Dirk Maxeiner / 03.08.2021 / 12:03 / Foto: Facebook/Screenshot / 245 / Seite ausdrucken

Polizeigewalt in Berlin: Wovor habt ihr solche Angst?

Im Netz kursieren abstoßende Bilder von gewaltsamen polizeilichen Übergriffen auf Corona-Demonstranten in Berlin. Ein Berliner Historiker bezeugt jetzt einen geradezu unglaublichen Vorfall.

Immer mehr hässliche Bilder und erschütternde Berichte zur Polizei-Gewalt gegen Demonstranten am letzten Sonntag in Berlin machen in den sozialen Medien die Runde, Vor-Ort Berichterstatter wie Boris Reitschuster sind teilweise regelrecht geschockt. Auch die Umstände des Todes eines Demonstranten, sind noch nicht vollständig geklärt. Der Generalstaatsanwalt in Berlin teilte mit, der Mann habe einen Herzinfarkt erlitten. Das sei das vorläufige Ergebnis der Obduktion des Toten. Der habe – so die behördliche Darstellung – eine Sperrkette der Polizei durchbrochen. Dabei soll er einen Polizeibeamten umgerissen und verletzt haben. Der Polizist hätte ihn daraufhin verfolgt, zu Boden gebracht und vorläufig festgenommen. Was „zu Boden gebracht“ konkret heißt, wird in der Meldung nicht weiter ausgeführt.

Wie eine junge Frau zu Boden gebracht wird, zeigt hingegen sehr anschaulich diese Szene auf Reitschuster.de. Passanten hatten die Szene gefilmt. Einer der Beamten greift der Frau an die linke Schulter und schleudert sie regelrecht zu Boden. Nils Melzer, vom Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen zum Sonderberichterstatter über Folter ernannt, wurde die Szene zur Kenntnis gebracht und er schreibt auf Twitter: „Kann jemand meinem Büro Einzelheiten/Zeugenaussagen zu diesem Vorfall vermitteln und ob bereits eine offizielle Untersuchung eingeleitet wurde.“

Nach Informationen von Achgut.com wurde er inzwischen auf einen weiteren besonders brutalen Vorfall aufmerksam gemacht. Auf Reitschuster.de ist (hier ab Minute 10:24) ein bewusstlos und blutüberströmt liegender junger Mann zu sehen, der von der Polizei ebenfalls zu Fall gebracht worden sein soll. Die Szene zeigt lediglich den offenbar schwer verletzten Mann, nicht aber, was vorausgegangen war.

Doch dafür gibt es jetzt einen Zeugen. Der Vorfall ereignete sich vor der Wohnung des bekannten Berliner Historikers Jörg Baberowski, der die Szene miterlebte. Und daher gibt es jetzt eine belastbare Zeugenaussage. Auf Facebook beschreibt Baberowski einen weiteren Fall für den Staatsanwalt:

„Dieser junge Mann ist gestern vor meiner Haustür von völlig enthemmten Polizeibeamten ohne Anlass auf die Straße geworfen worden. Zwei Polizisten saßen auf seinem Rücken, ein dritter hat ihm ununterbrochen mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Der Mann blutete stark, wurde dann von den brutalen Schlägern sehr unsanft verbunden und mit Handschellen abgeführt. Offenbar sollte er daran gehindert werden, mit anderen Demonstranten die Straße zu überqueren. Ich habe die Szene gefilmt."

Zu den Umständen berichtete Baberowski gegenüber Achgut.com:

Es war eine unfassbar rohe Szene, die selbst ich nicht für möglich gehalten hätte. Sie hat sich am Sonntag gegen 12 Uhr mittag vor meinem Haus zugetragen. Einen Ausschnitt habe ich gefilmt, leider erst nach der Prügelorgie, die mich so schockiert hat, dass ich erst danach auf den Auslöser gedrückt habe. Die Schläger haben den Mann weiter fixiert, der bewusstlos war und haben sehr roh seinen Kopf bandagiert. Es war, als hätte ich an einem russischen Polizeieinsatz teilgenommen.

