Wolfram Weimer / 03.05.2018 / 06:20 / Foto: John Jabez Edwin Mayall / 29 / Seite ausdrucken

Marx - antisemitisch, rassistisch und herzlos

Deutschland würdigt seinen größten Ideologen. Karl Marx, geboren vor 200 Jahren am 5. Mai 1818 in Trier, wird von Rechten verteufelt und von Linken wie ein Idol gefeiert. Unzählige Symposien, Bücher, Leitartikel, Sondersendungen beschäftigen dieser Tage die Nation. In Trier wird sogar ein Riesendenkmal aus Bronze enthüllt – von der Volksrepublik China geschenkt, was vor Ort zu heftigen Debatten führt. Macht die Bischofsstadt sich damit zum Wallfahrtsort chinesischer KP-Funktionäre? Ist eine Kolossal-Statue von der größten Diktatur der Welt nicht peinlich für eine liberale Demokratie?

Hubertus Knabe, Leiter der Gedenkstätte Hohenschönhausen, hält sie sogar für einen Skandal: „Für viele Opfer des Kommunismus ist es schwer erträglich, dass nun in einer westdeutschen Stadt wieder ein solches Denkmal errichtet wird.” Die Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte protestiert gegen die Aufstellung eines „Marx-Götzen”. Das Neue Deutschland hingegen leitartikelt: „Danke, China” und „Karlelujah”.

Der Kulturkampf um Marx ist jedenfalls entbrannt. Die politische Linke lobpreist ihn nach wie vor als Propheten, Revolutionär und Entlarver des Kapitalismus, als geistigen Vater der Arbeiterbefreiung. Die Rechte verweist zum 200. Geburtstag auf 100 Millionen Tote als Opfer des Kommunismus, auf einen geistigen Brandstifter des Totalitarismus.

Die bürgerliche Mitte blickt zum Jubeljahr reichlich entspannt auf Marx, sie hält zwar von seinem radikalen Klassenkampf-Dogmatismus wenig. Doch weithin wird die intellektuelle Strahlkraft seiner Werke gewürdigt. Selbst der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, findet Respekt vor der „heilsgeschichtlich-idealistischen Perspektive”, die moderne Sozialstaaten bis heute motiviere.

Aggressiver Schmarotzer auf Kosten von Familie und Freunden

Jenseits der politischen Debatte ist nun aber auch der Privatmensch Karl Marx näher ausrecherchiert worden. Das Bild, das dabei zutage kommt, ist freilich denkbar düster. Denn die Forschung zeigt, dass Marx nicht nur ein Mann mit chronischen Geldproblemen war, der sich als aggressiver Schmarotzer auf Kosten von Familie und Freunden undankbar durchs Leben schlug und selbst seiner armen Mutter rücksichtslos das letzte Witwengeld entriss.

Verwandte, die aus seiner Sicht zu alt wurden, beschimpfte er als „Erbschaftsverhinderer”. Über die schwere Krankheit eines Onkels schrieb er an seinen Freund Engels: „Stirbt der Hund jetzt, bin ich aus der Patsche heraus.” Als dessen Tod dann drei Jahre später eintrat, rühmte Marx das als „a very happy event”.

Auch seiner Frau und seinen Kindern gegenüber war Marx von einer irritierenden Brutalität. So schildert Uwe Wittstock in seiner brillanten Biografie „Karl Marx beim Barbier” minutiös die Alltagstragödien der Familie Marx. So die Affäre, die Marx mit dem eigenen Dienst- und Kindermädchen Helena Demuth hatte. 1851 wurde aus diesem Ehebruch ein Kind namens Henry Frederick geboren. Marx zwang die Mutter daraufhin, das Kind weg zu geben und Pflegeeltern zu überlassen. Er kümmerte sich nicht um das Schicksal des Sohnes, der bestenfalls gelegentlich seine Mutter besuchen durfte, dabei aber wie ein Hund nur durch die Hintertür und bis in die Küche hereingelassen wurde.

