle US-Regierungen, egal ob Republikaner oder Demokraten, hatten während des Kalten Krieges die Militärdiktatur in Brasilien unterstützt. Denn ein kommunistisches Brasilien war für sie ein noch weit größerer Albtraum als ein kommunistisches Kuba, das den USA Ärger genug bereitet hatte. Angesichts der geopolitischen Bedeutung konnte sich keine US-Regierung leisten, Brasilien zu verlieren. Die Biden-Regierung hat auch hier neue Maßstäbe gesetzt und mit dieser Tradition gebrochen. Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro war wie Trump mit einer Anti-China Agenda angetreten, was sogar zu öffentlichen Auseinandersetzungen zwischen seinem Sohn und dem chinesischen Botschafter führte. Was auch immer man in den USA von Bolsonaros „Populismus“ halten mochte, geopolitisch war Brasilien für die USA eine sichere Bank. Die Betonung liegt auf „war“. 

Die brasilianische Regierung ersuchte die USA um ein bilaterales Gespräch mit Joe Biden, um mögliche Verstimmungen auszuräumen oder wenigstens um ein Telefongespräch, das Minimum dessen, was zwischen Staatsmännern so großer und wichtiger Länder üblich ist. Aber die Anfragen wurden von der Biden-Administration schlicht ignoriert. Als US-Außenminister Blinken im Oktober 2021 auf eine Lateinamerika-Reise aufbrach, sparte er Brasilien einfach aus. Das heißt, die US-Regierung tat so, als würde die Regierung des größten Landes in ihrem geopolitischen Vorhof schlicht nicht existierten. Erst im Juni 2022 konnte sich Biden zu einem Treffen mit Bolsonaro durchringen und fand plötzlich freundliche Worte für den „Tropen-Trump“. Doch zu diesem Zeitpunkt war das Kind bereits in den Brunnen gefallen. 

Inzwischen hatte sich selbst im Weißen Haus die Erkenntnis durchgesetzt, dass solcherart kindisches Verhalten zwar die Basis der US-Demokraten erfreut, aber in der globalen Auseinandersetzung mit Russland und China eher kontraproduktiv ist. Wie im Fall von Modi, der sich um die Gunst der Biden-Regierung bemüht hatte, aber abgewiesen worden war, hatte sich inzwischen auch Bolsonaro  einen neuen Partner in Moskau gesucht. Beide Seiten vereinbarten nicht nur, dass die Düngelieferungen Russlands an Brasilien ungehindert weiterlaufen konnten. Putin sagte Bolsonaro auch in der heiklen Amazonas-Politik seine Unterstützung zu. Der brasilianische Export nach Russland stieg in diesem Jahr um 45 Prozent. Der russische Export nach Brasilien sogar um 89 Prozent. Das macht Russland zum fünftgrößten Exporteur von Gütern nach Brasilien. 

Der Kreml profitiert von der Schwäche Amerikas

Zwischen der Vereidigung Bidens im Januar 2021 und dem Beginn des Ukrainekrieges im Februar 2022, also in nur einem Jahr, haben die USA in atemberaubender Geschwindigkeit an Rückhalt in der Welt verloren und einstige Bündnispartner in die Arme von Moskau und Peking getrieben. Das ist in dieser Dimension ein beispielloser Vorgang in der Geschichte der amerikanischen Außenpolitik. Allein der Anti-Trump-Effekt und der Pro-Biden-Bias haben diesen offensichtlichen Tatbestand überdeckt. Das führt uns zu der naheliegenden Frage: Wäre es eigentlich auch zum Ukraine-Krieg gekommen, wenn statt Joe Biden Donald Trump erneut ins Weiße Haus eingezogen wäre? Die Antwort auf diese Frage muss natürlich spekulativ bleiben, aber auch Spekulationen können auf begründeten Argumenten beruhen. 

Betrachten wir die internationalen Beziehungen der USA am Ende von Trumps Präsidentschaft: Trump hatte, wie wir festgestellt haben, ein sehr enges Verhältnis zu Indiens Präsident Modi aufgebaut. Diesem wäre es sehr viel schwerer gefallen, sich so klar zu Putin zu bekennen und sich damit faktisch auch auf die Seite seines Rivalen China zu stellen, da Trump ihm ein Bündnis gegen den Erzfeind in Peking in Aussicht gestellt hatte. Bolsonaro war ein enger Verbündeter Trumps und hätte sich nicht gegen seinen großen Verbündeten im Norden gestellt. Der Trump-Administration war es auch gelungen, Israel und die arabischen Staaten in einem Bündnis gegen den Iran zu vereinen. Dass diese Nahost-Staaten Trump so im Regen stehen gelassen hätten, wie sie es mit Biden getan haben, ist extrem unwahrscheinlich. Selbst Erdogan und Orban hätten sich in einem Konflikt zwischen Trump und Putin wohl nicht so freundlich gegenüber Putin verhalten. 

