War der Autor des Artikels wirklich vor Ort? Hat er sich eine Aufführung der Passion angesehen? Hat er auf die Darstellenden gesehen, hat er auch auf das Publikum geschaut und gehört? Es stimmt, das Stück endet fast beiläufig: es ist kein Schauspiel, sondern eine seit fast 400 Jahren währende Gelübdeeinlösung. Die Darsteller kehren nicht, wie Schauspieler es tun, nach dem Ende auf die Bühne zurück, um sich feiern zu lassen. Applaus ist eigentlich nicht gewünscht. DAs Gelübde ist mit dem Spiel eingelöst, danach braucht es nicht mehr. Das votum war und ist ein rechtlicher Akt. Wie stellt sich der Autor “Heiligkeit” in seiner Darstellung vor? “Sacer” /heilig ist eigentlich der menschlichen Sphäre entzogen. Diese Inszenierung ist ganz nah an den Menschen. Und genau das macht sie so greifbar, so alltäglich, so nachhallend auch noch Tage und Wochen nach dem Besuch. Sie ist eben keine Gegenwelt, sondern nimmt den Besucher, wenn er sich darauf einläßt ganz gefangen. Wer die Vorstellung “kalt wie eine Hundeschnauze” empfindet, der sollte vielleicht auch seinem Hund einmal mehr in die Augen sehen. Als Besucher kann ich die Darbietung nur als sehr beeindruckend beschreiben. Die Präsenz des Chors, ohne Anflug von Show und Eigendarstellung, die Selbstverständlichkeit des Vortrags, das macht die “Heiligkeit” des Stückes aus.
Unterm Strich mutiert das Mysterienspiel zur Lindenstraße.
EDEL SEI DER MENSCH - “Edel sei der Mensch, hilfreich und gut” so tat es einst der Goethe sagen. Nie findet sich das unterm Hut, den unsere Politclowns tragen. - Der Unterschied zum Tier ist nur die dünne Decke der Kultur. Dient die mal nicht der Macht zum Zwecke, wirft Macht schnell ab die dünne Decke. - Kultur wird dann zum Trojapferd, gebraucht, damit man die bekehrt, die sich nicht den Doktrinen beugen, offen Freiheitswillen bezeugen. - Zur Propaganda degradiert, ganz offensichtlich sie souffliert, was ein jeder denken sollte, eig’ne Gedanken sind Revolte. - Wieder einmal hat es geschafft, das deutsche Volk dahingerafft, Kultur, Freiheit und Hirn gleichzeitig, wie 1933.
Solchen Typen ist buchstäblich nichts mehr heilig.
Den “Jedermann “habe ich vor 20 Jahren in einmalig guter Inszenierung bei den Erfurter Treppen-Festspielen gesehen. Das reicht, besser wirds nicht, nur “moderner”, was schon fast eine Drohung ist. Ob die als antijüdisch empfundenen Inhalte des Neuen Testamentes wirklich welche sind, ist umstritten. Alle Verunglimpfungen kommen schließlich von Personen jüdischer Herkunft. Dass z.B. Paulus, obwohl selber Jude, eine geradewegs bösartige Kritik an seinen Landsleuten äußerte kann jeder in seinen Briefen nachlesen.
Nun man hat in Oberammergau nach Ablauf der Spielperiode demnächst zehn Jahre Zeit für die inzwischen an deutsche Religionsparitäten angepasste Version. Besser noch, gleich die Neuschreibung der Leidensgeschicht des Propheten Muhammed, der von den “Ungläubigen” aus Mekka nach Medina vertrieben worden ist und einen Teil seiner neuen Anhängerschaft aus der dort ansässigen jüdischen und christlichen Gemeinschaft gewonnen hat. Dies ließ ihn zurück nach einigen Jahren gen Mekka reisen um den Siegeszug seiner “Religion” um die Welt und den Kampf gegen die “Kufr” bis hin in die heutigen Tage erfolgreich zu initieren. Alles nachzulesen in den Suren des Korans, selbst bei sogen. rücksichtsvoller Übersetzung. Die Intendanz möge bitte die Rolle des Muslim mit einem katholischen Mimen besetzen - mal sehen wie hoch die Toleranzschwelle des “friedlichen Islam” ist.
Jesus wurde vom Synhedrion vorverurteilt, weil er Jude war. Sie erspartem ihm das nicht, sondern angeblich dem Barrabas. Die Römer waren nur für Taten gegen den Kaiser zuständig und gegen aufständische Soldaten. Sie mussten allerdings alle Urteile absegnen. Aber dass er überhaupt zur Debatte stand, lag nicht an den Römern, die für Juden nicht zuständig waren. Somit bewegt sich Stückl nicht aus dem Glauben heraus - dem Auferstandenen kann das alles herzlich schnuppe sein, genau wie allen, die an die Auferstehun glauben - sondern er betreibt Geschichtsklitterung, herzlichen Glückwunsch. Eine indische Christin und ihre Tochter, die ich auf Reisen traf, fragten mich, ob die Festspiele gut seien. Ich wollte sie nicht enttäuschen und sagte no sé. Sie hatten eine Pauschalreise gebucht, zwei Tage München, zwei Tage Oberammergau. Das Hinkarren von Pauschaltouristen ist das sicherste Zeichen für Niedergang. An Yeshua liegt’s nicht, auch nicht an PP. Kaiphas war der Zweite nach Annas, sein Schwiegersohn. Vor ihm war der erste Sohn dran, nach ihm die anderen Söhne. Wie nennt man das noch? Zweifellos hat Yeshua diesen Schmu kritisiert, wie jeder, der sich mit Filz anlegt. Dass man Kaiphas dafür kritisiert, ist fair, Antisemitismus daraus abzuleiten, völlig daneben, weil, wie gesagt, die Juden für die Juden zuständig waren im alten Jerusalem. Die Welt ist primitiv. Da sie Kaiphas nicht mehr anfassen wollen - Vorsicht, Starkstrom - brauchen sie einen neuen Schuldigen. Das muss PP sein. Was für’n Schwachsinn. Falls sie Judas gekauft haben, ist das nun auch ein Jude. Es ist eine vollkommen innerjüdische Angelegenheit in einer Stadt, die niemand beurteilen kann, der damals nicht da war, die an sich keinen was angeht. Religionsgründer war dann der Apostel Paulus. Gad Granach war nicht da, sagte er mal. Das ist eine grundsolide Aussage. Wer geht da noch hin außer indischen Pauschaltouristen?
Wer ist Christian Stückl? Was sollen diese Oberammergauer Dingsbums lange nach Ostern? Vermutlich Geld scheffeln. Ich höre zu Pfingsten ausgiebig die Deutsche Messe von Franz Schubert und kann mich vor Bewunderung kaum einkriegen, ob Sawallisch mit seinem Bayrischen Rundfunk, ob aus der St. Paulus Kerk in Antwerpen, dem Moskow Oratorium oder dem St. Marienchor in Penzlin, alles auf Youtube und für lau! .
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