Marcus Ermler / 10.04.2022 / 16:00 / Foto: Henry W. / 20 / Seite ausdrucken

Putins Pogo mit der Bloodhound Gang

Auch in Sachen Kunstfreiheit hat Russlands Machthaber eine kurze Zündschnur.

„Kunst ist Magie, befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein“, hat Theodor W. Adorno in seiner philosophischen Schrift „Minima Moralia“ einmal geschrieben. In dieser Begriffsdefinition schält sich Kunst in der Demaskierung von Unwahrheit als ein natürlicher Kontrapunkt autokratischer wie totalitärer Systeme heraus, die eben nur diese eine Wahrheit kennen und als solche zur postulierten Objektivität erheben, nämlich ihre eigene.

Wenig verwunderlich, dass die DDR eine ganze andere „Idee der Kunst“ hatte. So sollte diese „der Marschrichtung des politischen Kampfes folgen“. Von Freiheit demnach keine Spur. Dies spiegelt sich im Umgang der DDR-Staatsführung mit der Punkbewegung und ihren musikalischen Ausläufern wider, die in ihrer gesellschaftlichen Subversion von Pogo und Anarchie zwangsläufig an den monolithischen Grundmauern des sozialistischen Einparteienstaates rütteln mussten. Ein weiterer Klassenfeind war geboren, der die DDR-Staatsführung dabei nicht nur durch die Ablehnung der bestehenden Staatsform, sondern mehr noch durch Negation jeder Form von Autorität herausforderte.

So wurde die erste Generation der Punks zu Beginn der 1980er Jahre von den Sicherheitsorganen als „kriminell gefährdet“ eingestuft, beobachtet und bis 1984 von der Staatsmacht nach einem Befehl von Stasi-Chef Erich Mielke „zersetzt“. Konkret bedeutete diese Zersetzung für Punkmusiker, dass Bandmitglieder in den Westen abgeschoben, in die NVA eingezogen, verhaftet und sogar zu Haftstrafen verurteilt wurden. Exemplarisch ist der Umgang mit der Punkrock-Band Namenlos, der zunächst „staatsfeindliche Hetze“ sowie öffentlicher Aufruhr vorgeworfen wurden, und deren Mitglieder in der Folge dann für bis zu anderthalb Jahre ins Gefängnis kamen.

Beim Großen Bruder sah es allerdings auch nicht viel besser aus. So begann die Sowjetunion ab 1983, „nichtsowjetische Lebensstile“ zu verfolgen, darunter auch den der Punks. Jegor Letow, der Frontmann der Punkband Graschdanskaja Oborona, wurde im Herbst 1985 aufgrund seiner provokativen wie politischen Lyrics für mehr als ein halbes Jahr in eine Nervenklinik zwangseingewiesen und sein Bandkollege Konstantin Rjabinow trotz eines Herzleidens in die Armee eingezogen. Doch verhält es sich beim Postkommunisten Putin und dessen KGB-Regime heute tatsächlich substanziell anders?

Bloodhound Gang musste Russland fluchtartig verlassen

Ein Fall, der bald neun Jahre zurück liegt, veranschaulicht gut, was Putins Racket unter Kunstfreiheit versteht. Denn damals war die US-amerikanische Rock- und Punkband Bloodhound Gang rund um ihren Frontsänger Jimmy Pop – den meisten vielleicht noch durch ihren millionenfach verkauften Hit The Bad Touch aus dem Jahr 1999 bekannt, bei dem die Band im Musikvideo in Affenkostümen Paris unsicher macht – als Hauptakt für ein Rockfestival am Schwarzen Meer in Krasnodar eingeplant. Soweit kam es indes gar nicht erst. Die Punkrocker mussten das Land nämlich fluchtartig verlassen, nachdem Putins Regime einen nationalistischen Mob auf sie hetzte.

Was war passiert? Der extrovertierte wie exhibitionistische Bassist Jared Hasselhoff, den das jüngere deutsche Publikum aus diversen ProSieben-Formaten wie „Duell um die Welt“ oder „Die beste Show der Welt“ beziehungsweise unlängst aus dem „Kampf der Realitystars“ bei RTL II kennen dürfte, steckte sich wenige Tage vor dem Auftritt in Russland, Ende Juli 2013, bei einem Konzert im ukrainischen Odessa die russische Flagge in die Unterhose, zog sie sich anschließend durch seinen Schritt und rief dem Publikum zu „Erzählt das nicht Putin!“.