Das heißt, die günstige Konstellation in der internationalen Politik, die der Kreml im Verlauf des Jahres 2021 erreicht hatte, wäre bei einer Fortsetzung der Trump-Präsidentschaft so nicht eingetreten. Die diplomatische Sorgfalt, mit der der Kreml vorgegangen ist, um den Krieg mit der Ukraine global abzusichern, spricht dafür, dass diese Rückversicherung als Grundbedingung für den Militärschlag angesehen wurde. Die USA schienen in einer außergewöhnlichen Schwächephase zu sein: mit einem geistig stark eingeschränkten US-Präsidenten, der von einem US-Außenminister geführt wird, dessen an Selbstsabotage grenzende Inkompetenz dem Kreml Türen öffnete, die ihm ansonsten verschlossen geblieben wären. Es spricht einiges dafür, dass Putin nicht als Vabanque-Spieler agiert hat, sondern ein kalkuliertes Risiko einging. Bei Fortsetzung der Trump-Präsidentschaft wäre die Risikokalkulation Moskaus eine gänzlich andere gewesen. 

Die Antwort darauf, ob Putin sich auch mit Trump und ohne Biden auf dieses Wagnis eingelassen hätte, lautet: wahrscheinlich nein.

Foto: Imago

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S.Niemeyer / 19.08.2022

Was wieder beschwiegen wird, ist der 8 Jahre währende Bürgerkrieg im Donbass, die systematische Stay-Behind-Militarisierung durch USA + UK in der Ukraine seit 2014, der Großaufmarsch des ukrainischen Militärs an der Donbass Grenze gegen die russischen Ukrainer seit Anfang 2022. Wer glaubt, dass Biden regiert, glaubt wohl auch an den berühmten Zitronenfalter. Strippenzieher sind die Protagonisten der globalistischen Elite, denen es um die Hegemonialmacht der USA und die große grüne Transformation geht. Siehe aktuell Inflation Reduction Act, was in Wahrheit ein Gesetz für die grüne Dystopie ist, einer der Treiber ist der bekannte Oligarch B. Gates. Trump hat nie zu diesen Strippenziehern gehört, und sein “America First” richtete sich immer nach innen, es galt nicht dem Hegemon Anspruch, sondern es bezog sich auf die Lage der Amerikaner, der “ordinary people”. Den Dystopie Bestrebungen stand er im Wege, hat manchem Druck aber nicht standgehalten(z.B. bei Nordstream 2, z.B. bei der Offenlegung aller Akten zum Mord an JFK). Der deutsche Kanzler hat Biden’s Order zu Nordstream 2 sofort abgenickt,  sein Vizekanzler bei seinem Besuch in Washington im März 22 eine “dienende Führungsrolle” für Deutschland versprochen, schöner kann man den Vasallenstatus mit Anspruch Klassenbester nicht framen.  Die westlichen Eliten verachten und bekämpfen Kultur und Zivilisation, auf dem Weg in die Dystopie (siehe auch der gestrige Beitrag “Warum ich die Uni verlasse” und unzählige weitere Fälle) , das macht sie bei der Mehrheit der Länder dieser Welt nicht attraktiv.    PS: Netter kurzer Videoclip aus Frankreich bei YouTube: “Stop Nazi Games!”

Dr. Karl Wolf / 19.08.2022

Die USA reiben sich die Hände. Die Amerikaner sind mit dem Verlauf des Ukraine-Krieges sehr zufrieden. Wer glaubt, den Amerikanern gehe es um Demokratie und die Ukraine, ist naiv. US-amerikanische Politik der letzten Jahrzehnte war immer von eigenen finanziellen, hegemonialen, wirtschaftlichen und militärischen Interessen und Zielen bestimmt. Bei der Durchsetzung ihrer Politik schreckten die USA nie vor brutalen, geheimdienstlichen, wirtschaftlichen und militärischen Mitteln zurück, unliebsame ausländische Regierungen wurden gewaltsam beseitigt, US-freundliche diktatorische Regimes unterstützt. Nun haben sie erreicht, was sie wollten, Nordstream ist erledigt, klimaschädliches, teures amerikanisches Gas kann verstärkt verkauft werden. Russland ist isoliert, die Nato gestärkt, die Militärausgaben werden erhöht, da wird viel Geld in den amerikanischen Rüstungskomplex fließen. Die USA stehen in der öffentlichen Meinung besser als vor dem Krieg da, selbst unsere Grünen feiern sie. Und Scholz holt jedes Stöckchen, das Biden ihm hinwirft.

Friedrich Richter / 19.08.2022

Es mag sein, dass Biden und Blinken gerade viel Porzellan in Asien und Südamerika zerschlagen. Für uns ist derzeit aber Europa interessant. Wenn ich daran denke, dass Trump uns, wenn auch vielleicht verdientermassen, mit den Russen alleingelassen hätte, läuft es mir kalt den Rücken herunter. Dann würde heute wohl keiner mehr von der Ukraine sprechen, sondern eher davon, ob der neue eiserne Vorhang an der Elbe oder eher am Rhein verlaufen wird. Da ist mir ein, wenn auch nicht mehr taufrischer, alter kalter Krieger wir Biden wesentlich lieber. Immerhin verschafft er Europa die nötige Zeit, um zur Besinnung zu kommen und sich bestmöglich gegen die Russen zu wappnen.

