Neue Erkenntnisse über den Ausnahmezustand

Die halbe Welt im Ausnahmezustand, hieß es vorige Woche an dieser Stelle. Jetzt ist die ganze Welt im Ausnahmezustand, außer China, Südkorea und Taiwan. Für weitere Schlussfolgerungen ist es immer noch zu früh. Leider. 

Dazu folgende Richtigstellung: 

Es gibt neue Erkenntnisse. Die Deutschen kaufen weiter Toilettenpapier, die Amerikaner Waffen und die Franzosen Wein wie noch nie. Nichts lässt tiefer auf den Gemütszustand der Gesellschaften schließen. Ein Politiker: „Man könnte den Schluss ziehen, dass wir viele Arschlöcher unter uns haben.“ Ein gelassenerer Zeitgenosse meint: „Die Deutschen wollen einfach immer nur schön sauber bleiben.“

Diese Wochen sind die hohe Zeit des Kevin Kühnert. Der Mastermind der SPD, der es noch nicht zu einem einzigen Abschluss gebracht hat, ist gefragter denn je. Jüngst vom „Spiegel“ zum Thema deutsches Gesundheitswesen. Darf man nach Kühnert jetzt auch den „Spiegel“ nicht mehr ernst nehmen? 

Neben der Demokratie (Schweiz), der Demokratur (Erdogan) und der Diktatur (Kim, Maduro) gibt es eine weitere Staatsform: Die Virologie (Drosten, Kekulé). Merkmal: Zwei Experten, vier Meinungen. 

Für die Freunde der AfD, die sich über zu viele Ausländer in Deutschland erregten, ergeben sich neue Jobs: Erntehelfer, Altenpfleger, Bauarbeiter, Spargelstecher …

In der NZZ beschreibt Andreas Thiel eine Frage-Antwort-Szene:

„Woran ist er gestorben?“ – „An Altersschwäche.“ – „Na Gott sei Dank nichts Bösartiges.“ 

Ist das Ironie? Zynismus? Fatalismus? Thiel: „Es ist Nüchternheit.“ Er ist Satiriker und darf das. 

Zuerst erschienen im Euro am Sonntag

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Leserpost

netiquette:

Klaus Schmid Dr. / 08.04.2020

Wer Deutschland wirklich regiert sind die Medien die einfachste Bilder unters Volk bringen. *** Bild vom weinenden Mädchen namens REM: Einladung an die ganze Welt. *** Bild vom in Folge vom Tsunami zerstörten AKW: Alle AKW abschalten. *** Bild von wütender Greta und hunderttausenden hüpfenden: weg mit fossilen Brennstoffen *** Bild von Lungenkranken in der Intensivstation: Wirtschaft abschalten. >>> Ein Volk zurück in den Kindergarten, zu Bilderbüchen anstatt Sachbüchern.

Bernd Ackermann / 08.04.2020

Gerade habe ich das Fenster geöffnet, das Wetter ist schön, der Himmel blau, die Temperatur liegt bei fast 20 Grad Celsius, die Vorhersage verheißt Beständigkeit. Ich wage die Voraussage, dass die Erkältungskrankheit COVID-19 in 14 Tagen Makulatur sein wird, wir vor dem Scherbenhaufen stehen, uns fragen wie das passieren konnte und wann Greta wieder auftaucht. Irgendwas ist ja immer. Wie gut, dass wir Angela Merkel haben, die uns mit ruhiger Hand sicher durch die große Klopapierkrise von 2020 steuert (so wird es in die Geschichte eingehen). Im Getränkemarkt hat man Humor, da steht an jeder Kasse ein Sechserpack Corona-Bier. Natürlich hinter der virensicheren Plexiglasscheibe.

Dov Nesher / 08.04.2020

Das Horten von Toilettenpapier ist eine typische Kettenreaktion. Einige haben gehortet. Andere haben die leeren Regale fotografiert und jetzt nimmt jeder soviel er bekommt, weil er - zurecht - nicht weiß, wann es wieder welches gibt. Ich frage mich nur, wann endlich alle Lager voll sind. Ich bin froh wenn ich so viel bekomme, wie ich brauche. Meine Vorratskammer ist jedenfalls nicht voll Toilettenpapier.

Erwin Obermaier / 08.04.2020

Ich habe es langsam satt. Die AfD hat nichts gegen Ausländer in Deutschland. Aber sie hat was gegen ungehinderte Einwanderung in die Sozialsysteme.

Alex Micham / 08.04.2020

Niemand in der AfD hatte oder hätte je ein Problem mit ausländischen Erntehelfern, Altenpflegern, Bauarbeitern, Spargelstechern. Das sollte sicher ein Witz sein, Herr Tiedje, schon klar. War super witzig.

toni Keller / 08.04.2020

Die gegenwärtige Situation lässt automatisch den Gedanken aufkommen “Da muss doch ein bösartiger Plan dahinter stecken!” Leider vermute ich, dass unsere Politiker genauso sind, wie sie daher kommen und das ist die eigentliche Katastrophe, dass das jahrzehntelange Management by Champignon hervorgebracht hat! c.c. unsere Einheiten, die Verwaltungseinheiten und auch die Produktionseinheiten sind viel zu groß! Man merkt das schon viel zu lange daran, wie in den Medien und auch in privaten Gesprächen über Leute, Staaten und Regionen geurteilt wird, die keiner der Diskutanten jemals gesehen, bzw gereist hat. Wenn das ganze Chaos eine Chance hat, dann die, dass die Leute begreifen, dass sie ihr Leben selber in die Hand nehmen müssen. Gott rettet zwar, aber nach allem was seine Vertreter sagen, nicht in dieser Welt, in dieser Welt müssen wir selber das Heft in die Hand nehmen und wenn wir das nicht tun, dann tun es eben andere. Interessanterweise gleicht die derzeitige Lage nicht einer klassischen Diktatur, wo man sich einbilden kann, sie zu beenden, wenn man nur “mit dem Dolch im Gewande, sich zu dem Tyrannen schleicht…” sondern eher einem System wie es F. Kafka beschreibt, wo auch die handelnden Menschen nur Opfer eines unfassbaren, namens- und gesichtslosen Systems sind.

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