Eine nur allzu typische Aktion für eine Band, bei der sich der Ausspruch „über Geschmack lässt sich nicht streiten“ wirklich jeder Semantik entledigt. Allen voran „Evil Jared“, wie Bassist Hasselhoff auch genannt wird, bei dem der Ekelfaktor immer mit dabei ist: Urinierte Hasselhoff bereits früher auf seine Bandkollegen, aß mal Insekten auf der Bühne oder schüttete gleich einen Maßkrug auf Ex herunter, um ihn dann in das Glas auszuspeien und erneut zu trinken. Die Bloodhound Gang nimmt auf der Bühne wie auch musikalisch keinerlei Rücksicht auf irgendwelche gesellschaftlichen Normen oder politische Korrektheit.

Frontsänger Jimmy Pop beschrieb das Anliegen der Bloodhound Gang überspitzt einst so: „Wir versuchen, jedermanns Gefühle zu verletzen; es gibt uns ein besseres Gefühl über uns selbst.“ Dies dokumentieren ebenso Songs wie „Foxtrot Uniform Charlie Kilo“ (worum es hierin geht, kann jeder nach dem NATO-Alphabet selbst entschlüsseln), „I Wish I Was Queer So I Could Get Chicks“ (das LGBT-Magazin The Advocate taufte die Band sodann „Rock’s Gay wanna-bes“) oder „Diary Of A Stranger“ (im musikalischen Stil der Neuen Deutschen Welle geht es darin um Durchfall). Die taz notierte im Jahr 1999, dass die Band „mit ihren Sounds, Styles und Lyrics so wirkt, als hätte sie sich Beavis, Butthead und die South-Park-Kids auf ihrem Sofa ausgedacht“.

Für Russlands Kommunisten sind Fahne und Hymne heilig

In Deutschland entlockt einem diese Causa sowieso nur ein Achselzucken, spätestens nachdem das Bundesverfassungsgericht im Jahr 2000 das Lied „Deutschland muss sterben“ der Hamburger Punkband Slime zur „Kunst im Sinne des Grundrechts“ erklärte. In Putins Russland wurde es jedoch zu einer Staatsaffäre.

Gennadi Andrejewitsch Sjuganow, seit 1993 Vorsitzender des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei, reklamierte seinerzeit, dass „für jeden normalen Menschen […] die Fahne und Hymne heilig [sind], man muss dafür sorgen, dass so etwas nicht vorkommt“. Dass für Sjuganow und seine kommunistische Partei selbst tatsächlich russische „Fahne und Hymne heilig“ sind, bezeugt heute ihre öffentliche Verteidigung von Putins Angriffskrieg mit den Worten des Kremlchefs als „Entmilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine“.

Wladimir Wolfowitsch Schirinowski, Vorsitzender der russisch-nationalistischen Liberaldemokraten, ging noch weiter als Sjuganow und äußerte, „Bloodhound-Gang – schon dieser Name ist ja ekelhaft. Niemand soll die mehr irgendwohin einladen!“. Ob Schirinowski, der an eine jüdische Weltverschwörung glaubte und die jüdische Abstammung seines eigenen Vaters jahrzehntelang vehement bestritt (!), sich auch daran störte, dass Frontmann Jimmy Pop auf der väterlichen Linie Rabbiner als Vorfahren hatte, wie dieser der Tageszeitung The News-Times im Jahr 2004 verriet, bleibt Spekulation.

Es ist zumindest kein unbegründeter Verdacht. Schirinowski, dessen Wahlerfolg im Jahr 1993 zehntausende russische Juden zur Emigration bewegte, schrieb doch 2001 in einem Buch: „Warum sollte ich russisches Blut, russische Kultur, russisches Land ablehnen und mich in das jüdische Volk verlieben, nur wegen dieses einzigen Blutstropfens, den mein Vater im Körper meiner Mutter hinterlassen hat?“

Auf Flughafen von Putins Hilfspolizei tätlich angegriffen

Wie dem auch sei, Schirinowskis Forderung, die Band nicht mehr einzuladen, blieb nicht ungehört. Der 2013 als russische Kulturminister amtierende Putin-Verehrer Wladimir Medinsky – ein mittlerweile überführter Promotionsbetrüger, pathologischer Stalin-Versteher und, trotz alledem (oder gerade deswegen?), der heutige Leiter der mit der Ukraine verhandelnden Moskauer Delegation – verbot nach Bekanntwerden von Hasselhoffs Aktion in Odessa den Auftritt der „Idioten“ in Russland, wie Medinsky es seinerzeit im sozialen Medium Twitter mitteilte.