Didi Hieronymus Hellbeck / 19.08.2022

Herr @ Patrick Meiser: “Lassen Sie sich nicht von diesem falschen Fuffziger Kubicki täuschen. Der kommt immer dann hinterm Ofen hervor, wenn’s für die FDP bei bevorstehenden Wahlen eng werden könnte. Genau so ist dessen Forderung nach einer Öffnung von NS 2 zu sehen,....” Da ist schon was dran, was Sie schreiben. Ich hatte mir auch überlegt: Glaubt denn Kubicki überhaupt, dass so ein Scholz überhaupt Macht hätte, sich gegen die amerikanischen Bosse durchzusetzen und NS 2 zu öffnen? (ich meine: er hätte nicht den Mumm dazu bzw. danach würde man ihm womöglich mit cum-ex-Kompromat absägen, was auf die Implementierung einer noch stärker US-hörigen Kanzlercouchbesetzung wie Baerbock, Habeck oder Merz hinauslaufen würde). Dennoch: wenigstens einer, der die Forderung aussprach. Und manchmal geschehen Wunder. Deutschland bräuchte ein Wunder.

Steffen Lindner / 19.08.2022

Interessant am Rande des Russland- Ukraine- Konflikts erscheint mir die Rolle Erdogans und der Türkei. Obwohl NATO- Mitglied, agiert die Türkei in ihren Beziehungen zu Russland scheinbar unabhängig und souverän. Erdogan sieht sich gar in der Rolle des Vermittlers. Dem NATO- Mitglied Deutschland;  in dem 77 Jahre nach Kriegsende immer noch amerikanische Besatzungstruppen stationiert sind, wurde dagegen wiederholt sein Vasallen- Status aufgezeigt, der es zwingt, sukzessive ökonomischen Selbstmord zu begehen- unter tatkräftiger Mithilfe der gegenwärtigen deutschen Regierung.

Sonja Bauch / 19.08.2022

Bereits im März 21 hatte Russland Truppen nahe der Ukraine zusammengezogen. Nur Drohgebärde, so interpretierte der Westen das doch etwas außergewöhnliche Geschehen. Ich nehme an, wenn Donald Trump noch Präsident gewesen wäre, hätte er im Sommer 21 eine NATO-  Übung organisiert und eines seiner größten Kriegsschiffe, die USS Gerald Ford, in der Ostsee ankern lassen.

Boris Kotchoubey / 19.08.2022

Im Satz “Bidens Regierung spielt Blinde Kuh” verstehe ich leider das Verb nicht. M.E. wäre “ist” genauer.

Jens Happel / 19.08.2022

Ich war in letzter Zeit häufiger in Indien. Die USA hat da einen schweren Stand. Sie hatte indische Unternehmen die an der indischen Atombombe irgendwie mitarbeiteten den Export in die USA untersagt. Da reichte es schon eine Schraube zu liefern. Die indische Atombombe wird im Land als unersetzlich angesehen, da man sich von muslimischen failed states umzingelt sieht. Das Indien das einzige Land ist, das hinduistisch ist und man sich bedroht fühlt, fällt auch häufig. Was den USA ebenfalls angelastet wird ist ihr Verhalten im indisch pakistanischen Krieg, indem die USA sich auf die Seite Pakistan stellte und Russland Indien unterstüzte! Trump hat allenfalls begonnen Vertrauen zurückzugewinnen. Es war nicht so, dass Indien sowieso schon immer voll auf der Seite der USA war. Blinken hat “lediglich” das Rad wieder zurückgedreht. Das Indien der USA misstarut sah man auch an der ignorierten Drohung Washingtons gegen die indischen Pläne, die Daten der indischen Visa und Master Card Kunden exklusiv in Indien zu speichern. Die USA drohte mit der Rücknahme von Handelserleichterungen. Indien ignorierte diese Drohung. Indien ist nur noch teilweise ein dritte Welt Land. Es gibt unglaublich viele High Tech Unternehmen dort. Modi kopiert China und verfolgt eine India first Politik. Der Focus liegt darauf Produktion, KnowHow und Wertschöpfung nach Indien zu holen. Dies konterkariert die Freihandelsideologie des Westens. Und man sieht Fortschritte wenn man das Land regelmäßig bereist. Im übrigen bin ich der Ansicht, dass noch kein Land durch Freihandel auf die Füsse gekommen ist. Auch Südkorea hatte anfangs viele Märkte geschützt. Die Kunst besteht darin die Märkte zu schützen, aber im Land einen starken Wettbewerb zu entfachen. So kann nach einiger Zeit zu einem Freihandel übergegangen werden, weil man dann eine wettbewerbsfähige Industie hat. Jedenfalls mt dieser India First Politik ist Indien dem Westen ebenfalls ein Dorn im Auge und Indien weiß das auch!

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