Herr Zeller, verzeihen Sie dem Herrn Gruber einfach, denn: Der Klügere gibt nach.
BDS ist ein Bündnis von Antisemiten mit dem Ziel, den Staat Israel zu ruinieren und zu zerstören. Die von Schweden mit einem Nobelpreis geehrte Annie Ernaux ist glühende Verfechterin dieses Vorhabens. Chaim Noll hat in seinem ganzen Leben Annie Ernaux nie ein Leid angetan. Er ist Jude und ist Israeli und liebt sein Land. Wer will, der sagt: “Dann ist er ein “Zionist.” Dies besiegelt, dass Annie Ernaux sein erklärter Todfeind wird -ihre allgemeinen politischen Ziele beinhalten auf zwischenmenschlicher Ebene, dass Chaim Noll diskriminiert werden soll, dass seine Existenz, die er sich aufgebaut hat, zertrümmert wird. Dass seine Familie, seine Söhne tot sein sollen. Das alles ist inbegriffen im Treiben Derjenigen, die bei BDS zuhause sind. Chaim Noll könnte im “Werk” von Annie Ernaux auch eine Antwort auf die Frage suchen: “Was habe ich dir denn je angetan?” Doch, es gibt die Antwort. Sie lautet: “Jude!”
Danke, Herr Noll, der Artikel ist ein Geschenk für mich! Als Denis Scheck die Wahl von Ernaux so begeistert gefeiert hat, war ich nämlich höchst beunruhigt und dachte, mit dieser Autorin muss was faul sein. Nur was? Jetzt weiß ich es, und zwar so genau, wie ich es mir nicht zu erträumen gewagt hatte. Ihr Artikel ist ganz hervorragend! Lesen Sie mal bei “tagesschau.de” den Artikel “Kritiker Scheck zu Ernaux: Ein literarischer Leitstern”, da steht im Prinzip dasselbe drin wie bei Ihnen, nur dass es positiv bewertet wird. Sogar ultra-positiv. Man will es eigentlich nicht glauben, aber so ist der Zeitgeist.
@Gidon David: “Annie lo Ernaux” ist gut! Und es reimt sich, also ist es wahr. (Diese Logik stammt, wenn ich mich nicht irre, aus Lewis Carrolls “Snark”.)
Ich würde Haruko Murakami vorschlagen. Er hätte den Preis schon längst verdient! Seine Bücher ziehen einen in die Handlung von Anfang an hinein. Verstehe einer das Nobelkomitee. Da freut man sich, mal keinen exotischen Autor, von dem man noch nie etwas gehört hat, vorgesetzt zu bekommen und dann ausgerechnet diese Dame mit antisemitischen Anwandlungen. Ich glaube, seit Herta Müller hab ich da keinen mehr gekannt.
@Arne Ausländer: Finde schon, daß er seine Berechtigung hat, indem er gute Literatur über Sprachgrenzen hinaus bekannt macht. So großartige Autoren wie Orhan Pamuk oder Mario Vargas LLosa hätte ich ohne diesen Preis möglicherweise nicht kennengelernt.——- Große und zugleich kommerziell erfolgreiche Schriftsteller brauchen den Preis allerdings nicht unbedingt, z.B. der von mir verehrte, stets leer ausgegangene Friedrich Dürrenmatt, und freilich hat es immer wieder Mißgriffe der Jury gegeben, und zwar schon in den frühen Zeiten dieses Preises, vor dem 1. Weltkrieg, stets dem jeweiligen Zeitgeist entsprechend, das ist nichts Neues. Umgekehrt wurden aber auch Preisverleihungen aus politischen Gründen hart kritisiert, obwohl diese künstlerisch absolut gerechtfertigt waren, in jüngerer Zeit z.B. Peter Handke, der sich im Jugoslawien-Krieg auf unangenehme Weise mit Slobodan Milosevic gemein machte.
@armin_ulrich: Wenn Sie an ein Buch über Lineare Algebra eines deutschen Autors denken - zu meiner Zeit war das der Kowalsky - mögen Sie vielleicht nicht ganz recht haben. Gilbert Strangs Linear Algebra and Its Applications jedoch würde ich sicher weit höher einschätzen als das Gesamtwerk aller Literaturnobelpreisträger der letzten 20 Jahre.
Seien Sie nicht so hart mit den Übersetzern und Lektoren, Herr Noll. Denen entgeht so manches. Selbst einem Thomas Mann und seinen Lektoren ist so manches Dativ-“wegen” entgangen - von Heinrich ganz zu schweigen. Legendär ist der Übersetzungsfehler zu Houellebeques “Sérotonine”, der als vermeintliche Stilblüte durch Herrn Habeck im “Literarischen Quartett” öffentlich gemacht wurde: “Seine Haare wehten in einem Windhauch” - im Französichen klingt das durchaus stimmig: “Ses cheveux flottaient dans un souffle d’air.” (Rückübersetzung von mir)——- Im Übrigen klingt der Ansatz, eine Autobiographie so unpersönlich wie möglich erzählen zu wollen, ja immerhin mal originell. Fragen, welche Rückschlüsse dieser Ansatz auf die Autorin als Person zuläßt, welcher Weltanschauung sie anhängt, und ob mir diese Person und diese Weltanschauung gefällt, interessieren mich als Freund der schönen Literatur nur sekundär und sind eigentlich solche, deren Betrachtung den Psychologen, Politologen und Biographen gebührt. Interessant ist nur, ob der Autorin gelingt, ihren Ansatz in einen Text von literarischer Qualität umzusetzen.——- Ihren Furor über die wiederholten antisemitischen Äußerungen der Ernaux kann ich nachvollziehen, jedoch sollte man das Werk - über das ich nicht urteilen kann, weil ich es nicht kenne - von der Person trennen, will man ihm gerecht werden. Um dazu nur zwei Beispiele zu nennen - ich habe den “Pan” des Nazi-Kollaborateurs Hamsun und den “Transit” der SED-Funktionärin Seghers mit Begeisterung gelesen, werde niemals müde werden, diese Lektüren weiterzuempfehlen, und muss diese Personen dennoch nicht lieben.
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