Medinsky ist ein Kulturminister, der Russland „als den letzten Hüter der europäischen Kultur, der christlichen Werte und der wahrhaft europäischen Zivilisation“ sieht, wie er der russischen Tageszeitung Kommersant im Jahr 2014 sein Russlandbild erklärte. Kunstfreiheit scheint indes bei Medinsky kein Teil dieser „europäischen Kultur“ zu sein. Verbot er doch nicht nur den Auftritt der Band, sondern wies den Gouverneur der Region Krasnodar, Alexander Tkatschjow, an, dass die Bloodhound Gang ihre Koffer packen und abreisen müsse.

Fernab der rhetorischen Kabinettstücke und Boykottmaßnahmen aus Putins Nomenklatura wurde es dann noch handfester. Unter einem faktisch nur vermeintlichen Polizeischutz gelangte die Band zu einem Flughafen in Anapa im Süden Russlands, auf dem sie von selbsternannten „Kosaken“ angegriffen wurden. Bei dieser offenbar von den russischen Behörden geduldeten Aktion ging die kosakische Hilfspolizei Putins, die sich wie der russische Machthaber positiv auf die Zarenzeit bezieht, auf Hasselhoff los und trampelte überdies auf einer US-Fahne herum. Und als Vorspiel zu diesem krönenden Abschluss bewarfen Mitglieder einer kremltreuen Jugendorganisation das Fahrzeug der Band auf dem Weg zum Flughafen mit Eiern und Tomaten.

FSB sanktioniert das Verhalten von Hasselhoff

Die oberste Ermittlungsbehörde in Moskau ordnete schließlich ein Verfahren wegen „Schändung des Staatssymbols“ gegen Hasselhoff an; inklusive der Veröffentlichung eines Fotos von Hasselhoff. Die Folge: Die Band wurde mit einem fünfjährigen Einreiseverbot belegt, womit der für die Grenzsicherung zuständige Inlandsgeheimdienst FSB Hasselhoffs „beschämende[s] Verhalten“ sanktionieren wollte. Wobei die Bloodhound Gang bis dahin noch Glück hatte. Denn in Putins Russland können Gerichte tatsächlich Gefängnisstrafen verhängen, wenn Staatssymbole entehrt werden.

Erinnert sei in diesem Zusammenhang an den Fall zweier Mitglieder der Moskauer Punkband Pussy Riot, die zu zwei Jahre Haft in einem russischen Straflager verurteilt worden waren, nachdem sie in einer Kirche gegen Kremlchef Putin protestiert hatten, indem sie in einem „Punk-Gebet“ Gott anflehten, Russland von Putin „zu erlösen“. Eine Strafe, die einen auch in Putins Vasallenstaat Weißrussland erwartet, wie es die Mittelalter-Folkband Irdorath erleben durfte, die bei den Protesten gegen Dauermachthaber Lukaschenko im Sommer 2020 mit Dudelsäcken den Protestsong „Peremen!“ der russischen Rockband Kino anstimmte. Zwei Bandmitglieder sind mittlerweile zu zwei Jahren Haft verurteilt worden, drei weitere warten in Untersuchungshaft auf ihre Urteile.

Putins Regime scheint die Causa der Bloodhound Gang später als Vorbild für den Umgang mit unbequemen ausländischen Bands herangezogen zu haben. Denn ein Jahr später traf Putins Bannstrahl eine obrigkeitskritische und religionsfeindliche polnische Death-Metal-Band, deren Konzerte zunächst von orthodoxen wie auch rechtsradikalen Aktivisten gestört worden waren und die vor ihrer Ausweisung aus Russland unter fadenscheinigen Gründen für eine Nacht in eine Gefängniszelle in Jekaterinburg gesteckt wurden, deren Wände mit Exkrementen beschmiert waren. Wie im Fall der Bloodhound Gang wurde die Death-Metal-Band ebenfalls mit einem Einreiseverbot für die nächsten fünf Jahre bestraft.