Sollte jemand den jungen Mann kennen, oder sollte er diese Nachricht selbst lesen: ich bin bereit, eine Zeugenaussage zu machen, damit diese Schläger ihrer gerechten Strafe zugeführt und aus dem Staatsdienst entlassen werden. In den Leitmedien erfährt man von solchen Übergriffen leider nichts. Was ich gesehen habe, ist beschämend, roh und abstoßend. Eines Rechtsstaats unwürdig.“

Falls Leser mehr über die Identität des jungen Mannes wissen, können Sie sich an Achgut.com wenden, wir werden die Informationen entsprechend weiterleiten. Diese Vorgänge sprechen für sich selbst. Man muss da fast nichts mehr kommentieren, kann allenfalls fragen: Warum reagiert die Polizei ausgerechnet gegenüber diesen Demonstranten in solch gewalttätiger Weise? Oder besser gefragt: Warum darf oder soll sie gerade dort so brutal agieren? Als Mitte Mai dieses Jahres 93 Polizeibeamte von gewalttätigen Demonstranten verletzt wurden, die zudem unter antisemitischen Hassparolen aufmarschiert waren, zeigte sich die Berliner Polizei zurückhaltender. 

Woraus sich eine weitere Frage ergibt: Wovor haben diejenigen, die für diese Szenen politisch verantwortlich sind, bloß solche Angst?

Nachtrag 16 Uhr

Boris Reitschuster (Danke!!) hat mich eben per Mail über weitere inzwischen bekannt gewordene Einzelheiten und Aussagen informiert:

Inzwischen hat ein erster Kontakt mit dem Opfer stattgefunden, es ist ein 40-Jähriger Selbstständiger aus Leipzig. Er erzählte mir: „Ich bin nicht im Zick-Zack gelaufen, sondern ich wollte einem Mann helfen, der von zwei Polizisten zu Boden gedrückt und auch geschlagen wurde. Daraufhin kam sofort dieser Trupp, ich glaube es waren drei Polizisten, und ich war sofort auf dem Bauch und habe nichts mehr gesehen. Ich wurde von den Beamten mit Quarzhandschuhen geschlagen, obwohl ich wehrlos am Boden lag und mich überhaupt nicht widersetzte. Ich hatte starke Schmerzen, an Kopf, Hüfte und Rücken. Ich habe zwei Platzwunden und eine Fast-Platzwunde oben am Schädel, die Gott sei Dank nicht aufgegangen ist, denn die wäre dann zwanzig Zentimeter lang gewesen. Ich wurde in einer Notfallaufnahme von einer Unfallchirurgin genäht, eine Platzwunde an der rechten Schläfe und eine hinter dem rechten Ohr mussten genäht werden. Im Krankenhaus hatte ich eine Bewachung von der Polizei dabei die ganze Zeit. Nach der Behandlung wurde ich dann freigelassen. Das Ganze war für mich ein Schock, so exzessive Gewalt habe ich nicht erwartet. Einen Schlag hätte ich noch verstehen können, aber gefühlt war es ein Dutzend. Ich kann nicht verstehen, woher diese Brutalität kommt. Morgen will ich Anzeige erstatten. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich noch Zeugen melden. Wir haben keine Dienstnummern. Die Polizei wirft mir Gefangenenbefreiung vor. Ich weise das zurück.“

Hier der Bericht dazu auf Reitschuster.de

Foto: Facebook/Screenshot

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Gabriele Kremmel / 03.08.2021

Angst? Das ist pure Machtdemonstraton. Berlin führt einen zunehmend enthemmten Machtkampf gegen die Bevölkerung mithilfe. Woher die Polizei das Personal für solche Sauereien, zu denen niemand einen Polizisten zwingen kann ist die nächste Frage.

Chr. Kühn / 03.08.2021

Und, wird morgen irgendeiner von uns bei der lokalen Polizeidienststelle auflaufen und mit lauter Stimme über diese Szene berichten und von den anwesenden Polizisten verlangen, daß sie sich nicht an den Altvorderen in Gestapo und Vopo orientieren? Oder als Ausdruck des Unmuts einem zufällig über den Weg laufenden Polizisten, gleich ob Mann oder Frau, ins Gesicht spucken? Anlaßlos, aber nicht ohne Grund? Eben. Wird nicht passieren, und daher wird das jetzt Stück für Stück so weitergehen und jedes Mal ein Gang höher geschaltet werden.