Aus den Briefen und Artikeln geht auch hervor, dass Marx ein ausgeprägter Antisemit und Rassist war. An seinen politischen Freund Arnold Ruge schrieb er, wie „widerlich” ihm „der israelitische Glaube” sei. Sein Text „Zur Judenfrage” (1843) legt den geistigen Grundstein für blanken antisemitischen Hass: „Welches ist der weltliche Grund des Judenthums? Das praktische Bedürfnis, der Eigennutz. Welches ist der weltliche Kultus der Juden? Der Schacher. Welches ist sein weltlicher Gott? Das Geld.” Die Passagen von Marx über Juden lesen sich zuweilen wie Originaltexte von Nazis. Das Judentum sei „ein allgemeines gegenwärtiges antisociales Element. In der jüdischen Religion liege „die Verachtung der Theorie, der Kunst, der Geschichte, des Menschen als Selbstzweck”. Selbst „das Weib wird verschachert”.

Seine Briefe entlarven Marx auch als Rassisten. So wird Ferdinand Lassalle, der Gründer des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins und politischer Konkurrent von Marx, wegen seiner jüdischen Herkunft erst als Jüdel Braun, Ephraim Gescheit und Itzig verunglimpft. Nachdem Lasalle ihn 1862 in London besucht hatte, beschimpft Marx ihn als „jüdischen Nigger Lasalle” und schreibt: „Es ist mir jetzt völlig klar, dass er, wie auch seiner Kopfbildung und sein Haarwuchs beweist, von Negern abstammt, die sich dem Zug des Moses aus Ägypten anschlossen. Nun, diese Verbindung von Judentum und Germanentum mit der negerhaften Grundsubstanz müssen ein sonderbares Produkt hervorbringen. Die Zudringlichkeit des Burschen ist auch niggerhaft.” Selbst seinen eigenen Schwiegersohn Paul Lafarge, dessen Mutter eine kubanische Kreolin war, erniedrigte er in einem Brief an seine Tochter Jenny als „Negrillo” und „Abkömmling eines Gorillas”.

Dieser Beitrag erschien zuerst in The European

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Michael Kubina / 03.05.2018

Sollte man in solch einem Artikel nicht vielleicht auch wenigsten beiläufig erwähnen, dass Marx selbst Jude war und aus einer Rabbinerfamilie stammte? Ich glaube nicht, dass das heute noch jeder Leser auf der Achse weiß.  Dann müsste man sich aber auch der Frage widmen, wie dieser “jüdische” Antisemitismus zu erklären ist. Ganz abgesehen davon, haben die Verbrechen , die auf der Basis seiner Ideen im vergangenen Jahrhundert begangen wurden, eher wenig mit dem unzulänglichen Charakter von Marx zu tun. Das ist doch im Grunde banal.

Ralf Poehling / 03.05.2018

Man muss davon ausgehen, dass Hitler Marx nicht nur gelesen, sondern verinnerlicht und fuer seine eigene Weltanschauung zu erheblichem Teil kopiert hat. Die andauernde Kritik der Marx Verfechter an allem, was irgendwie ans Dritte Reich erinnert, ist schlicht nicht glaubhaft und dient einzig der Ablenkung von der eigenen Verantwortung fuer den Suendenfall des 20. Jahrhunderts.