Versuchte Russland eine Red Notice von Interpol zu erreichen?

Auch der Fall der Bloodhound Gang nahm noch weitere Wendungen. Im September 2013 schrieben Russlands Behörden die Band wegen Verunglimpfung des russischen Nationalsymbols und Erniedrigung des Nationalgefühls des Volkes zur Fahndung aus. Das Ermittlungskomitee habe darüber hinaus den Verdacht geäußert, dass die Mitglieder der Band sich gegen die Menschenwürde russischer Staatsbürger verschworen haben sollen. Es drohten im Fall der Auslieferung so doch mehrere Jahre Gefängnis, möglicherweise bis zu fünf Jahre Lagerhaft.

Zudem behauptete die russische Justiz von da ab, Frontmann Jimmy Pop hätte in der Ukraine „beleidigende Ausdrücke auf Englisch gegen Russland“ verwendet. Ein auf Youtube hochgeladenes Video dokumentierte indes Gegenteiliges, nämlich seine Missbilligung von Hasselhoffs Aktion. An diesem Punkt werden die Vorwürfe von Putins Justiz ohnehin vollständig kontrafaktisch. Jimmy Pop setzt Tweets für die russisch-amerikanische Freundschaft ab und arbeitet musikalisch mit der Sankt Petersburger Elektromusik-Gruppe „Russian Village Boys“ zusammen.

Im November 2013 leitete die Justiz in Moskau gegen die gesamte Band ein Strafverfahren wegen „Schändung“ der russischen Nationalflagge ein. Der Sprecher der zuständigen Ermittlungsbehörde erklärte dies damit, dass Hasselhoff „ein Nationalsymbol verunglimpft und die Gefühle der Russen gedemütigt“ und die anderen Bandmitglieder ihn bei dessen „verbrecherischen Handlungen“ unterstützt hätten.

Jimmy Pop berichtete Anfang März dieses Jahres auf Twitter ferner davon, dass Russland zu jener Zeit eine rote Fahndungsausschreibung von Interpol gegen die Band erreichen wollte, eine sogenannte Red Notice, die ein Ersuchen um Festnahme oder vorläufige Festnahme mit dem Ziel der Auslieferung beinhaltet.

Wie dieser Vorfall überhaupt in Russland solch eine Öffentlichkeit erlangen konnte, erklärt sich ein Stück weit nicht nur durch ein publik gewordenes Video von Hasselhoffs Aktion, sondern mehr noch durch den Bürgermeister von Odessa im Jahr 2013, der der Putin-nahen „Partei der Regionen“ angehörte, die vom 25. Februar 2010 bis zum Euromaidan 2014 mit Wiktor Janukowytsch den Präsidenten der Ukraine stellte. Die Drähte nach Moskau müssen seinerzeit geglüht haben.

Was die Band ins Publikum wirft, geht vorher durch Hasselhoffs Hose

Wenig verwunderlich, dass auch Janukowytschs Ukraine Hasselhoff im Jahr 2013 ebenfalls mit einem Einreiseverbot belegte, da dieser zuvor während eines Konzerts in Kiew sogar auf eine ukrainische Flagge urinierte. Putins ukrainische Stellvertreter wollten ihrem Potentaten in Sachen Kunstfreiheit wohl in nichts nachstehen. Dass Hasselhoff jedoch alles andere als eine anti-ukrainische Agenda verfolgt, dokumentiert eine von ihm vor wenigen Tagen organisierte Spendensammlung zur Beschaffung von Schutzwesten für die Ukraine.

Der heutige ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski, der früher als Komiker reüssierte, hätte ohnehin wohl einen entspannteren Umgang mit dieser Causa gepflegt als die damaligen Handlanger Putins in der Ukraine. Erinnert sei an einen Auftritt Selenskis, bei dem er und drei seiner Kollegen mit heruntergelassenen Hosen auf einem Klavier freihändig das hebräische Volkslied „Hava Nagila“ spielten. Mit welchem Körperteil sie dies vermeintlich taten, überlasse ich an dieser Stelle der Phantasie des Lesers. Hasselhoff hätte dies sicherlich mit Interesse verfolgt, ließ er doch vor Jahren bei TV Total buchstäblich die Hosen herunter und hielt sein bestes Stück in die Kamera.