Angelika Meier / 03.08.2021

Ich weiß nicht, ob es Angst ist. Ich würde sagen: Die toben ihre Wut und ihren Hass aus. War bei PEGIDA so. Oder den Sachsen, die sowieso alle Nazis sind. Die Ostdeutschen genau so. Dann die Österreicher, die die FPÖ in die Regierung aufnahmen. Die Gelbwesten in Frankreich, die bei Cohn-Bendit als “Rechte” oder mehr abgewertet werden. Der Hass auf Ungarn und Polen. Gleichzeitig aber kein Hass auf islamische Staaten, die noch weniger die Regenbogenfahne mögen. Der jahrelange Hass auf Trump. Gleichzeitig aber kein Hass auf China. Dort maximal ein kleine höffliche Anmerkung - wenn überhaupt. Der Hass auf Israel. Beim Treffen mit dem Iran setzt man aber sehr kultursensibel das Kopftuch auf. Während man die eigenen weißen Männer als Monster verteufelt. Umgekehrt bei Massenvergewaltigungen durch andere Männer muss differenziert werden. Maaßen gilt im Mainstream auch schon als Halb- oder Voll-Nazi. Ein Treffen mit ihm führt zur Kontaktschuld. Ich würde sagen: Bei den Engagierten ist es Wut und Hass. Beim Rest Opportunismus, weil man weiß, dass es gut ist, wenn man mit denen läuft. Denn die haben die letzten Jahrzehnte immer gesiegt. Und nun sind eben die Querdenker die neuen Nazis. Und die üben schon eine Kontaktschuld aus. Demnächst sind die Klimaleugner die neuen Nazis. Ich bin gespannt, ob nach dem Klima noch ein weiteres Thema kommt, was wieder Nazis erzeugt. Wobei die alten Themen natürlich alle weiter laufen.

B.Rehfeldt / 03.08.2021

Das sind keine „ normalen“ Polizisten , das sind extra für solche Lagen ausgebildete Schlägertrupps. Seht euch diese Körper an, die hochroten Gesichter und die unbeschreibliche Aggressivität, mit der sie gegen Frauen, alte Menschen   und sogar Kinder vorgehen.Hatten wir schon mal in der deutschen Geschichte , nannte sich SA. Die Bilder dienen natürlich der Abschreckung , manch ein Demonstrant überlegt beim nächsten Mal, an einer Demonstration teilzunehmen. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass solche Bilder aus Deutschland kommen. Schande über Merkel und ihre Schläger.

Mike Höpp / 03.08.2021

Schrieb gestern dazu bei TE: “Sah vorhin bei Reitschuster schon die verstörenden Videos. Ich spreche es ganz offen aus: ich brach in Tränen aus! Diese Bilder triggern mein Erlebtes aus den Jahren ’88/’89 in Leipzig, ich war schon sehr früh bei den damaligen Demos dabei. Damals aber hielt sich die „normale“ Polizei ja eher zurück, es waren die „Kampfgruppen“, eine eher paramilitärische Einrichtung, die ähnlich gewalttätig vorging wie hier jetzt die Polizei in Berlin. Nicht zu vergessen die NVA, die ihren Schießbefehl damals einfach verweigerte. Eine Hoffnung, die ich heute nicht mehr hege angesichts solcher Bilder. Sei es nur das: es ist heute in gewisser Weise übler als es in der DDR jemals war!”

Peter Groepper / 03.08.2021

Erich Reitemann / 03.08.2021 “Frau Merkel treten Sie endlich zurück.” Das reicht nicht. Es muss Recht über sie gesprochen werden!

Bertram Scharpf / 03.08.2021

Unfaßbar, wie die Empörung der rot-grünen Schickeria schwindet, wenn sie sich auf einmal am anderen Ende des Schlagstocks wiederfindet.

Winfried Jäger / 03.08.2021

Lieber Herr Maxeiner, natürlich macht man sich nicht gemein mit einer Partei, wenn man ein guter Journalist ist. Aber es ist wohl an der Zeit sich einmal intensiv mit den Inhalten der Schwefelpartei auseinder zu setzen. Pro und Contra sind Ordnung und wären hilfreich. Ein Fell kann man nicht waschen, ohne nass zu werden.

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