Peter Grimm / 12.08.2020 / 15:00 / Foto: Frank Vincentz / 79 / Seite ausdrucken

Maskenball auf dem Weihnachtsmarkt

Prof. Dr. Karl Lauterbach hatte es schon vor Monaten gesagt, doch niemand wollte ihm damals so recht glauben, schließlich wendet er sich ja traditionell, scheinbar vollkommen lustbefreit, gegen alles, was irgendwie Spaß oder Genuss verheißt und vielleicht nicht hundertprozentig gesund ist. Als viele Deutsche noch darauf setzten, dass der ganze Verbots- und Bevormundungsspuk zu Pfingsten vorbei sein würde, hatte der SPD-Gesundheitspapst bereits vorhergesagt, dass wir vielleicht Weihnachten nicht mehr wie gewohnt feiern könnten. Da hat er die deutsche Gesundheitspolitik offenbar richtig eingeschätzt, denn genau das tritt nun ein.

Während sich manche Städte schon im Hochsommer vom kommenden Weihnachtsmarkt verabschiedet haben, planen andere, wie sich mit Maske, Fiebermessen und Zugangskontrollen die innerstädtische Adventszeit gestalten lässt.

So ganz bei Null müssen die Weihnachtsmarktplaner der „neuen Normalität“ ja nicht anfangen, denn schon nach dem blutigen Anschlag des Islamisten Anis Amri auf einen Berliner Weihnachtsmarkt im Dezember 2016, hatten viele Kommunen begonnen, die adventlichen Budenplätze mit massiven Sperren zu umstellen. Dem Ende der Grenzenlosigkeit folgen nun einfach weitere Kontrollen.

Zwar gibt es noch gar keine Corona-Verordnung für den Dezember, doch die Weiterführung des eigentlich immer nur befristeten Ausnahmezustands nach Seuchenrecht scheint dennoch bis ins nächste Wahljahr bereits ausgemacht zu sein. Deshalb planen die Städte jetzt im Hochsommer für das adventliche Treiben. Aus Lübeck berichtet der NDR sogar von einem kleinen Test-Weihnachtsmarkt im Hochsommer, um Erfahrungen für den ersten Winter unter Corona Reglement zu sammeln.

Was bislang aus vielen Planungsrunden zu vernehmen ist, scheint nicht gerade dazu angetan, die weihnachtlich-heimelige Atmosphäre zu erzeugen, von der viele Weihnachtsmärkte eigentlich leben. Was beispielsweise vom berühmten Christkindlesmarkt in Nürnberg bleibt, wenn die Lenkung der Besucherströme so funktioniert, wie es nach einem Bericht von n-tv, derzeit geplant ist, mag sich mancher Weihnachtsmarkt-Liebhaber wahrscheinlich lieber gar nicht vorstellen. Es soll eine Art Einbahnstraßensystem mit vorgegebener Laufrichtung eingeführt werden. Anstatt die traditionellen "Drei im Weckla" an der Bude zu genießen, solle es Essen und Trinken nur zum Mitnehmen geben. Augsburg wolle erreichen, "dass die Stände auf möglichst viele Plätze in der Innenstadt verteilt werden“, um großes Gedränge zu vermeiden.

Vor allem aber soll nach den Vorstellungen der Planer Maskenzwang auf den Weihnachtsmärkten herrschen. Ein Maskenball auf dem Weihnachtsmarkt also. Vielleicht lässt sich das noch einem positiven Framing unterziehen. Maskenbälle sind doch schließlich was Schönes. Und damit man nicht mit der „Alltagsmaske“ feiert, ließen sich eventuell nette Adventsmasken als zeitgemäßer neuer Weihnachtsbrauch verkaufen. Ohnehin sollten Feiertagsmasken ebenso zur „neuen Normalität“ gehören, wie die inzwischen von den meisten Deutschen schon fast widerspruchsfrei hingenommene „Alltagsmaske“.

Foto: Frank Vincentz CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Petra Meinhardt / 12.08.2020

Wenn Corona wirklich so schlimm wäre würde die Regierung kostenlos an allen Ecken und Enden geprüfte Masken zur Verfügung stellen müssen und auf allen Fernsehkanälen müsste in Dauerschleife das Handling durchexerziert werden. Da nichts von dem passiert und es jedem selbst überlassen wird wie er die Maske an-und absetzt, es auch keine offiziellen Vorgaben gibt aus welchem Material die Maske zwingend sein muss um wirksam zu sein und die Regierung sich darauf verlässt dass die Leut’ sich gegenseitig erziehen, mit den Fingern aufeinander zeigen und die Polizei rufen, muss ich annehmen, dass das Virus bzw. die Maßnahmen gegen das Virus rein aus politischen Gründen genutzt werden. Ich habe daher keine Angst vor dem Virus, keine Angst vor der Ansteckung, jedoch befürchte ich politisch das Schlimmste.