Alexander Brandenburg / 03.05.2018

Keiner wird bestreiten können, dass Marx über ausserordentliche theoretische Fähigkeiten und enorme wissenschaftliche Produktivität verfügte sowie eine enge Verbundenheit mit den sozial Erniedrigten und arbeitenden Klassen aller Länder besaß. Bei einem solchen Denker und Praktiker ist es zu seinem Verständnis notwendig, die zeitgeschichtlichen Umstände und damaligen gesellschaftlichen Herausforderungen genau zu erfassen. Antisemitisch, rassistisch und herzlos- sind keine basale Qualitäten des Denkens und Handelns von Marx und sind - wenn sie denn festgestellt werden- im oft streitbaren Kontext zu betrachten. Auch haben solche Urteile nach der Erfahrung der NS-Judenvernichtung eine andere Bedeutung als vorher und tragen jedenfalls keinen Vernichtungsimpetus. Hinzu kommt, die Entwicklung von Marx selbst, die bis 1848 (Klassenkämpfe in den europäischen Ländern) anders als in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ( Restauration und Entwicklung des Industrieproletariats) verläuft. Wenn wir auf das großartige “Manifest” sehen, so können wir seine Entstehung bis in die Einzelheiten der Formulierung nicht ohne die enge Zusammenarbeit von Marx mit dem von Wilhelm Weitling angeführten “Bund der Kommunisten” verstehen, einer selbständigen und autonomen Organisation der deutschen Arbeiter. Ohne die enge Zusammenarbeit mit den damaligen Arbeitern gäbe es kein “Manifest”, das ja eine mehrfach von Marx eingeforderte Auftragsschrift für den “Bund” war. Das “Kapital” wird dann in der 2. Hälfte dieses so produktiven Jahrhunderts geschrieben und muss als Antwort auf die Entstehung des großen Industrieproletariats gelesen werden. Man darf Marx nicht unterschätzen!

Heiko Stadler / 03.05.2018

Der Charakter von Marx passt gut zu seiner Ideologie: Ausbeutung der arbeitenden Bevölkerung und Verteilung der Beute an Drückeberger. Die Regierung Südafrikas macht gerade vor, wie Marxismus funktioniert.

Dieter Kief / 03.05.2018

Der jüdische Selbsthass ist ein uraltes und daher lang erforschtes Phänomen. Karl Marx’ Vater ist vom Judentum zum evangelischen Glauben konvertiert… (Es wäre interessant herauszufinden, ob Marx der später von Max Weber entdeckte Zusammenhang zwischen Arbeitsethik, innerweltlicher Askese und wirtschaftlichem Erfolg mit Bezug auf den Protestantismus irgendwie schon ersichtlich ar. Immerhin ist sein wirtschaftlich sehr erfolgreicher Freund Friedrich Engels sozusagen aus der Pietistischen Zentralen Deutschlands - nämlich aus Wuppertal. Fragen über Fragen. Das chinesische Denkmal erfordert eine Gegengabe - ich plädiere aus Trierischer Sicht für Nikolaus Cusanus! - Das würde den auch Wolfram Weimer ja vorschwebenden Gedanken verbreiten helfen, dass die Extreme weniger verschieden sind, als es oft scheinen mag. PS Der Unternehmer Friedrich Engels Denker war sicher nicht weniger krass in seinem Denken als Marx.

Wulfrad Schmid / 03.05.2018

Marx ist offenbar einer der Erfinder des Bessermenschentums, weshalb ihn Linke, Linksgrüne und Brüder im Geiste auch gerne feiern. Ein Armutszeugnis, dass man diesem Mann nun noch Gedenken hinterherwirft und besonders bedauerlich, dass sich ein brillianter Schauspieler wie Adorf, offensichtlich bar jeder Kenntnis über Marx, in dieser Rolle gefällt. Auch an dieser Stelle der Hinweis, dass die Nazis sich National"Solialisten” nannten…

Rudi Knoth / 03.05.2018

Ich denke mal anders als bei Luther wird der Rassismus und Antisemitismus von Marx nicht besonders behandelt. Dann fragt man sich, ob dieser Mann in der Partei “Die Linke” aufgenommen würde. Da kann mann sicher sich eine kleine Satire einfallen lassen.

Caroline Neufert / 03.05.2018

Sie waren schon mal besser. Marx mag ambivalent sein, aber ist es nicht so, dass alle die Großes vollbracht haben, dies meistens auf dem “Rücken” von anderen, oftmals der Familie erreichten ? Nicht schön, aber leider normal. Ich glaube, Sie kennen selbst genügend Bsp. Uralte Zitate, die Lengsfeld schon vor Monaten hier brachte, machen den Text nicht besser. Marx war übrigens kein Antisemit; nicht das Semitische klagte er an bzw verachtete er, sondern die Religion, als “Opium fürs Volk” womit er wohl recht hat. Tja und political correctness in seiner heutigen Ausprägung gibt es erst, weil die Menschen sonst nichts zu tun haben.

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