Und was sagte Hasselhoff nun zu den Vorwürfen aus Russland? In einer Bitte um Entschuldigung erklärte er im Nachgang ausdrücklich, keine russischen Gefühle verletzt haben zu wollen, sondern stattdessen nur die Bandregel befolgt zu haben, dass das, was die Band ins Publikum werfe, vorher den Weg durch seine Hose nehmen müsse. Und darüber hinaus sei die vermeintliche Schändung der ukrainischen Flagge in Kiew auch nur gespielt gewesen: „Es war nur Wasser aus einer Röhre, und ich habe kaum getroffen“, so Hasselhoff gegenüber dem TV-Sender Ukraina. „Ich wollte niemanden kränken“, ergänzte der Bassist. Dazu passt Hasselhoffs Aussage in einem Interview aus dem Jahr 2015, dass er eine Rolle spiele, wie es auch Show-Wrestler tun.

„Die Leute wollen eben keine Partyband, die über Politik redet“

Aus dem anarchistischen Klamauk der Bloodhound Gang überhaupt irgendeine Ernsthaftigkeit oder gar ein politisches Statement herauslesen beziehungsweise ableiten zu wollen, wie es die Putin-hörige Nomenklatura in beiden Ländern mittelbar nach Hasselhoffs Aktionen tat, ist schlicht tatsachenfremd. Zweitsänger DJ Q-Ball wurde 2006 recht deutlich über die politischen Ambitionen der Band: „Es gibt schon genug ‚Bonos’ da draußen, also, lassen wir das U2 machen, oder Rage Against the Machine. […] Und die Leute wollen eben keine Partyband, die über Politik redet – das funktioniert nicht.“

Während die Bloodhound Gang also aufgrund einer für sie typischen Provokation angegriffen und von russischen Behörden verfolgt worden ist, konnte der pathologische Antisemit Schirinowski ohne Konsequenzen im russischen Fernsehen übrigens Folgendes im Jahr 2015 von sich geben: „Die Juden besitzen alle Banken und Zeitungen, die Russen kämpfen gegen die Ukrainer um Donbass, nicht um Stalingrad, und die ganze Posse lenkt ein Neger aus Amerika.“ Dass der Inlandsgeheimdienst FSB nun Schirinowski für ein „beschämende[s] Verhalten“ sanktionierte, wie er es im Fall von Hasselhoff vor neun Jahren vorexerzierte, ist dabei nicht überliefert.

Das auf und neben der Bühne zelebrierte anarchistische Verhalten der Band stößt demnach bei Putins humorbefreitem Regime auf keinerlei Gegenliebe und wurde mit dem ganzen zur Verfügung stehenden Repressionsapparat sowie dessen Sanktionsmechanismen beantwortet: Von plumper verbaler Einschüchterung über die rohe Gewalt des Mobs bis hin zu politisch motivierten Strafverfahren. Putins Pogo mit der Bloodhound Gang. So kann man denn am Ende auch wieder mit Adorno schließen, der einst festhielt: „Kunst heißt nicht: Alternativen pointieren, sondern, durch nichts anderes als ihre Gestalt, dem Weltlauf widerstehen, der den Menschen immerzu die Pistole auf die Brust setzt.“

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Dieter Kief / 11.04.2022

Theodor W. Adorno hielt Rockmusik für nichtswürdig. Auch Jazz. Er teilte seine Herabwürdigung des Jazz ausdrücklich mit der Nazi-Kulturbürokratie, zudem.

RMPetersen / 10.04.2022

Sollte sich dies so zugetragen haben, kann ich die damaligen Maßnahmen der sog. Staatsorgane” nur begrüssen. Diese Form von “Kunst” der ausländischen Band (- und im Übrigen auch der russischen Frauenband, die sich exhibitionistisch in einer Kirche präsentierten) finde ich zum K***en. Nur in Deutschland gefällt es der Regierung und Abgeordneten, dass das eigene Heimatland verhöhnt und beschmutzt wird.  Sollte Putin höchstpersönlich hinter den Maßnahmen gegen diese Band stehen, gab das sicherlich Pluspunkte in der Bevölkerung.

