Für mich ist der grösste Unterschied noch immer, dass in Frankreich eine Mehrheit “extrem” gewählt hat. Da kann ich so enttäuscht sein als alter Frankophiler wie ich will. Das wenigstens funktioniert noch. Beim Deutschen ist es hoffnungslos. Alle beschweren sich, finden alle Parteien ungeeignet, nichts Gescheites auf dem Wahlzettel. Und wenn sie eine Partei sehen, deren Ideen sie irgendwie ansprechen, aber man sagt ihnen dass die “natürlich unwählbar” seien, sagen sie “Schade, eigentlich” und setzen ihr Kreuzchen seufzend und brav bei einer, irgendeiner der anderen Parteien, wohl wissend dass sie in den nächsten Jahren nicht bekommen werden was sie wollen. “Was will man machen?!” Oder “Was soll’s!”
Anderswo gab es auch keinen Untergang einer Weimarer Republik. Die Rahmenbedingungen sind aktuell gar nicht mehr so verschieden: Massenarbeitslosigkeit (wenn auch offiziell negiert), kommende wirtschaftliche Rezession, massive Preissteigerung, mangelnde innere Sicherheit, schwächliche Politiker an der Regierung, rapide wachsende Unzufriedenheit der (indigenen) Bevölkerung. Und einem Macron gehen auch hierzulande übrigens viele auf den Leim.
Eine nette kleine durchaus zutreffende Betrachtung. Leider nur ohne jede Televant in einer Zeit, wo Spitzenpolitiker immer globalistische Schwerstkriminelle sind, wie die YGL Macron und Merkel, ruchlose Ex- Geheimdienstchefs oder Dynastie-Potentaten wie Putin oder Kim, erpressbare Marionetten wie Selenski oder Strache oder im besten Fall ungebildete Gauner wie Trump oder Bolzonaro sind. Der Rest 08/15 Diktatoren und Kleptomanie-Häuptlinge. Brecht hätte vielleicht gesagt; Was ist schon die Liquidierung eines Spitzenpolitikers gegenüber der Amtsergreifung durch denselben. Die Franzosen haben das größere Übel gewählt. (Falls nicht manipuliert wurde) Nichts Neues.
Ich sehe da keine wesentlichen Unterschiede in den Methoden, jeweils die gewünschten Wahlergebnisse zu bekommen, in den genannten Ländern einschließlich Deutschlands. Gerade Frankreich ist doch fest in der Hand seiner “Eliten” - wie man ja gerade sieht. Im UK wetteten die Kommilitonen Cameron und Johnson, wer zuerst Premier wurden. Die Reihenfolge kann uns egal sein. Aber daß letztlich beide den Posten bekamen, zeigt doch, wie klein die Kreise derer sind, die Zugriff auf die Führungsjobs haben. Die “Panne” in den USA mit Trump lag an der Spezifik der Familie Clinton: offene Gegnerschaft endete zu oft im “Selbst"mord. Da hielt man sich in der Deckung - was Trumps Überraschungssieg bewirkte. Die “Parteienvielfalt” Deutschlands besteht eher in Variationen einer Species, wofür diverse Mechanismen sorgen. Von außen sieht man meist nur die Resultate. So, daß Gysi als Berliner Finanzsenator keineswegs in den Akten seines Büros nach Detailinformationen zum Skandal suchte, der Berlin einst “arm, aber sexy” machte. An die Öffentlichkeit kam jedenfalls nichts Neues - ist das etwa radikal-linke Oppositinspolitik? Kaum. Und als Lucke seine Anti-Euro-Alternative gründete, schickte man treue Beamte in die Partei (wie Gauland und Höcke, letzterer assistiert vom ‘ex’-Bundeswehr-Offizier Kubitschek), um geschickt mit NS-Versatzelementen zu jonglieren. Seitdem streitet man sich intern fruchtlos, während für die Blockade der Partei Argumente geliefert wurden. Alles schön nach Plan, damit es für Deutschland niemals eine Alternative geben wird. Daß im Rahmen der AfD-Spielwiese auch etliche sinnvolle Einzelstimmen zu Wort kommen, ist ein schwacher Trost. Es zeigt doch, was möglich wäre, aber eben strukturell-effektiv gehindert wird, jemals politisch relevant zu werden. - Nicht sehr optimistisch. Aber helfen denn Illusionen? Nur Todkranken manchmal, kurzfristig.
Herr Bonhorst: “Ein interessantes Ergebnis der Frankreich-Wahlen: Sie erinnern uns daran, dass in anderen Ländern andere Sitten herrschen. Auch andere Wahlsitten. Das hat uns jetzt Frankreich vorgeführt, davor England und davor Amerika. Man kann das als eine Selbstverständlichkeit abtun, aber es sind doch gute Lektionen….” Die einzige Lektion sehe ich darin, dass “Wahlen” - nach wie vor - “steuerbar” sind! Mit dieser Erkenntnis hinterlässt ein “Wahlergebnis ” für mich auch immer Zweifel! MfG
Zitat: “Unser System wirkt wie ein freundliches Schlafmittel.” Ich würde ein anderes Bild bevorzugen: Deutschland und Österreich sind schwer verletzte, dahinsiechende Lebewesen, an denen sich die Aasgeier solange fett fressen, bevor der Exitus eintritt.
Es stellt sich nicht nur die Frage nach dem *Stil* der Politik, sondern auch nach deren *Qualität*, also der Qualität der durch sie nach oben gespülten Politiker. Da sieht es in Deutschland nun wirklich sehr mau aus. Kein Trost: Nach meinem Eindruck ist die Qualität der Politiker auch in den anderen betrachteten Ländern in den letzten Jahrzehnten gefallen.
Im französischen Staatsfernsehen „France 2“ gab es im Verlauf des Wahlabends Merkwürdiges zu beobachten: Um 21:15 Uhr führte Marine Le Pen mit etwa 200.000 Stimmen. Um 21:20 führte sie mit etwa 220.000 Stimmen. Um 22:40 Uhr, knapp eine halbe Stunde vor dem Ende der Berichterstattung, führte Macron auf einmal mit 2,5 Millionen Stimmen – und Marine Le Pen hatte mysteriöserweise knapp 3 Millionen Stimmen wieder verloren (11.558.051/22:40 Uhr vs. 14.432.396/21:20 Uhr). In zahlreichen Städten Frankreichs war es nach der Wahl zu Protesten und Ausschreitungen gekommen. Wie kann ein Kandidat Stimmen verlieren? Stagniern okay, aber weniger werden?
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