Leipzig: Gil Ofarim durfte wegen Davidstern nicht ins Hotel

Der deutsch-israelische Musiker Gil Ofarim wollte am gestrigen Abend in das Westin Hotel in Leipzig einchecken und wurde daraufhin von einem Mitarbeiter des Hotels judenfeindlich attackiert, wie er auf Instagram in einem Video berichtete. Aufgrund eines Computerproblems hatte sich im Hotel eine Schlange gebildet, aus der regelmäßig Personen vorgezogen wurden, um die Schlange zu entzerren. Ofarim jedoch wurde nicht vorgezogen. Als er sich nach einer Viertelstunde beschwerte, wieso er nicht einchecken könne, rief eine Person, er solle seinen Stern wegpacken. Daraufhin sagte auch der Mitarbeiter des Hotels, den Ofarim im Video als Herr W. bezeichnet, dass er einchecken dürfe, wenn er seinen Stern einpacken würde. Ofarim, der immer eine Davidsternkette trägt, wollte mit dem Manager sprechen. Dieser sei wohl nicht da gewesen. Daraufhin verließ er das Hotel und drehte vor dem Hotel mit Tränen in den Augen das Video für Instagram.

Sein Management erklärt in einem Statement, dass der heutige Tag ohnehin schwer für ihn sei, da sein 2018 verstorbener Vater, der israelische Sänger Abi Ofarim, heute Geburtstag gehabt hätte. „Gil muss die jüngsten Vorkommnisse gestern in Leipzig erst einmal verdauen und ist noch sichtlich schockiert … Der Tag ist generell schon schwer genug für ihn.“

Fast tägliche Angriffe und Beleidigungen gegen Juden lassen große Zweifel aufkommen, ob dies das Deutschland ist, in dem Juden gut und gerne leben können. Viele Juden fragen sich, ob dies das Land ist, in dem sie Kinder großziehen möchten und in dem Juden überhaupt eine Zukunft haben. Ehrliche Antworten gibt es keine, dafür so viele Lippenbekenntnisse und „Nie Wieder“, dass ich sie nicht mehr hören kann. Gerade in einer Stadt, die der an der prozentualen Hürde gescheiterten Linkspartei über ein Direktmandat in den Bundestag verhalf, muss die Frage nach Judenhass in Teilen der extremen Linken gestellt werden. Wenn der Weg zu einem sichereren Leben für Juden über das Ablegen alles Jüdischen bis zur Unkenntlichkeit geht, dann ist die Frage berechtigt, ob dies der richtige Weg ist. Denn wer sich verbirgt und verkleidet, um von anderen nicht mehr erkannt zu werden, wird sich irgendwann auch selber nicht mehr erkennen.

 

Anm. d. Red.: Der in diesem Beitrag geschilderte Sachverhalt hat sich ganz anders dargestellt, wie sich nachträglich zeigte. Lesen Sie hier einen aktualisierten Bericht dazu.

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Leserpost

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Karsten Dörre / 05.10.2021

Die religiösen Gefühle der bereits eingecheckten, muslimischen Hotelgäste muss man respektieren und schützen.

Dr. Olaf Borkner-Delcarlo / 05.10.2021

Ich mag mir gar nicht vorstellen,  was demnächt noch alles passieren wird. Auf jeden Fall,  werde ich mir, wenn ich wieder mal in Deutschland bin, demonstrativ eine Kette mit einem Anhänger mit israelischer Flagge umhängen. Was ist aus diesem Land nur geworden.

Uwe Kah / 05.10.2021

Wundern wird es wohl keinen ernsthaft. Bleibt nur noch zu sagen das es in 20 Jahren heissen wird “Nehmen Sie das Kreuz ab und sie dürfen rein” oder angesichts der sprachlichen Probleme welche die dann vorherrscheden Gruppierungen haben wahrscheinlich eher “Aldder machst du das Kreuz weg oder isch mach disch weg” Wallah.

Rolf Menzen / 05.10.2021

Ich hätte an seiner Stelle die BILD-Lokalredaktion angerufen. Die hätten bestimmt einen netten Artikel darüber geschrieben. Und der Typ am Empfang hätte sich am Montag die Papiere abholen können.

Sabine Heinrich / 05.10.2021

Ich hoffe, dass es vor dem Hotel Mahnwachen und lautstarke Proteste gibt! Außerdem interessiert mich sehr, ob die unverschämten Hotelangestellten autochone Deutsche sind. Ob wir darüber etwas erfahren? Wenn es “Eingeborene” waren, wird das sicher in den Medien ausführlich abgehandelt; sollten es Muslime gewesen sein - wetten, dass das dann nach Kräften verschleiert wird? Wieso war der sicher hochbezahlte Manager nicht zu erreichen? Ich übersetze das mal so: Er war zwar vor Ort, wollte aber keine Stellung beziehen. @Fred Burig: Das sehe ich genauso! Da hätte der Manager noch höchstpersönlich den roten Teppich ausgerollt.

Winfried Jäger / 05.10.2021

Die Sache ist doch völlig klar. Der Kampf gegen Rechts muß noch weiter intensiviert werden. Geld darf dabei überhaupt keine Rolle spielen. Außerdem kann es doch nicht angehen, daß die Flut der Geisteswissenschaftler, die ansonsten niemand braucht, einer wirtschaftlich wertschöpfenden Tätigkeit nachgeht. Wenn ich es genau bedenke: Die AfD ist schuld an der Misere und die Demokraten müssen jetzt zusammen stehen, um dieser Partei des Antisemitismus den Garaus zu machen. Hier sind nicht nur die Kanzeln sondern auch Journalisten und Juristen mit Haltung gefragt.

Paul Siemons / 05.10.2021

Ich lese daraus, dass die Marriot Gruppe in Leipzig vorbildliche Personalpolitik betreibt und Menschen, die noch nicht so lange hier leben, berufliche Chancen gibt. Alles andere ist für mich nicht vorstellbar. Ich trage seit langem auf meiner Lieblingsjacke einen großen Aufnäher, der die israelische Flagge darstellt. Die Male, wo ich deswegen - bisher nur verbal - angegangen wurde, waren es Personen mit arabischem Erscheinungsbild.

Günter H. Probst / 05.10.2021

Hat dem Armen keiner gesagt, daß man im Mitteleuropäischen Siedlungsgebiet nur mit Hammer- und Sichel- oder Halbmond-Anhänger problemlos in Hotels und Restaurants kommt?

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