Volker Kleinophorst / 12.08.2020

Das Infektionsschutzgesetz ist der Reichstagsbrand des Merkel Regimes. Am besten: Man braucht für die “Maßnahmen” nicht einmal Infektionen. Habe gerade an einem offenen Verkaufswagen vor einem Supermarkt keine Maske aufgehabt. Als Einziger. War vor 14 Tagen noch anders. Schließlich ist das kein Laden. Verkäuferin. “Haben Sie eine Maske?” Sie trug keine. “Haben Sie eine?” “Ich muss keine tragen.” “Wie Sie sehen: Ich auch nicht. Schließlich sind wir draußen.” Progromstimmung bei den Maskenschafen. Allerdings als Grummeln. Man ist ja feige. “Liebe Leute, machen wir es kurz. Eine Pandemie gibt es nicht. Die Maske schützt vor nix, kann man überall nachlesen. Ihr seid Idioten. Und zur Verkäuferin: Ich muss hier nicht kaufen.” Tut irgendwie gut. PS.: Zu denen mit dem “Wenn man dochseine Mitmenschen schützen kann”-Gefasel: Es schützt nicht. Und es gibt tausende von Krankheiten, alle werden übertragen durch irgendeinen “Kontakt”. Ganzkörperkondom für Alle? PS.: Als man keine Masken hatte, da waren sie sinnlos. Seit klar ist wie sinnlos sei sind, müssen sie getragen werden. An Alle: Todesangst vor dem Virus, Optimismus bei der Integration. Merkt ihr eigentlich noch irgendwas?

Berthold Kemmerling / 12.08.2020

Wie die Insassen eines Hochsicherheitsgefängnisses aus dem 19. Jh schön im Kreis laufen und dabei Masken tragen. Nachtigall, ick hör dir trapsen…

Martin Holzinger / 12.08.2020

Viele halbgare haben so viel Liebe im Herzen ; warum diese betreffenden nicht? “Einbahnstraße” passt zum “Fest der Liebe”.

Richard Kaufmann / 12.08.2020

Ein sehr intelligenter und weitsichtiger Mann, dieser Fliegenprofessor. Nur noch Bill Gates kann ihm das Coronawasser reichen. Ob sie beide eine ähnliche Qualifikation haben? Kann vielleicht der Fliegenprofessor auch Windows? So wie Gates Corona und andere Wirren?

Thomas Schmied / 12.08.2020

“Maskenball auf dem Weihnachtsmarkt”. Da wirken die Merkel-Poller schon fast wie Relikte aus einer guten alten Zeit. “Gut” ist natürlich relativ. Jetzt kommen bestimmt noch Corona-Abstands-Gitter dazu. Mal sehen, ob wieder Polizisten mit Maschinenpistolen rumstehen. Die können ja dann auch gleich die Abstandsregeln überwachen. Zwei Fliegen mit einer Klappe! Man muß heute positiv denken.

Richard Kaufmann / 12.08.2020

Corona-Weihnachten wäre schon etwas ganz Tolles. Jesus trug eine Corona an seinem Lebensende, jetzt wird seine Geburt mit der Corona gefeiert. Ich freue mich auf Coronaplätzchen, Coronagänsebraten, Coronakipferl und vieles mehr. Zu meinem nächsten Geburtstag wünsche auch ich mir eine Coronatorte.

Archi W Bechlenberg / 12.08.2020

Wir werden den Rotzlappen nie wieder los. Zumindest nicht, wenn wir darauf warten, dass es erlaubt ist, ohne zu gehen. Längst gibt es rund um die Maske einen Kult, Firmen bieten die individuelle Gestaltung und Bedruckung an, auf dem Wochenmarkt sah ich einen Stand mit Maskenmodellen von schlicht bis extravagant. Dass das Teil bereits solche Akzeptanz in Form von äußerer Anpassung gefunden hat, lässt böses ahnen. Anstatt sich das hässlichste aller Modelle umzubinden und damit zu zeigen, dass keine innere Beziehung zu dem Ding aufkommen kann, macht man es zu einem Modeaccessoire. Jeder, der sich darüber Gedanken macht, wie es etwas weniger bescheuert aussehen kann, dass man eine Maske trägt, ist bereits in der Falle gelandet. + + +  Es wird uns so ergehen wie den ersten Menschen, die eine Hose anziehen mussten. Bis dahin frei und ungebunden mussten sie nun ihre naughty bits verhüllen. Vielleicht genau wie heute auf Anordnung eines bekloppten Schamanen, der, in Unkenntnis von Viren, eine andere Gefahr aufbeschwor; den Zorn der Götter oder etwas ähnliches, das zuverlässig funktioniert, um Menschen Angst zu machen. Und so gewöhnten sie sich schließlich daran.

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