Sabine Heinrich / 10.04.2022

@K.Trinkl: Volle Zustimmung! Diese Typen sind keinen Deut besser/edler als die von unserem Steinmeier hofierten stinkenden Fischfilets. Danke für Ihren Kommentar!

K. Trinkl / 10.04.2022

Ich wundere mich, dass ACH_GUT aus welchen Gründen immer der Würdigung und gar Anpreisung einer solchen Ekelgruppe überhaupt und dann noch viel Raum gewährt. Ich halte Putin für einen Kriegsverbrecher, aber dass er eine solche Gruppe und dem unflätigen Mißbrauch der Nationalfarben und -fahne entgegenwirkt, halte ich für selbstverständlich. Selbst wenn die Gruppe auch einige hörenswerte Dinge produziert haben sollte:  Derart übertriebene und ekelhafte Provokationen, wie hier geschildert, sind keine Kunst und so etwas zu verbreiten geschmacklos. Schade um die Zeit, die ich für die Lektüre verbraucht habe. Von Achgut erwarte ich schon Inhalte, die von Bedeutung sind und nicht die Würdigung von verrückten, verabscheuungswürdigen Modernismen.

Dirk Piller / 10.04.2022

Im woken Deutschland dürfen bestimmte Künstler erst gar nicht auftreten. Verstehe diesen Artikel als Aufpeitschen zum Krieg gegen Putin oder was genau soll denn diese Episode denn in uns auslösen?

S. Marek / 10.04.2022

Ein Freund aus Schweden hat mir das Video von Journalist Patrick Lancaster auf RIAR zukommen lassen mit dem Subject: “Propaganda everywhere but niót in Sweden”  Ein Teil davon habe ich Übersetzt und hier gepostet und in Kommentar an Ihm geschrieben; Habt Ihr den anti-Propaganda Filter ? Also ich kenne nur diesen: Es wird darüber garnicht berichtet oder gesprochen, dann verbreitet man auch keiner Seite Propaganda. Aber ich ziehe lieber den Versuch von Journalisten vor, die wenigstens versuchen die Tatsachen zu präsentieren, und nur mit Vorsicht irgendeiner Seite Fehlverhalten zuschreiben wenn diese belegt werden können. Klar ist, Rußland ist in die Ukraine einmarschiert. Da mich dieses Land aber nicht interessiert hat, habe ich keine Infos die für oder gegen diese Entscheidung sprechen. Auf jeden Fall ist der Selenskyj viel besserer Schauspieler von Beruf (Komödien), der schnell gelernt hat, wie aus der Situation Kapital zu schlagen ist.  Und bei dem Ganzen sterben Menschen und Millionen verlieren alles was sie hatten. Wenn es so lange vorher bereits Klar war, das Putin nicht scherzt, warum hat der ukrainische Präsident Selenskyj, und der Westen, nicht vorher versucht haben die Situation zu entschärfen ?!  Statt dessen wurde die Situation von westlichen s.g. Demokratien, pleite Regierungen, um von Desaster in eigenen Ländern abzulenken die Situation nur noch angeheizt,.

Michael Beuger / 10.04.2022

Was will mir der Autor damit sagen, dass es in anderen Ländern andere Sitten gibt. Wenn es in Deutschland kaum jemanden stört, wenn die Kanzlerin die deutsche Fahne in die Ecke wirft, dann ist das unsere Angelegenheit, Das die Russen das womöglich anders sehen und anders handeln ist deren Sache und hat nur am Rande etwas mit Putin zu tun. Im Übrigen kann der Autor die Fahnennummer ja mal mit der US Flagge, bei einer Veranstaltung in den USA abziehen, Ich vermute er wird nicht mal im woken Kalifornien Lacher ernten. “Die Fahne darf niemals den Boden berühren.”

Ridley Banks / 10.04.2022

In den Staaten ist es bei Strafe verboten, die Fahne (das spangled banner) mit dem Boden in Beruehrung zu bringen, dh sie darf niemals “herunterfallen oder aehnliches”. Die ehemalige BK Merkel sieht das mit “ihrer Fahne” natuerlich anders.

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