Dieter Zetsche war der erste, der auf den Trichter kam. Schon Mitte September, während der IAA, der Internationalen Automobil Ausstellung in Frankfurt, schwärmte der schnauzbärtige Mercedes-Mann von einem neuen „Wirtschaftswunder“. Hunderttausende, bald schon Millionen von Flüchtlingen und sonstigen Zuwanderern würden es uns bescheren.
Hartgesottene Marxisten hätten damals annehmen können, der Daimler-Chef hoffe auf ein Arbeitslosenheer, aus den sich sein Personal demnächst preiswerter rekrutieren ließe. Aber vielleicht dachte der Verkäufer auch nur an die Vielzahl syrischer Ärzte, die sich demnächst eine ledergepolsterte Limousine der S-Klasse zulegen werden.
Gleichviel, unterdessen haben die deutschen Wirtschaftsprofessoren mit ihren Visionen nachgezogen. „Führende Ökonomen“, war verschiedentlich zu lesen, gingen davon aus, dass die ständige wachsende Zahl der Einwanderer das wirtschaftliche Wachstum befeuern werde. Schließlich handele es sich dabei um Konsumenten, denen die Unternehmen etwas verkaufen könnten, Milch, Butter und Brot, warme Socken, TV-Geräte und anderes mehr.
Logo, kann man da nur sagen, versteht sich von selbst. Genauso wie seinerzeit bei der Wiedervereinigung. Auch sie sollte den Deutschen eine Renaissance ihres legendären Wirtschaftswunders bringen. Und tatsächlich geschah Unglaubliches nach 1989. Von Rostock über Cottbus bis Dresden und Erfurt schossen Supermärkte und Autohäuser wie Pilze aus dem sozialistisch kontaminierten Boden.
Die Händler machten glänzende Geschäfte. Sie steckten ein, was ihren Kunden zugesteckt wurde. Die wenigsten konnten das Geld, das sie ausgaben, durch eigene wertschöpfende Arbeit verdienen. Wo die marode Wirtschaft des Ostens nicht gleich ganz zusammengebrochen war oder kurzerhand abgewickelt wurde, musste sie durch Subventionen, nicht zuletzt mit dem Soli, über Wasser gehalten werden. Bis heute liegt das Produktivitätsniveau des Ostens deutlich unter dem des Westens. Niemandem ist das persönlich anzulasten; besseres haben die politisch bestimmten Verhältnisse bisher einfach nicht hergegeben.
Von einem Wirtschaftswunder jedenfalls kann keine Rede sein, eher schon von einem Wunder staatlich gelenkter Umverteilung, einem Schwindel, der jetzt Schule zu machen droht. Denn auch die Zuwanderer, in der Mehrzahl des Deutschen kaum mächtig und höchsten selten so ausgebildet, dass sie ihren Unterhalt selbst verdienen könnten, auch sie werden nur ausgeben, was ihnen zugeteilt wird. Der Staat, der für ihre Unterbringung, für Ernährung, Kleidung, Ausbildung und die Teilhabe am kulturellen Leben des Landes aufkommt, muss das Geld dafür aus dem Staatssäckel nehmen.
Kurzum, die Firmen, die sich über wachsende Umsätze durch den Zustrom Hunderttausender aus dem arabischen Raum, aus Afrika oder Afghanistan freuen sollen, müssen das, was sie dabei einnehmen, zuvor als Steuern oder sonstige Preiszuschläge, steigende Energiekosten etc. abführen. Der Flüchtlingssoli ist schon Gespräch.
Das Wirtschaftswunder als Nullsummenspiel. Ein Geniestreich staatlich besoldeter Ökonomen, Wirtschaftswaiser mit akademischen Graden. Eine Milchmädchenrechnung, auf die man erst einmal kommen muss. Dass es dafür jetzt keinen Nobelpreis gab, bestätigt abermals, was sich schon zeigte, als Angela Merkel bei der Vergabe des Friedensnobelpreises leer ausging: Die Deutschen sind der Zeit soweit enthoben, dass es die anderen einfach nicht fassen können.